Zorngebete - Saphia Azzeddine

  • Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
    Verlag: Verlag Klaus Wagenbach, 2013


    Originaltitel: Confidences à Allah
    Aus dem Französischen übersetzt von Sabine Heymann


    Kurzbeschreibung:
    Der Alltag ist schmutzig und elend, das Glück schmeckt nach Granatapfeljoghurt, und Jbara spricht mit Allah: Wütend und demütig, klagend und dankbar, poetisch und vulgär für den Fall, dass er doch nicht alles sieht und nicht versteht, warum sie so weit gehen konnte... Eine tragikomische Emanzipationsgeschichte aus dem Maghreb. Eine Kindheit im Ziegenlederzelt, umgeben von Bergen und Wüste. Schafe als Gefährten. Nicht hinterfragte Gesetze als Norm. Jbara lebt mit ihren Eltern und Geschwistern in einem winzigen, ärmlichen Dorf und rechtet mit Allah, ihrem zugleich einzigen Vertrauten. Die Freiheit fährt zweimal pro Woche im Bus vorbei, doch eines Tages fällt Allah sei Dank ein rosa Koffer mit Rollen vom Gepäckdach herunter. Jbaras Aussteuer für ein neues Leben, das sie sich unter vielen Opfern und mit Einsatz ihres Körpers erkämpfen wird. Aus Jbara wird Scheherazade, aus Scheherazade schließlich Khadija. Sie verliert ihre Unschuld, ihre Heimat und zwei Zähne, doch nie ihren trockenen Humor und den Glauben an Gott. Azzeddines Debüt ist ein tabuloser Monolog, das zornig-zärtliche Gebet einer jungen Frau im Maghreb, ein außergewöhnlicher Bildungsroman.


    Über die Autorin:
    Saphia Azzeddine, 1979 in Agadir, Marokko, geboren, zog mit neun Jahren nach Frankreich. Sie studierte Soziologie, verbrachte ein Jahr in Houston, arbeitete als Diamantschleiferin in Genf, und etablierte sich dann als Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Ihr erster Roman Zorngebete wurde bereits als Theaterstück inszeniert und ins Spanische, Italienische und Schwedische übersetzt. Die Verfilmung ihres zweiten Romans Mein Vater ist Putzfrau war auch in den deutschen Kinos zu sehen.


    Mein Eindruck:
    Ich habe schon viel maghrebinische Literatur gelesen. Die meisten übersetzten Bücher sind literarisch anspruchsvoll und nicht immer einfach zu lesen.
    Saphia Azzeddine ist eine junge Autorin, die in Marokko geboren, jedoch in Frankreich aufgewachsen ist und einen anderen Weg geht. Sie schreibt über selbstbewusste Figuren und mit viel Ironie.
    Ihre Bücher sind relativ leicht lesbar, vielleicht nicht so bedeutend wie die der wichgtigen maghrebinischen Schriftsteller, aber durchaus interessant und sie richtet sich auch an ein anderes Publikum.


    Dabei hat es gerade Jbara, die Ich-Stimme der Zorngebete, nicht einfach.
    In Armut und einfachen Dorfalltag aufgewachsen, wird sie von ihrer Familie verstoßen, als sie ungewollt und unverheiratet schwanger wird.
    Ihr Ausweg führt sie in die Prostitution. Teils gibt es drastische Details, das nur zur Warnung!


    Sie lernt schnell in diesem Geschäft zu überleben, doch dann gerät sie ins Gefängnis. Nach 3 Jahren kommt sie frei und sucht einen anderen Weg.


    Gehalten ist der Roman in Form der Litanei. Dabei wird die klagende Form gemildert durch viel Ironie. Manchmal ist sie aber auch bitter oder hasserfüllt.
    Jbara richtet ihre Gebete an Allah, dem sie harte Vorwürfe über ihr Schicksal macht. Vielleicht ist es eine Art, die Verantwortung für sich selbst abzuschieben, doch dann geht sie doch immer ihren eigenen Weg.


    Fazit: Ein kleiner, kurzweiliger Roman, sprachlich ziemlich rotzig und forsch gehalten. Das mag manchen stören, ich fand diese individuelle Erzählstimme originell.