Ihr Lieben,
ich möchte euch heute von einer ganz besonderen Lesung berichten, die mich auch noch den ganzen folgenden Tag beschäftigt hat. Es war nicht nur die Lesung an sich, sondern einfach das, was der Autor mit seinen Erzählungen rüber gebracht hat und vor allem wie er es den Besuchern nahe gebracht hat.
Am 20.5. war ich auf der Lesung zu dem Buch "Dieses bescheuerte Herz" von Lars Amend . Was sich auf den ersten Blick wie eine Liebesschnulze anhört ist in Wahrheit ein Buch über eine Freundschaft zwischen zwei Menschen. Daniel (ihr sprecht ihn englisch aus) hat nicht nur ein halbes Herz, sondern auch noch diverse andere Krankheiten, die ich so alle gar nicht mehr weiß. Er muss jeden Tag um die 40 Tabletten nehmen und wartet eigentlich nur noch auf seinen Tod. Sein Leben dreht sich nur um Krankheiten, Tabletten, Krankenhausaufenthalte und die Gefahr, dass er jederzeit sterben könnte. Das ist ja schon schlimm genug, aber dazu kommt noch, dass er keine Freunde hat, weil er nichts von dem unternehmen kann, was er normalerweise mit Gleichaltrigen unternehmen würde. Er ist einfach viel zu krank. Und da kommt Lars Amend ins Spiel. Durch einen Zufall und durch eine spontane Eingebung lernt er Daniel kennen und wird für ihn der große Bruder, der ihm vieles von dem bietet, was Daniel in seinem jungen Leben - er ist zum damaligen Zeitpunkt 15 Jahre alt - nicht erleben durfte. Daniel schreibt am ersten Tag, an dem Daniel und er sich kennen lernen, eine Wunschliste mit all den Dingen, die er vor seinem Tod noch erleben möchte. Darauf stehen solche Dinge wie ein Mädchen küssen, eine Zigarette rauchen oder ein cooles Auto fahren. Nach und nach arbeiten Daniel und Lars diese Wunschliste ab. So viel zum Buch.
Zu Beginn der Lesung wusste ich nicht, was mich hier erwartet. Ich hatte zwar den Inhalt des Buches gelesen und auch Rezensionen dazu, aber das Buch selber noch nicht. Das war für irgendwann mal angedacht, weil ich das Thema zwar interessant fand, ich aber noch so viele ungelesene Bücher im Regal stehen habe. Die Lesung fand in der Stadtbibliothek in Hattingen statt und war recht gut besucht. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich auch gar nicht mehr, wie der Autor aussieht und habe mir daher auch ausnahmsweise mal nicht den Kopf verrenkt um ihn zu finden
Dann war es soweit, ein nicht besonders auffälliger Mann, der etwa in meinem Alter ist, betrat die kleine Bühne. Anfangs stellte Katharina Arnoldi von der evangelischen Erwachsenenbildung Ennepe-Ruhr ihm Fragen zu seinem Leben und zu seinen Hobbies. Dann sagte Lars, dass er jetzt einfach weiter erzählen würde. Ich war der Meinung, dass er kurz seinen Lebenslauf zu Ende erzählt und sich dann hinsetzt und aus seinem Buch liest. So wie bei den meisten Lesungen eben. Aber weit gefehlt. Er redete und redete und redete bis es plötzlich halb zehn war. Die Zeit verging wie im Flug, weil es so unglaublich interessant war.
Zuerst erzählte er von seinem Leben vor Daniel, dann von seinen wirklich krassen Erfahrungen in einer Favela (Armenviertel, in denen starke Kriminalität herrscht) in Brasilien. Zu diesem Zeitpunkt hing ich ihm schon an den Lippen, weil er einfach so lebendig und überzeugend erzählt hat. Dann kam er auf Daniel, der ja die eigentliche Hauptperson des Buches ist, zu sprechen. Das Kennenlernen mit ihm, den ersten gemeinsamen Tag und viele weitere Anekdoten, die bestimmt auch im Buch zu finden sind. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie diese Geschichten im Buch verspackt sein könnten, denn es ist meiner Meinung immer noch etwas anderes, ob jemand locker davon erzählt, und das hat er, als wenn man es auf Papier verewigt. Dazu ist das Buch soweit ich das beim ersten Reinlesen sehen konnte, aus der Perspektive von Daniel geschrieben. Man hat auch deutlich bemerkt, dass Lars Daniel mittlerweile tatsächlich als seinen kleinen Bruder ansieht, denn viele Geschichten waren einfach von seiner Seite aus mit so viel Emotionen erzählt, dass ich das Gefühl hatte, die beiden kennen sich schon ewig und sind sich sehr vertraut. Er sagte übrigens, dass beide sich auch genauso fühlen - als würden sie sich schon immer kennen. Da war kein Fremdeln und keine Scheu. Sie sind so miteinander umgegangen, als hätten sie sich über längere Zeit einfach nicht gesehen und zum Zeitpunkt des Kennenlernens wieder getroffen.
Zum Ende hin durften die Besucher der Lesung auch noch Fragen stellen. Ich war immer noch so gefangen von den Erzählungen, dass mir einfach gar nichts eingefallen ist. Und ich war so beeindruckt von diesem Mann, der durch eine spontane Entscheidung für einen sterbenskranken Jungen (er ist übrigens vor kurzem 18 geworden) der beste Freund geworden ist.
Bis kurz vor der "Lesung" war ich noch überzeugt, dass ich das Buch nicht kaufen muss und es mir als E-Book völlig ausreicht. In der Pause war ich dann ganz anderer Meinung. Ich habe es mir gekauft und signieren lassen, obwohl ich ja dieses Jahr viel weniger Bücher kaufen wollte, als all die Jahre davor. Aber so ist das wohl nun mal.
Lars Amend hat im Übrigen noch weitere Bücher geschrieben. Das erste Buch schrieb er mit Rudolf Schenker von den Scorpions ("Rock Your Life"), anschließend mit Bushido ("Bushido") und mit dem Model Mario Galla ("Mit einem Bein im Modelbusiness: Wie ich trotz Handicap zum Model wurde") . Dieses Jahr sind die Bücher "Magic Monday - 52 Gründe morgens aufzustehen" und "Der Verführungscode: So kannst du jede kriegen" erschienen.
Ich kann euch nur empfehlen, solltet ihr je die Chance haben, Lars Amend in einer Lesung zu erleben, tut es einfach. An meinem Beispiel sieht man, dass man das Buch nicht gelesen haben muss. Er erzählt so ausführlich und detailliert, dass man genau weiß, worum es geht.
Abschließend möchte ich Lars Amend und auch den drei wundervollen Mädels, mit denen ich auf der Lesung war, für den tollen und außergewöhnlichen Abend danken Und Daniel wünsche ich, dass er noch viele tolle Momente mit seinen Lieben hat und er soll auf sich aufpassen.