Samuel Bjørk: Engelskalt

  • Samuel Bjørk: Engelskalt
    Goldmann Verlag (20. April 2015). 544 Seiten
    ISBN-13: 978-3442482252, 12,99€
    Originaltitel: Det henger en engel alene i skogen
    Übersetzerin: Gabriele Haefs


    Verlagstext
    Ein Spaziergänger findet im norwegischen Wald ein totes Mädchen, das mit einem Springseil an einem Baum aufgehängt wurde und ein Schild um den Hals trägt: „Ich reise allein.“ Kommissar Holger Munch beschließt, sich der Hilfe seiner Kollegin Mia Krüger zu versichern, deren Spürsinn unschlagbar ist. Er reist auf die Insel Hitra, um sie abzuholen. Was Munch nicht weiß: Mia hat sich dorthin zurückgezogen, um sich umzubringen. Doch als sie die Bilder des toten Mädchens sieht, entdeckt sie ein Detail, das bisher übersehen wurde – und das darauf schließen lässt, dass es nicht bei dem einen Opfer bleiben wird ...


    Der Autor
    Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor, Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969 geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben. „Engelskalt“ ist sein erster Thriller. Derzeit lebt und arbeitet er in Oslo.


    Inhalt
    Mia Krüger hat mit der Welt abgeschlossen. Ein paar friedliche Tage am Meer und dann will sie sich das Leben nehmen. Doch Holger Munch, in dessen Ermittlungsteam Mia früher gearbeitet hat, braucht seine Kollegin dringend in einem beunruhigenden Fall. Ein kleines Mädchen wurde wie eine Puppe gekleidet tot aufgefunden. Niemand hat einen so klaren Blick auf Tatumstände und "Handschrift" eines Täters wie Mia. Holger selbst ist als Mathe- und Schach-Nerd eine interessante Person, international vernetzt mit Gleichgesinnten, die kryptische Rätsel lieben. Auch Holger zogen damals die Ereignisse mit hinab, die Mia aus der Bahn warfen. Für den aktuellen Fall wurde bereits eine Sondereinheit gebildet. Geld spielt keine Rolle und Holger stellt auf dem kleinen Dienstweg eigens einen Hacker ein, um den Ermittlern an der Bürokratie vorbei direkten Zugang zu Daten zu schaffen. Mia erkennt - wie erwartet - sofort das Tatmuster eines Serientäters, was den Mädchenmord noch brisanter macht. Je weiter die Ermittler vordringen, umso feiner verwoben zeigt sich ihr Fall mit anderen Ereignissen und umso tiefer verstricken sie sich persönlich darin. Zahlreiche – fein gezeichnete – Figuren treten nach und nach auf. Darunter eine christliche Gemeinschaft, die sich in die norwegischen Wälder zurückgezogen hat, Erwachsene, die Kinder geblieben sind, das Personal eines Altenheims, Kinder, um die sich niemand kümmert und die deshalb nicht vermisst werden, und schließlich ein Trüppchen Crossdresser.


    Fazit
    Obwohl ich mich hier mit großer Skepsis auf die Thematik Gewalttaten an Kindern eingelassen habe, mochte ich Samuel Bjørks Figuren sofort, besonders Tobias und den Hacker Gabriel. Äußerst spannend fand ich das Rätseln darüber, ob die Teammitglieder so handeln würden, wie ich aufgrund von Andeutungen vermutete, oder sich vielleicht völlig anders als erwartet entwickeln könnten. "Engelskalt" ist der Auftaktband einer geplanten Trilogie mit Mia Krüger und Holger Munch – ein Buch, das mich berührt und gefesselt hat.


    9 von 10 Punkten


    ASIN/ISBN: 3442487617

  • Meine Meinung:


    Ein fulminantes Thrillerdebüt, das Samuel Bjørk hier vorgelegt hat. Nach einem beschaulichen Anfang nimmt die Handlung ziemlich schnell Fahrt auf und steigert sich in einem steilen Spannungsbogen bis zum finalen Showdown.


    Das Team in seiner kompletten Zusammensetzung hat mir sehr gut gefallen, der Spirit ist auf mich übergesprungen und ich fand es sehr aufregend, wie die Ermittler Hand in Hand arbeiten. Besonders gelungen fand ich die Figur des Gabriel Mørk, der als Neuling und Computerfreak den Ermittlungen immer wieder neuen Drive gibt.


    Dagegen gibts eine Rüge für die beiden Hauptfiguren Holger Munch und Mia Krüger. Irgendwo scheint es ein geheimes Gesetz zu geben, in dem steht, dass skandinavische Ermittler definitiv sucht- und selbstmordgefährdet sein müssen. Hier hat Bjørk ganz tief in die Klischeekiste gegriffen und insbesondere im Fall von Mia hat mich die depressive Aura dieser Figur mit der Zeit nur noch genervt. Holger kommt etwas besser weg, aber auch er ist mit seiner Zigarettensucht und seinem kaputten Privatleben direkt aus dem Kistchen gehüpft. Schade, das gibt leider Punktabzug.


    Auch die skandinavische Atmosphäre habe ich etwas vermisst. Anfangs befindet sich Mia noch auf einer einsamen Insel, in diesem Abschnitt kommt wenigstens ein bisschen Skandinavien rüber. Ansonsten hätte der Fall auch in jeder anderen europäischen Stadt passieren können.


    Nichts desto trotz habe ich die Handlung ziemlich atemlos verfolgt, denn wie gesagt, die Themen Tempo und Spannungsaufbau hat der Autor recht gut bearbeitet und damit einen ziemlichen Lesesog bei mir erzeugt.


    Allerdings, so richtig virtuos beherrscht Bjørk seine Handlungsstränge nicht; sie hängen zwar miteinander zusammen und dienen sicherlich dazu, die Leser auf eine falsche Fährte zu führen, scheinen aber ein seltsames Eigenleben zu führen. Außerdem werden für meinen Geschmack zu viele Nebenstränge aufgebaut, die nur dazu dienen, weitere Personen einzuführen und anschließend im Sande zu verlaufen - unnötiger und verwirrender Balast.


    Die Auflösung fand ich sehr gelungen und trotz aller Spekulationen hat mich das Ende an einigen Punkten doch überraschen können. Insgesamt also ein solider Auftakt, trotz einiger Mängelchen, und mit dem nordisch-knappen Sprachstil kam ich auch sehr gut zurecht. Ich bin gespannt, ob es weitere Fälle aus der Feder von Samuel Bjørk geben wird und würde es mit Band 2 in jedem Fall wieder versuchen.

  • An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Wolke und den Verlag für die Bereitstellung des Buches!



    Ein Spaziergänger findet im Wald eine Mädchenleiche, an einem Springseil im Baum hängend und mit einem Schild um den Hals „Ich reise allein“
    Der daraufhin gegründeten Mordkommission gehört auch die vor einiger Zeit suspendierte Mia Krüger an. Sie entdeckt ein Detail das vermuten lässt, dass dieses Mädchen nicht das einzige Opfer bleiben soll. Mia ist auf Grund eines traumatischen Ereignisses suizidgefährdet, tabletten- und alkoholabhängig. Doch ihr Scharfsinn ist so legendär, dass sich der Ermittlungsleiter, Holger Munch, von ihr bahnbrechende Erkenntnisse erhofft.


    Auf Grund des Klappentextes habe ich mich auf einen spannenden, atmosphärischen skandinavischen Thriller gefreut – gelesen habe ich ein Buch das mich absolut nicht fesseln konnte.


    Bereits der Beginn gestaltete sich recht langatmig, für mich waren es zu viele Details zu den Ermittlern, zu viele Nichtigkeiten und zu wenig Informationen zu dem eigentlichen Kriminalfall. Diese Langatmigkeit blieb mir Dank sehr vieler Handlungsstränge und Wiederholungen über knapp 540 Seiten auch erhalten. Dazu kam ein äusserst gewöhnungsbedürftiger Schreibstil und seltsam anmutende Dialoge. Auch mit den meisten Personen wurde ich nicht warm.


    Für einen Thriller empfand ich das Buch einfach nicht als spannend genug weil es zu überfrachtet war, ich hätte es sehr begrüßt, wenn der Autor die ganze Geschichte etwas gestrafft hätte. Zudem war sehr vieles für meinen Geschmack nicht nachvollziehbar, zu unrealistisch und schlicht unglaubwürdig.
    Ab ca. der Hälfte fiel mir das Weiterlesen immer schwerer und ich war einfach nur froh, als ich die letzte Seite erreichte und das Buch zuklappen konnte.


    „Ich reise allein“ - ja, das traf auch auf mich zu, der Autor hat es einfach nicht geschafft, mich im Hier und Jetzt abzuholen.

  • Leider muss ich mich Bücherfreund anschließen:
    Das Buch hat meine Erwartungen nicht erfüllen können.


    Zuviele Personen, zuviele Handlungsstränge, zuviele Nebensächlichkeiten, zuviele Wiederholungen!


    So habe ich beispielsweise ziemlich rasch begriffen, dass Ermittlerin Mia einen Suizid plant. Und sogar, warum. Es bestand somit keinerlei Veranlassung, dieses Thema immer und immer wieder von allen Seiten beleuchtet aus allen Perspektiven aufzugreifen. Auch der Alkohol- und Medikamentenverbrauch sowie der offensichtliche Lieblingsausdruck "Fuck you!" fanden für meinen Geschmack über Bedarf Erwähnung. Damit hätte ich mich zur Not noch abfinden können, indem ich diese Stellen querlese. Anders war es mit den anderen erwähnten "Zuviels".


    Irgendwann hat mich das Buch deshalb verloren, ich nahm alles nur noch hin, ohne es zu versuchen, irgendwie zuzuordnen.


    Während der letzten drei Leseabschnitte konnte mich das Buch dann doch wieder etwas mehr fesseln, aber nichts mehr rausreißen.


    Alle Zusammenhänge wirkten auf mich viel zu konstruiert und unglaubwürdig.


    Ich wusste nicht, dass dies der Auftakt einer Trilogie werden soll.
    Die beiden Ermittler bieten an sich auch genug Potential dafür.
    Schade, dass hier viel davon einfach durch Überfrachtung verschenkt wurde.
    Einen weiteren Teil würde ich - Stichwort "Zweite Chance" - je nach Inhaltsangabe wohl eventuell lesen, aber höchstwahrscheinlich nicht käuflich erwerben wollen, dafür war dieses Buch hier einfach nicht überzeugend genug.


    3 von 10 möglichen Eulenpunkten

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Engelskalt


    Mir hat das Erstlingswerk des norwegischen Schriftstellers Samuel Björk um das Ermittlerteam von Holger Munch und Mia Krüger gut gefallen.
    Zwei Kindermorde sind aufzuklären und hierfür werden die außergewöhnlichen Fähigkeiten der beiden benötigt.
    Schnell wird klar, dass der Tod der beiden sechsjährigen Mädchen mit einem alten Fall zusammenhängt und noch weitere Kinder in Gefahr sind.
    Samuel Björk baut die Spannung gut auf. Eine Fülle von Personen und Handlungssträngen wird eingeführt und man muss schon sehr gut achtgeben um den Faden nicht zu verlieren. Für den Leser mag das anstrengend sein, denn nicht alles wird im weiteren Verlauf des Thrillers wichtig sein.
    Trotzdem hat mir gerade diese Erzählweise gut gefallen und ich habe mit dem Team mitgerätselt ob diese Spur zum Ziel führt oder nicht.
    Auch sprachlich lässt sich der Thriller flott lesen. Teilweise sind die Sätze kurz und knackig, manche Gedankengänge, besonders die von Mia, sind jedoch sehr sprunghaft und nicht immer nachzuvollziehen.


    Da wären wir auch schon an meinem Hauptkritikunkt: Mit Mia Krüger bin ich im Gegensatz zu den übrigen Teammitgliedern, die ich zum Teil richtig ins Herz geschlossen habe, nicht warm geworden.
    Ihren Umgang mit Alkohol und Tabletten fand ich, trotz ihres nachvollziehbaren Traumas, sehr fragwürdig und ihre Ermittlungsarbeit oft unglaubwürdig.
    Auch wenn depressive Ermittler schon fast Standard im skandinavischen Krimi sind war es mir hier zu viel des Guten.


    Ansonsten hat mich dieses Thriller gut unterhalten und auch wenn die eine oder andere offene Frage am Ende des Buches bleibt, kann ich dieses Buch allen Liebhabern skandinavischer Spannungsliteratur empfehlen und vergebe 8 Punkte!

  • Endlich mal ein skandinavischer Thriller, den ich mag.


    Mir hat der Thriller mit den Ermittlern Mia Krüger und Holger Munch und dem Team sehr gut gefallen. Kurze Kapitel, kurze Sätze, lange Sätze, jedes Kapitel aus einer anderen Sicht geschrieben und meist enden sie mit einem Cliffhanger, so dass man schnell noch mal ein Kapitel liest.
    Was mir auch sehr gut gefallen hat, das Buch ist spannend ohne allzu viel Blut zu vergießen. Und die Morde an den Mädchen werden nicht ins kleinste Detail geschildert. Hier geht es eher um die Ermittungsarbeit.
    Die Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet und die Meisten waren mir auch sehr sympathisch. Was vielleicht ein wenig störend war, dass der Leser nicht weiß, was ist für den Verlauf der Geschichte wirklich wichtig und was sind Nebenschauplätze. Die Handlung ist sehr verstrickt und zum Ende wurden nicht alle Punkte zu meiner Zufriedenheit geklärt. Aber im Großen und Ganzen habe ich mich gut unterhalten gefühlt und werde auch gerne einen weiteren Thriller dieses Autors lesen.


    Ich hoffe auf eine Fortsetzung und vergebe 9 Eulenpunkte.

    Das menschliche Herz ist der weichste Stein auf der ganzen Welt.

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  • Sehr unterschiedliche Meinungen zu diesem Debütroman, da sieht man wie verschieden die Geschmäcker sind :-]


    Zum Inhalt wurde bereits alles gesagt, deshalb mein persönlicher Eindruck:


    Zu Beginn hat mich das Buch gefesselt, der Schreibstil war gewöhnungsbedürftig, aber es ging spannend los. Die ersten Längen gab es bei der Beschreibung von Mia und ihrem geplanten Suizid. Dann hat mich das Buch trotzdem in den Sog gezogen. Im letzten Drittel allerdings war es mir einfach zu unrealistisch und überfrachtet. Ich habe mich an der Stelle ernsthaft gefragt, was will der Autor wohl in den nächsten beiden Bänden unterbringen? Für mich hat er sein Pulver im ersten Band schon verschossen.


    Positiv aufgefallen sind mir vor allem der IT-Freak Gabriel, Tobias und die engagierte Lehrerin Emilie. Mia blieb mir bis zum Ende fremd. Ihr Tabletten- und Alkoholkonsum war enorm und ihren Gedankengängen konnte ich nicht immer folgen. Holger war ein Ermittler unter vielen - raucht sehr viel, schwieriges Verhältnis zu seiner Tochter und liebt seine Enkelin. Die Kirchengemeinde mit Pastor und Lukas - einfach ein no go.


    Es wurden sehr viele Personen eingeführt und anfangs konnte ich überhaupt nicht einschätzen, werden sie wichtig oder bleiben sie Beiwerk. Manche Personen blieben unerwähnt (trauernde Eltern bzw. nicht vorhandene Eltern) und am Ende gab es etliche lose Fäden und viele Fragen.



    Eindeutig - weniger wäre mehr gewesen!

  • Rein vom Plot her betrachtet bietet Engelskalt nichts wirklich Neues. Diverse (und viele ;-)) gängigen Krimi- und Thriller-Elemente werden wild gemixt. „Anders“ ist für mich vor allem der Stil des Autors, die Art und Weise, wie er seine erzählerischen Schwerpunkte setzt.


    Anfangs empfand ich die sprachliche Gestaltung als lieblos, oder einer schlechten Übersetzung geschuldet. Doch irgendwann gewann ich den Eindruck, die vielen Wortwiederholungen, das Gedankenwirrwarr der Protagonisten und deren seltsame, mir oft unverständliche Dialoge, zählen zu den Stilmitteln. Meist schwante mir, was der Autor bezweckte, aber der Funke sprang nicht über.


    Die reine Ermittlungsarbeit nimmt keinen großen Raum ein. Ungewöhnlich häufig taucht der Leser in die Köpfe und Gedanken der Protagonisten ein. Zeitweise so tief, so langanhaltend und sich so sehr im Kreis drehend, dass es mir zu monoton und langatmig wurde.


    Heraus kommt eine bizarr konstruierte Geschichte mit eigenwilligen Figuren, sowohl in den Haupt- als auch in den Nebenrollen, zu der dieser außergewöhnliche Erzählstil recht gut passt. Ein Stil, der originell ist und sicher viele Leser anspricht, aber meinen Geschmack nicht getroffen hat.


    Insgesamt betrachtet, waren mir die Figuren zu „psycho“ drauf und der Plot zu abgedreht. Kein großes Problem, wenn mir Sprach- und Erzählstil gefallen, dann sehe ich über solche Dinge locker hinweg. Aber da dieser hier auch nicht mein Ding war, hakte es quasi auf allen Ebenen.


    Für jene Leser, die von der Thematik Kindermorde eher abgeschreckt werden, möchte ich anmerken, dass auf detaillierte und emotionale Beschreibungen verzichtet wird.


    Ich habe schon viele skandinavische Krimis und Thriller gelesen, die mir deutlich besser gefallen haben. Weitere Bände mit Mia und Munch sind in Planung, am zweiten Teil schreibt der Autor gerade. Doch ich werde diese Reihe wahrscheinlich nicht weiter verfolgen.

  • Ein totes Mädchen hängt an einem Baum, auffällig gekleidet und ausstaffiert, kurz darauf wird ein zweites gefunden. Kommissar Holger Munch ahnt, dass ihm schwierige Ermittlungsarbeiten bevorstehen und will Mia Krüger, die für ihren Spürsinn bekannt ist, ins Team zurückholen. Doch die bereitet gerade ihren Selbstmord vor …


    Ich mag sie ja, die skandinavischen Krimis/Thriller, und auch dieser hier packte mich zunächst ziemlich schnell, von Anfang an wird viel Wert auf die Charaktere gelegt, bis in die Nebenrollen erhalten wir einen umfassenden Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, so dass der Roman mehr psychologisch als thrillermäßig anmutet. Erzählt wird in vielen verschiedenen Perspektiven, was ich generell sehr mag.


    Leider sind mir die meisten Charaktere nicht sehr nahe gekommen. Wirklich sympathisch sind mir nur wenige, allen voran Tobias, ein Junge, der eine größere Rolle spielt, als zunächst erwartet. Auch Gabriel, ein Computernerd, der mit diesem Fall seinen ersten bei der Polizei erhält, mag ich. Holger Munch stehe ich eher neutral gegenüber. Gar keine Beziehung konnte ich zu Mia Kröger aufbauen, ihr angebliches Charisma erschloss sich mir nicht, ihre angeblich so genialen Schlussfolgerungen konnte ich nicht nachvollziehen, sie hatten eher etwas von Hellsichtigkeit als echtem Schlussfolgern.


    Die Ermittlungsarbeit spielt eine eher untergeordnete Rolle, wir erfahren kaum, welche Erkenntnisse z. B. die Spurensuche, die Obduktionen oder die Zeugenbefragungen liefern. Das ist ein bisschen schade, aber, gerade, weil es sich um Kindermorde handelt, nicht sehr gravierend, denn so genau will man es hier vielleicht gar nicht wissen.


    Für mich immer mehr ein No Go: Jemand aus der Ermittlergruppe wird persönlich in den Fall verstrickt. Ich finde das nur noch ermüdend, für mich ist es ein großer Spannungskiller, vor allem, das man in der Regel genau weiß, dass es gut ausgehen wird. Und so hat auch dieser Roman vor allem deshalb sehr bei mir verloren, zumal auch mich Manches in diesem Zusammenhang sehr konstruiert wirkt.


    Vieles an diesem Thriller ist vorhersehbar, die Lösung im Grunde auch, d. h., man ahnt sie schon, bevor sie explizit genannt wird. Auch, inwieweit der zweite Handlungsstrang mit dem ersten zu tun hat, ist mir von Anfang an klar gewesen. Gethrillt hat mich der Roman daher nicht, trotzdem lies er sich recht flott lesen, auch wegen der kurzen Kapitel und der vielen Perspektivewechsel, als spannend empfunden habe ich ihn allerdings nicht. Die Lösung ist ok, für mich etwas an den Haaren herbei gezogen und zu abgedreht (aber für einen Thriller schon passend).


    Insgesamt ein durchschnittlicher Roman, der mich zuerst durchaus gepackt, im Laufe des Geschehens aber immer mehr ermüdet hat, Spannung kommt kaum auf, interessant sind eher die einzelnen Charaktere.

  • Ein kleines Mädchen, 6 Jahre alt, wird tot an einem Baum aufgehängt, gefunden. Gekleidet in einem Puppenkleid, ein Schild umgehängt: "Ich reise allein". Holger Munch und sein Team beginnen ihre Ermittlungen. Er fährt zu seiner ehemaligen Kollegin Mia Krüger, die sich auf einer kleinen Insel zurückgezogen hat, Selbstmord begehen will. Doch er holt sie in sein Team zurück.


    Es bleibt nicht bei dem einen Mädchen.


    Ein aufreibender Thriller mit anfangs sehr vielen neu eingeführten Figuren und Handlungssträngen, die es dem Leser nicht einfach machen, den Überblick zu behalten. Doch wirklich gekonnt fügt der Autor nach und nach die Stränge zusammen, schafft ein Gesamtbild, das auch überzeugt. Es bleiben Fragen offen, nicht alles wird im Detail aufgeklärt und dennoch hatte ich am Ende nicht das Gefühl, dass etwas fehlt. Alles wichtige war für mich geklärt.


    Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Der Schreibstil des Autoren ist flüssig und gut lesbar, dabei aber auch ausführlich. Er führt seine Figuren gut ein, beschreibt sehr sensibel deren Gefühle und Denkweisen. Nicht alle werden dabei dem Leser sympathisch. Manche sind schon sehr auffällig beschrieben, nicht alle sind "rund". Auch die Ermittlerin Mia hinterlässt gespaltene Gefühle.
    Wirklich beeindruckend fand ich das ganze Umfeld, in dem das Team da ermittelt.


    Es soll ja weiter gehen mit diesem Ermittlungsteam - ich würde den beiden gerne wieder folgen.


    Von mir 8 von 10 Punkten.

  • Top Thriller


    "Engelskalt" - kalt kann es einem beim Lesen des Thrillerdebüts des norwegischen Schriftstellers Samuel Bjork schon manchmal den Rücken herunterlaufen.
    Ein paar Szenen sind wirklich gruselig dargestellt, jetzt nicht unbedingt wegen ihrer ausführlichen Darstellung ( das bleibt dem Leser größtenteils erspart ) - aber wenn beim Lesen das Kopfkino anspringt, dann kann einem Manches ziemlich Nahe gehen.


    Es stimmt, es gibt gefühlt unendlich viele Personen, die hier im Buch auftauchen und manchmal schnell wieder verschwinden.
    Das kann verwirrend sein, mir hat es aber gut gefallen, dass auch Personen mit Kurzauftritten genauer vorgestellt und beschrieben werden.
    Insgesamt passiert in diesem Thriller viel, sehr viel.
    Mir war lange nicht klar, wohin der Weg führen würde, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammen hängen ( oder ob sie überhaupt zusammen hängen ) und wer jetzt welche Rolle spielt.


    Das Team um Holger Munch ist auch alles andere als gewöhnlich, an erster Stelle steht da die aus ihren Selbstmordplänen zurück geholte Mia Krüger. Mia ist für den Leser schwer zu greifen, sie polarisiert und wird nicht eindeutig dargestellt.


    Die Geschichte um entführte und ermordete kleine Mädchen, eine seltsame christliche Sekte im Wald, bedenkliche Vorgänge in einem Altenheim und nicht zuletzt die persönlichen Probleme der Ermittler hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Die zweite Hälfte des Buches habe ich quasi am Stück gelesen.


    Ich als Liebhaber der nordischen Krimikost ( sei es Buch oder Film ) wurde bestens unterhalten und freue mich schon auf den zweiten Teil mit Munch und Krüger.


    Von mir bekommt das Buch 9 von 10 Punkten.

  • Engelskalt erfüllte für mich alle Kriterien, die ich bei einem guten Thriller ansetzen würde.


    Die Handlung ist spannend, man kann gut miträtsen.
    Wer ist der Mörder? Hier gab es ein paar schöne falsche Spuren, denen die Ermittler und ein bisserl auch der Leser hinterher rannten.
    Wie logisch ist die Handlung? Natürlich gab es ein paar Ungereimtheiten oder Übertreibungen. Die Mörderin war eine von der Hannibal-Lektor-Sorte. Super organisiert, super schlau, super gefährlich. Grinsen Aber na ja, langweilig war sie definitiv nicht. Und bei den Dingen, die etwas unerklärt blieben, hatte ich eigentlich meistens das Gefühl, sie wären mit ein, zwei Sätzen hinreichend beschrieben, bzw. ich konnte sie mir auch ohne Beschreibung selbst zusammenreimen.
    Wie haben mir die Charakter gefallen?
    Im Großen und Ganzen waren die Personen sehr gut beschrieben. Es gab Entwicklungen in der Persönlichkeit und ein paar wirklche Lieblinge für mich wie z.B. Tobias und Rakel.
    Wie war der Schreibstil? Über dem Durchschnitt. Mir hat der leichte Anspruch gefallen.


    Ich fand das Buch spannend und für einen Erstlingskrimi durchaus lesens- und empfehlenswert.


    Interssant fand ich, das man sehr lange NICHT gewusst hat, wie die beiden Stränge zusammenhängen, was die Kirche und Munchs Mutter mit den Morden zu tun haben.


    Interessant war für mich, dass es mal wieder eine der Runden war, in denen die Meinungen sehr stark auseinandergingen. Da habe ich ja schon zwei oder drei mitgemacht und bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich die einzelnen Szenen von uns beurteilt werden. Aber gerade dadurch wird der Leseeindruck noch intensiver, weil man selber viel gründlicher daüber nachdenkt, was habe ich da eigentlich gerade gelesen? Wie finde ich es?
    Vielen Dank für die Möglichkeit dazu. :anbet


    Ich würde aber einen Nachfolger jederzeit lesen und vergebe 8 von 10 Punkten

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Dieser Krimi wird derzeit vom Verlag stark beworben und es werden zahlreiche Freiexemplare an Blogger und Mitglieder von Leserforen verteilt. Die gewünschte Wirkung scheint es nicht zu verfehlen und dieser Thriller wird derzeit im Netz auffallend häufig besprochen. Auch ich kam in den Genuss eines kostenlosen Leseexemplars. Vielen Dank dafür an den Verlag.


    Das Buch beginnt aus erzählerischer Sicht ziemlich langsam und der Autor nimmt sich viel Zeit in Rückblenden, Erinnerungen und Gedanken der Protagonisten ein ziemlich umfassendes Bild der Hauptfiguren zu zeichnen. Bei einem Einzelband macht dies keinen grossen Sinn und ich vermute deshalb, dass dieser Krimi der Beginn einer Serie sein könnte. Mir jedenfalls gefällt die erste Hälfte des Buches recht gut und ich komme mit den Figuren und der Handlung problemlos zurecht. Das skandinavische Kommissare und Ermittler im allgemeinen mit ihrer psychischen Verfassung zu kämpfen haben scheint mir mittlerweile mehr als eine Stereotype zu sein. Auch in dieser Geschichte ringen die Hauptfiguren mit inneren Dämonen die sie in ein dunkles schwarzes Loch ziehen wollen. In der zweiten Hälfte muss man aufpassen, von den vielen Handlungsfäden nur die zu erwischen die wesentlich sind und solche die nur kurz angeschnitten werden aussen vor zu lassen da sie nur als Hinweise auf den/die Täter/-in gebraucht werden. Bis zum Schluss scheinen mir nicht alle offenen Fäden sauber vernäht zu sein und die ein oder andere Frage scheint unbeantwortet zu bleiben. Dies trübt den ansonsten guten Leseeindruck.


    Die Sprache scheint mir einem Krimi angemessen zu sein. In diesem Genre erwarte ich nun mal keine literarischen Höchstleistungen. Erfreulich das der Autor sich nicht an blutigen Detailbeschreibungen der Opfer ergötzt sondern diesen schaurigen Part kurz und bündig abhandelt. In Anbetracht das es sich dabei um Kinder handelt möchte ich ehrlich schreiben: Danke dafür!


    In diesem norwegischen Krimi gibt es viel Licht aber leider auch ein paar Schattenseiten. Wenn selbst einfache Hobby Leser wie ich einer bin auf ein paar Ungereimtheiten stossen hätte ein professionelles Lektorat diese erst recht bemerken sollen. Auch wenn die Protagonisten typisch skandinavische Ermittler Klischees erfüllen wäre ich bei einem allfälligen Nachfolgeband rund um die Sonderkommission Mia Krüger, Holger Munch und Gabriel Mork dabei. Mit der Wertung ringe ich derzeit mit mir. Ich glaube, 6 oder 7 Eulenpunkte sind hier angemessen.

  • Ich lese ja gerne skandinavische Krimis, aber "Engelskalt" konnte mich leider nicht überzeugen, obwohl der Klappentext sehr vielversprechend klang. Gsd hatte ich das Buch nur aus der Bibliothek ausgeliehen, denn ich war zwischendrin mehrmals kurz davor abzubrechen und habe nur wegen der LR weiter durchgehalten.


    "Engelskalt" ist auf jeden Fall ein Thriller, für den man Zeit mitbringen sollte. Es geht zwar recht spannend los und der Prolog hat mir wirklich gut gefallen, aber dann zieht es sich doch, bis die Ermittlungen in die Gänge kommen. Der Leser wird mit vielen verschiedenen Personen und Orten konfrontiert, wobei bei vielen unklar ist, ob und wie sie für den weiteren Verlauf von Bedeutung sein werden. Teilweise hatte ich da wirklich Schwierigkeiten, den Überblick nicht zu verlieren - hier war ich wirklich froh um die Leserunde, wo dank der Kommentare der anderen Eulen der Zusammenhang immer wiederhergestellt wurde!


    Auch die Vorgeschichte von Mia wird in epischer Breite erzählt - mir war das zuviel überflüssige Information, zumal der Autor im Lauf des Buches immer wieder darauf zurückkommt. Mia ist eh ein schwieriger Charakter und auf mich wirkt sie nicht 100% glaubwürdig - ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie in ihrem Zustand zu derartigen Höchstleistungen fähig ist und leider konnte ich ihre Schlussfolgerungen auch nicht immer nachvollziehen.
    Dabei fand ich die Art, wie sie zu ihren Erkenntnissen kommt, sehr gut gemacht, dieses freie Assoziieren, wo sie sich von einem zum nächsten Gedanken hangelt, bis ihr dann plötzlich die zündende Idee kommt. Das fand ich auch stilistisch gut gemacht, nur war es eben leider inhaltlich nicht immer schlüssig.


    Auch sonst hatte das Buch etliche Längen, es gibt zu viele Nebenschauplätze, die den Leser wohl verwirren sollen, die mMn aber das ganze nur unnötig in die Länge ziehen und zum Querlesen verleiten.
    Dabei ist der Plot an sich gut angelegt, aber die Auflösung konnte mich leider nicht überzeugen - zum einen ist bei aller Dramatik etwas zu viel Glück und Zufall im Spiel und zum anderen halte ich weder Täter noch Motiv noch Vorgehensweise für wirklich realistisch.


    Ob ich noch einen weiteren Band lesen werde, kann ich noch nicht sagen. Ausschließen möchte ich es nicht, aber ich werde auf jeden Fall erstmal einige Meinungen abwarten, ehe ich mir nochmal so einen Schinken vornehme!


    "Engelskalt" bekommt von mir leider nur 4 Punkte.


    LG, Bella

  • Kurzbeschreibung von Amazon
    Ein Spaziergänger findet im norwegischen Wald ein totes Mädchen, das mit einem Springseil an einem Baum aufgehängt wurde und ein Schild um den Hals trägt: „Ich reise allein.“ Kommissar Holger Munch beschließt, sich der Hilfe seiner Kollegin Mia Krüger zu versichern, deren Spürsinn unschlagbar ist. Er reist auf die Insel Hitra, um sie abzuholen. Was Munch nicht weiß: Mia hat sich dorthin zurückgezogen, um sich umzubringen. Doch als sie die Bilder des toten Mädchens sieht, entdeckt sie ein Detail, das bisher übersehen wurde – und das darauf schließen lässt, dass es nicht bei dem einen Opfer bleiben wird ...


    Über den Autor
    Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor, Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969 geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben. „Engelskalt“ ist sein erster Thriller. Derzeit lebt und arbeitet er in Oslo.


    Meine Meinung
    Ich habe dieses Buch im Rahmen der Leserunde lesen dürfen. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Wolke und den Verlag!


    An diesem Buch kommt man in diesen Tagen ja absolut nicht vorbei. In jeder Buchhandlung schlagen einem riesige Plakate entgegen. Und es wird als DIE Entdeckung des Jahres gehandelt.


    Skandinavische Autoren kommen in den letzten Jahren auch hier immer mehr auf den Markt. Als letztes kommt einem natürlich sofort die Erik Axl Sund Trilogie in den Sinn oder natürlich auch der geniale Stieg Larsson.


    Nun also wieder ein Skandinavienexport - und ich muss mich als großer Fan dieser Autoren outen.


    Dementsprechend groß war natürlich meine Erwartungshaltung.

    Konnte das Buch dieser Erwartungshaltung gerecht werden? Jein.


    Die Geschichte hat mich schon sehr gefesselt und gerade die kurzen Kapitel verleiten dazu immer weiter lesen zu wollen ("Ach, ein Kapitel geht noch").
    Jedoch muss ich sagen, dass mir die eine oder andere Passage dann doch zu abgedreht war.


    So bekommt die Ermittlerin Mia Krüger Geistesblitze wie aus dem Nichts, die - so glaube ich - für niemanden wirklich nachvollziehbar sind, außer für sie.


    Das Ermittlerteam war mir sehr sympathisch, trotz oder gerade wegen der Probleme, die sie mit sich rumtragen.


    Es gab mehrere Momente, in denen es mir kalt den Rücken runterlief und die Spannung für mich fast unerträglich wurde... An anderen Stellen hätte ich mir eine schnellere Erzählung gewünscht. Gerade am Anfang, wo Mias Zustand in epischer Breite platt getreten wurde.


    Alles in allem habe ich mitgefiebert und wollte unbedingt wissen, wie es zu Ende geht.
    Die Auflösung war für mich ok, aber auch nicht wirklich überragend.


    Teil 2 werde ich aber mit Sicherheit auch noch lesen.


    Von mir gibt es solide 8 Eulenpunkte - vielleicht wären es auch 10 geworden, wenn ich nicht so voreingenommen gewesen wäre... ich weiß es nicht.

  • Klappentext
    Ein Spaziergänger findet im norwegischen Wald ein totes Mädchen, das mit einem Springseil an einem Baum aufgehängt wurde und ein Schild um den Hals trägt: „Ich reise allein.“ Kommissar Holger Munch beschließt, sich der Hilfe seiner Kollegin Mia Krüger zu versichern, deren Spürsinn unschlagbar ist. Er reist auf die Insel Hitra, um sie abzuholen. Was Munch nicht weiß: Mia hat sich dorthin zurückgezogen, um sich umzubringen. Doch als sie die Bilder des toten Mädchens sieht, entdeckt sie ein Detail, das bisher übersehen wurde – und das darauf schließen lässt, dass es nicht bei dem einen Opfer bleiben wird ...


    Der Autor
    Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor, Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969 geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben. „Engelskalt“ ist sein erster Thriller. Derzeit lebt und arbeitet er in Oslo.


    Meine Meinung
    Samuel Bjørk hat ein spannendes Debüt zu Papier gebracht. Sein Stil sind meist kurze, knappe Sätze, nur selten benutzt er verschachtelte Satzgebilde. Die Hauptfiguren sind gut dargestellt, und auch die Nebenfiguren schaffen es, mich zu überzeugen. In diesem Roman hat Bjørk viele Personen auftreten lassen, jedoch ist es nicht nötig, alle im Gedächtnis zu behalten – einige bleiben nur für 1-2 Kapitel in der Handlung. Am Ende schafft es der Autor, alle Stränge zu einem befriedigenden Ganzen zu verknüpfen. Ich würde jederzeit noch einmal etwas von ihm lesen. Dem Buch gebe ich 8 Eulenpunkte, und ich bedanke mich bei Wolke und dem Verlag, dass ich an der hiesigen Leserunde teilnehmen durfte.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Da ich bisher noch keinen Thriller von einem skandinavischen Autor gelesen habe, war ich bisher auch nicht mit depressiven/gebrochenen Polizisten vertraut. Für mich war das eine gelungene Abwechslung und ich fand beide Ermittler, sowohl Munch als auch Mia interessant und wurde schnell mit ihnen warm.
    Den Schreibstil allerdings fand ich äußerst gewöhnungsbedürftig. Denn dieser gibt absolut kein harmonisches Bild ab, nein, für mich war er chaotisch und wechselhaft. Wie von anderen schon erwähnt, standen bei diesem Thriller vielmehr die Ermittlungen als die Mordfälle an sich im Vordergrund. Das hat mir gut gefallen, denn bisher habe ich keinen Thriller gelesen, der auf unschöne blutrünstige Details verzichtet.
    Was ich jedoch überhaupt nicht mag, sind Ermittler, die selbst von den Fällen betroffen sind. Das finde ich öde und abgedroschen und hat mir somit auch hier nicht gefallen. Zudem weißt das Buch einige Längen auf, manche Details werden unglaublich oft wiederholt und es gab auch einige Ungereimtheiten in der Geschichte. Das Buch war für mich nicht immer glaubwürdig, logisch oder nachvollziehbar.
    Der Autor hat unglaublich viele Personen eingeführt und unzählige Erzählstränge begonnen. Da war es fast schon zu erwarten, dass davon nicht alle befriedigend aufgelöst oder verfolgt werden. Auch das fand ich leider nicht so gut. Mir wäre es lieber gewesen, es gäbe weniger Erzählstränge und dafür würden am Ende mehr Fragen geklärt.
    Letztendlich fand ich die Auflösung der Geschichte und das Motiv des Täters auch nicht so spannend. Das alles war ein bisschen holprig.
    Auch wenn sich das meiste meiner Rezension negativ anhört, hat mich Engelskalt trotzdem recht gut unterhalten und das Buch lies sich super schnell lesen und wie oben erwähnt, mochte ich auch die beiden Ermittler. Auch Folgebände würde ich lesen. Wie viele andere kann aber auch nicht den Wirbel um dieses Buch nicht verstehen. Vom Hocker gehauen hat es mich nicht definitiv nicht. 6 Punkte dafür.


    edit: aus dem Hocher wurde eine Hocker :D

  • Erstmal vielen herzlichen Dank an Wolke und den Verlag für die Möglichkeit dieser Leserunde!! :wave


    Ich liebe skand. Krimis/Thriller und war schon mächtig gespannt auf dieses Buch! Vor allen Dingen fand ich das tolle Cover sehr viel versprechend!


    Bei diesem Thriller bin ich mit meiner Meinung total hin- und hergerissen.
    Einerseits fand ich das Thema der Geschichte recht spannend und es gab auch durchaus spannende Momente.
    Allerdings hat mir der Schreibstil nicht immer gefallen (abgehakte Sätze, manchmal musste ich Sätze mehrmals lesen um den Sinn zu verstehen).
    Mir hat der Autor auch zu viel Raum für Mias psych. Probleme gelassen, was mich aber auch in anderen Krimis/Thrillern oft nervt.
    Bei mir blieben zu viel Fragen offen, es gab zu viele Nebenschauplätze und das Ende war für mich auch nicht befriedigend.....


    Trotzdem fand ich das Buch nicht so schlecht.....


    Daher gibt es von mir gutgemeinte 5 Punkte

  • Bücher dürfen alles Mögliche bei mir. Viele nisten sich bei mir in der Wohnung ein. Manche bleiben mir für immer im Gedächtnis. Gerne erlaube ich Büchern mich schlauer zu machen. Sie zaubern mir abwechselnd Lachfalten ins Gesicht oder Denkfalten auf die Stirn. Sogar Gruselschauer lasse ich mir von Ihnen über den Rücken laufen. Eigentlich dürfen Bücher bei mir so ziemlich alles, außer mich Gleichgültig im Sessel zusammensacken lassen und das tut „Engelskalt“ leider.


    Denn der typisch skandinavische Thriller setzt Maßstäbe in seiner Mittelmäßigkeit. Immerhin, die Wälder des Nordens sind düster, wie die die Seelen der Ermittler. Mia ist depressiv und natürlich genial. Munch ist irgendwie auch genial, trinkt aber im Gegensatz zu Mia keinen Alkohol, dafür raucht er ab und an eine Zigarette. Und dann wäre da noch ein Internet Nerd, amerikanischer Bauart in norwegischem Gewand. Ein Mann der da ist, wenn es darauf ankommt. Ich habe diesem Team aus lauter Individualisten zunächst einmal Sympathie entgegengebracht, was sich nach der Hälfte des Buches legte, denn das Trio agiert im Laufe des Romans zunehmend statischer und vorhersehbarer.


    Auf der Gegenseite hängt das Böse Kleinkinder an Bäumen auf und hinterlässt Nachrichten, die es zu entschlüsseln gilt. Nun ja. Mit dem Spannungsaufbau war ich noch relativ zufrieden, später wandelt sich das ganze eher zu einem ärgerlichen Verwirrspiel, bei der ich eigentlich keine rechte Lust hatte den Täter herauszufinden, zu konventionell und brav kommt die Handlung daher. Da wird viel mit Nebelkerzen geworfen, eine Flut von Namen taucht auf und religiöse Eiferer, die selbstredend scheinheilig sind treiben Ihr Unwesen. Alles das verursacht bei mir nur ein Schulterzucken, obwohl der Roman gar nicht einmal schlecht geschrieben ist. Alles in allem ordentliches Handwerk, mehr nicht.


    6 von 10 Punkten

  • Diesen norwegischen Thriller durfte ich als Testleseexemplar in einer Leserunde bei den Büchereulen lesen. Danke noch mal dafür an den Goldmann Verlag und natürlich an die Eulen.


    Nun zum Buch: In einem Waldstück in der Nähe von Oslo wird ein sechsjähriges Mädchen aufgehängt an einem Baum gefunden. Sie trägt einen Schulranzen sowie ein Schild auf dem steht "Ich reise allein". Das alleine klingt schon spannend und ein wenig gruselig.
    Dann werden dem Leser die beiden Hauptfiguren der Geschichte vorgestellt, Mia Krüger und Holger Munch, beides Polizisten, die privat einiges an Ballast mit sich herum schleppen. Mia ist nach einem Zwischenfall beurlaubt und hat sich auf eine kleine Insel zurückgezogen, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie kann nicht verwinden, dass ihre Zwillingsschwester vor zehn Jahren an einer Überdosis starb. Holger ist geschieden und lebt nur für seinen Job. Das Verhältnis zu seiner Tochter und seiner Enkelin ist dadurch belastet.
    Für den Fall des toten Mädchens holt Holger Mia zurück ins Team, denn sie hat eine besondere Gabe sich in einen Fall und die Denkweise des Täters hinein zu versetzen. Und schnell wird klar, dass es nicht bei dem einen entführten Mädchen bleiben wird...


    So weit so gut. Das hätte einiges Potential, aber meiner Meinung nach verschenkt der Autor davon einiges. Am Ende war es für mich zwar ein solider Thriller, aber einer unter vielen, die ich schon gelesen habe. Es gibt keine wirklichen Überraschungen und Wendungen. Irgendwann erfahren wir, dass Mias Großmutter sie für etwas Besonderes hielt, für hellsichtig, genau wie sie selbst. Das wäre z. B. eine Möglichkeit gewesen, dem Ganzen einen gewissen Kick zu geben und die Story damit von der Masse der Thriller abzuheben. So muss ich leider sagen, dass ich mit Mia überhaupt nicht warm geworden bin. Sie hat zwar gute Ideen und kann sich in den Fall hineinknien, aber nur, wenn sie Alkohol getrunken hat. Das fand ich ein wenig unrealistisch.
    Einzig der junge Hacker Gabriel Mork sowie der Teenager Tobias waren mir sympathisch. Bei Holger Munch schwankte es immer.


    Die Auflösung und überhaupt die ganze Geschichte waren für mich letztendlich doch ziemlich verworren und teilweise nicht wirklich glaubhaft. Meiner Meinung nach wurde auch zu vielen Personen, die eigentlich gar keine große Rolle spielten, zu viel Raum gegeben. Dadurch zog sich alles ziemlich in die Länge. Am Ende bleiben auch einige Fragen offen und nicht alles erschließt sich mir.
    Der Schreibstil war auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, oft kurze, abgehackte Sätze. Aber da weiß ich nicht, ob das nicht vielleicht an der Übersetzung gelegen hat.


    Insgesamt bekommt das Buch aber noch 6 Eulenpunkte, denn der Autor hat sich bemüht und es ist sein erster Thriller. Also es ist noch viel Luft nach oben.