'Als der Himmel uns gehörte' - Seiten 290 - 384

  • Dagegen ist per se auch nichts einzuwenden. Aber die beiden, und vor allem Albi, hätten wissen müssen, dass sie Hannes und Guste damit verletzen. Es ist leicht zu jemandem gesagt "Ich hab dich lieb", aber letzten Endes zeigt doch eher wie man handelt, ob das auch wirklich stimmt. Für mich sieht es eher so aus, als ob Albi da versucht etwas am Leben zu erhalten, was eigentlich gar nicht so wirklich da ist und dann wäre es an der Stelle wirklich ehrlicher gewesen zuzugeben, dass die Liebe zu Hannes eben doch nicht so groß ist wie sie gedacht hatte.


    Ich sehe es für mich aus der Perspektive des Betroffenen und versetze mich da rein. Ich wäre schlicht entsetzt und furchtbar verletzt, wenn jemand von dem ich glaube, dass er mich liebt und schätzt mich so behandelt.
    Da müsste eine sehr lange Zeit vergehen, bis ich mit dieser Person überhaupt wieder sprechen könnte.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich weiß nicht ob ich bei so einem Angebot nein gesagt hätte. Alberta ist ja auch noch so jung und spontan und ob sie wirklich schon weiß, was Liebe ist, da gibt es ja so viele Facetten und so einem Abenteuer könnte ich auch nicht widerstehen.
    Sie verletzt Hannes und Guste ja nicht absichtlich, glaubt nicht, dass ihr und James´ Verhalten solche Kreise zieht. Wie soll sie auch, sie ist ja nicht auf einer Liebesreise mit James sondern will Olympia erleben, ganz arglos.

  • Diesen Abschnitt muss man wahrlich erst mal sacken lassen und seine Gedanken ordnen.
    Es ist unglaublich viel passiert, was die Geschichte teilweise komplett auf den Kopf stellt.


    Guste war also schwanger, aber von wem? Den angegebenen Kindsvater schließe ich aus, der musste nur herhalten, damit sie nicht mehr danach gefragt wird. Hannes oder James? Oder der unbekannte Dritte? Ehrlich gesagt keine Ahnung ich tendiere zu Hannes, sicher bin ich mir aber nicht. Friedrich heißt also der Kleine, ob er unser Fred ist? Ich glaube schon und hoffe es.


    Albi glaubt immer noch Hannes zu lieben, ich glaube ja nach wie vor, dass sie sich das einredet, weil es passt, aber lieben tut sie James, dabei bleibe ich. Sie setzt alles daran um bei den Olympischen Spielen in Berlin teilzunehmen und trainiert eisern. Ich habe respekt vor Menschen die ihr großes Ziel nicht aus den Augen verlieren und für ihren Traum kämpfen.


    Was diesen Kurztripp nach Griechenland angeht, ich kann das überhaupt nicht beurteilen, denn ich bin nicht der Typ für so was, ich muss immer als generalstabsmäßig planen und einen Plan B habe ich meistens auch noch ;-)


    Giselher greift nun wieder aktiv ins Geschehen ein. Bei seiner Person bin ich zwiegespalten, auf der einen Seite mag ich ihn, da er alles für seine Familie tut, auf der anderen Seite lässt er sich einfach vor den Karren anderer Leute spannen und verleugnet eigentlich das, was ihm wichtig ist.


    Grandios finde ich die politische Situation eingeflochten. Jede einzelne Person wird auf ihre Art und Weise mit der Machtergreifung Hitlers, der NSDAP und deren Folgen konfrontiert. Diese Zeit stellt das Leben so vieler Menschen auf den Kopf und nichts ist mehr so wie es vorher war, weil einfach nur noch die Angst da ist. Ob der Sportverein, der Arztbesuch oder das Arbeitsleben, alles ist betroffen, es gibt so gut wie keine Ausweichmöglichkeiten. Super finde ich, dass die Figuren so kritisch sind und sich ihre eigenen Gedanken machen. Sie plappern nicht einfach alles nach was man ihnen vorsagt, sie schalten ihren Kopf ein (auch wenn sie teilweise noch etwas leichtsinnig sind).
    Ich mag dieses Buch sehr, es geht so unter die Haut und man fühlt sich gefangen, toll!

  • Zitat

    Original von Eliza08
    Es ist unglaublich viel passiert, …


    Ja, das kann ich so nur unterstreichen! Ich habe Jennifer nicht mal vermisst! Dann auch noch dieses Ende! Normalerweise hoffe ich ja immer, dass sich solche Nachrichten als unwahr herausstellen (was in Büchern nicht mal so selten ist), aber hier befürchte ich, ist das nicht der Fall. Irgendwie war klar, dass Guste das Buch nicht überleben wird. :-( Aber erstmal von vorne:


    Der Zeitsprung ganz am Anfang hat mich völlig überrumpelt. Wupps, schon wieder zuhause in Deutschland! Aber nachträglich gesehen fand ich es gut, die Zeit in England als Erinnerung zu erzählen, so geht es flott weiter!


    Auch mir hat in diesem Abschnitt die Mischung aus privatem Leben und Politik und die Vermengung dieser zwei Bereiche gut gefallen. Auch die große Erleichterung, als die NSDAP Stimmen verlor und es der Wirtschaft wieder besserging war spürbar – doch dann kommt es aufgrund der instabilen politischen Lage doch wieder ganz anders. Da bekommt man so direkt und doch ganz nebenbei eingeflochten zu spüren, wie nah eigentlich die „Rettung“ gewesen wäre. Tragisch, dass es dann auch an einer „unbedeutenden Wahl irgendwo auf dem Land“ scheiterte.


    Giselher ist eine schwierige, aber umso interessantere Person.


    Zitat

    Original von streifi
    Gisel gefällt mir als Figur sehr gut. Er zeigt genau, wie schwierig es ist in dieser Zeit sich ethisch korrekt zu Verhalten. Dass er seine Familie schützen möchte macht ihn ja nicht zum fanatischen Nazi und trotzdem trägt er dazu bei, dass diese sich festigen können.... schwierig, so richtig veruteilen kann ich ihn nicht.


    Das fand ich wunderbar ausgedrückt und ich bin froh, dass viele meiner Vorschreiber das auch so sehen. Er macht natürlich das Falsche, aber nur, um seine Familie zu schützen. Und ja, Alberta lässt sich (momentan) auch als Aushängeschild missbrauchen und zwar anders, aber ebenso im Dienste der Partei einspannen. Ebenfalls aus guten Gründen. Ich denke auch, vielen Menschen ist es so ergangen und dass genau davon erzählt wird finde ich sehr gut!


    Ein Wendepunkt in diesem Kapitel ist natürlich die Reise nach Griechenland und auch hier kann ich vielen meiner Vorschreiber nur zustimmen! :write


    Zitat

    Original von Susannah
    Die Reise nach Griechenland ... da bin ich ein bisschen im Zwiespalt. Ich verstehe, dass James und Alberta sich nichts dabei gedacht haben, aber das gerade Guste das emotional nicht kalt lassen wird, so viel Weitsicht hätte ich den beiden schon zugetraut, zumindest Alberta, die Guste ja schon so lange kennt.


    Zitat

    Original von Findus
    Sie verletzt Hannes und Guste ja nicht absichtlich,


    Ich fand dabei Augustes Ausspruch auf Seite 324 sehr bezeichnend, so einfach er auch ist: „Sie ist Albi, sie hat getan, was Albi eben tut.“


    Ja, Albi tut was sie will. Ohne Rücksicht auf Verluste! Und ohne nachzudenken, was sie damit vielleicht anrichtet und vor allem, was sie damit anderen Menschen antut. Auch wenn es nicht absichtlich geschieht, macht das die Sache nicht besser! Gedankenloses Verhalten tut dem anderen genauso weh. Hannes finde ich in dieser Beziehung eher zweitranging, da wäre eine Trennung sowieso besser, aber Auguste! Warum hat sie nicht eine Sekunde an Auguste gedacht, wenn sie sich doch angeblich so verbunden mit ihrer Schwester fühlt? Aber für mich ist Auguste für Alberta (auch wenn sie diese sicher sehr gern hat) Mittel zum Zweck. Alberta will mit ihrer Schwester wieder mehr teilen – also muss Auguste mit nach Amerika, auch wenn diese überhaupt nicht will. Alberta will ein Vierergespann mit James – also muss Auguste als viertes Rad am Wagen herhalten. Alberta will Karl nicht als Schwager – also wird Auguste mit James verkuppelt selbst mit dem Wissen, dass das mit James und Auguste nie was werden kann. Alberta will nach England – wieder dient Auguste als Ausrede. Alberta will, Alberta macht. Und als ihr „Plan“ dann aufgeht und Auguste sich James annähert hat Alberta nichts Besseres zu tun, als ausgerechnet mit diesem einen Kurztrip nach Griechenland zu machen.


    Ich will Alberta überhaupt nicht verurteilen, sie ist jung und da macht man auch Dummheiten. Das darf man in ihrem Alter auch! Dass es so dramatisch endet, ist nicht ihre Schuld. Aber es zeigt deutlich, dass Alberta während der Zeit in England immer noch „Kind“ ist, das sich über mögliche Konsequenzen keine Gedanken macht. Im Strudel der Ereignisse muss sie erwachsen werden und Verantwortung übernehmen und ich glaube, da ist sie auf einem ganz guten Weg!


    Mir geht es auch hier weniger um das Fahren oder nicht Fahren (ich hab es durchaus den beiden vergönnt!) sondern mehr um das WIE! Es hätte durchaus Alternativen für die beiden gegeben nach Griechenland zu kommen, ohne Auguste so vor den Kopf zu stoßen. Z. B. einfach nur ein paar Stunden warten und dann beim Frühstück darüber reden. Dann liegt die Entscheidung, ob sie mitkommt oder nicht bei Auguste. Aber es ist anders gekommen!


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Aber die beiden, und vor allem Albi, hätten wissen müssen, dass sie Hannes und Guste damit verletzen. Es ist leicht zu jemandem gesagt "Ich hab dich lieb", aber letzten Endes zeigt doch eher wie man handelt, ob das auch wirklich stimmt. Für mich sieht es eher so aus, als ob Albi da versucht etwas am Leben zu erhalten, was eigentlich gar nicht so wirklich da ist und dann wäre es an der Stelle wirklich ehrlicher gewesen zuzugeben, dass die Liebe zu Hannes eben doch nicht so groß ist wie sie gedacht hatte.


    Auch dem kann ich nur zustimmen!


    Zitat

    Original von streifi
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie auch schon vor der Schwangerschaft psychisch vielleicht in Richtung Depression gewandert ist.


    Ja, das Gefühl hatte ich auch. Sicher ist eine postnatale Depression eine Erklärung, allerdings darf nicht vergessen, dass es Auguste auch schon vorher überhaupt nicht mehr gutging. Aber wie dem auch sein – eine Depression so oder so ist auch heute eine schwerwiegende Erkrankung, die immer noch zum Tod führen kann, und wie viel schwerer muss sie damals zu erkennen gewesen sein, von der Behandlung (gerade in dieser politischen Situation) ganz zu schweigen.


    Tragisch auch, dass Karl sich letztlich doch als treuer Freund erweist. Auch wenn er Auguste nicht so geliebt hätte, wie es ein Ehemann gemeinhin tun sollte, mag er sie doch so sehr, dass er sogar ein fremdes Kind aufziehen will. Er schätzt sie also sehr und das ist nicht unbedingt die schlechteste Basis für eine Ehe. Ob es Gustes Depressionen verhindert hätte, ist natürlich sehr fraglich.


    Der Steward als Vater von Gustes Kind konnte mich auch nicht überzeugen, vor allem passt für mich der Zeitpunkt nicht. Das wäre ja noch vor L. A. (und James) gewesen, dass passt so nicht zu einer Guste, die ihrem Liebsten zuhause nachtrauert. Schließlich wäre die geplante Trennung für ein paar Wochen normalerweise nicht das Ende dieser Beziehung gewesen.


    Hannes als Vater hätte ich eigentlich auch ausgeschlossen, dazu ist weder er noch sie der Typ. Allerdings fand ich die Anmerkungen von paradise lost dazu sehr interessant und finde es seither doch wieder möglich! Diese Argumentation hat was!


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Er scheint ja auch eine gewisse Scheu davor zu haben, zu Albi nach Hause zu kommen. Vielleicht weil er Guste nicht treffen will. Seine Gedanken bei dem Brief von Albi kreisen ja nur darum, dass er leider sie liebt und nicht anders kann und sie einfach haben MUSS. Auf die Erwähnung von Gustes Niederkunft geht er gedanklich gar nicht ein.


    Super interessant fand ich in diesem Abschnitt auch den Vergleich zwischen der Außen- und Innensicht von Hannes. Giselher sieht ihn ja komplett anders als er sich selbst, ein tolles Beispiel, wie weit Fremd- und Selbsteinschätzung voneinander entfernt sein können! Schade, dass sich die beiden unter so ungünstigen Vorzeichen kennenlernen, ich finde, sie sind sich trotz unterschiedlicher Herkunft sehr ähnlich!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich finde Deine Einschaetzung von Albertas Verhalten sehr ueberzeugend.
    Fuer mich ist so eine Situation interessant: Etwas, das man tut, ohne viel darueber nachzudenken und das unter anderen Umstaenden ueberhaupt keine Konsequenzen haette, das aufgrund einer bestimmten Konstellation aber eine Lawine ins Rollen bringt.

  • Boah Charlie, da sagst Du was, ich weiß nicht ob es schon vielen Leuten so erging und deshalb dafür kein Verständnis haben, Glück gehabt, sage ich da nur, denn mit den Konsequenzen müssen Alberta und James leben. Dass Hannes .... ne dazu sag ich jetzt nichts sonst muss ich spoilern