Pour que tu ne te perdes pas dans le quartier
Patrick Modiano
Gallimard
Eine deutsche Übersetzung liegt bisher nicht vor.
Der Autor
Patrick Modiano ist 1945 in Boulogne-Billancourt geboren. In Frankreich ist er ein bekannter Schriftsteller. Obwohl fast alle seine Werke ins Deutsche übersetzt wurden, ist er in Deutschland nur bei einer kleinen Fangemeine bekannt. 2014 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen.
Inhalt und meine Meinung
Der Schriftsteller Jean Daragane lebt seit langer Zeit äußerst zurückgezogen in Paris. Ein unerwarteter Telefonanruf schreckt ihn regelrecht auf. Ein Unbekannter hat sein verlorengegangenes Adressbuch gefunden.
Fast gegen seinen Willen trifft sich Daragane mit ihm in einem Café, um das für ihn eigentlich unwichtig gewordene Adressbuch zurückzubekommen. Der Unbekannte, ein gewisser Ottolini wird von einer jungen Frau, Chantal Grippay begleitet.
Ottolini gibt zu, in dem Büchlein geblättert zu haben und bittet Daragane um nähere Informationen zu einem Namen, den er dort gefunden hat. Es geht um einen gewissen Guy Torstel, an den Daragane sich nicht erinnern kann. Ottolini hält ihm vor, er habe den Namen selbst in einem seiner Bücher verwendet und bittet ihn dringend um Hilfe bei einer Recherche zu diesem Mann. Chantal Grippay trifft sich heimlich nochmals mit Daragane, übergibt ihm weitere Unterlagen und wiederholt diese Bitte.
Daragane nimmt die Unterlagen an sich und nach und nach tauchen bei der Lektüre längst vergessene Erinnerungsfetzen aus seiner Kindheit und frühen Erwachsenenzeit auf.
Es beginnt eine seltsame Reise in diese Vergangenheit, manchmal fast traumartig, oft verschwommen und es ist teilweise äußerst schwierig, sich in den drei verschiedenen Zeitebenen: Kinderzeit, junger Erwachsener und Gegenwart, zu orientieren.
Interessanterweise will sich Daragane teilweise gar nicht erinnern, sucht aber die Orte seiner Kindheit auf und beschwört damit natürlich die verloren geglaubten Erinnerungen herauf.
Letztlich geht Modiano hier der Frage nach, ob der Mann der Gegenwart überhaupt noch etwas gemeinsam hat mit dem Kind, das er einmal gewesen ist und welche Spuren die Vergangenheit hinterlassen hat.
Häufig fühlte ich mich weniger als Leserin eines Buches sondern eher als Betrachterin eines sehr persönlichen, immer etwas undeutlichen und verschwommenen alten Schwarzweißfilms. Jedenfalls beschäftigt mich die behandelte Frage der Identität des Menschen im Laufe seines Lebens seitdem ganz besonders.
Modianos Stil ist einfach, fast simpel und auch für mich als Nicht-Muttersprachlerin gut zu lesen. Dennoch bleibt die Sprache immer elegant und leicht – ich bin sehr gespannt, ob es gelingt, diese scheinbaren Gegensätze in einer Übersetzung beizubehalten.
Ganz bestimmt kein Buch für jeden. Es erfordert Geduld und Lust, die eigenen Gedanken spazierengehen zu lassen.
8 von 10 Punkten
Edit: Für die Aufnahme ins Verzeichnis habe ich den deutschen Titel und die ISBN eingefügt. LG JaneDoe