Und jetzt bin ich ganz durch und komme mit dem Buch auch sehr viel besser zurecht als noch im ersten Abschnitt. Ich musste wohl einfach erst mal "ankommen."
Ich bekomme heute noch Gänsehaut wenn ich irgendwo "Chariots of Fire" höre, aber ich hab mich kugelig gelacht über Rowan Atkinsons Interpretation bei der Eröffnung der Olympiade.
Albi ist wirklich ein bisschen überdreht ihn ihrer Liebe zu Farfalla und ich finde es ganz gut, dass Onkel Ludger ihr da den Kopf mal wieder etwas gerade rückt. Ihrer Schwester will sie nicht gestatten, dass sie wegen ihres Liebsten in Deutschland bleibt, aber sie will das Pferd nicht allein lassen? Sie meint es ja nicht böse, aber es ist einfach gut, dass jemand da ist und ihr mal ganz klar sagt was Sache ist. Bravo.
Ich hatte bei Karl ja schon so einen Verdacht, der sich jetzt bestätigt hat. In dieser Zeit hatte er wohl keine große Wahl als eine Scheinehe einzugehen. Immerhin scheint er Guste wirklich gern zu haben (wenn auch nicht zu lieben) und verteidigt sie auch vor seinem Maestro. Es tun sich immer mehr potentielle "Opfer" für das kommende Regime auf.
Wie auch Viola und ihre Familie, die, wenn auch nicht mehr jüdisch, so doch auch nicht arisch sind. Ich vermute auch, dass der Vater eigentlich wollte, dass Giselher und Viola im Ausland bleiben, aber er hat die Entscheidung ihm überlassen.
Dass Giselher sich am Anfang erst mal schwer getan hat diesen ganzen Reichtum, das geschenkte Pferd, die Wohnung und sonstwas einfach so anzunehmen verstehe ich. Einerseits hat er, der Pechvogel, das alles vermutlich noch gar nicht so richtig fassen können und dann andererseits auch Angst gehabt, dass nach so viel Glück umso schlimmeres Pech kommen muss. Aber natürlich auch ein gewisses Maß an männlichem Stolz, immerhin will er selbst für seine Frau sorgen.
Ich frage mich aber auch ein bisschen, ob Viola ihn wirklich liebt, oder ob nicht vielleicht die Familie nach einem geeigneten "Kandiaten" Ausschau gehalten hat, in Vorahnung der Dinge die da kommen. Auch das Zitat von Violas Großvater, dass man notfalls gemeinsame Sache machen müsse mit diesen Leuten... vielleicht ist es am Ende wirklich sogar ihre Familie, die Gisel dazu "nötigt" der NSDAP beizutreten, eben damit er sie beschützen kann.
Mir hat dieser Sprung von Giselher zu Hannes übrigens gut gefallen. Erst ist man ja versucht so zu denken wie man es von Gisel gehört hatte: Günstling des Onkels der sowieso alles bekommt und arrogant und sonstwas ist. Und dann erleb man ihn als einen stillen und ernsten jungen Mann. Die Szene als er James kennenlernt finde ich schon gelungen, eben gerade weil hier so mit den Klischees gespielt wird. Der "überkorrekte" Deutsche, der verwöhnte Liebling aus gutem Hause, der everybodys Darling ist und dem niemand böse sein kann. Ich glaube diese Faust ins Gesicht hat die beiden so schnell über alle Vorurteile hinweggeführt wie sonst nur wenig. Herrlich gemacht. Und ich mag James' Deutsch.
Ich hoffe eigentlich nicht, dass es zu einem Love-Triangle kommt, aber so wie James bisher rüberkommt, und auch die kleine Albi flirtet ja gern was das Zeug hält, wird sich sowas wohl anbahnen, ob nun ernst oder nicht bleibt abzuwarten.
Mir ist da noch eine kleine Unstimmigkeit bei Hannes aufgefallen. Er erinnert sich ja, dass er das erste Mal mit 3 Jahren auf einem Pferd saß, dass sein Vater ihn da schon verdroschen hat und er an diesem Tag beschloß Olympiasieger zu werden (auch wenn das einem 3-jährigen keiner zutraut). Später sagt er (wenn ich das richtig verstanden habe) zu Alberta, dass er seit er 7 ist davon träumt bei der Olympiade zu sein.
Auch in Jennys Erzählstrang bin ich jetzt so richtig angekommen. Ich mag Abe sehr gern, ich glaube er ist genau der ruhende Pol, den diese Familie braucht um nicht völlig durchzudrehen.
Könnten Jennys Panikattacken etwas mit ihrem Vater zu tun haben? Etwas, das sie denkt, lässt unterschwellig durchklingen, dass er mitnichten der perfekte Ehemann und Vater war, als den ihn die Familie gerne in Erinnerung hat. Hat sie als Kind irgendetwas miterlebt, dass sie verstört hat? Dass sie dazu brachte "davonzulaufen"?
Ich schätze nach dem Zusammenbruch muss sie erst mal eine Pause einlegen, vermutlich ist das jetzt die beste Gelegenheit endlich Uroma zu besuchen...