'Tochter der Angst' - Seiten 282 - Ende

  • Zitat

    Original von Lesebiene



    Ok, durch das Untertauchen sah es so aus, als ob er jüdische Mitbürger seine Hilfe verweigert hat, weil er den Nazi-Gedanken für richtig hielt.


    So war es auch. Er hat jüdischen Mitbrügern die Hilfe verweigert, weil er sich mit dem Nazi-Gedanken identifziert hat. Und das finde ich persönlich schlimm genug. Er hat nicht nur menschlich versagt, sondern zudem auch seinen hippokraischen Eid verletzt. Er hat sie als sie in der Not waren und ärztliche Hilfe brauchten, abgewiesen. Wie Findus schon rihtig bemerkt ein "nur" Wegschauen hätte ein Untertauchen nicht gerechtfertigt.

  • Also ...


    ... einmal zum Thema "offenes Ende", das euch doch alle sehr bewegt ;-)


    Die Reise eines jeden Menschen, der seine Heimat verlässt und als Flüchtling in dieser Welt unterwegs ist, ist eine Reise mit einem sehr offenen Ende. Dafür steht sinnbildlich und stellvertretend das offene Ende dieses Romans.


    Tatäsächlich ist es jedoch nur begrenzt "offen".



    Marion hat für sich an einem Wendepunkt ihres Lebens eine Entscheidung getroffen. In einer sehr ernsten Krise ihres Lebens sucht sie nicht die Nähe ihrer Familie, sondern macht sich allein auf den Weg einem, ja, unbekannten Ziel zu - so, wie eben auch tausende von Flüchtlingen auf dieser Welt, denn letztlich ist auch sie ein Flüchtling.


    Baptiste ist es gelungen, endlich dem Trauma, das sein Leben vor einigen Jahren aus dem Lot gebracht hat, wenn man so will, "ins Auge zu sehen" - der erste Schritt einer Bewältigung, statt sich, wenn es hochkocht, mit Tabletten dagegen zu betäuben. Bester Beweis: Er schafft es, sich Marion zu öffnen, zögerlich noch und vorsichtig, aber ein Anfang ist gemacht.


    Zahra ist (zunächst) in Sicherheit - aber wird es für Kinder ihrer Art überhaupt jemals endütlige Sicherheit geben bis sie schließlich erwachsen sind? Sind gerade Kinder nicht diejenigen, die wie Spielbälle hin und hergetrieben am meisten unter instabilen Verhältnissen leiden?

  • Das offene Ende scheint tatsächlich für eine Fortsetzung zur sprechen- und so was mag ich gar nicht. Wenn ich positive Kenntnis habe davon, das ist Teil eins nehme ich manche Dinge, die ich diesem Roman als Schwächen ankreide ganz anders war, da ich dann davon ausgehen kann in der Fortsetzung werden die Lücken geschlossen.


    So bewerte ich das Buch als solches- und da ist mir bei vielen Nebenfiguren zur wenig Fleisch auf den Knochen. Der Vater von Zarah bleibt blass,i die Eltern von Elaine und Marion sind Schatten, Claude ist ein Mann mit PTBS, aber ohne Vergangenheit, Jean ist nur von Elaine besessen, dünn.


    Das bessere ist der Feind des guten und von Alex Berg habe ich schon besseres gelesen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Jetzt konnte ich es doch nicht lassen und musste das Buch unbedingt zuende lesen. Im letzten Abschnitt ging es ja noch mal drunter und drüber.


    Marion ist mit Zahra in der Bretagne, Jean kommt dazu und will endlich den Code. Plötzlich tauchen Baptiste und Leroux mit nem SEK auf und Marion erschiesst Jean. Unabsichtlich, es war ein Unfall im Handgemenge mit ihm.


    Baptiste und Leroux, und später auch der Mossad, sind im Besitz des Codes. Elaine hatte ihn bei einem Anwalt hiterlegt. Das klingt einleuchtend, aber wie sind sie auf Marions Aufenthaltsort gekommen? Hat Marion ihm eine SMS geschrieben? Baptiste hatte schliesslich ihre Handynummer nicht.


    Marion geht doch nach Jordanien und nimmt Zahra mit. Das finde ich OK, aber irgendwie auch nicht. Es kommt mir so vor, als brauche Marion einfach jemanden, um den sie sich kümmern kann, den sie "bemutteln" kann, da ihre Töchter ja schon aus dem Haus sind. Die Aussprache mit ihrem Vater finde ich gut. Und auch, dass sie auf Louises Rat hört und sich nicht mit dem Mann, der sie grossgezogen hat, entzweit. Der Anruf bei ihrem Mann spricht Bände. Irgendwie hatte ich dabei das Gefühl, dass er schon eine andere Frau hat, bzw. eine in Aussicht hat. Wobei, das ist nicht schlecht, so ist der Weg frei für Baptiste. ;-)


    Kleiner Witz am Rande: Wenn Leroux blond ist, warum heisst er dann Le roux (der Rothaarige?) :lache :lache :lache


    Also ich für meinen Teil kann mit genau diesem Ende der Geschichte sehr gut leben und bräuchte keine Fortsetzung. So ein offenes Ende lässt viel Platz, die Geschichte selbst weiter zu spinnen.

    On a toujours le choix... Il suffit de faire le bon

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von mazian ()

  • Der letzte Abschnitt hatte es wirklich in sich und er war schnell – eigentlich viel zu schnell – gelesen. ;-)


    Das Buch im Ganzen lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits gab es viele starke Momente, die mir sehr gut gefallen haben. Ich denke da an die Verbindung zum Titel „Tochter der Angst“ oder die Aufzug-Szene mit Marion und Baptiste. ;-) Besonders gut gefallen mir die Lichtstrahlen am Horizont in Form von den zarten Gefühlen, die zwischen Marion und Baptiste heranwachsen und dass Zahra wenn schon nicht bei der Mutter so wenigstens bei der Tante sein kann – und dann erst noch in Sicherheit.


    Andererseits verwirrte mich die Figur Jean immer mehr und ich hätte gerne mehr über seine wirklichen Beweggründe erfahren. Für meinen Geschmack bleibt dieser Punkt, der doch sehr wichtig für die Geschichte ist, leider zu schwammig.


    Eine eventuelle Fortsetzung könnte möglicherweise die eine oder andere (Wissens-)Lücke schliessen, muss aber für mich nicht unbedingt sein. So offene Enden haben definitiv ihren Reiz und man muss nicht zwingend alles auserzählen oder gar zerreden. In diesem Falle würde ich mich zwar auf ein Wiedersehen mit Marion, Zahra und Baptiste freuen – aber ich halte sie auch so in Erinnerung. ;-)


    Alex, ich will ehrlich sein: Mir geht es ähnlich wie Beowulf und mir haben deine vorangehenden Bücher besser gefallen - sie konnten mich mehr mitreissen und stärker berühren. Dennoch hatte ich eine gute Lesezeit und an die genannten starken Momente werde ich mich gerne erinnern. :-) Und dir, vielen Dank für die engagierte LR-Begleitung! :knuddel1

    Lesen ist ein grosses Wunder

    Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ayasha ()

  • Zitat

    Original von mazian
    Also ich für meinen Teil kann mit genau diesem Ende der Geschichte sehr gut leben und bräuchte keine Fortsetzung. So ein offenes Ende lässt viel Platz, die Geschichte selbst weiter zu spinnen.


    Das ist etwas, was ich persönlich auch sehr mag. Abgesehen von den bereits genannten Gründen für ein offenes Ende, meine ich, dass es die Fantasie anregt und sicher viele individuelle verschiedene Varianten dabei herauskommen würden, würden die Leser ihre Gedanken dazu aufschreiben ;-).

  • Zitat

    Original von Ayasha
    So offene Enden haben definitiv ihren Reiz und man muss nicht zwingend alles auserzählen oder gar zerreden. In diesem Falle würde ich mich zwar auf ein Wiedersehen mit Marion, Zahra und Baptiste freuen – aber ich halte sie auch so in Erinnerung. ;-)


    Eine "Fortsetzung" in dem Sinn wird es auch nicht geben (siehe den "Fragen-an-Alex-Berg-Thread).


    Zitat

    Original von Ayasha
    Alex, ich will ehrlich sein: Mir geht es ähnlich wie Beowulf und mir haben deine vorangehenden Bücher besser gefallen - sie konnten mich mehr mitreissen und stärker berühren. Dennoch hatte ich eine gute Lesezeit und an die genannten starken Momente werde ich mich gerne erinnern. :-) Und dir, vielen Dank für die engagierte LR-Begleitung! :knuddel1


    Liebe Ayasha, genau das ist es, was ich an diesem Forum und den Eulen so sehr schätze - die Aufrichtigkeit in der Beurteilung :kiss


    Natürlich kann nicht jeder Roman jedem genauso gut gefallen, je mehr ein Autor schreibt und je mehr Bücher er auf dem Markt hat, desto größer ist die Chance, dass auch mal was dazwischen ist, was den ein oder anderen zwiegespalten zurücklässt. Alles andere wäre ein Wunder. Auch ich habe Lieblingsautoren, die den ein oder anderen Roman in ihrem Bestand haben, der mich nicht so packt. That's life ;-)

  • Der Satz das Bessere ist der Feind des Guten setzt ja schon mal voraus, dass das Buch ein gutes ist. Gute, einfache Krimikost und Unterhaltung. Nächste Woche weitgehend vergessen. Deine anderen Alex Berg Bücher haben nicht Grund geliefert sich romantische Enden zu fantasieren, sondern sich mit Problemen auseinanderzusetzen. Ein anderes Kaliber eben.


  • Ja, das mit Jean und warum er so ausgerastet ist konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. OK, dass er furchtbar Angst hat, klar, aber warum er so NULL auf die Polizei vertraut? Also das war mir ein wenig zu viel. Sein Tod war unnötig...


    Und über Elaine hätte ich gerne mehr erfahren. Konnte auch nciht so ganz verstehen, warum sie Jean so ausgenutzt hat. Dachte eigentlich schon, dass die beiden ein Paar waren!?


    Und irgendwie fand ichs schade, dass Zahra und der Code dann anders gelöst/gefunden wurden.


    Ja, da war ich auch froh drum. Irgendwie konnte ich auch nciht so ganz nachvollziehen wieso sie erst so ausgerastet ist. Ich wär da eher wütend, aber nicht mega traurig. Meine Eltern würden immer meine Eltern bleiben, egal ob sie die echten sind oder nicht. Ich wäre dann eher neugierig auf die "richtigen". Aber wer weiß, vielleicht würde ich dann doch so reagieren. Sowas ist mir ja noch nie passiert.



    Gute Fragen! Alle!
    Das mit Louise hab ich mich auch gefragt und auch ob Zahra überhaupt sicher ist mit Marion. Und ob man da Kinder mitnehmen darf und ob Jordanien eigentlich ein "gefährliches Land" ist!? Kenne mcih da null aus...


    Irgendwie ging mir das mit Baptiste und Marion ein wenig zu schnell. So oft haben die sich doch gar nicht gesehen? Und man hat das Gefühl, dass sie nun schwupp ihren Mann verlassen will für ihn. Äh!? Also dafür bräuchte ich vielleicht doch mehr Hintergründe zu ihrer Entfernung voneinander.


    Mir sind insgesamt zu viele Fragen offen geblieben, zu viele Personen zu blass bzw deren Vergangenheit oder auch deren Beweggründe für mich unverständlich. Da aber viele Eulen deine anderen Bücher sehr zu mögen scheinen, werde ich diesen (bald) eine Chance geben! :wave

  • Mir geht es auch wie beo und Ayasha es war en gutes Buch aber gefesselt hat es mich nicht.


    Das offene Ende wäre noch nicht mal so schlimm so hat jeder sein eigenes Ende, aber...


    Warum musste Jean sterben? Und dann auch noch durch Marion. Woher wusste Baptiste das Marion und vor allem Jean sich dort aufhalten.


    Warum hat Zahra sich nur Marion anvertraut und warum hat sie so Angst vor Männern?


    Jean hatte mit Elaine ein Verhältnis, sicher wollte sie das er ihre Tochter sicher nach Europa bringt aber irgendwie waren mir die Figuren zuviel und zu wenig präsent.


    Die Flüchtlingssituation ist gut beleuchtet aber irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen.... :-(

  • Es ist hier jetzt schon ein paar Mal die Frage aufgetaucht, wie erstens Jean und zweitens Baptiste den Weg in die Bretagne gefunden haben.


    Es war Louises Idee, Marion dorthin zu schicken. Das Haus, in dem Marion mit Zahra Unterschlupf findet, gehört Freunden von Louise und Greg. Wenn jemand möchte, suche ich gern die betreffende Seite/die betreffenden Seiten im Roman raus, die darüber Aufschluss geben.


    Louise möchte, dass Marion mit Zahra Paris verlässt, ebenso wie Jean das will, da beide befürchten, dass Zahra vom französischen oder israelischen Geheimdienst entführt werden könnte. Marion sagt Jean vor ihrer Abreise, dass sie ihm ihr Reiseziel nicht anvertrauen will, aber er besucht Louise im Krankenhaus und erfäht es von ihr.


    Baptiste erfährt es ebenfalls von Louise, die ihr Schweigen aufgibt, nachdem er ihr verdeutlichen konnte, in welcher Gefahr sich Marion und Zahra allein mit Jean befinden könnte.

  • Einige von euch haben Schwierigkeiten mit Jeans Charakter. Für mich ist er ein Mann, der Gelegenheiten ergreift, wenn sie sich ihm bieten, und bisweilen erst im Nachhinein realisiert "in was er hineingeraten ist". Er ist charmant, eloquent, ein wenig oberflächlich und egozentrisch, in gewisser Weise das, was die Franzosen einen "Filou" nennen. Durch sein Geschick ist es ihm bisher immer gelungen, sich aus für ihn gefährlichen Situationen herauszuwinden, diesmal jedoch ist das Ganze eine Nummer zu groß für ihn.


    Menschen sind nicht nur böse und nicht nur gut, das Leben prägt sie und lässt das Gute oder das Schlechte in ihnen ausbrechen, je nachdem, in welche Lebenssituationen sie geraten. So ist es auch mit Jean. Die Angst, die ihn letztlich umtreibt, die Verzweiflung, lassen ihn entsprechend handeln. Sein Tod ist für mich in dieser speziellen Situation, in er sich befindet, die logische Konsequenz für jemanden, der an einem gewissen Punkt aufgehört hat, zu agieren und nur noch reagiert. So stirbt er aufgrund eines Unfalls, der vermeidbar gewesen wäre.

  • Ups, jetzt hab ich es doch ein einem durch gelesen. Ich konnte einfach nicht aufhören.


    Meine liebste Figur wer Claude Baptiste. Ich konnte ihn ja erst nicht von Leroux unterscheiden, aber das hat sich schnell gelegt. Und Marion, die mochte ich auch. Anfangs war ich total genervt von ihr, weil sie sich so gegeben hat, wie sie in dem Moment war, aber sie hat im Laufe des Buches immer mit wahrer Größe gehandelt.


    Ich habe zwar nicht wirklich bei der LR mitgemacht, aber ich danke dir trotzdem für die Begleitung, Alex. Ich freue mich schon auf dein nächstes Buch. :-] Jetzt bastel ich mal an der Rezi...

  • Dass Marion Jean erschießen musste, fand ich schrecklich. Da ist Zahra ja gleich wieder traumatisiert.


    Mit so einem offenen Ende kann ich schlecht umgehen, solange ich nicht weiß, dass es eine Fortsetzung gibt. Ich hätte gewettet, dass es da einen Teil II gibt.


    Gerne hätte ich noch mehr über Elaine erfahren, über den Inhalt der Unterlagen, über Marions Familie,...


    Die Studentin in der Bibliothek hatte doch auch von einem Aufenthalt in der Bretagne erzählt. Steht das in irgendeinem Zusammenhang?


    Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen, es war spannend von Anfang bis Ende, dennoch blieben mir manche Personen zu farblos, manche Informationen zu dünn.


    Demnächst werde ich mich dann mit Die Marionette vergnügen :wave

  • Also mir hat die Geschichte und auch das Ende sehr, sehr gut gefallen...


    Jeans Rolle ist tatsächlich ein wenig undurchsichtig und doch war er mir auf eine Art sympathisch. Er hat Elaine wohl wirklich gemocht und sich panische Sorgen gemacht - da fand ich es traurig zu hören, dass sie ihn nur für ihre Zwecke benutzt hat.. Auch fand ich es traurig, dass er am Schluss gestorben ist. Ich hätte ihm ein anderes Ende gewünscht. Seine Panik am Schluss kann ich allerdings auf eine Art verstehen. Er war in einer Situation, in der er niemandem vertrauen konnte und Angst um sein und Elaines Leben hatte. Nachdem er den Verdacht hatte, dass Marion auf einer anderen Seite steht, ist er einfach ausgerastet...


    Ich denke, wenn Baptiste Marion hinterher reist, dass sich die beiden noch näher kommen...


    So offene Enden mag ich einerseits, weil sie einfach Raum für eigene Gedanken lassen- andererseits bleiben einfach zu viele offene Fragen übrig..


    Ich könnte mir hier allerdings sehr gut eine Fortsetzung vorstellen..

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Also dieses Ende hätte ich nicht erwartet. Ich habe nicht gedacht, dass Jean sterben muss und schon gleich gar nicht durch Marion. Obwohl ich es als "Unfall" bezeichnen würde. Aber die Schuld gibt Marion sich ja trotzdem, was ich auch gut nachvollziehen kann.


    Da Baptiste auch einen Flug nach Jordanien gebucht hat, nehme ich an, dass sie vielleicht ein Paar werden.


    Ich habe das Buch sehr genossen und könnte mir bei dem Ende noch eine Fortsetzung vorstellen.


    Viele Grüße :wave