Selbs Justiz - Bernhard Schlink, Walter Popp

  • Kurzbeschreibung
    Privatdetektiv Gerhard Selb, 68, wird von einem Chemiekonzern beauftragt, einem 'Hacker' das Handwerk zu legen, der das werkseigene Computersystem durcheinanderbringt.
    Bei der Lösung des Falles wird er mit seiner eigenen Vergangenheit als junger, schneidiger Nazi-Anwalt konfrontiert und findet für die Ahndung zweier Morde, deren argloses Werkzeug er war, eine eigenwillige Lösung.


    Dies ist Bernhard Schlinks erster Roman, geschrieben in Zusammenarbeit mit Walter Popp während eines Freisemesters in Aix-en-Provence.


    Autorenportrait
    Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld. Studierte an der Universität Heidelberg und an der Freien Universität Berlin Jura, promovierte 1975 in Heidelberg und habilitierte sich 1981 in Freiburg im Breisgau. Anschließend lehrte er von 1982 bis 1991 an der Universität Bonn, von 1991 bis 1992 an der Universität Frankfurt am Main und ab 1992 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1988 ist er Richter des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen. Sein dritter Roman "Der Vorleser" (1997) wurde zu einem anerkannten und viel gelobten Welterfolg. Für diesen Roman, den ersten deutschen Titel, der auf Platz eins der New York Times Bestsellerliste landete und mittlerweile in 25 Sprachen übersetzt wurde, erhielt Schlink am 1. Oktober 2003 das Bundesverdienstkreuz.


    Meine Meinung
    Einer der wenigen Krimis, der mich als nicht-Krimi-Fan voll ueberzeugen konnte. Wie immer bei Schlink gefaellt mir der Schreibstil: klar und fluessig zu lesen und dennoch mit Detail, das immer wieder ueberrascht.
    Mit Privatdektiv Gernahrd Selb ist ihm ein Krimiheld gelungen, der sehr menschlich und trotz seiner braunen Vergangenheit durchaus sympatisch ist. Ich haette nicht gedacht, dass ich mich mit einer 68jaehrigen maennlichen Romanfigur so gut identifizieren koennte. Hier kommt mal ein Krimiheld, der nicht total versoffen ist!!!
    Der Plot ist spannend geschrieben und liess sich kaum aus der Hand legen. Freute mich sogar auf die 5 Minuten Lesezeit in der Waschanlage mit dem Auto. Die fuer Schlink typische Gesellschaftskritik kommt sehr nachdenklich rueber, ohne dass ich mich als Leser davon erschlagen fuehle.


    Fazit: absolut empfehlenswert und ich freu mich schon auf "Selbs Betrug" - das hier irgendwo im Haus verschwunden ist und noch gefunden werden muss ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Gutes Buch!


    Das Chemiewerk der RCW beherrscht Ludwigshafen, und das Werk wird beherrscht von Korten, der nach dem zweiten Weltkrieg eine kometenhafte Karriere im Betrieb absolvierte. Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist ein dubioser Prozeß, der während der Nazizeit gegen drei Forschungsmitarbeiter geführt wurde, darunter ein jüdischer Zwangsarbeiter. Staatsanwalt in diesem Prozeß war Gerhard Selb, Schwager von Korten, und inzwischen Privatdetektiv, der seine unrühmliche Vergangenheit bewältigt zu haben scheint.


    Als merkwürdige Computerprobleme auftauchen, etwa sämtliche Sekretärinnen plötzlich 500 DM mehr Gehalt bekommen oder alle Konten gelöscht werden, die mit der Zahl "13" beginnen, ruft Korten seinen Schwager zur Hilfe. Relativ rasch findet Selb den vermeintlichen Täter. Ohne viel Aufsehen wird das Problem beseitigt. Nachdem Selb aus seinem anschließenden Urlaub zurückkehrt, muß er feststellen, daß das Problem doch recht gründlich beseitigt wurde ...


    Schlink und Popp haben mit Gerhard Selb keinen Antihelden kreiert, sondern einen reflektierenden, gewissenhaften, recht hedonistischen Spätsechziger, der sich so seine Gedanken macht, mit offenen Augen durch die Welt geht und sich - letztlich - nicht instrumentalisieren läßt, weil das während der Nazizeit bereits im Übermaß geschehen ist. Selb wirkt sympathisch-distanziert, aber nicht überzogen selbstbewußt; es macht einfach Spaß, ihm nicht nur bei der Arbeit zuzusehen, sondern auch bei seiner Art, mit Menschen umzugehen, zu flirten, zu essen, Musik zu hören oder seinen Kater "Turbo" zu verwöhnen.


    Spannende, intelligente und vortrefflich erzählte Lektüre. Die Nachfolger "Selbs Betrug" und "Selbs Mord", die Schlink dann alleine verfaßt hat, liegen schon bereit.

  • Nachdem Anfang Dezember endlich auch der 3. Band den Weg in mein Regal gefunden hat, Selbs Justiz nach 11-tägiger Leseabstinenz wegen Erkältung und jede Menge Arbeit (von 9-20 Uhr arbeiten, was essen, Zeitung duchblättern, 21 Uhr ins Bett und wieder ins Hamsterrad, am WE von 48 Std - 36 verschlafen) als Appetizer gestern und heute gelesen und einfach begeistert.


    So einfach ung gut kann der deutsche Krimi sein. Alles ander ist schon gesagt.


    Nur schade, dass Schlink mit dem Vorleser diesen Erfolg hat. Somit ist ein guter Krimiautor verloren gegangen,.


    Weiter geht's mit Selbs Betrug


    freut sich Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • ich war noch am überlegen ob ich mir diesen band zulegen soll,aus der krimibibliothek,werde es aber jetzt wohl tun

    Du sagst alle wollen in den Himmel,alle wollen wie Könige agieren,doch keiner will am Ende sterben und keiner will regieren!

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  • von kriminalbibliothek der sz kann ich noch "die purpurnen flüsse" und "unschuldige" empfehlen.


    vielleicht kennt ja noch jemand einen guten band der lesenswert ist!

    Du sagst alle wollen in den Himmel,alle wollen wie Könige agieren,doch keiner will am Ende sterben und keiner will regieren!

  • Zitat

    Original von dyke
    der 3. Band den Weg in mein Regal gefunden hat, Selbs Justiz


    also der dritte band seiner Kriminalromane? Welches sind denn der erste und der zweite Roman?
    Und sind die alle mit dem gleichen Detektiv?

  • Die richtige Reihenfolge ist:


    1. Selbst Justiz
    2. Selbst Betrug
    3. Selbst Mord


    Die Kriminalfaelle sind in sich abgeschlossen und koennen eigentlich in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Aber die Charakterentwicklung von Selbst ist schon besser von Anfang an zu verfolgen. Ich wuerd daher schon die Reihenfolge einhalten.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich