Inhalt:
Florence Letrec ist eine junge, erfolgreiche Schriftstellerin in Paris. Als Kind wuchs sie an der wild-romantischen Küste der Bretagne auf, bevor ein Schicksalschlag ihre behütete Kindheit jäh beendete - sie verlor ihre Eltern bei einer Explosion auf einem Leuchtturm. Ein geheimnisvoller Brief reisst aber alte Wunden wieder auf und führt Florence zurück an den Ort ihrer Kindheit, wo sie auf ihre Großmutter, aber auch auf ihre Jugendliebe Serge trifft. Es stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es schien - Florence ist auf Spurensuche nach ihrer Vergangenheit und ihrer Identität.
Meine Meinung:
Romane, die in der Bretagne spielen, scheinen gerade in zu sein; zahlreiche Cover mit wilden Küstenlandschaften lachen der Leserin im Buchladen entgegen, und auch ich habe mich von dem hübschen Cover und der geheimnisvollen Geschichte verführen lassen. Es ist aber auch ein wunderbares Setting an der bretonischen Küste; der wilde Atlantik, dessen Wellen mit voller Wucht auf die Steilküste treffen, bildet eine wunderbare Kulisse für schicksalshafte Begegnungen, und so mancher malerische Sandstrand schafft die ideale Atmosphäre für romantische Szenen. Die Autorin hat dies zu nutzen gewusst und mit ihren bildhaften Beschreibungen immer die richtig Stimmung getroffen.
Trotzdem bin ich mit der Geschichte an sich nicht ganz zufrieden. Florence befindet sich auf einem Selbstfindungstripp und denkt viel über sich, über ihre Vergangenheit und ihre Zukunft nach; diese Innenschau nimmt einen breiten Raum ein und war für mich nicht immer klar nachvollziehbar. Die Charakterzeichnungen fand ich trotz des großen Aufwands eher schwach.
Unvermutete Perspektivenwechsel führten für mich immer wieder zum Bruch in der Lektüre und mancher Dialog war so verworren, dass ich erst wieder zum Anfang des Abschnitts musste, um festzustellen, wer denn nun was gesagt hat. Insgesamt macht die Handlung einen unausgereiften Eindruck und fürs Schreibhandwerk gibts daher einen Punktabzug.
Zur Höchstform läuft die Autorin auf, wenn es um erotische Szenen geht - die haben mir richtig gut gefallen, obwohl sie leider immer im gleichen Kontext auftauchen; hier hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung gewünscht. Und auch der Rückblick in die Vergangenheit ist gut gelungen, hier hätte ich mich gerne noch ein wenig festgelesen und mehr über die Erlebnisse von Florence' Mutter erfahren.
Mit der Auflösung war ich im großen und ganzen zufrieden, aber vom Hocker gerissen hat mich der Roman insgesamt nicht. Somit ist der "Weit über dem Horizont" für mich gute Schmöker-Unterhaltung, die qualitativ noch einiges an Luft nach oben hat.