Taschenbuch: 976 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (11. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453315596
ISBN-13: 978-3453315594
Originaltitel: Kefahuchi Tract Trilogy: Light - Nova Swing - Empty Space
Der Autor: (zitiert aus der Taschenbuchausgabe)
M. John Harrison wurde 1945 in Warwickshire, England, geboren und zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Autoren auf dem Gebiet der Science Fiction und Fantasy. Etliche seiner Romane und Erzählungen wurden preisgekrönt. Der Autor lebt und arbeitet in London.
Inhaltsangabe lt. Heyne-Verlag:
Der Wissenschaftler Michael Kearney ist mit der Arbeit an dem neuen Quantencomputer beschäftigt, als ihm zunehmend unwirkliche Erscheinungen aus seiner Vergangenheit zu schaffen machen. Vierhundert Jahre später hat eine Frau, die mit dem Bewusstsein eines Raumschiffs verbunden ist, mit demselben Problem zu kämpfen. Einem Problem, das offenbar die Struktur des Universums durchzieht. Doch dann machen beide eine unfassbare Entdeckung, die das Schicksal der Menschheit für immer verändern wird.
Meine Meinung:
Der Heyne-Verlag wirbt mit dem markigen Spruch: „Das Opus Magnum eines der größten Science-Fiction-Autoren aller Zeiten“. Nun ja. Ich hoffe, diese Aussage trifft nicht zu, denn es war mein erstes Buch von Harrison und es war kein überwältigendes Leseerlebnis. Trotzdem möchte ich noch mehr von ihm lesen und darum wäre es mir lieber, seine anderen Bücher wären besser.
Die Inhaltsangabe skizziert ganz grob den Inhalt der ersten beiden Bücher. Das dritte findet keine Erwähnung. Dies mag teils Schlamperei des Verlags sein, teils liegt es wohl auch daran, dass es keine Handlung im klassischen Sinne gibt. Diese Trilogie scheint mir mehr der Erguss eines Autors zu sein, der fest entschlossen war, möglichst viele Ideen in drei Büchern unterzubringen. Vorhandene lose Verknüpfungen von Personen, Orten und Handlungen scheinen nur gemacht zu sein, um das Zusammenwerfen all dieser Ideen irgendwie zu rechtfertigen.
Um diese Trilogie überhaupt lesen zu können, muss man sich zuvor freimachen von der üblichen Erwartungshaltung: Eine Geschichte sollte Anfang, Ablauf und Abschluß haben. Hier gibt es den Kefahuchi-Trakt, eine Zone, in der alle bekannten Regeln der Physik ihre Gültigkeit verlieren. Um diesen Trakt ranken sich Geschichten. Viele Geschichten. Viele Personen, wenige davon lernt man wirklich gut kennen. Das ist manchmal verwirrend und erschwert das Verständnis zusätzlich. Harrison benutzt viele Begriffe und Situationen, die teils erst später, teils überhaupt nicht geklärt werden. Das fand ich recht ansprechend, denn es lässt viel Raum für die eigene Phantasie und trägt zur Bildung bei. Beispielsweise wusste ich vor dieser Trilogie nicht, was ein Mortsafe ist. Schon mal gesehen, ja, aber der Name dazu fehlte mir.
Nachdem es mir gelungen war, mich auf Harrisons Stil einzulassen, konnte ich einzelne Abschnitte der Trilogie wirklich genießen. Manche Szenen beschreibt er großartig, wie die Wandlung einer Person in einen K-Käpten. Über lange Strecken hinweg ist die Trilogie jedoch schlicht langweilig. Die Personen bleiben an der Oberfläche und deshalb interessiert ihr Schicksal mich ebenfalls nur oberflächlich. Manches fand ich auch nervig. Nahezu jede von Harrisons zahlreichen Figuren scheint es ständig mit irgend jemandem treiben zu müssen. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, wenn es denn zu Charakter und Handlung passt. Das ist hier nicht der Fall. Zudem verwendet Harrison in diesen Szenen einen klinischen, fast beiläufigen Stil, jedoch eine eher vulgäre Wortwahl. Das erweckt den merkwürdigen Eindruck als läse man unangenehm berührt das Sitzungsprotokoll eines pubertierenden Jünglings mit seinem Psychotherapeuten. Das hätte ich nicht gebraucht.
Ein weiteres Manko: die deutsche Übersetzung ist nicht sehr gelungen. Sie enthält viele Grammatik- und einige orthographische Fehler. Das ist natürlich nicht dem Autor anzulasten, wirft jedoch kein Glanzlicht auf den Heyne-Verlag.
Fazit:
Es war auf jeden Fall mal was anderes, ein ungewöhnliches Buch. Das macht mich neugierig genug, noch mehr von Harrison lesen zu wollen. Ich kann die Trilogie jedoch nur eingeschränkt empfehlen, vermutlich sollten nur hartgesottene SciFi-Fans sie lesen. 6/10
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