Denken Sie jetzt nichts - Andrea Jolander

  • Sachbücher lese ich in letzter Zeit sehr gerne. "Denken sie jetzt nichts" von Andrea Jolander fällt dabei genau in mein Beuteschema, da ich mich sehr mit zwischenmenschlichen Beziehungen und der Beziehung zu sich selbst interessiere. Thema in diesem Buch sind vor allem Bewusstsein und Unterbewusstsein. Der Schreibstil ist dabei sehr locker und im Plauderton gehalten. Man kommt sich beim Lesen wie ein Gesprächsteilnehmer vor. Insgesamt hat das Buch mich auch zum Reflektieren angeregt und dabei habe ich auch neue Erkenntnisse über mich und "meinen Weg" gewonnen. Das Buch und die Leserunde haben mir sehr geholfen und ich werde auch weitere Bücher von Jolander lesen.
    Von mir eine klare Empfehlung!


    10 Punkte!

  • Aaalso...dieses Buch ist für mich kein Sachbuch und auch kein Ratgeber und das ist auch gut so. Ich weiß nicht, wie ich das einsortieren würde - vielleicht ist es für mich eine Mischung aus Sachbuch, Ratgeber und paar "lockeren" Infos. Die Mischung finde ich ausgewogen. Ich habe erst vor Kurzem ein Sachbuch zum Thema "Borderline" gelesen, das war eindeutig schwieriger zu "verkraften" (vom Lesestil, nicht von Inhalten). Dieses Buch liest sich sehr angenehm, was vielleicht auch daran liegt, dass mir vieles bekannt ist und ich es dennoch gern aus einem anderen Blickwinkel betrachte (oder eben den gleichen Blickwinkel gerne in anderen Worten lese), es enthält aber dennoch auch Fakten, die mir unbekannt waren oder Denkanstöße, die ich bisher so nicht hatte. Und das gefällt mir sehr.


    Ich mag auch das Thema, welches hier behandelt wird, dazu hab ich einfach einen Hang, eine Verbindung, damit kann ich was anfangen. Und es gefällt mir, dass die Autorin den Blick darauf lenkt, wie wichtig es ist, auf sein Bauchgefühl zu hören, warum wir es vielleicht seltener tun, als wir sollten und welche Rolle die ersten paar Jahre in unserem Leben spielen.


    Was mir noch etwas Schwierigkeiten bereitet, ist der Übergang von "Hören Sie auf Ihren Bauch" und "Die Wichtigkeit der ersten Lebensjahre". Zum Glück wird dies im Vorwort angesprochen - wenn ich es richtig verstehe, ist es so gemeint: Es ist wichtig auf Ihr Bauchgefühl zu hören. Ihr Bauchgefühl kommt aus dem Unbewussten. Das Unbewusste entwickelt sich in den ersten paar Jahren des Lebens.*
    Dass das Unbewusstsein manchmal auch "Schrott" verbreitet, liegt dann wohl an einigen Dingen, die in den ersten Lebensjahren schiefgelaufen sein könnten. Wie dies passieren kann bzw. wie dies verhindert oder zumindest aufgefangen werden kann, wird ja auch besprochen. ( Katerina : Du kannst mich gern verbessern, wenn ich da was falsch aufgefasst habe, aber das ist quasi meine "Kurzzusammenfassung" des Inhalts, weil ich irgendwie einen roten Faden "erstelle" bzw. haben wollte.)


    Auch wenn ich mit dem Stil nicht immer zurechtkomme und mich das eine oder andere gestört hat, so finde ich das Buch insgesamt sehr gelungen. Ich mag den Blick der Autorin auf die Menschen, ich mag es, dass sie ein so wichtiges Thema dermaßen eindringlich beschreibt und versucht, es durch die Wortwahl bzw. den Stil auch der "breiten Masse" zugänglich zu machen und vor allem freut mich das, dass unser "Inneres" etwas mehr Aufmerksamkeit erfährt.


    Dass die Autoren beim Titel und Klappentext wenig zu sagen haben, finde ich bei diesem Buch allerdings mehr als unglücklich. Dass ich bei Andrea Jolander keine "Bedienungsanleitung für mein Unterbewusstsein" finde, war mir eigentlich klar und diese Erwartung hatte ich trotz der Worte auf dem Klappentext nicht. Aber ich hatte dann doch erst sehr damit zu kämpfen, dass die Kindheit soviel Platz eingenommen hat. Ja, sie ist ein wichtiger Teil, ein wichtiges Thema, seh ich auch so, keine Frage. Aber ich habe mich bei dem Titel, Untertitel und dem Klappentext sehr darauf gefreut, mehr über das Unbewusste, das Instinktive, evtl. tatsächlich "Tipps, wie ich besser darauf hören soll" und Infos, warum dies wirklich besser ist, gefreut.


    Der Punkt ist folgender: Ich glaube daran, dass unser Bauchgefühl oft richtig liegt. Das tiefe, ursprüngliche Bauchgefühl. Der Teil von uns bzw. von mir (ich spreche jetzt lieber von mir...), der tief in mir existiert und dessen Teilstücke aber evtl. verschüttet wurden - durch blöde Kommentare von anderen, die in den frühen Jahren kamen; durch Normen, die mich einengen bzw. von denen ich mich einengen lasse; durch Ansichten anderer Menschen, die mir "eingepflanzt" wurden und mich verunsichern usw.
    Und daher fällt mir persönlich es sehr oft schwer, auf mein Inneres zu hören, weil es zu leise spricht. Ich weiß manchmal gar nicht, was es will und das irritiert mich. Wie oft sagte schon jemand zu mir "Hör auf deinen Bauch" und ich wusste dann gar nicht, was der Bauch sagt. Ich habe Stimmen im Kopf gehört (also, "gesund", nicht im Sinne von Wahnvorstellungen), die mich alle verunsicherten und die ich gerne abgeschaltet hätte, aber nicht meinen Bauch. Ich habe da die eine oder andere Übung gemacht bzw. etwas versucht, aber oft finde ich es immer noch schwer, rauszufinden, was mein Bauch sagt. Und ich glaube, eine Hilfe in dieser Richtung bzw. einfach Infos dazu und Anregungen oder Meinungen der Autorin hätte ich mir da einfach gewünscht bzw. bei diesem Titel erwartet.


    Sehr erfreulich finde ich aber, dass eine langjährige Therapeutin ein Buch in einem "gut gemischten" Stil schreibt und dabei weder zu belehrend noch zu unsachlich klingt.


    Insgesamt gebe ich dem Buch 8 Punkte.




    *Das musste ich jetzt im Sinne von "laut nachdenken" loswerden, denn hier hab ich regelmäßig im Vorwort gucken müssen, wieso eigentlich die Autorin jetzt über die Kindheit schreibt, wenn es doch eigentlich darum gehen soll, wie ich auf mein Bauchgefühl hören soll und warum.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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