Verlag: Bastei Lübbe
206 Seiten
OT: Electric Forest
Übersetzt von Dr.Edda Petri
Kurzbeschreibung:
"Häßlich!" riefen die Kinder hinter Magdala Cled her, wenn sie sie traten und an den Haaren zogen. Denn häßlich zu sein war ein Verbrechen in der ansonsten idealen Gesellschaft von Indigo.
Doch im elektrischen Wald mit seinen seltsamen Bäumen und seinem super-luxuriösen Heim erwacht in Magdala ein neues Selbstbewußtsein und ein Gespür für das Potential ihrer Fähigkeiten. Und so wird sie zum Brennpunkt in der Auseinandersetzung gewaltiger Kräfte. Denn nur sie erkennt, welche Gefahr Indigo droht. Und nur sie, die Ausgestoßene, könnte diese Gefahr noch abwenden. Wenn sie es vermag. Und wenn sie es will.
Über die Autorin:
Tanith Lee wurde 1947 in London geboren. 1968 erschienen ihre ersten Erzählungen, seitdem schreibt sie sowohl für Erwachsene als auch für Kinder: meist Fantasy, aber auch Science Fiction. Nebenbei verfasst Lee Skripte für Radio- und Fernsehproduktionen. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet und auch Das Gesetz des Wolfturms stand auf der Auswahlliste des "Guardian Children´s Book Award". Seit 1992 war Tanith Lee mit dem britischen Autor und Maler John Kaiine verheiratet und lebte mir ihm im Süden Englands.
Am 24. Mai 2015 ist Tanith Lee im Alter von 67 Jahren gestorben.
Über die Übersetzerin:
Dr.Edda Petri hat Science Fiction Romane von Fred Pohl, Heinlein, Poul Anderson und Lois McMaster Bujold sowie einige Bücher von James Patterson übersetzt.
Mein Eindruck:
Tanith Lees Science Fiction-Romane waren immer etwas besonderes für mich. Dazu gehörte auch Im elektrischen Wald, den ich jetzt noch einmal gelesen habe.
Eine Welt der Zukunft, die sich technologisch und gesellschaftlich leicht von der uns bekannten unterscheidet. Zum Beispiel ist das Aussehen der Menschen perfekt. Ausnahme ist die Protagonistin, die Hässlich genannt wird.
“Selbstverständlich hieß Hässlich nicht wirklich Hässlich. Sie wurde nur so von den meisten Leuten - Kindern, Kollegen - genannt. Es war nicht einmal als Schimpfname gemeint, sondern lediglich eine völlig genaue Beschreibung ihres Aussehens.”
Eigentlich heißt sie Magdala. Aufgrund ihres Aussehen, das auch von körperlichen Einschränkungen begleitet wird, ist sie eine gesellschaftliche Außenseiterin.
Die Begegnung mit dem Wissenschaftler Claudio bietet ihr neue Möglichkeiten, doch die Frage ist: wird eine körperliche Änderung auch eine innerliche nach sich ziehen? Magdala muss erst lernen, eine schöne Frau zu sein.
Tanith Lee will also auf ein Stück Gesellschaftskritik hinaus, aber sie ist keine typisch sozialkritische Autorin. Mehr noch ist sie auf der Suche nach verborgenen, menschlichen Abgründen.
Während Tanith Lee in ihren Fantasybüchern stets betont poetisch schreibt, bleibt in ihren Science Fiction-Romanen auch immer etwas sachliches, kühles. Daraus ergibt sich eine eigene, spezifische Eleganz im Stil.
Ich fand es interessant, wie Tanith Lee sowohl mit dem Frankenstein-Mythos spielt als auch mit Die Schöne und das Biest und Shakesoeare-Einflüssen. Die Protagonistin und ihr Schöpfer verbindet bald eine Hassliebe.
Es geht um Persönlichkeitsentwicklung und Identität, um genetischen Möglichkeiten und Risiken. Dann kommt noch ein überraschender Twist im Plot, der an die Realitätszertrümmerungen von Philip K.Dicks Geschichten erinnert.
Alles Themen, die der traditionelle Science Fiction-Roman von heute nicht unbedingt abdeckt.
Zuletzt noch eine Bemerkung zum Buchäußeren:
Im elektrischen Wald hat ein kunstvolles Cover
Eine gute Entscheidung des Verlags, die Original-Titelillustration von Tim White zu übernehmen.