'Der Löwensucher' - Seiten 702 - Ende

  • Hatte ich also Recht mit meiner Vermutung, Avram ist tatsächlich das Kind einer Vergewaltigung, die arme Gitelle, die Schilderung ihres Martyriums aber auch der Ermordung der litauischen Juden von den Litauern und später der Nazis ist grauenhaft.


    Irgendwo habe ich gelesen, weiß nicht mehr ob es in diesem Buch war, eigentlich müsste der Mensch vor dem Mensch Angst haben und das trifft es. Etwas Schlimmeres, als das was sich Menschen ausdenken und tun um andere zu morden, zu vernichten, ihrer Würde und ihres Lebens zu berauben gibt es wohl nicht.


    Ein versöhnliches Ende nimmt es mit Isaac und seiner Familie sogar Gitelle vergibt ihm in ihrer Todesstunde, die sehr sensibel geschildert ist, und erkennt, dass er nur das getan hat, was sie immer wollte, wozu sie ihn erzogen hat.

  • Zitat

    Original von Findus
    Ein versöhnliches Ende nimmt es mit Isaac und seiner Familie sogar Gitelle vergibt ihm in ihrer Todesstunde, die sehr sensibel geschildert ist, und erkennt, dass er nur das getan hat, was sie immer wollte, wozu sie ihn erzogen hat.


    Das WEISS er doch aber nicht, oder hab ich das falsch verstanden? ?( :gruebel
    Ja, der Mensch ist des Menschen schlimmster Feind. Und das Allerschlimmste ist mE, dass wir nichts daraus lernen. Dass es heute wieder Neo-Nazis gibt...
    Die Szene mit der Schwester bei den Listen - Horror! Gut, dass sie es Isaac nicht erzählen wird...
    Ich würde es unter historisch rezensieren. Mal sehen, was die anderen Eulen dazu sagen...
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ach danke, Richie, hab noch gar nicht nachgesehn.


    Maikaefer, nein er weiß es nicht, dass die Mutter ihm verziehen hat aber ich denke, dass er bei der Beisetzung dabei sein durfte, sein Vater ihm verzieh und dann noch zu ihm zog, das war schon gut und versöhnlich.


    Was ich jetzt nicht genau weiß, als er das Geld von Avram bekam und die Anweisung zu warten, waren da die Dusater schon gemordet, das war ja bereits 41 und mir kam es vor, das mit dem Geld wäre erst später gewesen.
    Kann sein, dass die Schwester ihm nichts sagen wollte um nicht mehr daran zu rühren. Manchmal ist schweigen besser.

  • Auf den ersten Blick ist das Ende versöhnlich und positiv. Ich bin froh, dass der Vater Isaac verziehen hat.
    Der Epilog ist dann wieder herzzerreissend traurig. Diese vielen Menschen, die nicht das Glück hatten zu fliehen auf der einen Seite und Rively auf der anderen, die auf einmal sieht, was sie ihrer energischen Mutter zu verdanken hat.

  • Dazu die Listen die akribisch jeden einzelnen Tod verzeichnen, eine unglaubliche Bürokratie des Todes.


    Ja, die Mutter hatte vermutlich aus der Geschichte gelernt und egal wie es ihnen in Südafrika ergangen ist, sie haben überlebt.

  • Was für eine erstaunliche Wandlung Avrom durchgemacht hat :wow.
    All sein zusammengerafftes Geld zu verschenken und ganz einfach zu leben, kleine Kinder zu unterrichten.
    Aber er scheint nun glücklicher als früher und Andre ist ihm ein aufopferungsvoller Freund geworden.
    In dieser Geschichte werden allerhand grundlegende Weisheiten aufgegriffen, auch diejenige, dass Geld und Macht nicht glücklich machen


    "Was bedeutet Besitz ohne Liebe und Menschen?"- Denkt Abel auf S. 764.


    Es stimmt versöhnlich, dass er am Ende Issac verzeiht, so wie es auch Gitelle tun wollte, nur kam ihr Tod zu schnell bzw. ihr Entschluss zu spät ;-).
    Ihre Erkenntnis, dass sie an Isaacs Entscheidungen zumindest eine Mitschuld trägt, fand ich sehr bemerkenswert. Hätte sie diese früher erlangt, wäre Isaac vielleicht einiges erspart geblieben.


    Die Sterbeszene war unglaublich!


    Schön, dass Rively Isaac den kleinen Frieden lässt, den er nun gefunden zu haben scheint, und das Grauen dieser Dokumentation alleine trägt.


  • Ich kann mir vorstellen, wenn sie ihm das gezeigt hätte, wäre er wieder abgesackt.
    So hat er doch erst einmal seinen Frieden.

  • Gestern wollte ich nicht mit lesen aufhören, bis ich durch war.
    Es wurde dann zwar spät, aber jetzt bin ich auch fertig!
    Jedenfalls seitenmäßig, inhaltlich noch lange nicht.


    In manchen Szenen gab es eine Dramatik, die mich an John Steinbecks Jenseits von Eden erinnert. Vor allem die Szenen der familiären Situation, der Sterbeszene, dem Vergeben und dem Ruhe finden am Ende.
    Das war alles hervorragend geschrieben.
    Auch wollte ich mit Steinbeck nicht direkt vergleichen. Schließlich hat Kenneth Bonert eine ungewöhnlich hohe stilistische und sprachliche Eigenständigkeit!

  • Na ja, die Wandlung von Avrom finde ich ein bisschen dick aufgetragen, kann man aber machen. Ansonsten ein rund geschliffener Schluss mit Nachhall. Sehr gut erzählte Geschichte, klug durchdacht und immer spannend. Ein wahres Vergnügen.


    Rezi folgt!

  • Rively war meiner Meinung nach auch eine interessante Figur, obwohl sie selten im Mittelpunkt stand. Es wäre auch interessant gewesen, die Geschichte einmal aus ihrer Perspektive erzählt zu bekommen. Aber dann wäre es ein anderes Buch geworden.


    Ich war gespannt, ob der Autor so schnell noch einmal ein so gewichtiges Buch schreiben kann und habe deswegen ein wenig in den Suchmaschinen nach ihm gesucht und ein Interview gefunden, das Elise Cooper mit dem Autor geführt hat.


    Als nächstes kommt von ihm wahrscheinlich ein Band mit Erzählungen.

    Zitat

    I am working on a collection of short fiction that also deals with South African Jews, but more in the modern time. It will be about the Jewish communities spreading from South Africa to all over the world from the past to the present.


    Auch eine Fortsetzung des Löwensuchers scheint möglich.

    Zitat

    As for a sequel to The Lion Seeker, I am interested in writing one that will bring the family into modern times.


    Das hat viel Potential und ich hätte große Lust weiterzulesen und mehr zu erfahren!


    Hier noch der Link zum kompletten Interview:
    http://www.jewishbookcouncil.o…th-bonert-the-lion-seeker


  • Auf die bin ich auch schon gespannt. Stand das nicht auch im Anhang?? Oder ich habe es von der Autorenseite, zumindest meine ich es auch gelesen zuhaben.

  • Ich habe heute den Rest in einem Stück gelesen und konnte gar nicht aufhören, bis ich durch war. So wirklich verstanden habe ich Isaac am Schluss nicht. Warum ist er zum Militär gegangen, obwohl er vorher noch das ganze Geld in die Firma gesteckt hat? Es kommt mir so vor, als würde uns seine Zeit beim Militär vorenthalten, aber das wären dann wahrscheinlich nochmal 200 Seiten gewesen. Trotzdem - es klafft eine Lücke in der Erzählung. :-(


    Dass Avrom der Bruder von Isaac sein könnte, hatte ich auch schon vermutet. Seinen Abstieg allerdings nicht. Er passt meiner Meinung nach nicht wirklich in die Geschichte. Warum soll ausgerechnet der große Macher plötzlich wie ein Mönch in der Wildnis leben?


    Schade, wie Isaac mit ihm umgeht. Diese ganze Wut, die er in sich trägt...und diese Unfähigkeit, sich einzugestehen, dass er es schließlich ganz allein war, der das Geld nicht für die Familie ausgegeben hatte, sondern wieder einmal dem windigen Hugo in die Taschen gesteckt hat. Die Strafe dafür ist hart, aber ich finde sie verdient. Er wusste genau, wieviel seiner Mutter ihre Schwestern bedeuteten und trotzdem hat er die Papiere, die sie retten konnten vernichtet.


    Lässt sich eigentlich nachrechnen, ob sie überhaupt eine Chance hatten? Als er das Geld und die Papiere bekam und es eine Chance auf Rettung gab, existierte da das Dorf überhaupt noch?


    Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, muss aber über ein Fazit auf jeden Fall noch etwas nachdenken. :gruebel

  • im letzten Drittel habe ich nicht mehr so sehr das Gefühl gehabt das mir etwas *fehlt* was auch immer das in einem großteil des Buches war.
    Was mir auch aufgefallen ist es wird viel beschrieben wie es Isaac geht was ihn bewegt aber der plötzliche Eintritt in die Armee wurde mit keiner Silbe erwähnt was ihn dort hin getrieben hat da. Da kann man sich aus dem vorher gelesenen nur seinen eigenen Reim darauf mache, da sehe ich auch eine Lücke die man hätte mit ein oder zwei Sätzen hätte schließen können.


    Bei Avrom bin ich anderer Meinung und finde seine Veränderung sehr passend im Rahmen der Aussage des Buches. Da über Avroms Leben und seine Entwicklung ja nichts geschrieben wurde finde ich es nicht dick aufgetragen oder unpassend. Niemand weis was in seinem Leben passiert ist dass er zu dieser Erkenntnis kam und draus die für ihn richtigen Konsequenzen gezogen hat.

    Er hat damit Isaac ein unglaubliches Geschenk gemacht das der offensichtlich auch angenommen und für sich umgesetzt hat. Ich denke dabei an das Gespräch mit seiner Angestellten Gloria. Es ist schön das Isaac wohl auch einen Frieden gefunden gefunden und einen neuen anderen Weg gehen kann.


    Schade das seine Mutter erst auf dem Totenbett erst zu der Erkenntnis kam daß ihre Erziehung, ihr Drängen nach einem Haus mit dazu beigetragen hat wie ihr Sohn gehandelt hat.
    Was Isaac mit Avrom gemacht hat ist sehr drastisch das was jeden Tag Menschen tun, Verantwortung verleugnen und auf andere abschieben und die daraus resultierende Wut an Menschen auszulassen die dafür nicht verantwortlich sind.


    Hugo war Isaac doch ein wirklicher Freund was man ja eigentlich auf Grund seines Verhaltens doch immer bezweifelt hat. Es ist schön dass Hugo seine Wettsucht hinter sich lassen konnte. Auch Isaac hat es wohl geschafft seinen exzessiven Alkoholkonsum mit Hilfe seiner Mutter zu beenden.

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    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

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