'Der Traum von Meer und Wind' - Seiten 346 - 452

  • Werner Borgmann rettet Wilhelm Ahlhusen zweimal das Leben, aber der überlebt diesen Leseabschnitt trotzdem nicht. Während Tochter Mina und Tino verliebt techtelmechteln, zahlt er den Preis für sein ungesundes Leben mit eben diesem. Er stirbt in den Armen von Alba, die sich weigert, den Schiffsarzt zu rufen. Wenig nett, obwohl wahr, dass entweder Mina oder Hedwig, das war für mich nicht ganz eindeutig, sagte, er habe gesoffen. Das hätte ich aus Pietätsgründen höflicher mit dem Verb "trinken" ausgedrückt.
    Bethy ist von ihm schwanger, aber Jonathan Gold will sie trotzdem heiraten und dem Kind ein guter Vater werden. Erst einmal wird er aber arbeitslos, denn Mina verpetzt ihn bei Ballin, was Tino belauscht, wodurch bei den beiden erst einmal eine Aus- oder auch Eiszeit anbricht.
    Zurück in Hamburg, verschafft sich Mina erst einmal einen Überblick, ob und ggf was aus der Firma wie gerettet werden könnte.
    Auf S. 424 unten ist bei "Wilhelms Ahlhusens" mE ein "s" zuviel.
    Gern hätte ich mehr über die Ursache für den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland erfahren. Von der Kaiserinmutter ist da die Rede. :gruebel Ist da die Mutter des Kaisers Wilhelm II gemeint? Denn die seiner Frau wäre doch zu unwichtig, oder? Dann müsste es sich um die Tochter der Queen Victoria handeln, die mit dem nur wenige Tage Kaiser gewesenen Friedrich Wilhelm verheiratet war. Die aber stand doch bei ihrem Sohn in keinem hohen Ansehen. Deshalb Diplomatie-Abbruch? ?(

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Gern hätte ich mehr über die Ursache für den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland erfahren. Von der Kaiserinmutter ist da die Rede. :gruebel Ist da die Mutter des Kaisers Wilhelm II gemeint? Denn die seiner Frau wäre doch zu unwichtig, oder? Dann müsste es sich um die Tochter der Queen Victoria handeln, die mit dem nur wenige Tage Kaiser gewesenen Friedrich Wilhelm verheiratet war. Die aber stand doch bei ihrem Sohn in keinem hohen Ansehen. Deshalb Diplomatie-Abbruch? ?(


    Es handelt sich in der Tat hier um Victoria, die Tochter von Queen Victoria, die selber für knapp 100 Tage Kaiserin war (deswegen der Titel "Kaiserinmutter").
    Dieser Diplomatie-Abbruch hatte letztlich einen recht banalen Anlass, aber ist eben Zeichen für den "kalten Krieg", der damals zwischen Deutschland und Frankreich tobte.
    Als Victoria zu Gast in Paris weilte, äußersten sich etliche französische Zeitung unfreundlich über sie und ihren Sohn. Das hat sich - angesichts der Spannungen zwischen den beiden Ländern seit 1871 - schnell hochgespielt, und sie hat Frankreich entrüstet verlassen.
    Das wäre heutzutage ungefähr so, als würde ein in Deutschland weilender Premierminister eines anderes Staates sofort abreisen, weil die BILD-Zeitung eine nicht sehr freundliche Schlagzeile über ihn druckt.
    Die "Empfindlichkeiten" waren damals deutlich höher.

  • Zitat

    Original von CarlaFederico
    Als Victoria zu Gast in Paris weilte, äußersten sich etliche französische Zeitung unfreundlich über sie und ihren Sohn. Das hat sich - angesichts der Spannungen zwischen den beiden Ländern seit 1871 - schnell hochgespielt, und sie hat Frankreich entrüstet verlassen.
    Das wäre heutzutage ungefähr so, als würde ein in Deutschland weilender Premierminister eines anderes Staates sofort abreisen, weil die BILD-Zeitung eine nicht sehr freundliche Schlagzeile über ihn druckt.
    Die "Empfindlichkeiten" waren damals deutlich höher.


    Auch hier vielen Dank für die ausführliche Antwort. Wenn Mutter und Sohn beleidigt wurden, ist das umso verständlicher für mich.
    Wenn es nur um Victoria gegangen wäre, hätten die Wellen vielleicht nicht ganz so hoch geschlagen. Obwohl, wer weiß, die Proklamation von Versailles, als Wilhelms Großvater 1871 zum Kaiser erklärt wurde, war ein frischer Dorn im Fleisch des "Erbfeindes" - und finanzielle Interessen gibt es bei möglichen Kriegsanlässen ja leider auch immer...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Erst zwei Druckfehler, die mir in diesem Abschnitt ins Auge gefallen sind:


    S.349: Der Teppich saugte tatsächlich etwa Wasser auf.... da fehlt ein s
    und
    S. 381: So sehen Sie auch nicht auch, dachte Mina. Das müsste doch statt auch aus heissen?


    Dass Wilhelm den Abschnitt nicht überlebt, hat mich jetzt nicht wirklich traurig gemacht, irgendwie fand ich ihn immer unerträglicher. Immer am Jammern und bei dem Schneechaos im Libanon meint er auch noch, dass das jetzt Gottes Strafe für seine Verfehlungen ist. Noch egozentrischer geht es ja kaum.
    Aber es dann an Bord nicht schaffen auch nur einmal zum Schiffsarzt zu gehen oder diesen zu rufen. Cognac bestellen ging aber noch.
    Dass Alba ihn hat sterben lassen hat mich überrascht, allerdings hätte auch der Arzt wohl nicht mehr viel tun können.


    Für Mina ändert sich durch den Tod des Vaters alles. Durch den Entschluss die Fbernehmen schliesst sie Tino aus ihrem Leben aus. Ich denke sie wird erst einmal genug zu tun haben, sich in der Geschäftswelt durchzusetzen, da ist ein "unstandesgemässer" Ehemann doch eher hinderlich.
    Wobei sie es wohl auch einfach nicht schafft, ihre Sicht der Dinge Tino klar zu machen und der sehr von seiner Meinung überzeugt ist.
    Bei Bethy geht es Mina ähnlich, sie findet die richtigen Worte nicht, vor allem nachdem sie auch noch versucht hat, Bethys Zukunft mit Jonathan zu torpedieren.


    Bethy hat mit Jonathan echt grosses Glück, ich hoffe, sie lernt das noch zu schätzen. Reichtümer wird er ihr wohl nicht bieten können, aber Liebe und die auch für's ungeborene Kind, was ja nicht selbsverständlich ist.


    Und jetzt bin ich gespannt, wie Mina sich in der Geschäftswelt schlagen wird, den Herrn Ballin hat sie ja schon gründlich verwirrt :-)

  • Das Wilhelm die Reise nicht überleben würde, hatte ich schon vermutet.... Nun, eigentlich konnte er noch froh sein, dass wenigstens Alba in seinen letzten Minuten zugegen war.... medizinische Hilfe hätte wahrscheinlich eh nicht mehr viel gebracht. Wilhelm war seit langem ein physisches und psychisches Wrack.


    Leider konnte sich auch Mina nicht mehr mit ihm versöhnen, sicherlich etwas, was ihr noch oft auf der Seele liegen wird. Ich bin gespannt, wie sie sich in der Männer-Geschäftswelt jener Zeit durchbeißen wird. Genügend Kraft u. Intelligenz hat sie, hoffentlich in den entscheidenden Momenten auch das Glück.
    Privat ist ihr letzteres ja nun noch abhanden gekommen. Aber, ich glaube nicht, dass das schon alles zwischen Tino und ihr war. Mal schauen....


    Bethys Charakter ist nach wie vor nicht so meins, Frauen wie sie finde ich einfach nur :rolleyes Aber, wie's aussieht, hat sie Jonathan weiterhin zur Seite. Um diese ungewollte Schwangerschaft ist sie allerdings nicht zu beneiden, hoffe für sie, dass klappt auch wirklich mit der Heirat.

  • Wilhelm hat die Reise also nicht überlebt, bei seinem Alkoholkonsum hätte ich es nur anders erwartet als es dann passiert ist.
    Alba kann ich auf der einen Seite verstehen, aber auf der anderen Seite finde ich es schon dreist ihn sterben zu lassen aus Rache für das was er Bethy angetan hat. Meiner Meinung nach haben sie in deren Erziehung auch viel falsch gemacht, dass sie so auf ihn reingefallen ist, aber gut so ist es nun eben.


    Bethy findet in Jonathan einen Verehrer der sie auch noch nehmen will als sie Schwanger ist und wie immer wendet sich bei ihr alles zum besten, ich bin gespannt ob dies immer so bleiben wird.


    Mina könnte glücklich mit Tino sein, aber die Trauer bzw. die Reue des nicht Vertragens mit ihrem Vater lässt sie daran hindern.
    Das Mina die Firma übernehmen wird, daran habe ich keinen Zweifel und ich bin mir auch sicher, dass sie sie wieder zum Erfolg führen kann.
    Gut sie hätte Jonathan nicht anschwärzen müssen, aber für sie ist es doch immer so gewesen als ob Bethy alles hätte und bekommen würde und sie war immer ganz für sich alleine.


    Ich bin gespannt was im letzten Teil jetzt noch alles passieren wird.

  • Meines Erachtens geht das in diesem Abschnitt ziemlich schnell mit dem Heiraten.Kaum haben sich Mina und Tino einige Male geküsst, wird bereits von der Ehe gesprochen. Und auch bei Beth und Jonathan geht es ja in Windeseile und alle sind glücklich. Es ging ja früher schneller, aber so schnell?


    Das Wilhelm die Fahrt nicht überlebt hat, hat mich nicht weiter berührt. Er war zum Schluss nur noch ein Jammerlappen, der vor Selbstmitleid zerflossen ist. Alba hingegen hat mich überrascht, dass sie doch so eiskalt reagieren kann und Wilhelm sterben lässt, ohne den Arzt zu benachrichtigen. Und Mina schafft es ja nun auch noch, sich mit allen, die ihr lieb und teuer waren, zu überwerfen.
    Ich bin ja mal gespannt, ob sie es schafft, die Reederei zu retten. Selbst vom Personal ist ja nicht viel übrig geblieben.

  • Nun wird es schwierig, zu diesem Abschnitt zu schreiben. Ich habe das Gefühl, mehrere Wochen unterwegs gewesen zu sein und jetzt im Nachhinein darüber aus der Erinnerung berichten zu sollen. Was immerhin schon heißt, daß beim Lesen durchaus ein Gefühl für die vergangene Zeit entstanden ist.


    Relativ zu Beginn kommt es zur Konfrontation zwischen Werner und Wilhelm. Vor allem Werner hat sich erstaunlich unter Kontrolle. Zwei Mal rettet er Wilhelm auf dem Weg von Damaskus nach Beirut, und er läßt sich nicht von ihm provozieren. Ob da nicht noch etwas nachkommt? Aber durch seine Erzählung über Alba (und später beim Tod von Wilhelm in diesem Abschnitt) konnte ich deren bisheriges Verhalten endlich besser einschätzen und verstehen. Wenn er sie so unangenehm an ihren Vater erinnert hat, hätte passieren können, was will, sie hätte ihn abgelehnt.


    S. 360 mußte ich erst mal nachlesen, was eine Diligence ist: eine Eilpostkutsche (lt. Duden). Denn daß das keine Due Diligence sein konnte, war eigentlich klar. ;-)


    S. 361 („Nun danket alle Gott“, und später noch) ist mir positiv aufgefallen, daß zumindest am Rande durch kam, daß die Menschen früher religiöser waren als heute. Etwas, was in heutigen Romanen eigentlich so gut wie immer ausgeklammert wird.


    Lächeln mußte ich auf S. 365: (...) ob eine Metzelei oder ein Liebesabenteuer, wobei das Liebesabenteuer fast zwangläufig mit einer Metzelei endete. :grin


    Ich weiß jetzt nicht mehr, ob das in diesem oder dem vorigen Leseabschnitt war, in dem Wilhelm Bethy eine Abfuhr erteilte („nur ein Zeitvertreib“), Bethy scheint sich jedoch zu erholen. Ich nehme an, auf S. 371 der Steward war Jonathan.


    Dessen Reaktion auf die Nachricht, daß Bethy schwanger ist, hat mich übrigens gewundert (man bedenke die Zeit!). Er scheint Bethy wirklich zu lieben, und Bethys Eltern akzeptieren ihn. Ob sie groß eine Wahl hatten, sei einmal dahingestellt, aber sie hätten auch anders reagieren können.


    Ich nehme an, es wurde schon erwähnt. Auf S. 381 ist ein übler Satzfehler. 3. Absatz von oben steht: So sehen Sie auch nicht auch, (...)
    Das soll vermutlich So sehen Sie auch nicht aus (...) heißen.


    Etwas irritiert hat mich, daß Mina mit Tino ins Bett ging. Ist das nicht zu sehr aus heutiger Sicht ein Wunschenken als was wirklich passiert wäre? :gruebel


    Ziemlich unglücklich natürlich, daß dann genau während dieser Zeit Wilhelm stirbt. Alba findet ihn, und läßt ihn sterben. Obwohl ich nicht sicher bin, ob ein Arzt da noch hätte etwas tun können. Sie bleibt auch sehr kühl und denkt an ihre Tochter, indem sie die Uhr an sich nimmt. Aber fällt eine fehlende Uhr nicht auf?


    Der Tod hat dann auch unmittelbare Auswirkungen auf Mina und Bethy bzw. ihr Verhältnis zueinander. Der Streit am Vesuv dürfte sie für lange Zeit entzweien, was das Anschwärzen Jonathans durch Mina noch verschärfen dürfte. Mina scheint sich immer mehr in Richtung ihrer Großmutter zu entwickeln und zu verbittern. In gewisser Weise hat Bethy schon recht, wenn sie ihr Egoismus vorwirft.


    Hedwig gibt dann zu, nach dem Tod ihres Mannes nicht den Mumm gehabt zu haben, die Firma zu leiten. Sie war zu sehr in den Rollenvorstellungen ihrer Zeit gefangen. Mina traut sie das zu, eine Zeitenwende kündigt sich an (auch wenn die noch einige Jahrzehnte auf sich warten lassen wird).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Nicht nur du, liebe SiCollier findest es schwer, diesen Leseabschnitt zu bewerten. ;-)))


    Da alles sehr ausführlich beschrieben wird, habe auch ich das Gefühl, bereits mehrere Monate unterwegs zu sein. Allerdings musste ich mir immer wieder sagen, das die Ansichten aus dem Kalenderjahr 2015 nicht mit den Ansichten der damaligen Zeit zu sehen sind. Das hat mir dann geholfen, einige Reaktionen/Ansichten/Aussagen besser zu verstehen.


    Das es irgendwann zu einer Kollision zwischen Wilhelm und Werner kommt, war doch zu erwarten. Trotz dieser Unstimmigkeiten hat sich Werner so weit unter Kontrolle, dass er sogar Wilhelm noch das Leben rettet. Das er sich so weit öffnet, und Wilhelm die Geschichte von Alba erzählt, hätte ich nicht erwartet, macht aber einiges klarer, u.a. das Alba so ist wie sie ist.


    Das sich Bethy mit Wilhelm einlässt, war ja irgendwo klar, das Wilhelm seine Sehnsucht nach Alba an Bethy auslebt, war auch irgendwo klar. Hier musste ich mich wieder in das Kalenderjahr zurückerinnern (nicht 2015!!), damals waren die Damen doch etwas unbedarfter und nicht so aufgeklärt wie heute. Das daraus –mehr oder minder sofort- Nachwuchs entstehen kann, hat man ja früher oft gehabt, obwohl das angeblich nicht stimmte…


    Das Bethy sich dem Steward anvertraut und dieser sie nicht als gefallenes Mädchen ansieht sondern die Verantwortung für den Nachwuchs des anderen übernehmen will, ehrt ihn doch sehr. Das scheint echte Liebe seinerseits zu sein.


    Für mich nicht ganz unerwartet ist die Tatsache, das Mina sich Tino ins Bett holt. Sie hat meiner Meinung nach so etwas wie Eifersucht (die eine hat und ich habe nicht…) und will/muss/möchte alles genau so haben bzw. nachholen. Das genau in dieser Zeit/Phase ihr Vater das Zeitliche segnet, ist doch eine sehr eigene Laune der Natur.


    Vermutlich kann Mina damit gar nicht umgehen, ohne das sie es in Worte fassen kann. Ich glaube, sie ist auch damit überfordert, das Alba letztlich in den letzten Minuten bei ihrem Vater war. Während der Trauerfeier/Beisetzung wird Mina dann doch plötzlich bewusst, das es ja außer ihr nur den ungeborenen Zwerg von Bethy gibt, welche als Erben in Frage kommen. Sie will – auch aufgrund ihres Wissens – die Firma übernehmen und leiten. Bewundernswert fand ich an dieser Stelle, das Hedwig jetzt zugibt, das sie diesen Mumm nicht gehabt hat.


    Ich gehe davon aus, das Mina – noch einmal gesagt, ohne es tatsächlich in Worte fassen zu können – ziemlich wütend auf Bethy ist und der Streit am Vesuv letztlich den letzten Knacks in der Freundschaft der beiden Mädels gibt.


    Mal sehen, wie es jetzt weitergeht

  • Zitat

    Original von hke
    Das genau in dieser Zeit/Phase ihr Vater das Zeitliche segnet, ist doch eine sehr eigene Laune der Natur.


    So "Launen der Natur" gibt es auch im richtigen Leben. Als ich vor einigen Jahren eine unserer Katzen mit über 19 Jahren einschläfern lassen mußte, kam ich völlig fertig vom Tierarzt heim. Das Telefon klingelte und ich erfuhr, daß zur gleichen Zeit, da unsere Katze ihre letzte Spritze bekam, meine Mutter verstorben war.


    In einem Gespräch später mit dem Hausarzt meinte der, solche Koinzidenzen würde es immer wieder geben und seien ihm schon öfters passiert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • So, nach etlichen internetlosen Tagen an der irischen Westküste kann ich mich nun auch wieder mal einschalten.
    Mit einer "Laune der Natur" hat die zeitliche Kollision von Wilhelms Tod und Minas Liebesnacht m.E. wenig zu tun, eher damit, dass beide Ereignisse eng miteinander verknüpft sind. Wilhelms Zustand ist Folge von der Fahrt im Schneesturm, die er wiederum nur wegen schlechtem Gewissen gegenüber Alba angetreten hat, nachdem er Bethy verführt hat.
    Ohne dieses Ereignis wiederum hätte sich Mina sicher nicht auf vorehelichen Sex eingelassen. In ihrem Fall kommt natürlich noch mehr zusammen: Dieses Gefühl, außerhalb ihres bisherigen Lebens (und seiner Konventionen) zu stehen, der Wunsch, die begrenzte Zeit an Bord bestmöglich und eben auch für intensive Erfahrungen zu nutzen, außerdem ein wenig Wut auf Bethy und Wilhelm (was die können, kann ich schon lange).

  • Zitat

    Original von CarlaFederico
    (...) (was die können, kann ich schon lange).


    So war das bei mir im Wesentlichen angekommen.


    "Laune der Natur" ist hier sicherlich ein etwas unglücklicher Begriff. Ich gehe davon aus, daß das Geräusch, das Tino und Mina beim Vorbeigehen hörten, nicht das Fallen einer Schnapsflasche, sondern das von Wilhelm war. Ob man ihm zu dem Zeitpunkt noch hätte helfen können, ist dabei nicht unbedingt von Belang. Selbst wenn das nicht möglich gewesen wäre (vermutlich, man bedenke das Jahr), hätten die beiden später keine Schuldgefühle geplagt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe diesen Abschnitt gestern in einem Rutsch gelesen. Es ist so viel passiert und die Schilderung der Reise war so bunt und lebendig, dass ich gar nicht aufhören wollte.


    Wilhelm stirbt und hinterlässt nur Trümmer. Bethy schwanger, Mina und Hedwig allein mit einer vom Konkurs bedrohten Firma...
    Erschreckend, wie wenig man damals Frauen im Geschäftsleben ernst genommen hat. Allein schon die Gespräche mit den Leuten von der Bank lassen einen wütend werden... :gruebel


    Wann immer ich etwas aus diesen Zeiten lese, bin ich froh, in unserer heutigen Zeit zu leben, in der es für Mina gar kein Problem gewesen wäre, die Geschäfte ihres Vaters weiterzuführen.
    Bei Bethy freut es mich, dass ihre Eltern trotz ihrer Schwangerschaft zu ihr halten, denn auch das war ja damals nicht selbstverständlich.

  • Wilhelms Tod hat mich nicht wirklich berührt. Schön fand ich seinen Tod in Albas Armen - ich kann mich Euch nur anschließen, ein Arzt hätte nichts mehr gebracht, dafür hat er schon zu lange Raubbau mit seinem Körper getrieben. Aber für Mina tut es mir leid, da sie sich sicher gerne mit ihm ausgesöhnt hätte.


    Bethy ist schwanger mit Wilhelms Kind. Jonathan steht zu ihr und möchte sie, trotz der Schwangerschaft, heiraten. Ich glaube, daß sie in ihm einen guten Mann gefunden hat, ich hoffe nur, daß sie dies auch würdigt und nicht wieder höher hinaus möchte!


    Die Reise ist jetzt leider zu Ende - mal sehen, wie's weitergeht! :wave

  • Bethy ist schwanger aus der Verführungsnacht von Wilhelm, Bethys Vater rettet zweimal zuvor sein Leben in dem Schneesturm, im Schoß von Bethys Mutter gebettet verstirbt er später infolge seines Lebensstils. Warum handelt Alba so? Warum ruft sie den Arzt nicht? Wieso ist die Kabinentür für jedermann von außen zu öffnen? Alba nimmt Wilhelms Taschenuhr an sich, für das Leid an ihr und ihrer Tochter und für das Enkelkind.
    Bethy nimmt den Heiratsantrag von Jonathan an, aus Pflicht- und Ehrgefühl ihrer Familie gegenüber? Was ist Jonathan für ein feiner Kerl sie zur Ehefrau nehmen zu wollen und das obwohl sie auch noch Wilhelms Kind bekommen muss.


    Mina will die geschäftlichen Geschicke versuchen zu lenken und das Erbe Althusen, den Namen zu retten und bewahren. Ob ihr die Großmutter, wie alt wird diese sein, noch eine Hilfe sein kann? Hoffentlich lebt diese noch einige Jahre, damit sie wenigstens noch ein Familienbindungsglied hat. Allerdings wird auch noch ihr Halbgeschwisterchen geboren, vorausgesetzt Bethys Schwangerschaft und Geburt verlaufen gut.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)