Inhalt:
"Ich hasse den Wald. Ich hasse ihn aus tiefstem Herzen. Er tut so, als wäre er mein Zuhause. Aber das ist er nicht. Er ist mein Gefängnis." (erste Sätze)
Sie können nicht töten – als Anhänger der weißen Magie erschaffen sie nur. Seit Generationen lebt der friedliche Stamm der Leonen gefangen im Wald, gewaltsam unterdrückt vom Stamm der mörderischen Tauren.
Als die 17-jährige Robin auf den jungen Tauren Emilian trifft, ist sie sich sicher, dass er sie töten wird. Doch Robin gelingt es zu fliehen – scheinbar. Erst später wird ihr bewusst: er hat sie laufen lassen. Warum?
Als Robin dann ein Reh mit der bloßen Kraft ihrer Gedanken tötet, ist sie zutiefst erschüttert. Was ist mit ihr?
Robin trägt ein Geheimnis in sich, und es gibt nur einen, der davon weiß – ihr größter Feind.
Zur Autorin:
Julie Heiland hat Journalistik studiert. Parallel dazu hat sie eine Schauspiel- und Rhetorikausbildung absolviert und schon in einigen Fernsehfilmen mitgespielt. Julie Heiland, 1991 geboren, ist ein Multitalent. Ihre große Leidenschaft ist das Schreiben und hier ist sie ganz nah an ihren Leserinnen. Nach „Bannwald“ ist „Blutwald“ ihr zweiter Roman.
Meine Meinung:
Es waren tatsächlich die ersten Sätze, die mich zum Lesen dieses Romans gebracht haben. Die geschilderte Hassliebe zum Wald hat mich neugierig gemacht, die Formulierung fand ich gelungen. Häufig blitzen richtig schöne Sätze hervor - hier lauert Potential (beispielsweise bei einer richtig schönen Beschreibung des Abendrots - das dann gleich bedrohlich wirkt). Ab und an wiederholen sich Phrasen oder sind eher gewöhnlich.
Die Story an sich ist eine gute Idee - Sternzeichen, die nicht mehr ganz so einheitlich leben, das Machtstreben des einen, das Kuschen und Wegschauen der anderen. Kommt vor - das hat die tatsächliche Geschichte oft genug bewiesen. Auch die Mechanismen dieses Systems sind gut umgesetzt. An ein paar Stellen sollte man die Geschichte lieber nicht so genau hinterfragen, sonst finden sich Lücken in der Logik der ansonsten guten Geschichte (Robin hat ihre Mutter nie kennengelernt, da diese gleich nach ihrer Geburt ermordet wurde. Sie kommt zu einer Ziehfamilie (also GLEICH nach ihrer Geburt) und hat hier gleich mal Schwestern, die sie nie gehabt hatte (?). Lustigerweise sind die Schwestern deutlich jünger als sie. Öhm...wie geht das? --> direkt so verdreht steht es nicht im Roman, aber unscharfe Formulierungen legen des Schluss nahe, dass Robin einmal jung und einer weniger jung adoptiert wurde).
Robins Charakter ist gut getroffen, manche ihrer Gedanken erinnern an literarische Floskeln, die man zum Spannungsaufbau etc. einsetzt. Dennoch ist sie ein runder Charakter und nicht eine bloße, hingeklatschte Figur. Ihre Beziehung zu IHM ist hingegen wenig innovativ. Er, der gutaussehnde Fremde mit düsterer Vergangenheit, der dann doch einen recht weichen Kern hat. In dieser Beziehung wird leider meistens nur wiederholt, was schon tausendfach beschrieben wurde. So vom Gesamteindruck des Buches hätte ich der Autorin auch hier mehr zugetraut. Aber auch hier darf ich sagen, man kann mit Robin mitfühlen.
Fazit: Ich kann das Buch trotz kleinerer Mängel wirklich empfehlen - ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und mir war zu keiner Zeit langweilig. Im Gegenteil - Unterbrechungen im Lesefluss fand ich weniger toll. Ich freue mich auf den zweiten Band und hoffe hier auf eine Steigerung - die Autorin hat Potential.