Die Brandmauer - Henning Mankell

  • Klappentext
    In Wallanders achtem Fall geht es nicht nur darum, ein Computerverbrechen aufzudecken, sondern auch die Brandmauern, die Menschen um ihr Innerstes aufrichten, zu durchbrechen. Zwei junge Mädchen überfallen einen Taxifahrer, betäuben ihn mit einem Hammer und töten ihn mit einem Küchenmesser. Als die Polizei sie verhört, zeigen sie keinerlei Schuldgefühl. Wallander kann es kaum fassen. Finden junge Menschen heutzutage wirklich nichts dabei, einen Menschen meuchlings umzubringen? Er ist sich sicher, dass etwas anderes dahintersteckt. Aber bis er das herausfindet, geschehen noch viele merkwürdige Dinge. Ein Mann fällt vor einem Bankautomaten tot um. Seine Leiche wird aus der Pathologie gestohlen und wieder an den ursprünglichen Fundort transportiert. In ganz Schonen geht das Licht aus. In der Transformatorstation liegt eine verkohlte Leiche. Wallander wird angezeigt, ein junges Mädchen geohrfeigt zu haben. Auf Rat seiner Tochter Linda gibt er endlich eine Kontaktanzeige auf, um wenigstens sein Privatleben in geordnete Bahnen zu lenken. Aber auch seine privaten Angelegenheiten geraten in die Turbulenzen des vorliegenden Falls.


    Diesmal geht es um ein Computerverbrechen von internationalem Format. Wallander lernt nicht nur selbst, Schritt für Schritt, mit dem Computer umzugehen, sondern heuert auch einen vorbestraften Hacker an, der die Firewall durchbrechen soll, mit der die Computerterroristen ihren Anschlag abgesichert haben. Mit Schrecken stellt er fest, wie stark die moderne Gesellschaft von der Technologie abhängt und wie verletzlich sie dadurch geworden ist. Obwohl er vor einer neuartigen Dimension des Verbrechens steht und mehr als einmal an seine Grenzen stößt, bringt er auch diesen Fall zu einem erfolgreichen Abschluss. Doch immer verlockender wird der Gedanke, die Verantwortung vielleicht schon bald in die Hände der nächsten Generation zu legen.


    Über den Autor
    Henning Mankell, 1948 als Sohn eines Richters in Stockholm geboren, wuchs in Härjedalen auf. Als 17-jähriger begann er am renommierten Riks-Theater in Stockholm, das Regiehandwerk zu lernen. 1972 unternahm er seine erste Afrikareise. Sieben Jahre später erschien sein erster Roman "Das Gefangenenlager, das verschwand". In den kommenden Jahren arbeitete er als Autor, Regisseur und Intendant an verschiedenen schwedischen Theatern. 1985 wurde Henning Mankell eingeladen, beim Aufbau eines Theaters in Maputo, Mosambik, zu helfen. Er begann zwischen den Kontinenten zu pendeln und entschied sich schließlich, überwiegend in Afrika zu leben. Dort ist auch der größte Teil der Wallander-Serie entstanden. Außerdem schrieb Henning Mankell Jugendbücher, von denen mehrere auch in Deutschland ausgezeichnet wurden.


    Meine Meinung
    Ich hab diesen Wallander Krimis mal wieder in der englischen Uebersetzung gelesen. Und verstehe immer noch nicht warum er hier bei weitem nicht so erfolgreich ist wie in Deutschland. Denn auch dieser Krimi ueberzeugt wieder. Und diesmal find ich die Mischung aus Spannung und Sozialkrikit im kalten (im reelen wie im uebertragenen Sinne) Schweden sogar besonders gut gelunden. Wallander ist sicherlich kein "Held" im traditionellen Sinne, hat seine Schwaechen und Probleme. Ich find es aber gut, dass er in diesem Band sein Leben wohl langsam etwas besser in den Griff bekommt. Und das macht ihn mir noch etwas sympathischer.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von tinkerbell
    Den fand ich auch sehr spannend, ich weiss noch, dass ich ihn regelrecht verschlungen habe. Meiner Meinung nach einer der besseren Wallanders.


    LG
    Tinker



    Dem muß ich mich anschließen. Ich fand diesen Wallander auch einen der Besten. Er war so spannend, ich konnte ihn kaum aus der Hand legen.

  • So, heute abend bin ich mit der Brandmauer fertig geworden.


    Mein Fazit lautet folgendermaßen: Zwar war das Buch für mich als Informatik-Interessierte spannend zu lesen und es gab auch einige unerwartete Wendungen in der Handlung (die zum Glück auch kamen, denn es war alles in allem eine echte Berg-und-Tal-Fahrt (zwischen Spannung und langgezogenen Passagen) beim Lesen), aber ich finde, dass es nicht das beste Buch aus der Wallander-Reihe ist.


    Ich glaube, mir persönlich liegen seine Krimis mit bestimmten Serienmördern besser, wo es am Schluß eher auf die Psyche des Killers und sein Motiv ankommt (z.B. die fünfte Frau, die falsche Fährte, Mittsommermord etc.)
    Was auf jeden Fall nett beschrieben wird, sind die Passagen, wo Wallander versucht, dahinter zu steigen, wie die Netzwerke und Computer der heutigen Zeit alle funktionieren und wie er immer nach "Bildern aus dem Alltag" zum Vergleich sucht :-)


    Also: Als passionierter Wallander-Fan würde ich dem Buch trotzdem "nur" die Note 2- verpassen, aber wenn man die gesamte Serie eh mag und lesen will, sollte man es sich auf jeden Fall zu Gemüte führen. Als Einstiegswallander eher ungeeignet, schließlich ist es ja auch der letzte bisher erschienene Krimi mit ihm...


    Trotzdem gibt es ja immer noch "Vor dem Frost" von Mankell, der die Serie zumindest indirekt weiterführt... :grin

    Viele Grüße,Eure SUB-Priesterin :wave


    "Der Kopf ist rund, damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können" (Picabia)


    Zur Zeit lese ich gerade: Jane Bowles - Zwei sehr ernsthafte Damen

  • Nachdem ich jetzt auch andere Mankells kenne (Die falsche Fährte, Die fünfte Frau), finde ich auch, dass Die Brandmauer sicherlich nicht der stärkste Wallander-Krimi ist.


    Ärgerlich fand ich die vielen falschen Spuren, die Mankell ausgelegt hat. Warum wurden dem Computerprogrammierer Daumen bzw. Finger abgeschnitten? Warum wurde das entflohene Mädchen in der Trafo-Station umgebracht?


    Schön finde ich es jedesmal, wie ausführlich Mankell seine Figuren beschreibt. Und dann natürlich der ewig müde Wallander :-) Ich glaube, aus diesem Buch stammt das Zitat "Er lehnte an der Wand wie ein alter Gaul" - herrliches Bild!


    Zitat

    Original von SUB-Priesterin


    Also: Als passionierter Wallander-Fan würde ich dem Buch trotzdem "nur" die Note 2- verpassen, aber wenn man die gesamte Serie eh mag und lesen will, sollte man es sich auf jeden Fall zu Gemüte führen. Als Einstiegswallander eher ungeeignet, schließlich ist es ja auch der letzte bisher erschienene Krimi mit ihm...


    Besser kann man es nicht sagen!


    D.

    "Ein Tag ohne Lesen ist wie eine Sünde.
    Ein Tag ohne den Gang in die Wälder ist ein Versäumnis."
    Peter Handke, Schriftsteller

  • Ich habe die Wallander-Krimis schon vor einiger Zeit gelesen und sehr gut gefunden. Mit am besten fand ich immer wieder die Beschreibung der Personen, vor allem der Hauptfigur des Kommissars Wallander mit der ganzen Breite seiner menschlichen Schwächen. Ich habe ihn mir vorgestellt, als alternden Mit- Endfünfziger, übergewichtig, übernächtigt mit Zigarette in der Hand und fettigen Haaren. So gar nicht der Typ, welcher ihn in den Verfilmungen verkörpert hat.
    Die Serie um ihn zählt für mich zu den besseren, der von mir gelesenen Krimis. Dagegen hat mit "Kennedys Hirn" von Mankell überhaupt nicht zugesagt. Nachdem ich die Wallanders gelesen hatte, war ich von diesem Buch enttäuscht.

  • "Die Brandmauer" halte ich für den schwächsten Teil der Wallander-Reihe. Völlig überkonstruiert, bisweilen zäh und langatmig und auch nicht sonderlich spannend.
    Auf der Habenseite zu verbuchen sind hingegen die Entwicklungen in Wallanders Privatleben sowie die neuen Dynamiken in der Ermittlungsgruppe, diese Teile haben mir wie immer sehr zugesagt.

  • Kurt Wallander bekommt einen Fall auf den Tisch, der zwar ungewöhnlich ist, aber noch im Rahmen des „Polizeialltags“ liegt. Zwei junge Mädchen überfallen einen Taxifahrer, betäuben ihn mit einem Hammer und töten in anschließend mit einem Küchenmesser. Als die Polizei sie verhört, zeigen sie keinerlei Schuldgefühl. Wallander kann es kaum fassen. Finden junge Menschen heutzutage wirklich nichts dabei, jemanden hinterrücks zu ermorden? Wie immer beginnen an dieser Stelle Wallanders Zweifel über den Geisteszustand der Welt.


    Kurz darauf geschehen die merkwürdigsten Dinge: ein Mann fällt vor einem Bankautomaten tot um. Seine Leiche wird aus der Pathologie gestohlen und wieder an den ursprünglichen Fundort transportiert. In ganz Schonen geht das Licht aus. In der Transformatorstation liegt eine verkohlte Leiche. Hängen der Mord an dem Taxifahrer und die Leiche vor dem Bankautomaten zusammen? Und wenn ja – wie?


    Die Stimmung im Ermittlerteam ist fast immer angespannt. Wie bereits in den anderen Fällen lassen sich Wallander und seine Kollegen über den Zustand des schwedischen Polizeiapparates aus: zu viel Arbeit, zu wenig Personal, zu wenig Zeit um alles zu erledigen. Wallander hat sich nicht sonderlich verändert, außer, dass er älter geworden ist und nun an Diabetes erkrankt ist. Die Selbstzweifel sind geblieben, ebenso das gelegentlich auftauchende Selbstmitleid. In diesem Band nimmt dieser aber andere Dimensionen an. Er hat noch mindestens 10 Jahre bis zu seiner Pensionierung und seine ohnehin schon wenigen privaten sozialen Kontakte ziehen sich mehr und mehr zurück. So verkauft z.B. Sten Widén seinen Reiterhof und verlässt die Gegend um Ystad. Das hinterlässt bei Wallander einen Beigeschmack von Eifersucht und Neid – denn ihm ist es nicht so einfach möglich sein bisheriges Leben aufzugeben, die Zelte abzubrechen und an einem vollkommen neuen Ort wieder aufzuschlagen.


    Der Mord an dem Taxifahrer und die verschwundene und wieder aufgetauchte Leiche scheinen beide auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Erst im Laufe der Ermittlungen ergeben sich weitere Berührungspunkte, die mehr oder weniger wichtig für die Gesamtauflösung des Falles ist. Die Ermittlungen bestehen aus mühevoller Kleinarbeit und das Team steht mehr als einmal ratlos vor ihren bisherigen Ergebnissen. Ich hatte oft den Eindruck, dass Wallander kein Ufer mehr in den Ermittlungen sieht und vor dem Hintergrund, dass sich der Fall in der Welt der Computer- und Informatikwelt abspielt, recht schnell kapituliert. Ein immer wieder kehrendes Fazit ist: „Einem alten Hund bringt man nur noch schwer neue Tricks bei.“ Diese Aussichtslosigkeit ist man sonst nicht von Wallander gewohnt.
    Die Ermittlungsphasen habe ich als quälend und zäh empfunden, die Befragung von Zeugen und evtl. Beteiligten erschien mir konfus und planlos. Bei mir kam hier zumindest keine große Lesefreude auf. Wallanders fast schon berühmte Intuition wird in diesem Fall für meinen Geschmack bis zum Äußersten erschöpft.


    So richtig Spannung kam bei mir erst auf den letzten 80 Seiten auf. Das es erst auf den letzten Metern so richtig zündet, bin ich von Mankells Wallanderromanen aber bereits gewöhnt.


    Insgesamt hat mich der Krimi nicht vollends packen können. Er war interessant und auch unterhaltend geschrieben, die Grundidee fand ich gelungen, die Umsetzung eher mäßig gelungen. Für mich insgesamt 6 Eulenpunkte wert.