Hier kann zu den Seiten 205 - 297 (Kapitel 21 - 29) geschrieben werden.
'Der Tag, an dem Marilyn starb' - Seiten 205 - 297
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Die Handlungsstränge nähern sich an.
Howard scheint sich doch noch ein bisschen zu fangen, jedenfalls lebt die Familie weiter und versucht, das Fehlen der Mutter als zentrale Figur zu kompensieren. Ich hatte befürchtet, dass Ethie nicht zu Hause bleiben kann und zu ihrer Tante Mildred muss. Ich will jetzt nicht auf der Schwester Lucys rumhacken. Sie tut, was sie für richtig hält. Sie hat ihre Prinzipien, und ihr scheint wirklich sehr ein Betätigungsfeld für all ihre Energie zu finden.
In Hongkong in Howards Vergangenheit ist nun wirklich der Krieg angekommen. Vorbei die Kinoabende und Tanzveranstaltungen, die Zeiten, als die Bettwanzen das größte Problem der Männer waren.
Der Krieg zeigt sein brutales Gesicht und zwingt Howard und seinen Freund Gordy, nun doch erwachsen zu werden.
Shun-ling ist schwanger von Gordy, wer hätte das gedacht. Ich hatte eigentlich die Vermutung, dass das asiatische Mädchen in der Gegenwartsebene vielleicht Howards Tochter sein könnte. Dass es eine emotionale Spannung zwischen den Beiden gab, hat man gemerkt, wenn auch Howard sich bisher korrekt verhielt und an seine Ehefrau dachte. Wer weiß, ein Moment der Schwäche...Ethie nimmt nun doch Kontakt auf, Kontakt zum asiatischen Mädchen, von dem wir erfahren, dass sie Lily heißt, so wie Lucy Ethie nennen wollte, wogegen Howard sich wehrte. Hm
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Ja, Mildred ist nicht so einfach zu ertragen. Sie meint es gut. Und es ist auch ganz klar, dass es die nicht ausgelebten mütterlichen Gefühle sind, die die kinderlose Frau so "hyperaktiv" erscheinen lassen. Ihr Verhalten Kipper gegenüber geht gar nicht. Aber anscheinend war das damals häufiger so.
Medizinisch aufgeklärt waren die meisten Menschen in Bezug auf diese Kinder wohl nicht und auch das von den beiden anderen Kindern nachgeahmte Verhalten Lucys Kipper gegenüber entsprang m. M. n. wohl eher nicht medizinischem Wissen, sondern Herzenswärme und Mutterliebe.
Deine übrigen Vermutungen/Gedanken teilte ich an dieser Stelle im Buch.
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Zitat
Original von maikaefer
Ihr Verhalten Kipper gegenüber geht gar nicht. Aber anscheinend war das damals häufiger so.
...Vielleicht weiß sie auch einfach nicht, wie sie ihn einordnen soll und mit ihm umgehen. Sie ignoriert ihn. Wieviel davon eigene Unsicherheit ist...
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Das mit dem Nicht-einordnen-können meinte ich ja, als ich schrieb, dass die meisten Menschen damals noch viel zu wenig über das Down-Syndrom gewusst haben.
Bösartigkeit würde ich Mildred auch gar nicht unterstellen, eher Unsicherheit oder Hilflosigkeit oder so in der Richtung...
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Diesen Abschnitt habe ich als ziemlich heftig empfunden. Die Schilderungen der Kriegserlebnisse und die anschließende Gefangenschaft wird furchtbar brutal und hart dargestellt. Solche Geschichten über den Krieg lese ich normalerweise überhaupt nicht gerne. Aber ich denke es ist hier notwendig, damit man die Entwicklung von Howard versteht, und warum er in der Gegenwart so oft mit den Gedanken abdriftet. Es ist ja nicht leicht, so etwas zu verarbeiten.
Er scheint ja mit seiner Familie auch nicht über den Krieg gesprochen zu haben. Ethie scheint nicht mal zu wissen, dass ihr Vater mal in Hongkong war. Und Lucy wusste wohl auch nicht wirklich viel über die Erlebnisse während des Krieges und der Gefangenschaft.Als Ethie die Nachforschungen nach dem asiatischen Mädchen anstellt, und dann das Foto von ihrem Vater mit der Asiatin sieht, denkt sie natürlich, dass Howard der Vater von dem Mädchen ist. Sie kann ja nicht wissen, dass es Gordy war. Ich hatte ja auch zu Beginn des Buches den Verdacht, dass Howard der Vater von ihr ist. Aber das wissen wir ja nun besser.
ZitatOriginal von maikaefer
Das mit dem Nicht-einordnen-können meinte ich ja, als ich schrieb, dass die meisten Menschen damals noch viel zu wenig über das Down-Syndrom gewusst haben.
Bösartigkeit würde ich Mildred auch gar nicht unterstellen, eher Unsicherheit oder Hilflosigkeit oder so in der Richtung...
Ja das Verhalten von Mildred Kipper gegenüber geht wirklich gar nicht. Aber ich denke genauso wie ihr, dass sie es nur einfach nicht besser weiß, wie sie mit ihm umgehen soll. Und Unsicherheit spielt bestimmt auch eine große Rolle.
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Zitat
Original von Clare
Vielleicht weiß sie auch einfach nicht, wie sie ihn einordnen soll und mit ihm umgehen. Sie ignoriert ihn. Wieviel davon eigene Unsicherheit ist...
Ich lese daraus nur bedingt Unsicherheit, eher Vorurteile und Unverständnis. Vor allem deshalb, weil ihr das äußere Erscheinungsbild ihrer Familie sehr wichtig ist und natürlich, was die anderen denken und reden. Ihr ist es schlichtweg peinlich, jemanden in der Familie zu haben, der "nicht normal" ist. Man könnte ja auffallen und erst das Gerede...
Ich hoffe nicht, dass die Mutter sich aufgrund eines Missverständnisse das Leben genommen hat. Hier sind wir auch wieder bei dem Thema von "River" angekommen: Wie wichtig es doch gewesen wäre, miteinander zu reden und wieviel Einfluß dieses Schweigen auf so viele Menschen und ihr ganzes Leben nimmt, die nur indirekt beteiligt sind.
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Zitat
Original von Saiya
Ich lese daraus nur bedingt Unsicherheit, eher Vorurteile und Unverständnis. Vor allem deshalb, weil ihr das äußere Erscheinungsbild ihrer Familie sehr wichtig ist und natürlich, was die anderen denken und reden. Ihr ist es schlichtweg peinlich, jemanden in der Familie zu haben, der "nicht normal" ist. Man könnte ja auffallen und erst das Gerede...
Auch wenn das sicher mit eine Rolle gespielt haben mag, würde das ja letztendlich ebenfalls wieder aus der damals noch fehlenden Information über dieses Thema resultieren. Eigentlich denke ich, dass Mildred, wenn es hart auf hart käme, die Familie wichtiger wäre als Tratsch.
Eine heutige Mildred wäre sicher weniger "verhaltensgestört"...
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Das sehe ich anders. Solche Menschen gibt es auch heute noch zu genüge.
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Zitat
Original von maikaefer
Auch wenn das sicher mit eine Rolle gespielt haben mag, würde das ja letztendlich ebenfalls wieder aus der damals noch fehlenden Information über dieses Thema resultieren. Eigentlich denke ich, dass Mildred, wenn es hart auf hart käme, die Familie wichtiger wäre als Tratsch.
Eine heutige Mildred wäre sicher weniger "verhaltensgestört"...
Obwohl uns heute alle Informationen der Welt zugänglich sind, gibt es noch genau so ignorante, intolerante Menschen.
Für mich ist Mildred nicht "verhaltensgestört" sondern einsam, frustriert, vom Leben enttäuscht. Sie fühlt sich betrogen. Sie hat ihren Job aufgegeben, damit sie für die künftige Familie dasein kann, die sie nie bekam. Sie blieb mit ihrem Mann allein, obwohl Mutterschaft wahrscheinlich ihr größtes Glück gewesen wäre. Vielleicht entwickelte sie deshalb so ein schwieriges Verhältnis zu Kindern. Ethie verhätschelte sie wie eine Puppe, das süße kleine Mädchen, das sie nie hatte. Kipper ignorierte sie, so gut es ging, vielleicht weil sie selbst ihn, den unperfekten Sohn, der Schwägerin nicht gönnte. Daher auch ihre große Abneigung gegen ihn. Mildreds Werdegang und ihr einsames Leben machen mich traurig. -
Zitat
Original von Clare
Mildreds Werdegang und ihr einsames Leben machen mich traurig.
Das sehe ich genauso!
Und bei den Ursachen für ihr Verhalten kann ja alles Erwähnte eine Rolle gespielt haben...
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Puh, was für ein Abschnitt...
Auch wenn Donna Milner es sehr gut gelungen ist, die Atmosphäre in Hong-Kong zu schildern, können wir uns wahrscheinlich trotzdem nicht wirklich vorstellen, was die Gefangenen dort durchmachen mussten. Einfach furchtbar!
Wie wohl die meisten Leser und auch die Figuren im Buch selber, dachte ich anfangs, dass Howard Lillys Vater sei. Jetzt wo ich weiss, dass Gordy der Vater war, kann ich erst recht nicht nachvollziehen, warum Howard diese Geschichte vor Lucy verheimlicht hat. Ich verstehe zwar, dass er generell Mühe hatte, vom Krieg zu erzählen. Hatte er dann so sehr Angst, dass Lucy das nicht verstehen könnte und ihm verbieten würde, weiter Geld zu schicken? Das Geld hätte der Familie bestimmt gut getan...
Tante Mildred? Ich muss gestehen, ich mag sie immer noch nicht - eigentlich noch weniger als in den vorangehenden Abschnitten. Auch wenn sie wohl selber überzeugt davon ist, dass sie das Richtige und zum Wohle der anderen tut, kann ich ihr nicht verzeihen, dass sie die Kinder auseinander reisst. Ihr Verhalten Kipper gegenüber macht mich sehr traurig und sie bemüht sich nicht Mal, sich auf ihn einzulassen.
ZitatOriginal von Clare
Mildreds Werdegang und ihr einsames Leben machen mich traurig.
Ja, das geht mir auch so. Sie hatte es bestimmt auch nicht immer leicht und sie leidet unter der eigenen Kinderlosigkeit. Dennoch entschuldigt das nicht ihr Verhalten.Jetzt bin ich gespannt, wie es weiter geht... Ich schnappe mir jetzt mein Buch und sag schon Mal gute Nacht!
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Zitat
Original von Ayasha
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Tante Mildred? Ich muss gestehen, ich mag sie immer noch nicht - eigentlich noch weniger als in den vorangehenden Abschnitten. Auch wenn sie wohl selber überzeugt davon ist, dass sie das Richtige und zum Wohle der anderen tut, kann ich ihr nicht verzeihen, dass sie die Kinder auseinander reisst. Ihr Verhalten Kipper gegenüber macht mich sehr traurig und sie bemüht sich nicht Mal, sich auf ihn einzulassen.Um Mitleid mit ihr zu haben, muss ich sie nicht mögen.
Bestimmt hat sie auf ihre Weise gedacht, dass sie das Richtige tut, aber die Geschwister zu trennen, war das Schlimmste, wa sie tun konnte. Ich möchte ihr aber zu Gute halten, dass sie mit Sicherheit nicht wusste, wie Kipper im Heim behandelt werden würde. -
Zitat
Original von Clare
Um Mitleid mit ihr zu haben, muss ich sie nicht mögen.
Bestimmt hat sie auf ihre Weise gedacht, dass sie das Richtige tut, aber die Geschwister zu trennen, war das Schlimmste, wa sie tun konnte. Ich möchte ihr aber zu Gute halten, dass sie mit Sicherheit nicht wusste, wie Kipper im Heim behandelt werden würde.
Hier kann ich dir nur Recht geben!Auch ich verspüre ein gewisses Mitleid mit ihr. Allerdings hält sich das in einem sehr engen Rahmen. Und mir ist bewusst, dass sie eigentlich nur das Wohl der Kinder wollte. Was ich ihr aber ankreide ist, dass sie meint mit allem Recht zu haben und dass nur sie weiss, was gut für die Kinder ist. Aber wir drehen uns grad im Kreis...
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Auch diesen Abschnitt habe ich "schon" fertig - oder zum Glück?
Ich fand diesen Abschnitt ziemlich heftig. Normalerweise mache ich ja um Bücher über Kriege einen großen Bogen. Hier war dieser Abschnitt aber wahrscheinlich notwendig zum besseren Verständnis von Howard und seiner Entwicklung.
Bei Tante Mildred geht es mir wie Clare und Ayasha. Meine Zuneigung hält sich in Grenzen. Ich kreide ihr auch immer noch an, dass sie die Kinder auseinander reißt. In so einer Situation auch noch die Geschwister trennen finde ich einfach herzlos.
Viele Grüße