Broschiert: 107 Seiten
Verlag: Piper (1999)
OT: La paura del cielo
Aus dem Italienischen von Barbara Schaden
Kurzbeschreibung:
Sieben Lebensläufe, sieben in Zwielicht getauchte Stücke: Die Klarsicht ihrer Figuren siedelt Fleur Jaeggy immer nahe dem Wahnsinn an. Mit subtiler Distanz und scheinbar leichtfüßiger Anmut erzählt sie Geschichten, deren Schönheit bestürzt.
Jaeggys rigorose, ekstatische Prosa stößt in Grenzbereiche der Erfahrung ihrer Protagonisten vor, die alle mit äußeren und inneren Zwängen kämpfen und zugleich paktieren.
Über die Autorin:
Fleur Jaeggy ist in Zürich geboren, sie lebt seit 1968 in Mailand und schreibt Italienisch. Für ihr literarisches Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen.
Über die Übersetzerin:
Barbara Schaden arbeitete nach dem Studium der Romanistik und Turkologie als Verlagslektorin und ist heute Übersetzerin, u. a. von Patricia Duncker, Jean-Claude Guillebaud, Maurizio Maggiani und Karen Armstrong.
Mein Eindruck:
Die Angst vor dem Himmel ist ein Kurzgeschichtenband. Obwohl die Geschichten inhaltlich jeweils eigenständig sind, verbindet die Erzählungen die Form und die Themen. Es entsteht somit sowohl Abwechslungsreichtum als auch Geschlossenheit.
Es sind Miniaturen, in denen die Autorin aber nahezu komplette Lebensläufe darstellt. Vielleicht ist deswegen Fleur Jaeggys Werk so schmal. Manche der kurzen Geschichten hätten Romanpotential, sind aber bis aufs äußerste verknappt.
Die Geschichten sind pessimistisch gehalten, doch bei allen Fatalismus beharren die Protagonistinnen paradoxerweise darauf, sich dafür zu entscheiden.
Das gilt im starken Maße für die erste Geschichte “Ohne Schicksal“ die dem Band in einer Passage den Titel spendet. Das Dienstmädchen Marie Anne bekommt ungewollt ein Baby, das sie hasst. Erst willigt sie ein ihren Dienstherren, deren Kind gestorben ist, ihr Baby zur Adoption zu überlassen. Dann überlegt sie es sich anders, ihr Kind soll es nicht besser haben als sie selbst.
Andere Geschichten arbeiten die positiven Aspekte stärker heraus, das Leben in seiner Unvollkommenheit zu akzeptieren. Zum Beispiel “Das Versprechen” Ein lesbisches Paar lebte jahrzehntelang zusammen, bis eine von ihnen stirbt. Die Hinterbliebene erfüllt ihr Versprechen, die Freundin im Familienmausoleum zu bestatten und ihr ihren Namen zu verleihen.
Meisterhaft entwirft Jaeggy in kurzen Skizzen auch beeindruckende Nebenfiguren wie z.B. die alte Magd in “Eine Ehefrau”.
Erinnerungen Fleur Jaeggys an ihre Kindheit in der Schweiz, die sie vor so langen verlassen hat, schimmern in manchen der Erzählungen durch.
Oft bleiben die Geschichten rätselhaft, da Fleur Jaeggys Momente und Bilder, aufbaut, ohne zu erklären.
Fleur Jaeggys kristallklare Prosa erzeugt eine dichte Atmosphäre und wirkt manchmal erbarmungslos.
Nur mal ein Satz als Beispiel: “Blumen bleibt nur zu verfaulen, nicht anders als den Menschen.”
Beim Lesen sollten Stimmungsaufheller also griffbereit liegen.
Davon abgesehen gibt es noch etwas bemerkenswertes an dem Band.
Obwohl ich das Buch, das mir die Autorin 1999 freundlicherweise signiert hatte, schon so lange habe, kann ich immer wieder mal darin lesen, ohne das es an Intensität verliert.