'Der Traum von Meer und Wind' - Seiten 585 - Ende

  • Puuuh!
    Da war im letzten Leseabschnitt ja noch einmal ordentlich "etwas los"!
    Am Ende fanden sich alle Töpfchen und Deckelchen friedlich vereint, der Epilog passt wunderbar zum Prolog: Wieder geht ein Schiff auf die Reise, nur ist es dieses Mal statt der "Augusta Victoria" die "Victoria Luise" und es sind auch nicht beide Familien an Bord, sondern nur eine - die Minas. Borgmanns und Golds stehen am Kai und winken "Bye-bye".
    Aber diese idyllische Szene musste hart erarbeitet werden:
    Ein Arbeiterkampf, bei dem Blut floss, Kinderblut noch dazu!
    Etwas verwundert hat mich, als Bethy zu Mina im Krankenhaus sagte, sie solle sich sputen. Ich dachte, Mina eilt zur Werft. Aber sie suchte "ihren" Toni, seines Zeichens mittlerweile gestandener Schiffsarzt. Bei einer Choleraepidemie hatte sich Toni, von der inzwischen verheirateten und schwangeren Mina abgewiesen, im überlasteten Krankenhaus als vorgebildeter Helfer zur Verfügung gestellt und war dort einem Arzt begegnet, der in ihm eine Art "Ersatz" für den kürzlich verlorenen leiblichen Sohn sah und ihn fianziell dahingehend unterstützte, dass er endlich Medizin studieren konnte.
    Ich bin durch das Buch im Eiltempo gesegelt und muss das jetzt alles erst einmal "sacken" lassen.
    Die Rezension kommt aber in Kürze.
    Vorab schon einmal vielen lieben Dank an Carla Federico für die Begleitung der Leserunde und die rasche, geduldige und ausführliche Beantwortung meiner Fragen! :anbet
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich habe den letzten Leseabschnitt gestern Abend noch beendet :-)


    Mina hätte ich zwischendrin gerne mal getreten. Immer wenn sie einen halbwegs vernünftigen Gedanken gefasst hat, um den Streik zu beenden, kamen ihr ihre Gefühle und die verletzte Eitelkeit dazwischen.
    Was sie und Bethy betrifft hat jeder immer nur sich gesehen und was ihm angetan wurde. Was es für den jeweils anderen bedeutet hat sich keine von beiden auch nur ansatzweise überlegt.


    Wenigstens war Bethy am Ende nicht zu stolz und hat Mina ans Krankenbett ihrer Tochter gelassen und ihr gesagt, sie solle Tino suchen.
    So gab es am Ende doch noch ein versöhnliches Happy End :-)
    Ich hoffe mal Mina und Tino sind noch ein paar schöne gemeinsame Jahre vergönnt. Mina hätte es ja verdient.


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, es lies sich toll lesen und ich hatte Lust auch gleich auf Kreuzfahrt zu gehen. Leider ist mein Mann kein Fan von sowas...


    Ein Dank auch noch an Carla, für die Begleitung der Leserunde!

  • Heidewitzka.... das ging ja wirklich nochmal hoch her.... :wow


    Hach.... wie Mina lange Zeit mit den Streikenden umgegangen ist.... ehrlich, da hätte ich ihr auch gern mal eine auf den Hinterkopf gegeben. Meine Güte.... mehr als arbeiten geht eben nicht, unglaublich diese Arroganz u. Starrköpfigkeit. Als wären Arbeiter dazu geboren, 10 Stunden und mehr am Tag zu arbeiten...... :bonk Übrigens musste ich während dieser gesamten Streiksache an "North & South" von Elizabeth Gaskell denken. Da sind auch (irische) Streikbrecher nach Manchester geholt worden.... Hat mir wirklich gut gefallen, wie diese Streiks der Hamburger Werftarbeiter hier in den Roman eingeflochten wurden.


    Und ja, Bethy hat mich dieses eine Mal überrascht.... sie ist über ihren Schatten gesprungen und hat verstanden, was ihr Mann für sie und ihr Leben bedeutet und sie schafft es obendrein, sogar bei Mina den ersten Schritt zu machen.


    Die Begegnung mit Tino, der nun Arzt ist, hat mir gut gefallen.... Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass er diesen Teil seines Traumes noch verwirklichen würde. Respekt!


    Ich wünsche es Mina, Tino und den Kindern sehr, dass sie es schaffen, ihren Traum mit der Realität so zu verbinden, dass es lebbar ist.

  • Ich konnte nicht anders und habe den heutigen Tag ausgenutzt, das Buch in einem Rutsch zu Ende zu lesen. Momentan schwirrt mir noch der Kopf zu sehr, morgen bin ich einen großen Teil des Tages unterwegs, vsl. werde ich also erst am Dienstag ausführlicher schreiben können.


    "North And South" von Elizabeth Gaskell, ja zwischendurch fiel mir der dortige Streik auch mal ein, und ich habe mich unwillkürlich gefragt, wie Mr. Thronton wohl reagiert, und was Margaret Hale gesagt hätte.


    Erstes Fazit: das Buch hat mir von Anfang bis Ende ausnehmend gut gefallen, hätte vielleicht noch etwas länger sein dürfen (dazu später mehr).



    Edit hat einen Fehler verbesser.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Ich bin durch, ich muss sagen es hat sich einiges geklärt und auch das mit Bethy hat sich gewandelt nur leiden kann ich sie trotzdem nicht.


    Mina wollte sich gegen die Streikenden durchsetzen und dann passiert so ein Unglück..



    Ich werde mich nun an die Rezension machen..

  • Auf zum Finale.


    Mina hat es also tatsächlich geschafft. So hart, wie sie geworden war, vermutlich kein Wunder, aber dennoch nicht selbstverständlich. Otto Graff dürfte ein paar mehr Beziehungen haben als sie, die er möglicherweise gegen sie verwenden hätte können. Oder war sein Stern, wie die Szene, in der er um seine Enkelkinder bettelt, schon so weit gesunken, daß er nichts mehr tun konnte?


    S. 586: Ich muss gestehen, dass es mir ziemlich egal ist, wie das Licht erzeugt wird, solange es funktioniert.
    So kompliziert, wie heute inzwischen die einfachsten Dinge geworden sind, sehe ich das inzwischen sehr ähnlich. Es ist mir egal, wie die Technik funktionert, solange sie es tut und ihren Zweck erfüllt. :grin


    Dann kommt der Streik, der sich immer weiter zuspitzt. Mina wird immer härter, sogar gegen ihre Kinder. (S. 602 Du bist genau so ein Schwächling wie dein Vater.) Sinnigerweise freunden sich dann gerade Lennart und Lori an. Wenn das die Mütter wüßten! :grin


    Ob es der Besuch von Otto Graff war, die Mina dann nochmals verhärten ließ und die Hafenpolizei androhte, und rief? Schließlich kommt es zur Eskalation, und wie so oft, die am wenigsten dafür schuld haben, müssen darunter am meisten leiden. Lori wird angeschossen. Ausgerechnet das ist der Anlaß, daß sie nach Jahren Tino wiedersieht, der inzwischen - wie zu vermuten war - Arzt geworden ist.


    Alba hat mich dann sehr erstaunt, als sie bei Mina eintraf, um sie zu trösten. Immerhin war es ihr Enkelkind, das angeschossen wurde.


    Mina verändert ihr Leben, versöhnt sich mit Bethy, tut sich mit Tino zusammen und geht auf Reisen.


    Die Verwundung Loris, für die sich Mina (mit)verantwortlich fühlte, war sicher so eine Art Initialzündung bei ihr, ein Katalysator. Trotzdem ging mir ihre Verwandlung doch sehr schnell vor sich. Das habe ich ihr auf die Schnelle eigentlich nicht so ganz abgenommen, auch daß sie dann ihr Leben so radikal verändert hat. Da wären ein paar Seiten mehr sicherlich angetan gewesen, (mein) das Verständnis zu erhöhen.


    Was ich früher schon mal andeutete, daß der Roman hätte länger sein dürfen: Tino ist zwar eine Nebenfigur, aber doch recht wichtig. Daß er einfach so verschwand und dann Jahre später wieder auftauchte - da hätte ich mir auch etwas mehr zu seiner Zwischenzeit gewünscht.


    Meine Sympathien haben zwischen Bethy und Mina immer mal geschwankt, manchmal verhielten sie beide sich nicht gerade sympathieheischend. Aber insgesamt gesehen habe ich Bethy ihre Entwicklung besser abgenommen als die Minas. Bethy ging „durch die harte Schule des Lebens“ und hat schließlich erkannt, was sie hat. Bei Mina tat es einen „Schlag“ - und alles war gut. Incl. Persönlichkeitsveränderung.


    Ich „fürchte“, Bethy hat mich letztlich mehr beeindruckt.



    Edit ergänzt:
    Bevor ich es vergesse: herzlichen Dank an Carla für die Begleitung der Leserunde. :wave Das war zwar mein erstes, aber sicherlich nicht mein letztes Carla Federico Buch. :-)

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von SiCollier


    Meine Sympathien haben zwischen Bethy und Mina immer mal geschwankt, manchmal verhielten sie beide sich nicht gerade sympathieheischend. Aber insgesamt gesehen habe ich Bethy ihre Entwicklung besser abgenommen als die Minas. Bethy ging „durch die harte Schule des Lebens“ und hat schließlich erkannt, was sie hat. Bei Mina tat es einen „Schlag“ - und alles war gut. Incl. Persönlichkeitsveränderung.


    Ich sehe das so, dass Bethy wirklich eine Entwicklung durchmachen musste, damit aus dem oberflächlichen, egoistischen Mädchen eine erwachsene Frau werden konnte. Mina hingegen musste sich weniger entwickeln - sie war ja schon als junges Mädchen sehr reif - jedoch wieder zurück zu ihrer wahren Persönlichkeit finden, die sich in all den Jahren hinter einem Panzer versteckt hat. Sie hat in all den Jahren immer gefühlt, dass etwas schief läuft, aber war nicht fähig, die Mauer selbst einzureißen. Da bedurfte es ein starkes Ereignis - während Bethy durch vielfältigste, langjährige Erfahrungen wachsen konnte.

  • Zitat

    Original von CarlaFederico
    Ich sehe das so, dass Bethy wirklich eine Entwicklung durchmachen musste, damit aus dem oberflächlichen, egoistischen Mädchen eine erwachsene Frau werden konnte. Mina hingegen musste sich weniger entwickeln - sie war ja schon als junges Mädchen sehr reif - jedoch wieder zurück zu ihrer wahren Persönlichkeit finden, die sich in all den Jahren hinter einem Panzer versteckt hat. Sie hat in all den Jahren immer gefühlt, dass etwas schief läuft, aber war nicht fähig, die Mauer selbst einzureißen. Da bedurfte es ein starkes Ereignis - während Bethy durch vielfältigste, langjährige Erfahrungen wachsen konnte.


    Das sehe ich genau so; Alba deutet das in Bezug auf Mina ja an ("Jetzt mußt Du deine Seele retten" oder so ähnlich heißt es).


    Bethys Entwicklung war im Verlauf des Buches gut nachzuvollziehen, der "Knall" im Leben von Mina war zwar da, kam bei mir ob der Kürze aber nicht so in seiner ganzen Wirkung an. Stichwort, wie erwähnt, das Buch hätte etwas länger sein dürfen.


    Im Nachhinein und Gesamtüberblick, mit ein paar Tagen Abstand, ist mir Bethy fast die Liebere bzw. Sympathischere.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Im letzten Abschnitt war ja noch mal alles drin.


    Die Cholera, der Aufstand der Werftarbeiter, die Trenung/Scheidung, die Rückkehr zum alten Namen und das endgültige Wiederfinden von Tino.


    Ich hatte zwar im Kopf, das irgendwann die Cholera auch mal in HH gewütet hat, aber in dieser Form daran erinnert zu werden (was mich dann dazu gebracht hat, die Cholera-Geschichte noch mal zu googeln), war schon anders. Der Aufstand der Arbeiter war irgendwo klar, es musste ja irgendwann irgendwie die Grundlage für die heutige Arbeitsart gewesen sein.


    Was mir nicht ganz klar ist (oder ich habe es überlesen), ist die Tatsache, das Christian mehr oder minder ohne Gegenwehr in die Scheidung eingewilligt hat und sofort ausgezogen ist. Anscheinend war/ist es ihm egal gewesen.


    Zuerst hätte ich Mina auch treten können, weil sie so hart und unbarmherzig ist, aber als das mit Lori passiert ist, wurde sie doch noch menschlich. Das dies der Auslöser ist, damit sie sich mit Bethy ausspricht und ihr Leben überdenkt kann man nur als glückliche Fügung betrachten. Ich finde es toll, das sie jetzt mit Tino auf irgendeinem Kreuzfahrtschiff loszieht und sich "Wind um die Nase wehen lässt".

  • Zitat

    Original von hke


    Was mir nicht ganz klar ist (oder ich habe es überlesen), ist die Tatsache, das Christian mehr oder minder ohne Gegenwehr in die Scheidung eingewilligt hat und sofort ausgezogen ist. Anscheinend war/ist es ihm egal gewesen.


    Er hat von Mina noch einmal eine größere Geldsumme bekommen - aber ich denke, auch ohne diese hätte er nicht viel Probleme gemacht. Sein letzter Dialog mit Mina zeigt ja, was er von ihr hält und dass er auch ganz froh ist, aus ihren Dunstkreis rauszukommen.

  • Was für ein Ende!


    Mina wird in diesem Teil immer "kälter" und merkt erst, als Lori angeschossen wurde, was wirklich für sie wichtig ist. Sehr erschüttert fand ich die Szene, in der sie Lennart umarmt und es sich für sie so fremd anfühlt.... :-(


    Aber, auch hier dank Alba :-), springt sie über ihren Schatten, geht ins Krankenhaus und versöhnt sich mit Bethy. Bethy macht in diesem Abschnitt eine starke, sehr positive, Wandlung durch, und erkennt, wie viel Glück sie in ihrem Leben hat.


    Das am Ende die Victoria Luise zu ihrer Jungfernfahrt mit Minas Familie an Bord aufbricht, verabschiedet von Bethys Familie war wunderschön!


    Die letzten Seiten mußte ich einfach in einem Rutsch lesen - ich konnte das Buch nicht mehr beiseite legen.


    Vielen Dank Carla für die wunderschönen Lesestunden über die Anfänge der Kreuzfahrten und die Begleitung der Leserunde!


    Ich würde gerne jetzt auf Reisen gehen.... :wave

  • Habe heute Mittag das Buch beendet, der letzte Leseabschnitt hat mir gut gefallen. Trotzdem glaube ich, wird mir der Roman nicht sehr lange in Erinnerung bleiben, sondern leider das Gelesene schnell vergessen sein. Vielleicht war das Buch gerade für mich nicht der richtige Lesestoff oder ich zu ungeduldig. Sehr schön ist, dass sich Mina und Bethy wieder angenähert haben und Bethy erkennt, was Reichtum sein kann. Das hat mich gefreut und auch dass Mina mit ihren Kindern Tino auf dem Schiff begleitet. Wie schön, dass sie die Werft anderen zeitweilig anvertraut und auch mal an sich und ihre Kinder denkt. Vielleicht ist es nicht zu spät für eine Familie, einen neuen Zusammenhalt. Auch Alba ist weiterhin eine wichtige und besonnene Person, die erkennt wie ihre beiden "Töchter" Rat benötigen.


    Victoria Luise, die einzige Tochter des letzten Kaisers, ist hier in Hannover eine Bekanntheit, weil mit ihrer Eheschliessung mit dem Prinz Ernst-August von Hannover kurz vor dem 1. WK die Häuser Hohenzollern und Welfen geschickt verbunden wurden. Sie wurde 88 und war in Hannover eine Bekanntheit und ist immerhin Großmutter der früheren Königin von Spanien Sophia und Schwiegermutter des griechischen Königs Paul. Da war es für mich schön zu lesen, dass ein Kreuzfahrtschiff, welches auch leider keine lange Karriere auf dem Wasser zu bestehen hatte, ihren Namen trug.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ja, die Victoria Luise ist uns Hannoveranern bekannt. Schade, dass es das schöne Schiff nur sechs Jahre gab.


    Ich bin nun auch seit gestern durch und mir geht es ähnlich wie Gucci.


    Am Ende ging es ja nochmal hoch her, aber irgendwie fand ich, dass nach diesen vielen Jahren des Zerwürfnisses zwischen Bethy und Mina, die Versöhnung dann doch zu schnell stattfand und dass Mina ausgerechnet dann auch noch Tino wieder findet, war mir etwas zu sehr happy ending... :gruebel