Agnès Ledig - Kurz bevor das Glück beginnt

  • Verlag: dtv premium
    broschiert, 416 Seiten
    erschienen am 1. Mai 2015


    zur Autorin: Quelle: dtv
    Agnès Ledig, geboren 1973, ist von Beruf Hebamme und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Obernai/Elsass. Zu schreiben begann sie 2005, als ihr kleiner Sohn an Leukämie erkrankte. Ein Arzt ermutigte sie, sich auf die Suche nach einem Verlag zu machen, so hingerissen war er von ihrer großen Begabung. Er blieb nicht der einzige begeisterte Leser: Nach ihrem Romandebüt ›Marie d'en haut‹ (2011) hat ›Kurz bevor das Glück beginnt‹ in Frankreich Hunderttausende Leserinnen und Leser mitten ins Herz getroffen. Ausgezeichnet mit dem Prix Maison de la Presse 2013, erscheint der Roman in sechs weiteren Ländern.


    zum Inhalt:
    Als Julie während ihrer Mittagspause zum Chef zitiert wird, sinkt ihre Laune noch weiter. Die Kassiererin in einem Supermarkt muss sich den Tag über viel von den Kunden gefallen lassen. Aber die Zwanzigjährige ist alleinerziehende Mutter eines dreijährigen Sohnes und benötigt den Job. Lulu ist ihr Ein und Alles. Am nächsten Tag beginnt ihr Urlaub und sie möchte nur noch für ihn da sein. Als kurze Zeit später der 30 Jahre ältere Paul vor ihr steht, kommt ihr seine Freundlichkeit wie Balsam vor.


    Paul ist derzeit auch nicht glücklich. Er wurde nach 30 Jahren von seiner Frau verlassen und ist nun auf sich allein gestellt. Mit seinem Sohn Jérôme plant er, am nächsten Tag in das Ferienhaus in der Bretagne zu fahren. Beide haben die Erholung dringend nötig. Dessen Frau hatte Depressionen. An ihrem Suizid gibt sich Jérôme die Schuld. Kurzentschlossen lädt Paul auch Julie und ihren Sohn zu dieser Reise ein.


    meine Meinung:
    Die französische Autorin Agnès Ledig stellt auf den ersten Seiten ihres Romans drei Menschen vor, denen das Leben gerade übel mitspielt. Julie träumt von einer Karriere als Biologin. Die frühe Schwangerschaft und das nun anders verlaufende Leben zwingt sie zu ihrem ungeliebten Job. Paul scheint sehr spontan als er Julie an ihrer Kasse anspricht, mit ihm Essen zu gehen. Er kann es sich leisten, die junge Frau und ihren Sohn mit in sein Ferienhaus zu nehmen. Jérômes Charakter ist verschlossen und abweisend. Dennoch begleitet er seinen Vater und lernt durch die kindliche Sicht von Lulu eine vollkommen andere Logik kennen. Der erste Teil des Romans schildert dieses erste Kennenlernen und die drei verbringen wundervolle Wochen an der Küste Nordfrankreichs.


    Im zweiten Drittel passiert ein Unglück, das weitreichende Folgen für die Beteiligten hat. Die vorher noch untypische Reisegruppe muss sich nun in der Not beistehen, damit niemand daran zerbricht. Diese Schilderungen werden von der Autorin überaus empathisch aufgebaut. Die Wendung der Geschichte kommt wie ein Paukenschlag. Dennoch hat der Leser Zeit, sich sein eigenes Verhalten in dieser Situation zu überlegen. Keine Situation wird übertrieben dargestellt und stets ist der Schmerz fühlbar, ohne allzu tragisch zu wirken. Die Schwärze in Julies Leben ist zwar allgegenwärtig, aber eben auch die Hoffnung. "Man steht alles durch, weil einem nichts anderes übrig bleibt."


    In diesem Roman geht es vor allem ums Emotionale. Immer wieder fließen dabei Lebensweisheiten ein, die zum innehalten anregen. Es geht um Liebe, Trauer, Hoffnung, Lebensmut, Zusammenhalt und vor allem Freundschaft. Trotz der zum Teil schwerverdaulichen Szenen vermittelt das Buch einen positiven Blick in die Zukunft. Das Buch fängt den französischen Lebensstil bildhaft ein, sodass man sich schnell in die jeweiligen Geschehnisse hineindenken kann. Es wird sich nur auf wenige Figuren beschränkt, die dann umso detaillierter gezeichnet werden. Tiefgründige Dialoge und eben der Mut, auch die dunklen Seiten im Leben in einem Roman zu behandeln, zeichnet dieses Buch aus.

  • Ich habe das Buch hier auch liegen, habe aber noch nicht so richtig Lust gefunden, es zu beginnen. Nach Deiner Rezi kann ich positiver gestimmt zum Buch greifen und hoffe, es gefällt mir auch gut. Danke für Deine Meinung! :wave

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich habe zum Buch dann doch gleich gegriffen und meinen Leseplan geändert. Der Roman ist sehr schön und flüssig geschrieben, er drückt nicht zu sehr auf die Tränendrüse. Julie bekommt im Laufe des Buches tolle Freunde zur Seite gestellt und dieses neue Netzwerk unterstützt und fängt sie auf. Ihre Eltern sind der jungen Mutter in keiner Situation im Buch eine Unterstützung und selbst bei den schlimmen Ereignissen im zweiten Drittel helfen sie ihr nicht, etwas völlig unverzeihliches.


    Zu Beginn des Romanes wurde ich mit Julie nicht so richtig warm, mich störte auch ihre Ausdrucksweise. Sicher, mit ihren 20 Jahren musste sie schnell erwachsen werden und allein, ohne elterliche Unterstützung, Verantwortung für ihren Sohn und ihre finanzielle Situation übernehmen, da kompensiert man mit Ausdrucksweise/ Verhalten evtl. manches. Paul mag man von Beginn an, dem es Freude bereitet als väterlicher Freund Gutes zu tun ohne von Julie etwas zu fordern. Er ist einfach nur toll!


    Gespannt war ich mehr über seinen Sohn Jérôme zu erfahren, was hat bewirkt, dass er etwas speziell ist? Wobei ich gut seine anfängliche Skepsis gegenüber Julie verstehen kann, diese spontane Reiseeinladung von Paul ohne schlimme Hintergedanken war einzigartig…und gut für Alle. Zwischendurch befürchtete ich kurz, die Autorin wolle aus Jérôme und Julie ein Paar machen und war froh, dass es nicht so einfach ist. Die neuen Paarungen waren zwar auch voraussehbar und ein wenig hat mich am Ende das Pärchen Happy-End und Julies Berufswunscherfüllung gestört, doch in Büchern sollen diese Träume auch erlaubt sein.


    Die Autorin, von Beruf Hebamme, hat in diesem Roman auch bewusst etwas Platz geschaffen für ihren erlernten Beruf. Mir hat sie auf diesen Seiten zusätzliche Einsatzgebiete diese Berufes gezeigt und mich würde interessieren, ob in D. dieses auch in das Tätigkeitsgebiet einer Hebamme gehört.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich danke Büchersally mich mit ihrer Rezension, die ich allerdings (weil Buch vorhanden) nur überflogen hatte, angeregt zu haben, das Buch bald zu lesen.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich weiß noch gar nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll...
    Die erste Hälfte war schön und zu einem großen Teil auch sehr lustig. Gerade die Dialoge mit Lulu waren einfach toll zu lesen.


    Die zweite Hälfte hat mich geärgert!!


    Die Seiten zwischen dem Ende dieses Ereignisses und dem letzten Kapitel (das aus der Sicht von Julie geschrieben wurde) waren in meinen Augen überflüssig und hätte man komplett weglassen sollen.
    Auch der Zufall am Ende, den Julie, ihre Freundin und Caroline betrifft, war für mich zu weit hergeholt.


    Fazit: ich habe bei diesem Buch viel gelacht und genauso viel geweint aber trotzdem hat es mich nicht völlig überzeugen können. Daher gibts von mir nur 7 Punkte.