Zeiden, im Januar - Ursula Ackrill

  • Verlag: Wagenbach, 2015
    Gebunden
    256 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    21. Januar 1941. Es ist Winter in Siebenbürgen. Lange schon hat die Kälte, aus dem Westen kommend, das Sachsenland erreicht. Leontine Philippi, graue Strähnen im Haar, schreibt hellsichtig an der Stadtchronik von Zeiden. Das Manuskript aber hält sie unter Verschluss. Ihr Ziehkind Maria, eine junge Rumänin, kauft und verkauft Gegenstände, die ihre Besitzer gegen Fluchtgeld tauschen, und scheint nichts zu begreifen. Mit Franz Herfurth, ihrem Vertrauten aus Kindertagen, spricht Leontine seit Monaten kein Wort. Er ist jetzt Schularzt in Zeiden, untersucht SS- Rekruten, die vom Reich gefordert werden, und hat Gründe, den >Idioten< des Ortes mit Argwohn zu verfolgen. Leontine jedoch lässt sich den Mund nicht verbieten, auch wenn sie bis zum Schluss, noch in höchster Gefahr, über mancherlei schweigt.
    Über Jahrhunderte hatten sich die Rumäniendeutschen eine eigene Welt geschaffen, ihre Sprache und Kultur quasi eingemauert in einem Landstrich, der mal zu Österreich- Ungarn, mal zu Rumänien gehörte. Als Hitler sie »heim ins Reich« holte und es eine existentielle Entscheidung zu treffen galt, brach auch in Siebenbürgen die alte Sehnsucht nach Heimat und Zugehörigkeit wieder auf. Ursula Ackrill erzählt davon, wie Menschen aus Opportunismus und Feigheit schuldig werden. In einer genauen Sprache, die seltsam altmodisch und zugleich nagelneu klingt, begleitet die Autorin uns unerschrocken auf fremdes Terrain.


    Über die Autorin:
    Ursula Ackrill, geboren 1974 in Kronstadt, Siebenbürgen, studierte Germanistik und Theologie in Bukarest und promovierte 2003 mit einer Arbeit über Christa Wolf an der University of Leicester. 2005 erwarb sie einen Master in Informationsmanagement und lebt heute als Bibliothekarin und Schriftstellerin in Nottingham. Zeiden, im Januar ist ihr erster Roman.


    Mein Eindruck:
    Sprachlich ein außergewöhnliches Buch, das ein Stück Geschichte erzählt.
    Von Zeiden (heute Codlea in Rumänien) und den Siebenbürger Sachsen in der Zeit der dreißiger und vierziger Jahre.


    Etwas umständlich erzählt wird schon, ziemlich verschachtelt und in den Zeiten verwirrend herumspringend, dafür ist es aber auch ein sehr originelles Buch.
    Die Sprache ist so verschwurbelt und klingt so altmodisch, dass es authentisch wirkt.
    Es gibt aber auch einige Merkwürdigkeiten in den Satzkonstruktionen, die stören können.


    Einige handelnde Figuren sind real, aber diese stehen wenig im Vordergrund.
    Die wichtigsten Figuren sind fiktiv. Es sind die 1888 in Kronstadt geborene Leontine Philippi, die junge Rumänin Maria und der opportunistische Arzt Franz Herfurth.
    Sie sind interessant angelegt, jedoch komme ich als Leser ihnen meistens nicht besonders nahe. Diese Distanz ist vermutlich von der Autorin gewollt. Das verhindert teilweise, dass mich das Buch ganz erreicht.
    Trotz guter Ansätze überzeugte mich der Roman leider nicht so ganz, aber ich bin gespannt, was von der Autorin noch folgen wird.