Das Kartell - Don Winslow

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  • Beschreibung
    Als Don Winslows Meisterwerk gilt der monumentale Roman "Tage der Toten" über den Drogenkrieg in Mexiko, für den er sechs Jahre lang intensiv recherchierte. Nun ist Art Keller, der berühmte US-Drogenfahnder aus "Tage der Toten", zurück. Mit großem Erfolg hat er sich darangemacht, in die Strukturen der mexikanischen Drogenmafia einzudringen. Mit so viel Erfolg, dass die Drogendepots aufflogen und die Narcotraficantes die Jagd auf ihn eröffneten. In "Das Kartell" wird Art Keller feststellen, dass das Drogen- und Waffengeschäft unfassbare Dimensionen angenommen hat und der Feind aus einer ganz unerwarteten Richtung kommt.


    Autor
    Don Winslow wurde 1953 in der Nacht zu Halloween in New York geboren. Das Sujet des Drogenhandels und der Mafia, das in vielen von Don Winslows Romanen eine Rolle spielt, lässt sich ebenso mit seinen Kindheitserfahrungen erklären: Seine Großmutter arbeitete Ende der 60er für den berüchtigten Mafiaboss Carlos Marcello, der den späteren Autor mehrere Male in sein Haus einlud. Winslow sagt von sich, dass er bislang nur fünf Tage durchgehalten habe, ohne zu schreiben. Es ist eine Sucht, die bis heute ein Werk hervorgebracht hat, dessen Qualität, Vielseitigkeit und Spannung Don Winslow zu einem der ganz Großen der zeitgenössischen Spannungsliteratur machen. Don Winslow wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Krimi Preis (International) 2011 für "Tage der Toten". Für die New York Times zählt Don Winslow zu einem der ganz Großen amerikanischen Krimi-Autoren. Don Winslow lebt mit seiner Frau und deren Sohn in Kalifornien.


    Meine Meinung
    Schon die „Tage der Toten“ fand ich sehr bewegend. Spannend geschrieben, aber „nur“ eine fiktive Handlung, ein Roman? Das ist nicht nur ein Roman, das ist ein Tatsachenbericht mit geänderten Namen. Als im September vergangenen Jahres 43 Studenten verschwanden, rückte Mexiko in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Die unselige Verbindung von Drogenbaronen, Politikern, Justiz und Polizei gibt es wirklich. 43 Studenten ermordet – ein Massenmord, aber kein Einzelfall in Mexiko. Das führt uns Don Winslow mit seinen Büchern vor Augen. „Das Kartell“ ist die Fortsetzung von „Tage der Toten“, und es ist noch spannender und noch bedrückender. Ein Werk, das der Autor selbst als fiktiv bezeichnet, aber er bestätigt auch, dass er sich an der Realität orientiert hat. Für uns im „zivilisierten“ Deutschland kaum vorstellbar, was sich da abspielt. Die US-Fahnder bemühen sich, haben aber ihre Schwierigkeiten, in Mexiko etwas zu bewegen. Und manche stehen selbst auf der Gehaltsliste der Drogenkartelle. Art Keller ist einer der wenigen aufrechten US-Agenten, die den Kartellen den Kampf angesagt haben. Ihm ist es gelungen, Adan Barera festzunehmen, den größten Drogenboß Mexikos. Doch Barera kann entkommen, er entzieht sich der Justiz, in deren Apparat die meisten wichtigen Personen korrupt sind. Und er will sein Imperium zurückhaben, das inzwischen andere unter sich aufgeteilt haben. Die Karten im Buchumschlag fand ich sehr hilfreich für den Anfang der Geschichte, doch die Strukturen der Macht verändern sich. Neue, noch brutalere Leute drängen an die Spitze. Sie schrecken vor nichts zurück. Wenn sie einen Landstrich für sich haben wollen, werden die Bewohner dort mit Waffengewalt vertrieben. Wenn sie nicht gehen, werden sie umgebracht. Unbequeme Zeitgenossen werden brutal gefoltert, Menschenleben sind nichts wert. Der Kampf von Keller ist fast aussichtslos, zumal er nicht wissen kann, wem von seinen Kollegen er trauen kann. Zu viele Polizisten, Staatsanwälte, Richter und Politiker stehen auf den Gehaltslisten der Kartelle. Doch damit nicht genug, die Kartelle bekämpfen sich auch gegenseitig, und wenn man nicht auf der „richtigen Seite“ steht, sollte man besser wechseln oder schnell verschwinden. Manchen gelingt das, aber viele werden erwischt und abgeschlachtet.
    Ein großes Werk, ich war sehr beeindruckt. Spannend, hart, aber auch nicht ganz ohne einen kleinen Funken der Hoffnung. Und gerade wegen seinem grausamen Bezug zur Realität unbedingt lesenswert. Der beste Thriller, den ich bisher gelesen habe!

  • Nach dem fulminaten Meisterwerk "Tage der Toten" habe ich lange gezögert, mir "Das Kartell" zu kaufen - zu groß war die Angst, dass Don Winslows Fortsetzung nicht an den Vorgänger heranreichen könnte. Kurz und knapp: Ich habe mich geirrt!


    Dieses Buch ist ein über 800 Seiten starker, blutiger Epos; ein Werk, das man auch nach dem Lesen nicht so schnell vergessen wird. Alles passt: Die großangelegte Geschichte, die - obwohl fiktiv - so erschreckend dicht an der Realität ist. Der harte, schnörkellose Schreibstil. Die Tiefe sämtlicher Protagonisten (bei einem Film würde man sagen: Er ist bis in die Nebenrollen exzellent besetzt). Der nie abfallende Spannungsbogen. Die zahlreichen und auch oftmals blutrünstigen Actionszenen. Das Zwischenmenschliche. Das Ende.


    Es ist die Geschichte einer Feindschaft zweier Männer. Auf der einen Seite der Drogenpatron Adan Barrera, auf der anderen der US-Fahnder Art Keller. Sie zieht sich über 30 Jahre hin, und nur Statistiker bekommen die Zahl der Toten zusammen, die sie gekostet hat. Irgendwann in diesen Jahren bleiben Moral und Anstand auf der Strecke - auf beiden Seiten. Nichts ist hier schablonenhaft, jeder Gedankengang nachvollziehbar, und man beginnt als Leser, in der Sinnlosigkeit dieser Auseinandersetzung zu ertrinken.


    Mit "Das Kartell" hat Dons Winslow wieder einen Roman hingelegt, wie es außer ihm wohl keiner könnte. Ganz großes und spannendes Kino, in 832 Buchseiten gepresst. Mich hat es, soviel ist sicher, wieder atemlos zurück gelassen!

  • Im ersten Band „Tage der Toten“ lieferten sich DEA-Agent Art Keller und Drogenbaron Adán Barrera einen erbitterten Kampf, der zahllose Opfer und Verluste auf beiden Seiten forderte. Der Roman endete damit, dass Keller den Mafiaboss verhaftete. Die Fortsetzung knüpft nicht lang danach an und berichtet davon, wie Barrera aus dem Gefängnis flieht und in seinen alten Geschäftszweig zurückkehrt. Doch während seiner Abwesenheit hat sich viel verändert. Mehrere neue Kartelle haben sich gebildet und kämpfen erbittert um die Vorherrschaft in Mexiko. Als dann auch noch die beiden paramilitärischen Organisationen La Familia Michoacana und Los Zetas mitzumischen beginnen, gerät die Lage vollends außer Kontrolle. Es gibt Tötungslisten mit Namen von Polizisten, bis die Gesetzesvertreter überhaupt nicht mehr zu Einsätzen ausrücken. Wenn ein Journalist das Falsche schreibt oder Partei für eine Seite ergreift, wird er von einer der anderen Seite dafür umgebracht. Unzählige Personen verschwinden spurlos, darunter viele Frauen und unschuldige Kinder. Kein Tag verstreicht ohne weitere brutale Morde. Die Situation gerät immer weiter außer Kontrolle und das Land verkommt zum Kriegsgebiet. DEA-Agent Art Keller und seine mexikanischen Kollegen haben keine Chance, etwas auszurichten. Selbst der frühere Kartellchef Adán Barrera ist die meiste Zeit machtlos und auf der Flucht.

    Die beiden Hauptprotagonisten des ersten Bandes spielen diesmal eine eher untergeordnete Rolle. Die Geschichte im zweiten Band wird aus dem Volk herauserzählt und wie die Bürger mit dem skrupellos brutalen Drogenkrieg der Kartelle umgehen. Auch diesmal gibt es dabei wieder dermaßen viele Charaktere und Erzählperspektiven, dass man als Leser schnell die Übersicht darüber verliert. Dennoch bleibt man am Ball, weil man wissen will, wie die schockierende und gut recherchierte Geschichte weitergeht. Neben Drogen, Sex und Gewalt dreht es sich diesmal um Emanzipation, illegale Milizen und wie die Medien(vertreter) mit den kriegsähnlichen Zuständen umgehen. Wie üblich schildert Winslow alles schnörkellos, knapp und direkt.