'Adams Erbe' - Seiten 207 - 301 oben

  • Ich kann mir einfach nicht helfen, ich mag Adams Obersturmbannführer Bussler, natürlich ist klar, was da an der Ostfront und das Bussler ganz tief drinsteckt, trotzdem schafft es die Autorin ihn, ohne sein Handeln irgendwie zu entschuldigen, nicht als total gewissenlosen Unmenschen darzustellen, ganz im Gegensatz zu den Giesels, das sind die SS-Leute, die mit Überzeugung bei der Sache sind, während Bussler sich vom schönen Schein und hoffnung auf eine bessere Zukunft hat blenden lassen, bis er selbst aktiv zum Täter wurde und nichts mehr ausbenden und verleugnen konnte.

  • Hier kommt die Geschichte so richtig in Schwung und ich finde auch, dass Bussler gut dargestellt wird. Nicht der absolute Oberböse, sondern jemand, der auch ein anderes Gesicht hat. Das mindert seine Schuld nicht.
    Es zeigt aber für uns Spätgeborene einiges.


    Die polnischen Gärtner sind mir besonders sympathisch.

  • Darf ich mal fragen, mit welcher Begebenheit dieser Abschnitt hier endet? Ich habe das Buch gestern in einem Rutsch durchgelesen und kann die Stelle in meinem eBook nicht finden, wo der letzte Abschnitt beginnt. Ich möchte ungerne aus Versehen hier spoilern.


    Bussler ist eine ganz besondere Figur in diesem Buch, zeigt er doch, dass man eben nicht alles in Schwarz und Weiß und Gut und Böse in dieser Zeit einteilen kann. Überhaupt zeigen die Figuren jetzt unglaublich viele Facetten. Und das geht mir ganz schön nah. Das Buch ist alles andere als leichte Kost. Im Gegenteil der witzige Beginn verliert jetzt rückblickend einen großen Teil seiner Lustigkeit. Astrid Rosenfeld schreibt diese Geschichte mit einer ganz besonders feinen Art von Humor, die ich unglaublich passend finde.

  • Der Abschnitt endet mit Tadeusz:


    "Tadeusz alstete seine zettel zusammen und klopfte mir auf die Schulter: " Du bist weit gekommen, Adam aus Paradies."


    Ich habe das genauso empfunden. Wobei ich den ersten Teil nicht lustig nennen würde. Es ist für mich eher eine Art tragische Komik und je weiter ich dieses Buch lese, desto schwärzer wird das Komische.


    ähem: natürlich alstete Tadeusz keinen Zettel zusammen, sondern er faltete ihn.

  • Ich habe keine Ahnung, wohin die Geschichte führen wird.
    Ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem mit einer Leichtigkeit von KZs und Ghettos gesprochen wird, dass es mir einen Schauer nach dem anderen den Rücken runterjagt. Diese Selbstverständlichkeit macht deutlich, wie sehr der Mord von Tausenden Menschen zum Alltag gehörte und ganz selbstverständlich war. Ich bin erschüttert und habe einen Kloß im Hals.


    Die Szene im Ghetto ist abstoßend. Und hat wahrscheinlich so viel mit der Realität zu tun.


    Auch die Gegenüberstellung der wirklich sinnlosen Tätigkeit eines Rosenzüchters inmitten des Krieges, ist sehr gelungen. Hier wird ein Paradies geschaffen, dort eine Welt zerstört.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Die Leichtigkeit ist allerdings nur eine Scheinbare. Die bedrohliche Realität ist ja immer anwesend und für Adam auch spürbar.
    Die polnischen Gartenarbeiter und die Zustände in der Firma zeigen ganz deutlich, wie die Verhältnisse in Wirklichkeit sind.


    In der Beschreibung des Ghettos musste ich öfter mal an den Film: Das Leben ist schön, denken.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Die Leichtigkeit ist allerdings nur eine Scheinbare. Die bedrohliche Realität ist ja immer anwesend und für Adam auch spürbar.


    Nach meinem Empfinden zieht sich die Leichtigkeit in diesem Abschnitt zurück. Nicht, dass es nun schwermütig wird, aber es gibt nichts mehr zum Schmunzeln. Das Grauen wird omnipräsent und lässt einen nicht mehr los.


    Mein Lichtblick sind im Moment auch die polnischen Gärtner mit ihrer verschmitzten Art.


    Zitat

    Original von Zwergin
    Ich kann mir einfach nicht helfen, ich mag Adams Obersturmbannführer Bussler, natürlich ist klar, was da an der Ostfront und das Bussler ganz tief drinsteckt, trotzdem schafft es die Autorin ihn, ohne sein Handeln irgendwie zu entschuldigen, nicht als total gewissenlosen Unmenschen darzustellen, ganz im Gegensatz zu den Giesels, das sind die SS-Leute, die mit Überzeugung bei der Sache sind, während Bussler sich vom schönen Schein und hoffnung auf eine bessere Zukunft hat blenden lassen, bis er selbst aktiv zum Täter wurde und nichts mehr ausbenden und verleugnen konnte.


    Das kann ich so :write.
    Solche wie Bussi gab es bestimmt eine Menge. Denen erst nach und nach das Ausmaß dessen bewusst wurde, was sie bis dato unterstützt hatten.


    Mit seiner Anita hat "Bubi" einen Treffer gelandet. Sie wird ihm das Leben zur Hölle machen und er für seine bisherigen Sünden gestraft.


    Ich hab aus Versehen bis S. 306 gelesen und mich gewundert, warum da oben kein Absatz zu finden ist :rolleyes.
    Wenigstens ist es mir noch aufgefallen und ich habe hier nichts geschrieben, was erst danach kommt.
    Da kommt nämlich etwas Wesentliches ;-).

  • Ich kann euch nur zustimmen. Das Buch wird immer bedrückender und trauriger. Besonders eindrucksvoll fand ich die Stelle, als Adam Bussler darauf anspricht, wie sich seine Arbeit bei SS mit dem Verstecken/Helfen von Juden (Adams Familie) vereinbaren lassen.


    Bussler ist wirklich eine besondere Figur gewesen und es ist schade, dass er schon gestorben ist.
    Ich stimme euch zu, dass es der Autorin mit der Figur ganz besonders gut verdeutlichen konnte, dass es wirklich nicht nur Schwarz und Weiß gibt.


    Janusz und Tadeusz finde ich auch super liebenswert und lese diese Stellen ganz besonders gerne.


    Ich habe so das Gefühl, dass die liebe Anna niemals mehr gefunden wird... Hoffentlich irre ich mich.


    edit: Rechtschreibfehler...