Die bleichen Füchse - Yannick Haenel

  • Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
    Verlag: Rowohlt


    Übersetzt von Claudia Steinitz


    Kurzbeschreibung:
    Yannick Haenel erzählt eine aufwühlende Geschichte, die jedem passieren könnte. Sein Held ist ein französischer Bürger, der seinen festen Platz in der Gesellschaft hatte. Doch er verliert erst seine Arbeit, dann seine Wohnung und gerät auf die Seite derer, die nichts haben. Jean Deichel ist dreiundvierzig Jahre alt, als er in ein Auto zieht. Im Handschuhfach liegt «Warten auf Godot», darin blättert er gelegentlich, ansonsten beobachtet er das Treiben in der Pariser Rue de la Chine, wo der Renault 18 parkt. Das Paris, das er nun entdeckt, ist eine ganz andere Stadt als die, die er bislang kannte. Es ist die Stadt der Immigranten. In Hinterhöfen sieht er seltsame Graffiti, halb Fisch, halb Vogel. So gerät er auf die Spur der «bleichen Füchse», einer nach einer Gottheit der Dogon benannten Vereinigung von Immigranten aus Mali.


    Über den Autor:
    Yannick Haenel, geboren 1967 in Rennes in der Bretagne. Seine Kindheit und Jugend hat er in verschiedenen Ländern Afrikas - in Niger, im Senegal und in Djibouti – verbracht. Heute lebt er in Paris. Er ist Herausgeber der Zeitschrift «Ligne de risque». Haenel wurde für seinen letzten Roman «Das Schweigen des Jan Karski» mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Prix FNAC und dem Prix Interallié.


    Über die Übersetzerin:
    Claudia Steinitz, geboren 1961, lebt in Berlin und übersetzte aus dem Französischen und Italienischen u. a. Gabriele D'Annunzio, Henri-Frederic Blanc, Gerald Messadie und Jean-Christophe Rufin.


    Mein Eindruck:
    Der Protagonist Jean Deichel ist arbeits- und wohnungslos geworden und hat praktisch keine sozialen Kontakte mehr. Jetzt lebt er in Paris in seinem Auto und beobachtet die Stadt aus einer anderen Sicht. In dieser Situation wird er bewusst zum Aussteiger.
    Er nimmt das Land aus einer anderen Perspektive wahr.
    Jean begegnet einer Reihe von Leuten, die alle Außenseiter der Gesellschaft sind, Das sind insbesondere Immigranten.


    Jean erzählt von den bleichen Füchsen, einer anonymen Vereinigung, in einer Berichtsform. Das heißt, das er auch Details von sich weglässt, bei denen er der Meinung ist, sie tun nichts zur Sache.


    Im zweiten Teil des Buches gibt es stilistisch einen Bruch, berichtet wird jetzt im Stil eines Manifestes des Widerstands.


    Die Unruhen 2005 in Paris spiegeln sich im Text wieder.


    Yannick Haenel nutzt im ersten Teil eine ausdrucksstarke, symbolhafte Sprache um den Bewusstseinszustand seiner Figur zu zeigen. Hier bin ich als Leser gefesselt und fühle mich betroffen. Manchmal behagt mir das nicht, aber das wohlfühlen des Lesers ist nicht die Absicht des Autors, er will zeigen, was die Politik der Kälte und des Abschottens für die Menschen bedeutet. Ob das auch mit den Mitteln des zweiten Teils des Buches gelingt, glaube ich nicht, da es zu pathetisch wird.
    Haenel schreibt einen betont politischen Roman und stellt außerdem Zusammenhänge zur französischen Revolution her, die ich wenig zwingend empfinde.


    Das die Thematik des Buches ohne Frage sehr relevant ist, zeigt sich an der Flüchtlingsproblematik, die ganz Europa betrifft und nicht einmal ansatzweise gelöst ist. Somit ist Haenels Roman in vielen Ansätzen wichtig, aber oft auch nicht ganz gelungen.