Hellebarden - Jose Saramago

  • Ein Romanfragment. Mit Beiträgen von Roberto Saviano und Fernando Gómez Aguilera und Zeichnungen von Günter Grass


    Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
    Verlag: HOFFMANN UND CAMPE
    Übersetzt von Karin von Schweder-Schreiner


    Kurzbeschreibung:
    José Saramago, ein so sprachgewaltiger wie politischer Autor, hat in seinen Romanen stets der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten. In seinem Romanfragment "Hellebarden", an dem er bis zu seinem Tod gearbeitet hat, setzt sich der Nobelpreisträger ironisch und spielerisch zugleich damit auseinander, welche Folgen der Handel mit Waffen nach sich zieht. Ein hochbrisantes Thema, das heute mehr denn je die ganze Welt bewegt.


    Klappentext:
    Seit zwanzig Jahren arbeitet Artur Paz Semedo bei der portugiesischen Waffenfirma Belona. Er ist fasziniert von Waffen aller Art, besonders von historischen. Auch wenn diese Begeisterung jenseits politischer Überzeugungen liegt, geht seine Ehe mit der überzeugten Pazifistin Felícia aufgrund dieser Leidenschaft in die Brüche. Erst nach der Lektüre eines Romans von André Malraux über den Spanischen Bürgerkrieg wird Artur sich bewusst, welche politische Dimension Waffen und Waffenhandel haben. Unter einem Vorwand beginnt er, in den Archiven seiner Firma über deren Rolle und Beteiligung an diversen Kriegen zu recherchieren und macht erstaunliche Entdeckungen.


    Über den Autor:
    José Saramago (1922–2010) wurde in Azinhaga in der portugiesischen Provinz Ribatejo geboren. Er entstammt einer Landarbeiterfamilie und arbeitete als Maschinenschlosser, technischer Zeichner und Angestellter. Später war er Mitarbeiter eines Verlags und Journalist, bevor er Schriftsteller wurde. Während der Salazar-Diktatur gehörte er zur Opposition.1998 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.


    Über die Übersetzerin:
    Karin von Schweder-Schreiner, geb. 1943 in Posen, hat in Mainz und in Lissabon studiert und mehrere Jahre in Brasilien gelebt. Sie erhielt zahlreiche Übersetzerpreise und übersetzte u.a. Jorge Amado, Chico Buarque, Rubem Fonseca, Luiz Alfredo Garcia-Roza, Lídia Jorge.


    Mein Eindruck:
    In den Monaten vor seinem Tod hat der portugiesische Literaturnobelpresträger Jose Saramago noch an einem Roman gearbeitet, den er Hellebarden nennen wollte. Er konnte den Roman nicht mehr beenden, hat aber die 3 ersten Kapitel fertig gestellt, und aus den Arbeitsnotizen kann man noch erfahren, wie es weitergegangen wäre und geendet hätte.


    Leider ist Saramagos Text auf Seite 80 Schluß, aber es hat sich für mich sehr gelohnt, ihn zu lesen. Es ist ein Romanfragment, aber die fertig gestellten Kapitel sind komplett und lassen sich auf dem bekannten Saramago-Niveau lesen. Der Text ist sogar ziemlich leicht und schön flüssig zu lesen, was bei der Komplexität und Schwierigkeit von Saramago-Büchern ja nicht immer der Fall war.


    Saramago hat das Sujet, seine Hauptfiguren und das Hauptthema gut und nahezu vollständig angelegt, Es ist auch in dieser Form ein atmosphärischer Text.
    Das wichtigste ist das Thema und die Frage, ob die Hauptfigur sich durch das, was er bei seiner Recherche finden wird, verändern kann oder sich doch verkauft. Damit erinnert Hellebarden an andere, große Saramago-Bücher wie Alle Namen oder Die Belagerung von Lissabon.


    Dem Romanfragment sind noch 2 weitere Texte dazugegeben.
    Zum einen das Essay von Fernando Gomez Aguilera mit dem Titel “Ein unvollendetes Buch, ein ungebrochener Wille”.
    Darin wird in Saramagos Werk eingegangen und dieser letzte Text analysiert.


    Der zweite ergänzende Text ist viel eigenständiger, nimmt jedoch Bezug auf Hellebarden. Er heißt “Auch ich kannte Artur Paz Semedo” und stammt von Roberto Saviano. Sehr lesenswert!


    Weiterhin sind die Illustrationen von Günter Grass auffällig. Mit den Inhalt der 3 Kapitel haben sie aber auf dem ersten Blick nicht so viel zu tun und haben mich etwas verwundert. Vielleicht hätten sie zu späteren Abschnitten des Romans, die nicht mehr entstanden sind, besser gepasst.
    Sehenswert fand ich sie dennoch!


    Ich bin dem Hoffmann & Campe-Verlag dankbar, dass sie das Romanfragment in dieser Form veröffentlicht haben. Für den Preis von 20 Euro wird doch auch eine Menge geboten. Gut auch, dass darauf verzichtet wurde, den Roman von einem anderen Autoren fertigschreiben zu lassen. Das geht ja meistens schief und Saramagos Stil kann man kaum ohne geminderte Qualität kopieren und sein moralischer Anspruch könnte bei anderen Autoren leicht unglaubwürdig wirken.