Dorothy Strachey - Olivia

  • Titel: Olivia
    Autorin: Dorothy Strachey
    Übersetzt aus dem Englischen von: Stefanie Neumann
    Verlag: Krug und Schadenberg
    Erschienen: März 2005
    Seitenzahl: 135
    ISBN-10: 3891370393
    ISBN-13: 978-3891370391
    Preis: ab 9.99 EUR


    Um gleich einmal mit der Tür ins Haus zu fallen: Ein wunderbares Buch, ein gefühlvolles Buch – dabei aber ein Buch, das nie in irgendwelche peinlichen Sentimentalitäten abdriftet.


    Worum geht es nun in diesem Buch?
    Olivia ist 16 Jahre alt als sie von ihrer englischen Familie in ein französisches Internat in der Nähe von Paris geschickt wird. Dort erlebt sie eine Atmosphäre kultureller Lebendigkeit. Mlle Julie, eine der beiden Leiterinnen der Schule, hat Olivia offensichtlich in ihr Herz geschlossen und fördert das junge Mädchen sehr intensiv. Olivia ist ihrer Lehrerin sehr leidenschaftlich zugetan und ist verwirrt von ihren eigenen Gefühlen. Liebt sie ihre Lehrerin nur wie eine Freundin? Oder ist da vielleicht mehr?
    Mlle Julie scheint auch mehr in Olivia zu sehen als nur eine Schülerin – aber sie offenbart sich dem jungen Mädchen nur in sehr vagen Andeutungen.


    Die andere Leiterin der Schule Mlle Cara ist kränklich und scheint in Konkurrenz zu ihrer Kollegin zu stehen. Zwischen den beiden Leiterinnen der Schule vergiftet sich das Klima zusehends, gefördert auch durch Einflüsterungen von anderen Mitarbeiterinnen. Olivia bekommt von diesem Zwist erst sehr spät etwas mit und muss sich dann von Mlle Cara vorwerfen lassen, sie hätte sie (Mlle Cara) verraten.


    Dieses Buch lebt in erster Linie von seiner großartigen Beschreibungen von Stimmungen und der besonderen Atmosphäre zwischen dem jungen Mädchen und der erwachsenen Frau und von seinen leisen erotischen Andeutungen. Es wird aber nie plump oder konkret. Alles bleibt, gerade auch in Bezug auf die gegenseitige Zuneigung von Schülerin und Lehrerin, immer in der Schwebe.


    Irgendwann entschließt sich Mlle Julie nach Kanada zu gehen. Die Trennung wird zu einer echten Bewährung von Olivia – denn sie wird außerordentlich kühl von ihrer geliebten Lehrerin verabschiedet.


    Die Autorin wählte das Pseudonym „Olivia“ um sich nicht zu erkennen zu geben. Zugleich macht sie aber deutlich, dass es sich um eine autobiohgraphische Erzählung handelt. Inzwischen aber ist das Geheimnis des Pseudonyms gelüftet: Olivia war Dorothy Strachey, eine ältere Schwester des berühmten Autors Lytton Strachey – zudem war sie eine sehr gute Freundin von Virginia Woolf.


    Wie eingangs bereits gesagt: Ein wunderbares Buch. Sehr lesenswert. 9 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.