Metropolis Berlin Die rote Burg von Oliver Schütte

  • Gustav Wolter spürte sofort, dass irgendetwas anders war als sonst. Schon als er die Eisentür zur Halle mit den Raubtierkäfigen öffnete spürte er, dass etwas passiert war. Und als er den Löwen erblickte, der satt im Käfig lag, sah er auch die Fleisch- und Knochenreste. Und es war definitiv kein Ziegenfleisch, bzw. –knochen, was da noch zu sehen war….
    Martin Forster war Kommissar bei der Berliner Polizei und sein Büro befand sich in der Roten Burg, die auch gleichzeitig das Stadtgefängnis beherbergte. Er übernahm des Fall des ‚Löwentoten‘ wie ihn die Presse recht schnell betitelte. Er ermittelte gegen verschiedene Personen, nahm die Berliner Ringvereine unter die Lupe, suchte nach der Freundin, Mieze genannt, des Toten. Doch alle Spuren verliefen im Sand. Er ermittelte sogar noch weiter, als sein Vorgesetzter den Fall bereits auf die Seite gelegt hatte. Als Hilfe hatte er eine ‚Hellseherin‘ an die er eigentlich nicht glaubte, die ihm aber trotzdem eine Hilfe war…
    Auch das Liebesleben des Kommissars kommt in dem Buch nicht zu kurz. Er lachte sich eine sehr eifersüchtige Köchin an…


    Wie kam der Mann in den Löwenkäfig? War es Selbstmord? Oder hatte ihn jemand hineingestoßen? Wer war der Mann? Nur ein intakter Finger war übriggeblieben! Wo hatte sich die Freundin des Toten versteckt? Vor wem hatte sie Angst? Wie konnte die ‚Hellseherin‘ Martin Forsterhelfen? Hatte das Mädchen, in das sich Martin verguckt hatte, Grund zur Eifersucht? All dies kann man in diesem lesen.


    Der Schreibstil dieses Buches war zwar unkompliziert, so wie ich es eigentlich mag, aber irgendetwas fehlte und das war Spannung. Es hat mich nicht sonderlich gefesselt. Zwar war ich auch neugierig, wer den Mann in den Löwenkäfig befördert hatte und warum, aber alles wurde so fad und lasch beschrieben und das nahm mir etwas die Freude am Lesen. Die Spannung, die durch den ‚Löwentoten‘ wie er von der Presse betituliert worden ist, entstanden war, war eigentlich recht schnell wieder weg. Und die Ermittlungen wurden so lahm beschrieben, dass, zumindest bei mir, keine Spannung mehr aufkam. Erst gegen Ende des Buches, als Martin Forster nicht lockerließ und weiter ermittelte, obwohl es von seinem Chef eigentlich verboten worden war, kam wieder Spannung auf und dann ging alles Schlag auf Schlag, und es wurde sogar noch gefährlich. Ansonsten ein Kriminalroman, dem es oft an Spannung fehlte. Ich war von dem Buch leider etwas enttäuscht. Auch konnte ich mit dem Protagonisten nicht so richtig warm werden. Doch wer Krimis mag, wo man nicht immer wieder auf die Folter gespannt wird, wird es mögen

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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  • Berlin, 1926: Im Löwenkäfig eines Zirkus wird ein Toter gefunden, offenbar lebend dem Löwen zum Fraß vorgeworfen. Wer ist der Tote und wer könnte seinen Tod auf diese Weise gewollt haben? Martin Forster, der mit den Ermittlungen des Falls betraut wird, hat damit keine leichte Aufgabe, vor allem, als sich herausstellt, dass die Ringvereine (Berliner Kriminellenvereinigungen jener Zeit) involviert sind.


    Der Fall an sich, sowie die Ermittlungsarbeiten, kann man nicht als besonders spannend bezeichnen, das ist es aber auch nicht, was den Roman besonders macht. Für mich atmet er den Flair jener Zeit aus jeder Zeile und strotzt darüber hinaus nur so vor Lokalkolorit, ich fühle mich mitten im Berlin der Zwanziger Jahre.


    Dazu bei trägt vor allem, dass der Autor einige historische Persönlichkeiten, z. B. Ernst Gennat mit seinen Torten und seinem Mordauto, sowie Geschehnisse jener Zeit, wie z. B. der Volksentscheid über die Fürstenenteignung, mit einflicht, auch die Ringvereine hat es wirklich gegeben, ebenso wie den übermäßigen Kokainkonsum und das Lokal Aschinger. Und auch sonst findet man eine Menge Anspielungen. Sehr schön auch, dass Wörter der damaligen Zeit verwendet werden, da wird z. B. von Halbseidenen, Kontrollmädchen oder Kanaille gesprochen.


    Auch wenn es dem Fall etwas an Spannung mangelt, ist er doch interessant, die Ermittlungsarbeit wird gut aufgezeigt und die Auflösung logisch hergeleitet.


    Die Charaktere lernt man gut kennen, vor allem Martin Forster, aus dessen Perspektive erzählt wird. Mir ist er sympathisch, auch wenn (oder vielleicht auch gerade weil) er manchmal etwas unkonventionell handelt.


    Der Roman ist Teil einer dreiteiligen Reihe „Metropolis Berlin“, über die Zwanziger Jahre in Berlin. Die drei (jeweils in sich abgeschlossenen) Romane sind miteinander verknüpft, bei einigen Textstellen hat man die Möglichkeit über ein eingefügtes Symbol zu einer Leseprobe eines der anderen Romane zu springen, in dem die Szene aus einer anderen Perspektive beschrieben wird. Mir gefällt das sehr gut, zumal man dadurch noch ein bisschen mehr erfährt, als man nur durch den einen Roman erfahren hätte. Die beiden anderen Romane ruhen bereits auf meinem Reader, ich freue mich schon darauf, sie zu lesen.


    Ein sehr empfehlenswerter Roman, der einen in das Berlin der Zwanziger Jahre versetzt und gleichzeitig einen interessanten Kriminalfall erzählt.

  • Das Buch „Metropolis Berlin – Die Rote Burg“ ist das Erstlingswerk von Oliver Schütte. Die Geschichte spielt in der Hauptstadt Berlin in den goldenen 20er Jahren, genauer gesagt im Jahr 1926. In dieser Zeit findet dort ein brutales Verbrechen statt. Ein Mann wird einem Löwen lebendig zum Fraß vorgeworfen.
    Kommissar Martin Forster muss nun anhand der wenigen Überreste des Opfers (darunter ein Finger) herausfinden, um wem es sich bei dem „Löwentoten“ handelt. Keine leichte Aufgabe, aber nach ein paar hilfreichen Tipps von einem Kontrollmädchen (Prostituierte) findet er schließlich doch den Namen des Gefressenen raus. Fehlen also nur noch Motiv und Täter.
    Findet er Antworten eventuell in der Drogenszene von Berlin? Oder doch eher im Rotlichtmilieu? Was könnte ihm die Freundin des Opfers, genannt Mieze, alles erzählen? Und wo ist sie überhaupt? Kann ihm das eine oder andere Mitglied von bekannten Verbrecherorganisationen, die sogenannten Ringvereine, weiterhelfen?
    Auch bekommt man etwas Einblick in das Privatleben des Ermittlers und vom Nachtleben im damaligen Berlin.
    Im E-Book gibt es an einigen Stellen die Möglichkeit per Link zu Leseproben von „Champagner, Charleston und Chiffon“ bzw. „Das Palais Reichenbach“ zu gelangen. Diese gehören zur Reihe „Metropolis Berlin“ dazu und erzählen Geschichten, die mit Personen aus „Die Rote Burg“ zu tun haben. Sind aber nicht entscheidend für dieses Buch.
    Der Titel „Die Rote Burg“ ist der Name des Polizeigebäudes, das einer roten Burg sehr ähnelt.


    Beim Lesen stolpert man ab und an über Wörter, die heutzutage nicht mehr so gängig sind. An sich ist es auch gut geschrieben, aber mir persönlich fehlt ein bisschen Spannung.

  • Gustav Wolter ahnt schon beim Betreten der Käfige, dass etwas nicht stimmt. Seine Raubkatzen sind ungewöhnlich unruhig. Es liegen nämlich die Überreste eines Menschen im Löwenkäfig. Kriminalkommissar Martin Forster hat nun den Auftrag, dieses Verbrechen aufzuklären. Es ist eines der aufsehenerregendsten Fälle der Zeit, den den jungen Kommissar in die dunkelsten Ecken der Hauptstadt führt.


    Oliver Schütte führt seine Leser langsam in die historische Kulisse der Stadt Berlin ein. Acht Jahre nach Kriegsende und Rücktritt des letzten Deutschen Kaisers ist die Stadt noch gebeutelt. Die Weimarer Republik hat ebenfalls keine Ruhe bringen können. Die Zwanziger Jahre hatten ihr eigenes Flair, das immer wieder bildhaft beschrieben wird. Man sieht die Figuren in ihren Stresemann-Anzügen und enggeschittenen Kleidern vor sich, während sie sich im Varieté oder im Lichtspielhaus vergnügen. Ebenso lässt der verwendete Dialekt keinen Zweifel zu, dass man sich literarisch zwischen Moabit und Wedding bewegt. Die Protagonisten wechseln zwischen Preußischem Ehrgefühl im Polizeipräsidium und dem Proletariat in einer Spelunke.


    Fast ein wenig zu gemächlich scheint das Tempo bei derartig schockierenden Vorfällen voran zu gehen. Man muss sich wirklich ins Gedächtnis rufen, dass es sich 1926 um die Anfänge in der Spurensicherung handelt. Kaum 20 Jahre ist es her, dass Fingerabdrücke genommen werden können. Die seinerzeit übliche Vorgehensweise für Verhöre erforderte deutlich mehr Zeit als heutzutage. In diesem Roman liegen von der Entdeckung der Tat bis zur Ermittlung des Namens zehn Tage. Dennoch baut sich die Spannung relativ schnell auf. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Der Kommissar ist sympathisch und man gönnt ihm den Erfolg, sofern er sich denn einstellt. Der Fall hat immer wieder Wendungen, sodass der Leser mehreren falschen Fährten folgt, bevor man den Verdächtigen überführen kann.


    Die rote Burg ist Teil einer Trilogie um das goldene Zeitalter in Berlin. Der für sich abgeschlossene Krimi, der mit Champagner, Charleston und Chiffon und Das Palais Reichenbach ergänzt wird, ist Teil der Romanwelt Metropolis Berlin. Das eBook bietet an einzelnen Stellen an, dass man zu Szenen der anderen Krimis springt. Hier begegnen sich die Figuren und man kann eine weitere Perspektive erkunden. Eine Chronologie muss beim Lesen nicht eingehalten werden. Die verwendete Schriftart bei den Kapitelüberschriften erinnert an eine altmodische Schreibmaschine, wie sie Forster sicher benutzt hat. Auch anderweitig fließen immer wieder Erklärungen ein, die den Leser in die alte Zeit eintauchen lassen, als die Polizei gerade dein Freund und Helfer wurde. Alles zusammen weckt das die Neugier auf Kriminalfälle in der damaligen wie heutigen Hauptstadt.