'Denken Sie jetzt nichts!' - Seiten 144 - 176

  • Ein hochspannender Absatz.
    Die Bindungsstudien kannte ich, da wir die damals auch gelernt haben - wie der Storchezusammenhang in Statistik natürlich :lache - aber der Zusammenhang mit dem Cortisol war mir neu.
    Finde ich aber hoch interessant.



    Leichtes Entsetzen hatte ich bei der" Handymutter".
    Da mit vor einigen Wochen auch so ein Exemplar sozusagen über den Weg gelaufen ist.
    In der U Bahn - Mutter mit Kleinkind in der Karre und der Blick starr aufs Handy. Ausschließlich aufs Handy.


    Da ich nie anders kann - Hannovereulen kennen mich da ja schon :schaem - muß ich wenn ich kleine Kinder sehe, immer mit denen flirten.
    Ist einfach so, kann und will ich auch gar nicht gegen an.


    Das hab ich da natürlich auch gemacht und eben die ganze Zeit mit dem lütten Kerlchen geflirtet. Es angesehen, gelächelt, mimische "Faxen" gemacht....
    Das Kind sprang drauf an, erst ruhig, unbewegt, machte dann aber langsam einiges nach und lächelte, bis es dann lachte.


    In solchen Situationen möchte ich imemr gern die Mutter schütteln, mach das aber nicht.
    Ob ich mich nicht traue, keine Ahnung. Vermutlich.
    Wichtig ist mir in dem Moment, daß die Lütten ein büschen Spaß haben und sich vor allem beachtet fühlen.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Wenn das noch drei machen, rettet das vielleicht einem Menschen das Leben, weil dieses Kind nicht aus Frustration seine Mutter killt.


    Die unsicher-vermeidend gebundenen Kinder werden normalerweise keine Killer.


    Auf alle Fälle rettet sowas aber auf Dauer die Lebensqualität des Kerlchens.
    Die Mutter anzusprechen ist in dem Fall sinnlos, man kriegt nur eine patzige Antwort, und das Kerlchen speichert schlimmstenfalls ein: Ich darf keine fremden Leute anlächeln, sonst wird Mama böse.
    Anderenfalls (ohne Ansprechen der Mutter) speichert es günstigenfalls ein: bei Mama ist nichts zu holen, aber nicht die ganze Welt ist desinteressiert an mir. Und das kann nur gut sein. Und ist es auch.


  • In irgendeiner Großstadt gibt es sogar Plakate, traurig aber wahr.
    Dabei sollte es doch selbstverständlich sein, auf sein Kind zu gucken, anstatt aufs Smartphone.


    Und ich denke, dass wird noch mehr und schlimmer..


    Edith sagt: Frankfurt war es
    http://www.liliput-lounge.de/n…lakat-kampagne-frankfurt/

    Wenn du den roten Faden verloren hast, halte nach einem anderem ausschau, vielleicht ist deiner BUNT
    (Das Leben ist (k)ein Ponyhof - Britta Sabbag)

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  • Zitat

    Original von shaiara
    In irgendeiner Großstadt gibt es sogar Plakate, traurig aber wahr.
    Dabei sollte es doch selbstverständlich sein, auf sein Kind zu gucken, anstatt aufs Smartphone.


    Und ich denke, dass wird noch mehr und schlimmer..


    Edith sagt: Frankfurt war es
    http://www.liliput-lounge.de/n…lakat-kampagne-frankfurt/


    Wow. Vielen, vielen Dank für den Link, die Aktion kannte ich noch gar nicht!
    Dass sie überhaupt nötig ist, zeigt leider so deutlich, wie wenig die Bindungsforschung beim Endverbraucher angekommen ist.
    (Gerade schrieb mir eine Freundin von einer Kinderärztin, die ihrer Schwägerin riet, das Baby doch ruhig schreien zu lassen. Nicht irgendeine uninformierte Jungmutter, sondern eine Kinderärztin, zu der junge Mütter kommen, um ihren Rat zu erbitten. :bonk)

  • Zitat

    Original von Katerina
    Und ich denke, dass wird noch mehr und schlimmer..


    (Gerade schrieb mir eine Freundin von einer Kinderärztin, die ihrer Schwägerin riet, das Baby doch ruhig schreien zu lassen. Nicht irgendeine uninformierte Jungmutter, sondern eine Kinderärztin, zu der junge Mütter kommen, um ihren Rat zu erbitten. :bonk)


    Krass.
    Wenn das Baby schreit, weil der Strampler falsch sitzt und in den kleinen Babyfuß kneift, nützt das Nichthingehen gar nichts. Gucken, ob alles in Ordung ist, müsste doch ein Urinstinkt sein. Weshalb bringe ich ein Kind zur Welt, wenn es mich kaltlässt, ob es ihm gut geht?

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Krass.
    Wenn das Baby schreit, weil der Strampler falsch sitzt und in den kleinen Babyfuß kneift, nützt das Nichthingehen gar nichts. Gucken, ob alles in Ordung ist, müsste doch ein Urinstinkt sein. Weshalb bringe ich ein Kind zur Welt, wenn es mich kaltlässt, ob es ihm gut geht?


    Ich fürchte, wenn man die Kinderärztin damit konfrontieren würde, würde sie antworten, dass man natürlich erstmal nachgucken soll, ob der Strampler richtig sitzt. Mit anderen Worten, ob körperlich alles okay ist. :-(

  • Uff, dieser Abschnitt ging mir ganz schön nah...


    Ich weiß gar nicht so recht, wie ich das in Worte fassen soll, was da grad in mir rumort. Aber die Ausführungen und auch die Erklärung der möglichen Folgen haben mich sehr berührt, so dass ich in dieser Beziehung jetzt viel wacher mein Umfeld registriere.


    Auf das "ins Archiv von Kindern packen" im nächsten Abschnitt freue ich mich.

    “Lesen ist das Trinken von Buchstaben mit den Augen.” H. Lahm


    :lesend Erik Axl Sund - Scherbenseele


    SuB 01.09.: 159
    SuB-Abbau-Wette: 5. Runde 3/5

  • Die Bindungsformen fand ich ja schon sehr interessant, über so etwas habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Können sich solche Bindungsformen im Laufe des Lebens auch ändern? Meine Schwiegermutter zum Beispiel ist unheimlich launisch, da weiß man nie woran man ist. Entweder kann sie einen auf den Tod nicht leiden und ignoriert einen oder sie ist übermäßig nett. Das verwirrt mich selbst als Erwachsene immer total. Mein Mann sagt aber, dass sie früher nicht so gewesen ist, was ich doch sehr hoffe.


    Mich beruhigt, dass Multitasking nicht wirklich existiert. Ich bin die aktuelle Woche im Büro allein, wo wir sonst zu dritt sind und das andauernde Telefonklingeln und nie kann man etwas richtig fertig machen, das stresst mich schon sehr. Bin danach dann richtig ko, wenn ich von der Arbeit heim komme und brauche ewig wieder um auf ein ausgeglichenes Level zu kommen, denn der Stress wirkt sich auf meine Laune aus.


    Oh den Überraschungsei- Test oder Marshmallow- Test würde ich blendend überstehen, ich könnte auch warten bis es 3 oder 4 davon gibt. Ist das ein gutes Zeichen?

  • Zitat

    Original von nicigirl85
    Die Bindungsformen fand ich ja schon sehr interessant, über so etwas habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Können sich solche Bindungsformen im Laufe des Lebens auch ändern? Meine Schwiegermutter zum Beispiel ist unheimlich launisch, da weiß man nie woran man ist. Entweder kann sie einen auf den Tod nicht leiden und ignoriert einen oder sie ist übermäßig nett. Das verwirrt mich selbst als Erwachsene immer total. Mein Mann sagt aber, dass sie früher nicht so gewesen ist, was ich doch sehr hoffe.


    Bindungsformen können sich ändern, normalerweise aber eher durch positive Erfahrungen in die bessere Richtung.


    Zitat

    Oh den Überraschungsei- Test oder Marshmallow- Test würde ich blendend überstehen, ich könnte auch warten bis es 3 oder 4 davon gibt. Ist das ein gutes Zeichen?


    Eigentlich schon, aber wenn Du sagst, bei Leberwurstbroten wäre das eine völlig andere Geschichte ... :lache

  • Nicht leicht der Abschnitt für mich. Informativ und sehr eindrücklich. Ich überlege zur Zeit in in welche Kategorie ich passe. Hmm. Mein Vater sagte immer, wer nicht hören will muss fühlen :-( aber ich sehe mich nicht als misshandeltes Kind früher. Es gab mal einen Klaps auf die Hand, wenn ich als Kleinkind nach der Schere Griff.

  • nicigirl85 - vom Thema Multitasking versuche ich mich auch zu verabschieden. Wenn ich mehrere Dinge auf einmal mache oder im Kopf habe, merke ich doch schnell, dass ich mich verzettel. Eine Aufgabe erledigen, dann die nächste.


    Was ich feststelle- ich war ein Nachrichten, Informationsjunkie. Der Fernseher und das Radio habe ich gern eingeschaltet. Radio war ein reiner Nachrichtensender. Doch irgendwie hat mich das nervös gemacht. Viele Nachrichten werden wiederkäuend durch den Äther geschickt. Seit ein paar Wochen habe ich den Informationskonsum auf diesen Wegen eingeschränkt und ich fühle mich wohler.

  • Zitat

    Original von Nikki
    Nicht leicht der Abschnitt für mich. Informativ und sehr eindrücklich. Ich überlege zur Zeit in in welche Kategorie ich passe.


    Viele Menschen wissen auch gar nicht, was in ihren ersten Lebensjahren los war und erfahren erst auf Nachfrage, dass sie monatelang von der Mutter getrennt waren. Für viele meiner Patienten stellt sich auch im Nachhinein als traumatisierend heraus, dass sie längere Zeit im Krankenhaus waren, ohne dass sich ausreichend um sie gekümmert wurde. (Teilweise riet man früher Eltern sogar davon ab, ihre Kinder im Krankenhaus zu besuchen, die würden sich sonst immer so aufregen und seien dann gar nicht mehr zu beruhigen ... :bonk)
    Oder Menschen erfahren, dass die Mutter mit ihnen überfordert war und dass sie eine Zeitlang von einer Bezugsperson zur anderen wanderten.


    Zitat

    Hmm. Mein Vater sagte immer, wer nicht hören will muss fühlen :-( aber ich sehe mich nicht als misshandeltes Kind früher. Es gab mal einen Klaps auf die Hand, wenn ich als Kleinkind nach der Schere Griff.


    Wichtig ist vor allem, ob man sich geliebt fühlte und ob man vertrauen konnte.
    Ich habe mehrmals von Menschen gehört, sie seien ein einziges Mal in ihrer Kindheit schwer vom Vater verprügelt worden, aber sie hätten das immer verstanden, selbst damals schon. In allen Fällen hatten die Kinder entgegen des Verbots am Bahndamm gespielt ... Was natürlich nicht heißt, dass es Situationen gibt, in denen man Kinder verprügeln darf. Aber dass eine gute Bindung dazu führt, dass Kinder auch mal wegstecken können, wenn die Eltern in Ausnahmefällen einen schwachen Moment haben.

  • Zitat

    Original von Nikki
    nicigirl85 - vom Thema Multitasking versuche ich mich auch zu verabschieden. Wenn ich mehrere Dinge auf einmal mache oder im Kopf habe, merke ich doch schnell, dass ich mich verzettel. Eine Aufgabe erledigen, dann die nächste.


    Was ich feststelle- ich war ein Nachrichten, Informationsjunkie. Der Fernseher und das Radio habe ich gern eingeschaltet. Radio war ein reiner Nachrichtensender. Doch irgendwie hat mich das nervös gemacht. Viele Nachrichten werden wiederkäuend durch den Äther geschickt. Seit ein paar Wochen habe ich den Informationskonsum auf diesen Wegen eingeschränkt und ich fühle mich wohler.


    Wie sagt man so schrecklich auf neudeutsch? Da sind die Hirnforscher ganz bei Dir. :grin
    Ich habe vor kurzem eine Untersuchung gelesen, dass Menschen zufriedener am Arbeitsplatz sind und weniger gestresst, wenn sie ihre E-Mails nur zu festgelegten Zeiten zwei-, dreimal am Tag checken und nicht pausenlos.
    Und vorhin kam auf ZDF Info eine Sendung zum Medienkonsum - jaja, lasst stecken, natürlich ist das witzig, ich gucke morgens um acht Uhr eine Sendung zum Thema Medienkonsum :lache -, jedenfalls meinte da ein Psychologe, bei vielen habe der Umgang mit dem Handy mittlerweile Ausmaße angenommen, wie man sie sonst nur bei Zwangserkrankungen beobachtet. Sich pausenlos vergewissern müssen, sich extrem unwohl fühlen, wenn das Ding mal nicht da ist oder man auch nur gehindert wird, es zu benutzen.
    Und die große Frage dabei ist natürlich auch: Was tun wir uns an, wenn wir unserem Unbewussten (zumindest tagsüber) kaum noch die Chance geben, mal die Synapsen baumeln zu lassen? :-(

  • Uff - dass ist das was meine Mutter erlebt hat. Wuchs ohne Vater auf und musste als 4-5jährige in ein Sprachförderungsheim. Ein ganzes Jahr war sie dort alleine. In den 50er hat man so gehandelt...


    Auch ich war als Baby für 6 Wochen bei meiner Tante. Das habe ich erst vor zwei Jahren erfahren. Meine Beziehung zu meiner Mutter ist speziell. Ich will es nicht im einzelnen ausführen, doch ich habe mich schon früh als Erwachsene gesehen und in meiner Mutter das Kind. Das Thema unreife wurde hier angesprochen.

  • Zitat

    Original von Katerina



    Und vorhin kam auf ZDF Info eine Sendung zum Medienkonsum - jaja, lasst stecken, natürlich ist das witzig, ich gucke morgens um acht Uhr eine Sendung zum Thema Medienkonsum :lache(


    :chen :chen :chen

  • Zitat

    Original von Nikki
    Ich will es nicht im einzelnen ausführen, doch ich habe mich schon früh als Erwachsene gesehen und in meiner Mutter das Kind. Das Thema unreife wurde hier angesprochen.


    In den Bekloppten habe ich geschrieben, dass ich manchmal im privaten Umfeld darauf angesprochen werde, was denn für Leute üblicherweise eine Psychotherapie machen. Früher habe ich dann immer verschiedene Diagnosen aufgezählt. Bis mir irgendwann auffiel, dass praktisch alle meine Patienten eins gemeinsam haben: Sie haben unreife Eltern, oder zumindest ein unreifes Elternteil.
    Das heißt einerseits: Die Menschen kommen deshalb in Therapie, weil eine Generation vorher jemand seine Probleme nicht gelöst hat. Es heißt andererseits, dass man, wenn Eltern einem lebenwichtige Dinge nicht beibringen konnten, weil sie selbst hilflos waren, irgendwann vor eine Mauer läuft und nicht weiter weiß.
    Es heißt vor allem, und das ist die beste Nachricht: Man kann etwas tun, damit etwas nicht noch an weitere Generationen weitergegeben wird.

  • Das Kast-Zahn-Buch habe ich nie gelesen, nur immer Auszüge aus Büchern dagegen. Und auch damit war ich schon immer bedient. Ich meinte, sie mit ihrer Methode, Babys aufgeben lernen zu lassen (sie nennt es, sie schlafen lernen lassen. Wie blöd, schlafen können Babys doch :rolleyes). Ich gucke auf mein Baby, und kann mir einfach nicht vorstellen, wie so ein kleines Wesen dadurch keinen Knax weg bekommen sollte.
    Mich hat die Handymutter auch gegruselt. Aber ich habe kürzlich in einem Artikel gelesen, dass es für gewöhnlich eher hingenommen wird, wenn eine Mutter ein Buch oder eine Zeitung lesend ihr Kind nicht beachtet. :gruebel Ist das denn besser?

  • Zitat

    Original von Tempe
    Mich hat die Handymutter auch gegruselt. Aber ich habe kürzlich in einem Artikel gelesen, dass es für gewöhnlich eher hingenommen wird, wenn eine Mutter ein Buch oder eine Zeitung lesend ihr Kind nicht beachtet. :gruebel Ist das denn besser?


    Ich weiß nur, dass ich einige Patienten habe, die erzählen, ihre Mutter habe sich nicht für sie interessiert, sondern immer nur gelesen ...
    Es ist im Prinzip dasselbe. Immer noch glauben viele Leute, es genüge aufzupassen, dass einem Kind nichts passiert.

  • Diesen Abschnitt fand ich sher aufschlussreich. Besonders, wie stark man für sein Leben geprägt wird. Und eigentlich sollte man hoffen, dass wenn allen Eltern bewusst ist was sie durch ihr tun oder lassen für die Zukunft ihrer Kinder verändern können auch so handeln würden.
    Aber das wird wohl leider nie wirklich passieren. Hoffentlich treffen diese Menschen in ihrem Leben später jemand der ihnen einen anderen Weg zeigen kann auch wenn dieser dann wesentlich steiniger ist, als in Frühenjahren.


    Aber gut das viele Eltern noch den Instinkt besitzen es natürlich gut zu machen.


    Sehe jetzt aber auch einige "schwierige Kinder" mit anderen Augen, vielleicht brauchen manche nur ein paar mehr positive Menschen in ihrem Leben die beweisen das die Welt nicht so dunkel ist wie sie im Moment scheint.

    Das Buch ist wie eine Rose, beim Betrachten der Blätter öffnet sich dem Leser das Herz.


    (Sprichwort aus Persien)


    LG büchervamp :flowers


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