'Denken Sie jetzt nichts!' - Seiten 001 - 064

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Im Bereich der Erziehung wirkt in Deutschland noch immer fatal die Kriegs- und Nachkriegszeit nach mit der verbreiteten Furcht, sein Kind zu "verwöhnen". Die dazu passende Hetz- und Kampfschrift "Die Mutter und ihr erstes Kind" gab es in jedem Haushalt - und der Inhalt findet sich unbewusst noch in den Köpfen der dritten oder vierten Generation danach, die das Buch gar nicht selbst gelesen hat.


    Ohja. So ein Exemplar steht auch im Bücherschrank meiner Mutter.
    In dem hier schon öfter erwähnten Buch über die "Kriegskinder" (Bode) steht zu Frau Haarers Buch, das bis in die 80er Jahre verlegt wurde, auch einiges.
    Und dann gab es noch Sprüche wie "Wer sein Kind liebt, züchtigt es!"
    Und die Sache mit den jungen Bäumen, die man fest an irgendwelche Stäbe binden muss, damit sie gerade wachsen.
    Es gab sogar in der Jugend meiner Mutter eine Kinderärztin, die ihrer Mutter dringend davon abgeraten hat, ein Kind unnötig zu berühren/streicheln/liebkosen... es würde verweichlicht und zudem würden Bakterien ("Bazillen") übertragen!!!

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Es gab sogar in der Jugend meiner Mutter eine Kinderärztin, die ihrer Mutter dringend davon abgeraten hat, ein Kind unnötig zu berühren/streicheln/liebkosen... es würde verweichlicht und zudem würden Bakterien ("Bazillen") übertragen!!!


    Ganz schlimm finde ich, wenn eine sehr junge Mutter zu mir kommt, die erzählt, dass sie sich mit dem (sehr jungen) Vater des Säuglings darüber streitet, ob es besser für das Kind ist, es schreien zu lassen oder zu ihm zu gehen. Da wünscht man sich manchmal doch, der Bezug von Kindergeld sei verbindlich an den Besuch von Kursen geknüpft ...

  • Ich glaube, man kann nicht zuviel lieben. Und ich meine hier nicht zwanghafte, kranke Liebe.

    “Lesen ist das Trinken von Buchstaben mit den Augen.” H. Lahm


    :lesend Erik Axl Sund - Scherbenseele


    SuB 01.09.: 159
    SuB-Abbau-Wette: 5. Runde 3/5

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich habe mein Kind nie Schreien gelassen. Es schrie und ich rann. Ob das stets richtig war :gruebel


    Für das Überleben der Art ist das das einzige Richtige, damit das Junge nicht vom Säbelzahntiger geraubt wird oder sonstwie Schaden erleidet. :kiss

  • Das Buch ist wirklich schön kurzweilig, wobei im ersten Abschnitt für mich garnicht so viele Neuigkeiten zu finden sind. Dennoch bisher ein angenehmer Schreibstil, kaum zu bemerken, dass es ein Sachbuch ist. Nicht zu trocken, sondern schön alltagsnah.


    Bin schon recht weit mit dem Buch, sodass ich mich hier lieber kurz halte aus Sorge, Dinge aus fernerem Kapitel zu verraten.. :lache

  • Zitat

    Original von Katerina


    Ganz schlimm finde ich, wenn eine sehr junge Mutter zu mir kommt, die erzählt, dass sie sich mit dem (sehr jungen) Vater des Säuglings darüber streitet, ob es besser für das Kind ist, es schreien zu lassen oder zu ihm zu gehen. Da wünscht man sich manchmal doch, der Bezug von Kindergeld sei verbindlich an den Besuch von Kursen geknüpft ...


    Eigentlich dachte ich auch, diese antiquierten Ansichten wären mittlerweile ausgestorben. Vielleicht steht da auch eine Portion Eigennutz dahinter.
    Obwohl ich auch das nicht nachvollziehen kann. Schreiende Kinder tun mir irgendwie körperlich weh. Vor allem, wenn ich das Gefühl habe, sie schreien weil sie unglücklich sind und nicht, weil sie einen Trotzkopf durchsetzen wollen (so weit man das beurteilen kann ;-)).
    Auch bei fremden Kindern überkommt mich dann das Bedürfnis, sie zu trösten und zu beruhigen - weil ich sie nicht weinen hören kann.



    Zitat

    Original von Schriftbar
    Ich glaube, man kann nicht zuviel lieben. Und ich meine hier nicht zwanghafte, kranke Liebe.


    :write
    Liebe und Zuwendung kann man Kindern nicht genug geben.
    Aber man sollte sie damit auch nicht ungewollt überschütten. Auch Kinder haben ein Recht darauf, dass man sie und ihre Bedürfnisse respektiert.
    Denn es gibt auch Eltern, vor allem aber Verwandte und Bekannte, die fast schon übergriffig an Kindern herumknuddeln und küssen, auch wenn diese das erkennbar nicht mögen. Schrecklich finde ich das.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Liebe und Zuwendung kann man Kindern nicht genug geben.
    Aber man sollte sie damit auch nicht ungewollt überschütten. Auch Kinder haben ein Recht darauf, dass man sie und ihre Bedürfnisse respektiert.
    Denn es gibt auch Eltern, vor allem aber Verwandte und Bekannte, die fast schon übergriffig an Kindern herumknuddeln und küssen, auch wenn diese das erkennbar nicht mögen. Schrecklich finde ich das.


    Mittlerweile hält man es ja auch für eine gute Prävention gegen sexuellen Missbrauch, seinem Kind beizubringen, dass es nicht stillhalten muss, wenn es von Erwachsenen ungebeten abgeknutscht wird.

  • Zitat

    Original von Katerina
    ...
    In den ersten eineinhalb bis zwei jahren ist es immer das Richtige. Manche tun es auch noch, wenn das Kind über Zwanzig ist. Da bin ich dann nicht so die Freundin davon. ;-)


    Gerade wenn sie älter werden und mit ihren Problem immer noch Rat suchen, bin ich viel mehr alarmiert als seinerzeit als es meist Hunger, Durst oder irgendwelche Geräusche waren, die sie erschreckt haben. Wenn heutzutage ein Anruf kommt, der mit diesem Wortlaut beginnt: "Mama, wir müssen mal reden.", setze ich mich meist schonmal irgendwo hin. Dann kommen echte Probleme, die ihnen auch nicht zu peinlich sind, wenn ich sie beurteile (was sonst schonmal vorkommt).

  • Zitat

    Original von Schriftbar
    Ich glaube, man kann nicht zuviel lieben. Und ich meine hier nicht zwanghafte, kranke Liebe.


    Das hatte ich ja nur auf Lesebienes Post bezogen, dass sie ihr Kind nicht schreien lasse konnte...

    “Lesen ist das Trinken von Buchstaben mit den Augen.” H. Lahm


    :lesend Erik Axl Sund - Scherbenseele


    SuB 01.09.: 159
    SuB-Abbau-Wette: 5. Runde 3/5

  • Zitat

    Original von Lumos
    Liebe und Zuwendung kann man Kindern nicht genug geben.
    Aber man sollte sie damit auch nicht ungewollt überschütten. Auch Kinder haben ein Recht darauf, dass man sie und ihre Bedürfnisse respektiert.
    Denn es gibt auch Eltern, vor allem aber Verwandte und Bekannte, die fast schon übergriffig an Kindern herumknuddeln und küssen, auch wenn diese das erkennbar nicht mögen. Schrecklich finde ich das.


    Ja, so denke ich da auch. Auch Kinder haben ihre persönlichen (und körperlichen) Grenzen, die jeder akzeptieren sollte. Auch eine Mutter oder ein Vater, wenn das Kind jetzt grade mal nicht schmusen will. Ich habe einen totales Knuddelkind, der auch heute mit 16 noch zu mir kommt, weil er körperliche Nähe will und braucht. Mein jüngster Sohn war und ist da das totale Gegenteil. Das war anfangs befremdlich für mich, aber ich habe akzeptieren lernen. Auch ich will ja nicht gegen meinen Willen berührt, geknuddelt oder geküsst werden.

    “Lesen ist das Trinken von Buchstaben mit den Augen.” H. Lahm


    :lesend Erik Axl Sund - Scherbenseele


    SuB 01.09.: 159
    SuB-Abbau-Wette: 5. Runde 3/5

  • Beim Studium habe ich seit einer Woche kein Internet mehr, deswegen komme ich erst jetzt - wo ich wieder zuhause bin - zum Posten. Ich hoffe, dass ich ab Montag wieder Internet habe, um zum Rest was zu schreiben.



    Ich lese auch Ratgeber wegen der Informationen und nicht wegen dem "richtigen Verhalten". Wobei ich aber durch solche Ratgeber überhaupt erst gemerkt habe wie sehr man in der Kindheit beeinflusst wurde und wie die Auswirkungen davon sind.


    Ich mag es auch, wenn alles etwas lockerer geschrieben ist und sich wie hier wie eine Plauderei anfühlt. So liest sich das Ganze auch gut.


    Zum Thema Bauchgefühl: ich habe ein gutes Bauchgefühl. Nur leider merke ich das erst hinterher. Es gab schon viele Situationen, in denen es mir sehr weitergeholfen hat, aber dann habe ich auch oft nicht darauf gehört. Zum Teil auch aus Angst. Schwierig ist für mich immer zu unterscheiden, ob es nun Intuition/Bauchgefühl oder einfach Angst ist.


    Zum Thema Selbstverletzung: ich habe es ausprobiert, weil ich eine Bekannte hatte, die das immer gemacht hat. Ich wollte den Sinn dahinter verstehen. Ansonsten war körperliche Selbstverletzung nie ein Thema. Psychische hingegen schon. Aber auch hier konnte ich mich mit den entsprechenden Büchern "selbst therapieren". Es ist schon krass, wenn man immer weiter zum eigentlichen Kernproblem vordringt und merkt, dass viel mehr dahintersteckt als man anfänglich geglaubt hat, zB fehlgeschlagene Beziehungen - geringe Selbstliebe - Erlebnisse in Kindheit. Mir war das so vorher noch nie bewusst.


    Zum Thema Gewicht: ich bin eine schlanke Person und auch sportlich. Viele denken sich dann, wow perfekte Figur, alles super. Dennoch wird man auch als dünne Person angegangen. Ich bin aber zufrieden mit meiner Figur und auch sehr glücklich darüber, dass ich trotzdem auch ungesund essen kann ohne große Nachteile.


    Was das Unterbewusste betrifft: ich merke schon, dass es in meinem Unterbewusstsein noch den ein oder anderen Zweifel gibt, aber man kann es auch zu einem gewissen Grad lenken.


    Zum Thema "Neidkultur": Neid wird immer mehr als Totschlagargument benutzt. Bei allem mittlerweile. Kritisiert man jemanden, dann ist man gleich neidisch. Manchmal trifft es auch zu, aber oft nicht. Ich habe das aber bisher auch nur in dieser Form in Deutschland erlebt. :gruebel


    Ich habe auch eine Art Glückstagebuch, versuche aber vor allem einen anderen Blickwinkel einzunehmen und mich nicht von meist unbegründeten negativen Gedanken fesseln zu lassen.

  • Ich habe die LR am Rande verfolgt und nach den interessanten Kommentaren hier, habe ich mir das Buch besorgt und bin euch auf den Fersen. Was mir sehr an dem Buch gefällt ist die Tatsache, dass sie viele meiner Bauchentscheidungen, in nachhinein sozusagen rechtfertigt. Ich hatte immer ein latent schlechtes Gewissen, weil ich vor vielen wichtigen Entscheidungen nicht alle Pro und Contras eruiert, mir vor Augen geführt habe und bewusst entschieden habe, sondern die Situation ein paar Wochen/Monate (je nachdem wieviel Zeit war) einfach nur "wahrgenommen" und dann zum notwendigen Zeitpunkt aus dem Bauch heraus entschieden habe. Das widerspricht eigentlich meiner wissenschaftlichen Seele (bin Ingenieur), aber meistens habe ich mich damit sehr gut gefühlt und bin auch gut damit gefahren. Jetzt weiß ich warum und das erleichtert mich irgendwie sehr. Mir kam dieses Verhalten irgendwie unrational und typisch weiblich vor. Ist es aber demzufolge nicht, oder? Gibt es Untersuchungen, ob Männer und Frauen unterschiedlich zu ihrem Bauchgefühl stehen?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Ich habe die LR am Rande verfolgt und nach den interessanten Kommentaren hier, habe ich mir das Buch besorgt und bin euch auf den Fersen. Was mir sehr an dem Buch gefällt ist die Tatsache, dass sie viele meiner Bauchentscheidungen, in nachhinein sozusagen rechtfertigt. Ich hatte immer ein latent schlechtes Gewissen, weil ich vor vielen wichtigen Entscheidungen nicht alle Pro und Contras eruiert, mir vor Augen geführt habe und bewusst entschieden habe, sondern die Situation ein paar Wochen/Monate (je nachdem wieviel Zeit war) einfach nur "wahrgenommen" und dann zum notwendigen Zeitpunkt aus dem Bauch heraus entschieden habe. Das widerspricht eigentlich meiner wissenschaftlichen Seele (bin Ingenieur), aber meistens habe ich mich damit sehr gut gefühlt und bin auch gut damit gefahren. Jetzt weiß ich warum und das erleichtert mich irgendwie sehr. Mir kam dieses Verhalten irgendwie unrational und typisch weiblich vor. Ist es aber demzufolge nicht, oder? Gibt es Untersuchungen, ob Männer und Frauen unterschiedlich zu ihrem Bauchgefühl stehen?


    Schön, dass Du jetzt auch dabei bist! :knuddel1
    Mit Deiner wissenschaftlichen Seele bist Du bei mir bestimmt gut aufgehoben. In Marburg, wo ich studiert habe, gehörte Psychologie zu den naturwissenschaftlichen Fächern. Das hat mich geprägt, und das ist auch gut so. :-)
    Ich bin auch jedes Mal froh, wenn etwas, das mir schon immer eingeleuchtet hat (Freuds Begriff des Unbewussten zum Beispiel oder seine Überzeugung, die frühen Jahre seien prägend), von der Forschung aber sowas von bestätigt wird.
    Wahrscheinlich gibt es tausende von Untersuchungen, die beweisen (sollen), dass Frauen mehr ihrer Intuition vertrauen als Männer. Ich bin ja bei dieser Männer-/Frauenkategorisierung immer misstrauisch und habe mich darüber in den "Neurosen" auch heftig ausgelassen.