Danny Wattin - Der Schatz des Herrn Isakowitz

  • 238 Seiten
    Eichborn Verlag
    ET: 16.04.2015
    OT: Herr Isakowitz skatt


    Zum Autor:
    Danny Wattin, geboren 1973, lebt als Schriftsteller mit seiner Familie in Uppsala. Der Roman „Der Schatz des Herrn Isakowitz“, der die Geschichte seiner eigenen jüdischen Herkunftsfamilie beschreibt, ist sein viertes Buch und das erste, das in Deutschland erschienen ist.


    Zum Buch:
    Danny ist mit seinem Sohn und seinem Vater auf dem Weg nach Marienwerder um dort nach dem vergrabenen Schatz seines Urgroßvaters zu suchen, von dem dieser erzählt hat.
    Während der Autofahrt wird heftig diskutiert und oft stehen sich Danny und sein Vater mit Unverständnis gegenüber, was mit viel trockenem geschildert wird.


    Unterwegs schweifen Dannys Gedanken immer wieder zurück in die Vergangenheit und die Geschichte seiner jüdischen Familie. Man erfährt, wie es war als Jude in der Zeit des Nationalsozialismus zu leben, egal ob in Deutschland, Schweden oder Polen. Aus vielen einzelnen Episoden, die ihm seine Verwandten nach und nach erzählt haben, setzt sich diese Handlungsebene zusammen und vermittelt eine Vorstellung von dem Erlebten.


    Leider habe ich bei den vielen Personen ab und zu den Überblick verloren und musste mir immer wieder den Stammbaum anschauen, um zu verstehen, um wen es gerade ging. Vielleicht liegt das daran, dass der Autor nur das schreibt, was er tatsächlich erzählt bekommen hat und die wenigsten wollten sich ausführlicher erinnern, was verständlich ist. Deshalb fallen manche Abschnitte leider etwas kurz aus.


    Je näher das Trio seinem Ziel kommt, desto mehr spitzt sich die Situation der Juden in der Vergangenheit zu. Waren die Passagen in der Gegenwart anfangs amüsant, so wirkten sie immer trivialer im Gegensatz zu den Rückblicken. Das Umschalten zwischen den Handlungssträngen fiel mir immer schwerer. Wie schwer muss es da erst für die Überlebenden gewesen sein, mit einem „normalen“ Leben in Schweden zurechtzukommen?
    Diese Gedanken und Gefühle provoziert der Autor bewusst und so sagt er selbst:
    „Unfassbar, wie selbstverständlich es für uns ist, dass es uns gut geht.“


    Die Reise in die Vergangenheit und nach Polen war für die drei Wattins ein besonderes Erlebnis und sie haben mich als Leserin mit auf diese Reise genommen, die manchmal traurig und erschreckend, aber oft auch humorvoll war.


    Aufgrund des Klappentextes hatte ich einen Roman erwartet, mit einer abenteuerlichen Schatzsuche und natürlich Rückblicken in die Vergangenheit. Dass es sich hier um die Schilderung von tatsächlichen Schicksalen der Familie des Autors handelt, war mir nicht bewusst.
    Aber gerade das hat mich besonders berührt. Es geht hier nicht um erfundene Personen, sondern um real existierende Menschen, die Schlimmes erlebt und überlebt haben.


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  • Leo, sein Vater Danny und sein Opa machen sich auf eine Reise, um einen angeblich verbuddelten Schatz in Polen, der Heimat ihrer Familie, zu heben. Der Leser begleitet die drei dabei und amüsiert sich dabei über deren Erlebnisse auf der Fahrt: so verfährt sich Danny regelmäßig, wenn er nach Karte fährt, weil er dem Navi seines Vaters (das sie aber stets richtig leitet) mißtraut. Sie kabbeln sich über das Essen und über Gott und die Welt.


    So ganz nebenbei und nach und nach erfährt man mehr über die gesamte Familie und warum die Drei diese Reise überhaupt angetreten haben: Danny ist Jude und seine Familie mußte im zweiten Weltkrieg viel erleiden. Viele sind gestorben, einigen gelang die Flucht in alle Winkel der Welt.


    Fast beiläufig entfaltet sich hier der Schrecken einer düsteren Zeit, der über das jüdische Volk hereingebrochen ist.


    Ich fand das Buch auf der einen Seite interessent und unterhaltsam und es war stellenweise witzig und erschreckend in dem, was den Familienmitgliedern widerfahren ist. Man hofft für jedes einzelne Mitglied, das es schafft, dem Naziregime zu entfliehen.


    Doch was meinen Lesefluß deutlich ausgebremst hat, war die Vielzahl der genannten Personen. Ich mußte wirklich oft nach vorne blättern, um im Stammbaum nachzusehen, um wen es sich gerade handelt. Letztlich fand ich aber, daß das Buch weit unter den Möglichkeiten geblieben ist, die dieser Stoff geboten hätte denn das Schicksal der Familienmitgliedern läßt einen relativ unberührt, trotz der Tatsache, daß es sich um reale Personen handelte.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)