Don Winslow - London undercover

  • Titel: London undercover. Neal Careys erster Fall
    OT: A Cool Breeze On The Underground
    Erschien 1997 bei Piper unter diesem Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund
    Autor: Don Winslow
    Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von: Conny Lösch
    Verlag: Suhrkamp
    Erschienen: Februar 2015
    Seitenzahl: 369
    ISBN-10: 3518465805
    ISBN-13: 978-3518465806
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Allie Chase, die minderjährige, rebellische Tochter eines prominenten Senators, ist in die Underground-Szene Londons abgetaucht. Neal hat nur wenige Tage Zeit, um Allie aus dieser Hölle voller Junkies, Drogendealer und Schläger zu befreien, damit sie pünktlich zum Wahlkampf aufgeräumt und strahlend an der Seite ihrer Eltern auftreten kann. Doch was der Untergrund aufzubieten hat, ist nichts gegen das, was Neal an der Oberfläche erwartet - falls er es dorthin zurückschafft ...


    Der Autor:
    Don Winslow arbeitete als Privatdetektiv in New York, schmuggelte Geld in Südafrika, verkaufte Safaritouren in China und lebt heute als Autor und Surfer in Kalifornien. Er wurde 1953 geboren.


    Meine Meinung:
    Ein Krimi der etwas anderen Art. Sehr lesenswert; keine alltägliche Krimi-Dutzendware. Neal Carey ist ohne Frage ein echter Sympathieträger, fast schon ein Anti-Held, der es auch inmitten der grössten Scheiße immer noch schafft Atem zu holen und die Kraft des Gegners gegen diesen selbst einzusetzen. Auch die Ränkespiele und Verflechtungen innerhalb der amerikanischen Politikerkaste scheinen nicht unbedingt nur Ausgeburt einer Schriftstellerphantasie zu sein.
    Don Winslow hat einen rasanten Krimi geschrieben, der zwar an manchen Stellen hart ist, nie aber brutal wird. Sprache und Stil unterstreichen diesen Eindruck.
    Interessant auch, dass Neal Carey ein Verehrer der angelsächsischen Literatur des 18. Jahrhunderts ist und „nebenbei“ auch gerade in diesem Bereich universitäre Lorbeeren anstrebt.
    Zudem wird in rückgerichteten Sequenzen der Werdegang des jungen Mannes, also von Neal Carey beschrieben – und so entwickelt sich vor den Augen des Lesers eine sehr interessante Persönlichkeit.
    Die handelnden Personen benutzen zwar durchaus das eine oder andere gängige Klischee, dass ist aber nicht gleichbedeutend mit einer Minimierung des Lesevergnügens. Ganz im Gegenteil.
    Ein sehr lesenswerter Krimi, der es schafft, seine Leser wirklich gut zu unterhalten – 8 Eulenpunkte.


    ASIN/ISBN: 3518465805

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Gleich vorneweg, das Buch ist bereits 1991 erschienen und in deutsch 1997 unter dem Titel „Ein kalter Hauch im Untergrund“. Auch die anderen Fälle von Neal Careys werden in den nächsten Monaten neu aufgelegt.


    Neal Carey, 23 Jahre, soll die 17jährige Tochter Allie des Senators John Chase innerhalb von neun Wochen finden. Vater Chase kann sie zwar nicht leiden, aber sie muß am Parteitag für die Presse präsentiert werden. Allie zeichnete sich in ihrem bisherigen Leben dadurch aus, daß sie eine verwöhnte Göre war, die Affären hatte, von mehreren Schulen geflogen war, abgetrieben hatte, übermäßig Alkohol getrunken hatte, Drogen konsumierte und sich an Mutters Pillen vergriffen hatte. Zu ihrem jetzigen Verschwinden konnte bislang nachvollzogen werden, daß sie nach Paris geflogen ist und dann vor drei Wochen in London gesehen wurde. Die Aufgabe ist klar formuliert: Neal muß Allie bis zum 1. August finden! In verschiedenen Rückblicken bekommt der Leser Einblicke in das bisherige Leben von Neal. Er war als Junge ein kleiner Taschendieb und eines Tages hatte er das Glück auf Graham zu treffen, der sich seiner angenommen hat und ihn schlussendlich für die Organisation „Friends of the family“ rekrutierte. Man erfährt viel über seine Ausbildung durch seinen Ziehvater bis er jetzt ein netter, intelligenter Student ist, der sich nicht um diesen Auftrag reißt, sondern sich lieber seinen Prüfungen unterziehen und vor allem Bücher lesen würde. Aber er lebt von der Organisation und muß deshalb diesen Auftrag erfüllen. Für das Bestehen seiner Prüfung wird von der mafiaähnlichen „family“ gesorgt. Wie und ob er es schafft, mit welchen Intrigen er zu kämpfen hat und in welche gefährlichen Situationen er gerät, das liest sich „geschmeidig“, mit viel Humor gewürzt, spannend und unterhaltsam. Auch das Finale zeichnet sich durch eine gewisse Schlitzohrigkeit aus.


    Ich werde auf jeden Fall den zweiten Band lesen, denn ich bin sehr neugierig wie der Autor die Figur des Neal weiter entwickelt.

  • Danke für die interessanten Rezis!
    Wenn ich sehe, dass Voltaire eine Rezi einstellt, dann muss ich doch gleich mal schauen. :-]


    Ich habe mich gerade in der Bibo für das Buch vormerken lassen, werde es also bald lesen. Ich bin gespannt. "Etwas anders" klingt in meinen Ohren schon mal viel versprechend.

  • Neal Carey verspürt wenig Lust, die drogensüchtige Tochter eines Senators zu suchen, reist aber trotzdem dafür nach London. Nach ersten Rückschlägen findet er eine Spur und freundet sich mit Punkern und Drogendealern an, in deren Kreisen das Mädchen verkehrt. Um sie aus dem Teufelskreis herauszuholen, überlegt er sich einen riskanten Coup. Der natürlich nicht ganz so reibungslos wie erhofft abläuft. Obwohl die Handlung nicht ganz 400 Seiten umfasst und etliche beeindruckend kurze Kapitel und Dialoge besitzt, lief die Geschichte an mehreren Stellen etwas im Leerlauf. Man findet bereits die Ansätze der Höchstleistungen, zu denen Don Winslow später auflaufen wird, aber bei diesem Anfang der Neunziger verfassten Krimi spürt man deutlich, dass es sich um ein Frühwerk des Autors handelt. Die Geschichte ist nett und ausbaufähig. Mit den Charakteren wurde ich nicht wirklich warm. Dennoch werde ich bei Gelegenheit auch in Neal Careys zweitem von insgesamt fünf Fällen „China Girl“ reinlesen.