Suzy Zail - Der Klang der Hoffnung (ab ca.12 Jahren)

  • Suzy Zail - Der Klang der Hoffnung



    Inhalt
    »Achtet aufeinander und kommt wohlbehalten wieder nach Hause.« Das ist die letzte Bitte, die Hannas Vater an seine beiden Töchter und seine Frau richtet, als sie Mitte 1944 an der Rampe von Auschwitz voneinander getrennt werden. Für die 15-jährige Hanna, die als begabte Pianistin kurz vor der Aufnahme ins Konservatorium stand, sind diese Worte die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben. Das und ihre Liebe zur Musik. Und diese Liebe bietet ihr nicht nur einen inneren Zufluchtsort, sondern auch die Chance zu überleben. Wird sie doch abkommandiert, regelmäßig im Haus des Kommandanten aufzuspielen.



    Autorin
    Suzy Zail wurde 1966 in Melbourne geboren, wo sie Jura studierte und als Anwältin arbeitete. Ihr erstes Buch erzählte die Lebensgeschichte ihres Vaters nach, der als Jugendlicher ins Konzentrationslager Auschwitz kam und nach dem Krieg nach Australien emigrierte. Von seinen Erlebnissen während des Krieges hatte er ihr erst erzählt, als bei ihm eine schwere Krankheit festgestellt wurde. Neben zahlreichen Artikeln für Zeitungen und Zeitschriften verfasste sie preisgekrönte Kinderbücher und auch einige Bücher für Erwachsene. Nach »Der Klang der Hoffnung« ist »Was dir bleibt, ist dein Traum« ihr zweiter Roman für junge Erwachsene.



    Meine Meinung
    Hanna wird mit ihrer Schwester Erika und ihren Eltern nach der Internierung in einem Budapester Ghetto - in dem sie zumindest noch so halbwegs menschlich leben konnten - 1944 nach Auschwitz-Birkenau transportiert.
    Grausam in einen Viehwaggon eingepfercht, wie es so vielen Juden zu der Zeit erging.
    Erst froh, diesem Martyrium zu entkommen, als der Wagen endlich hält, wird sie leider doch eines besseren belehrt werden, daß es schlimmer nicht werden kann...


    An der berüchtigten Rampe von Auschwitz werden die Schwestern mit der Mutter vom Vater getrennt.
    Hanna selber, erst 15, hat das "Glück", bei der Selektion von Dr. Mengele auf die rechte Seite geschickt zu werden. Die Seite, die Leben bedeutet.
    Zu verdanken hat sie das einem Häftling, der ihr in letzter Minute noch zuflüstert, sich für 16 auszugeben und ihr tatsächliches Alter zu verschweigen.


    Auf die lebenserhaltende rechte Seite werden die arbeitsfähigen Juden sortiert.
    (Sorry, schon das schreiben derartiger Ausdrücke macht es nicht leichter, aber so waren sie zu der Zeit. Menschverachtend und verbrecherisch)


    Mutter und Schwestern werden zum Arbeiten eingeteilt, Hanna und Erika kommen zunächst in den Steinbruch.
    Bis entdeckt wird, daß Hanna eine ausgezeichnete Pianistin ist, die bereits - noch in Freiheit - ihre Zulassung zum Konservatorium in der Tasche hatte.


    So wird sie mit einigen Mitinsassinnen zum Kommandanten befohlen, der sich eine Pianistin zur Erbauung seiner selbst, seiner Gäste und seines Sohnes aussuchen möchte.
    Hanna "gewinnt" diesen makaberen Wettbewerb.


    Schon bei der Auswahl wird die Grausamkeit des Kommandanten erkennbar, als eins der Mädchen Korngold spielt.
    Heute ein hochbekannter Komponist - bekannt auch für seine legendäre Filmmusik - war seine Musik damals verpönt, da er Jude war.
    Das Mädchen wurde geschlagen, entfernt, und nie wieder gesehen.


    Fortan muß Hanna jeden Tag in Haus des Kommandanten und ihm vorspielen.
    Wenn er nicht im Hause ist, darf sie üben oder dem Sohn Karl vorspielen...


    Soweit erst mal inhaltlich.


    Sehr deutlich werden die Gedanken Hannas beschrieben, die einerseits froh ist, der Arbeit im Steinbruch zu entkommen und das zu tun, was ihre Leidenschaft ist. Klavier zu spielen.
    Auf der anderen Seite schämt sie sich entsetzlich, daß sie durch dieses Stellung Vorteile hat und ihre Schwester weiter leiden muß, weniger zu Essen bekommt.
    Auch ist sie Anfeindungen der Barackenbewohnerinnen ausgesetzt, die neidisch auf Hannas "Vorteile" sind.



    Der Schreibstil ist sehr gut, flüssig und das lesen vergeht wie im Fluge.
    Auch ist das Buch zwar den Realitäten angepaßt, aber nicht so detailliert und grausam beschrieben, wie Erwachsenenbücher, so daß es doch gut geeignet ist für junge Erwachsene, an dieses Kapitel deutscher Geschichte herangeführt zu werden.


    Das Buch ist ein Roman, fiktiv zwar, aber die Autorin hat die Erlebnisse ihres Vater, der tatsächlich Auschwitz überlebt hat, verarbeitet.
    Die Unmenschlichkeit der Zeit wird sehr realistisch dargestellt, aber auch menschliches kommt zu Tage...
    Persönlich mag ich ja auch gerne die Ich-Erzählweise. Dadurch werden Hannas Gedanken und Gefühle noch deutlicher.


    Ein Satz als Beispiel, der einiges verdeutlicht, was in ihr vorging:
    " fast beneidete ich ihn um seinen Zorn, denn im Gegensatz zu mir mußte er seine Gefühle nicht ersticken. ICH konnte nicht einfach schreien oder mit den Füßen aufstampfen, durfte nicht einmal weinen; nicht hier, nicht in den Baracken und auch nicht auf den Feldern von Birkenau. Ich hatte immer eine Pistole im Rücken"


    Fazit
    Ein beeindruckender Roman über ein junges Mädchen, das mit ihren Familie die Grausamkeit der Zeit in Auschwitz erlebt.
    Dank ihres Talentes des Klavierspielens bekommt sie die Chance, sich diese Hölle wenigstens zeitweise zu erleichtern.
    Aus Sicht Hannas mit ihren Gefühlen und Gedanken sehr gut und flüssig beschrieben.
    Ich kann es auf jeden Fall für junge Erwachsene, die Interesse an dem Thema haben, empfehlen.