Sarahs Spektrum - Anna Maselina

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Ich liebe Jonas, aber die Möglichkeit eines anderen Lebens kribbelt manchmal in meinem Bauch."
    Sarah ist nicht unglücklich mit Jonas, ganz und gar nicht. Sie haben sich sachte ein gemeinsames Leben aufgebaut, und die junge Frau hat tiefes Vertrauen zu ihm - und damit zum ersten Mal überhaupt zu einem anderen Menschen. In dieser Sicherheit stellt sie plötzlich fest, dass sie auf dem besten Wege ist sich zu verlieren, bevor sie sich selbst gefunden hat.
    Eine Phase des Umbruchs erschüttert Sarahs Leben aus nicht ganz heiterem Himmel, und dass die wilde Cat in ihr jetzt auch noch Gefühle weckt, die tief unter die Haut gehen, verstellt den Blick noch mehr. Da ist vielleicht die einzige Möglichkeit, das ganze Kaleidoskop einmal zu schütteln und neu darauf zu sehen!
    Einfühlsam und wertfrei beschreibt Anna Maselina, wie Sarahs autistisch geprägte, komplexe Persönlichkeit sich durch Liebe und erotische Zuwendung neu definiert und zusammenfügt.


    meine Meinung
    Sarah ist glücklich mit Jonas liiert. Er versteht ihre in sich gekehrte und zurückhaltende Seite. Er versteht, dass sie Gefühle nicht richtig deuten kann. Als Jonas auf Geschäftsreise geht, lässt sich Sarah zu einem Abenteuer mit der lesbischen Cat hinreißen. Sie schläft mit ihr und erfährt dadurch, dass sie sich mehr zu Frauen hingezogen fühlt, als sie dachte. Wie wird es mit Jonas weitergehen?


    Ich hatte mich sehr auf "Sarahs Spektrum" von Anna Maselina gefreut, denn der Klappentext versprach eine neue Sicht auf die Erotik, nämlich die einer Autistin. Diese Sichtweise hat mich sehr gereizt. Bekommen habe ich allerdings einen Roman voll plattesten Porno und wenig Prickeln.


    Die Geschichte wird von Sarah selbst erzählt. Dabei ist die junge Frau eher distanziert und zeigt wenig Gefühl. Für eine Autistin durchaus normal. Als Leserin ist es für mich ab und an schwer gewesen, mich in Sarah hineinzuversetzen, da sie eben so gefühlskalt an vielen Stellen war. Dennoch hat mich ihre Sicht der Dinge interessiert und ich war gespannt zu erfahren, wie sie ihr Liebesleben mit Jonas so meistert.


    Der Beginn war auch viel versprechend, immerhin durfte ich dem ersten Mal mit Jonas beiwohnen. Doch ab dem Zeitpunkt, wo Sarah Cat kennenlernt, geht es mit dem Roman rapide bergab. Nicht nur, dass das Abschleppen von Sarah für mich weit hergeholt war, nein, auch das dann folgende Liebesspiel hatte für mich weder was erotisches noch prickelndes.


    Ich bin beim Lesen aufgeschlossen, was Erotik zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern angeht. Hier allerdings wirkten die Szenen im Bett wie aus einem Porno kopiert. Da lecken sich die beiden bis zum Schreien, der Tisch wird nass, weil sie sich so anziehend finden und Sarah, für die das alles neu und anders sein sollte, macht fröhlich mit ohne einen Selbstzweifel oder auch nur einen Gedanken an ihren Freund.


    Gefühl, ja gar Prickeln habe ich bei jeder Szene vermisst. Die Protagonisten fallen übereinander her, spielen sich an ihren vermeintlich erogenen Zonen (wir Frauen haben davon ja auch nur zwei) und kommen sofort. Von einer Entdeckung des Anderen, von Zärtlichkeiten oder ähnlichem ist nichts zu lesen gewesen. Schade, denn so wirkt der Roman auf mich wie ein zu Papier gebrachter billiger Pornostreifen. Wüsste ich nicht, dass ich es mit einer Autorin zu tun habe, hätte ich auf einen männlichen Schreiberling getippt, der seiner Fantasie um zwei Lesben freien Lauf lässt.


    Auch die Story, die Anna Maselina um Sarah spinnt, ist nicht so fesselnd, als dass ich über die Szenen hinwegsehen könnte. Sarahs Gedanken waren für mich zwar immer verfolgbar, jedoch wirkte das Konstrukt unbeholfen und nur als Krückstock für die nächste Bettszene. Das musste nun wirklich nicht sein. Erotische Literatur kann viel mehr!


    Der Stil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise hat das Distanzierte, Analysierende, was der Autismus mit sich bringen kann, gut eingefangen.


    Fazit: Erotik ist das nicht. Wer gern einen reinen Porno in Buchform hätte, darf zugreifen. Für alle anderen heißt es: weitersuchen.