Der verlorene Thron - Brian Staveley

  • Inhalt:


    Als der Kaiser von Annur heimtückisch ermordet wird, geht die Verantwortung für das Reich auf seine drei Kinder über. Seit acht Jahren haben sich die Geschwister nicht mehr gesehen, denn für jeden von ihnen ist ein anderes Schicksal vorherbestimmt: Kaden, der Thronerbe, wird in einem Bergkloster, fernab vom Zugriff seiner Feinde, darauf vorbereitet zu herrschen. Valyn wird auf einer abgelegenen Insel zum Elitekrieger ausgebildet, und Adare ist die oberste Ministerin am Kaiserhof. Entschlossen, den Tod ihres Vaters zu sühnen, machen sich die drei auf die Suche nach dem Täter – nicht ahnend, dass der Mord am Kaiser erst der Beginn einer gewaltigen Intrige ist, die Annur in seinen Grundfesten erschüttern wird.


    Meine Meinung:


    Der Beginn dieses Fantasy-Debüts hatte für mich einige Stolpersteine bereit. Brian Staveley erzählt seine Geschichte in drei Handlungssträngen, entsprechend den drei Hauptprotagonisten, die Kinder des verstorbenen Kaisers Sanlutin, Kaden, Valyn und Adare. Während Kaden in einem Mönchskloster in den Bergen ausgebildet wird, das Nichts zu verinnerlichen, erfährt Valyn eine Ausbildung als Kadett in einer anspruchsvolle Militärschule; und Adare, die Dritte im Bunde, sitzt zuhause im Kaiserpalast und hat mit zahlreichen Intrigen zu kämpfen.


    Soweit eine interessante Ausgangspostion; nur leider wurde das Gleichgewicht der drei Handlungsstränge nicht konsequent verfolgt. Dadurch, dass Kadens und Valyns Leben in erster Linie aus anstrengenden und grausamen Übungen bestehen und ihre Stränge sich sehr ähneln, Adares Geschichte aber zugunsten der zwei Brüder liebevoll vernachlässigt wird, tut sich in den ersten zwei Dritteln des Buches eine gewisse Langatmigkeit auf. Aufgelockert werden die beiden Brüder-Stränge zwar durch einige Rätsel und einen waschechten Kriminalfall, aber das allein konnte mir über die anfänglichen Längen nicht hinweg helfen. Auch hätten es für meinen Geschmack nicht so viele grausamen und blutigen Szenen sein müssen, ich mag es lieber subtil, wenn schon Gewalt im Spiel ist.


    Dazu kommen noch jede Menge Orte, Figuren, Völker, und je mehr davon eingeführt werden, desto komplizierter werden die Namen, so dass ich mich zwischendurch schon mal fragen musste, warum ich mir denn schon wieder eine neue Fantasy-Reihe antun musst. Mit dem Schreibstil hatte ich anfangs auch so meine Probleme, denn der kam mir seltsam sperrig und unrund vor.


    So richtig platzte der Knoten bei mir erst ab dem letzten Drittel, denn da scheint die Handlung erst richtig einzusetzen und voranzuschreiten. Plötzlich stimmt die Abstimmung zwischen den Strängen, der Sprachstil wird griffig und der Spannungsbogen steigt rasant an. Zusammenhänge verdeutlichen sich, Figuren begegnen sich, das Ganze bekommt einen Sinn. Schade nur, dass ich so lange auf diesen Durchbruch warten musste, aber jetzt bin ich angefixt und will natürlich unbedingt wissen, wie es weiter geht.


    Wer im Vorfeld seines Romandebüts mit George R.R. Martin und Brandon Sanderson verglichen wird, muss ganz ordentlich vorlegen, um die damit verbundenen Erwartungshaltung der LeserInnen zu erfüllen. Ganz ist dies Brian Staveley nicht gelungen, aber heraus gekommen ist trotz der anfänglichen Längen ein spannender und unterhaltsamer Fantasy-Auftakt, der sich aber sicherlich in den nächsten Bänden noch steigern muss.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Gelungenes Debüt und solider Startband einer Reihe...


    Wer bei diesem seitenstarken Fantasyroman zugreift, der sollte zweierlei wissen: Es ist das Erstlingswerk des Autors und zudem der Auftaktband einer Reihe. Mir war dies vor Lesebeginn klar und so machte ich mich ohne überbordende Erwartungen ans Lesen.


    In der Geschichte geht es um die drei Geschwister Kaden, Valyn und Adare, die Erben von Kaiser Sanlitun, dem ehemaligen Herrscher von Annur. Jedem ist ein anderer Weg vorgegeben. Der eine Bruder weilt in einem Mönchskloster, der andere Bruder auf einer Militärakademie und die Schwester lebt am kaiserlichen Hof. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ob sie den Erwartungen ihres toten Vaters je gerecht werden können?


    Die Handlung wird uns über drei Handlungsstränge näher gebracht, denn im steten Wechsel nehmen wir an dem Leben der Geschwister teil, die ja voneinander getrennt leben. Dabei führt uns ein neutraler Erzähler durch die Geschehnisse.


    Brian Staveley lässt sich erst einmal viel Zeit den Leser in seine Welt einzuführen. Dies mag dem ein oder anderen langweilig erscheinen, aber für meine Begriffe braucht der Roman auch diese Ruhe, damit man sich alles vorstellen und vor allem nachvollziehen kann. Ich habe den ersten Band daher für mich auch als Art Einführung in die Welt um Annur gesehen.


    Der Roman besticht vor allem durch Grausamkeiten, Qual und jeder Menge Blut. Er ist also nicht zwingend etwas für Zartbesaitete, denn Gewalt spielt in der gesamten Handlung eine große Rolle.


    Leicht anstrengend wurde das Lesen durch die vielen Personen und Orte, die nicht gerade leicht auszusprechende Namen besitzen. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Ein Personenregister gibt es leider nicht. Das hätte zum besseren Verständnis beigetragen. Dafür ist aber eine Karte vom Reich Annur enthalten.


    Richtig fesseln konnte mich der Roman erst ab der Mitte, vorher musste ich mich doch ein wenig durchkämpfen.


    Einen Vergleich mit George R.R. Martin würde ich jetzt nicht wagen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass Fans von "Game of Thrones" auch hier ihren Lesespaß haben werden.


    Fazit: Gelungener Auftaktband einer Reihe, deren Folgebände sicher noch einiges an Potential zu bieten haben. Lesenswert, ich empfehle es gern weiter.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Große Umbruchstimmung im Reich Annur. Kaiser Sanlitun wurde ermordet. Welches seiner drei Kinder wird nun den Thron besteigen? Seine Tochter Adare ist oberste Ministerin am Hof, steht aber nicht in der Reihe der Thronfolge, weil sie eine Frau ist. Sein Sohn Valyn lebt auf einer einsamen Insel. Unter eiserner Hand wird er dort zum Krieger ausgebildet. Der rechtmäßige Thronfolger Kaden lebt in einem Mönchskloster und lernt dort unter strenger Anleitung die Fähigkeiten eines Mönches. Ob diese ihm irgendwann beim regieren helfen können, ist nicht sehr sicher.


    Werden Sanlituns Mörder versuchen auch seine Kinder zu töten? Und welche geheimnisvollen Wesen treiben sich in den Bergen ums Kloster herum? Reißen Ziegen und fressen Mönche? Ein Wettlauf gegen Machtgier, sagenumwobene Wesen und die Zeit beginnt.


    „Der verlorene Thron“ ist mir vor allem durch die Begeisterung einer Bloggerkollegin ins Auge gestochen. Dennoch habe ich nicht mit dem gerechnet, was Brian Staveley für den Leser kreiert hat – drei richtig gute Hauptfiguren, Handlungsstränge auf mehreren Ebenen und eine extrem spannende Geschichte, die ich von der ersten Zeile an verschlungen habe. Die insgesamt über 700 Seiten dann innerhalb von drei Tagen. Ich bin immer noch hin und weg, wie es dem Autor gelungen ist, mich so sehr zu fesseln. Und das, obwohl mir seit meiner ersten Begegnung mit Sanlituns Mörder klar war, wer es ist, die Auflösung dazu aber erst sehr viel später kommt.


    „Der verlorene Thron“ ist der Auftakt einer Fantasytrilogie. Besser kann ein Autor seine Leser nicht an Folgebände fesseln, als Staveley es getan hat. Seine flüssige Schreibe und Fähigkeit eine Geschichte so zu erzählen, dass man immer mehr davon hören möchte, ist nur das Tüpfelchen auf dem „i“.


    Zunächst einmal beschäftigen wir uns intensiv mit den drei Protagonisten Adare, Kaden und Valyn. Lernen sie und ihr Leben kennen. Jedes für sich aufregend genug, auch ohne den Hintergedanken, dass einer von ihnen möglicherweise den Thron besteigen wird. Außer Adare weiß zunächst auch keiner der Nachkommen davon. Die beiden Söhne haben genug mit ihrer eigenen Ausbildung zu tun, die geprägt ist von Entbehrung, Gewalt und Disziplin.


    Besonders angetan hat es mir Valyn bzw. die Handungsebene, in der Staveleys auktorialer Erzähler von dessen Ausbildung als Elitekrieger, als Beschützer von Krone und Thron, berichtet. In seiner Einheit scheint es einen Saboteur zu geben, möglicherweise jemanden, der ihm nach dem Leben trachtet, möglicherweise aber auch jemand ist, der ganz andere, höhere Ziele verfolgt.


    Staveley hat den perfekten ersten Teil geschaffen. Er macht einige Andeutungen, lässt den Leser erste Vermutungen aufstellen, von denen manche zerschlagen, andere aber mitgenommen werden können zu Teil zwei „Thron in Flammen“. Durch den Wechsel der verschiedenen Ebenen ist der Leser den Protagonisten manchmal einen Schritt voraus, was die Spannungskurve ebenso in unerwartete Höhen schnellen lässt, wie die Kapitelwechsel, wenn es gerade richtig aufregend ist. Der amerikanische Fantasyautor versteht sein Handwerk und so ist ihm ein Roman gelungen, den Fans des Genres High Fantasy ganz unbedingt lesen sollten.