'Als der Himmel uns gehörte' - Seiten 499 - Ende

  • Gestern Abend habe ich diesen letzten Abschnitt verschlungen, der hatte es ja nochmal in sich.


    Albi hätte ich am liebsten persönlich in dieses Flugzeug gezerrt! Da erscheint James zur Rettung und sie geht nicht mit... :pille Aber wahrscheinlich hat sie wirklich die danach folgenden Jahre "gebraucht", um zu erkennen, was sie wirklich will.


    Sehr spannend fand ich diese verschlüsselte Postkarte. Ich wäre bei sowas ja völlig hilflos, was ich da schreiben sollte....


    Ich fand das Ende sehr gelungen und stimmig. :anbet


    Alles in allem: ein wunderbares Buch mit absoluter Sogwirkung! Da muss ich "Als wir unsterblich waren" auf jeden Fall auch noch lesen! :wave

  • Vielen Dank, chiclana.
    Ich freue mich sehr, dass es Dir so gut gefallen hat.
    Vor allem dass ueber ein Buch von mir mal gesagt wird, es haette Sogwirkung - meistens sind meine ja eher etwas zum Durchbeissen ...


    Schoen, dass Du dabei warst.
    Ich wuensche Dir einen tollen Sonntag.


    Herzlich,
    Charlie

  • Ich habe die beiden letzten Abschnitte in einem Rutsch durchgelesen, war zuspannend um aufzuhören.


    Das jetzt Hannes doch Fritzies Vater war, hat mein Bild von Hannes noch mehr verschlechtert.
    Er war so ein Mitläufer der Nazies, von denen es zu viele gab, nur auf sich selbst geachtete und um nicht an die Front zu müssen, opfert man auch eben mal den Sohn
    Wenn Albi gewusst hätte das er der Vater ist, hätte sie ihn nicht geheiratet.


    Ich denke Albi hat ihn geliebt und weil er so ängstlich war und auch immer wieder au seine schlechte Kindheit hingewiesen hat, musste sie ihm aufrichten.


    James war immer so fröhlich, der brauchte sie nicht, obwohl alle wussten, das sie perfekt zusammen passten.
    James Familie war richtig gut. Harriet konnte ich auch verstehen, das sie Angst um James hatte. Er hat so viel gewagt ür die Deutsche.


    Gut das sie noch ein paar Jahre zusammen hatten.

  • Ich bin froh, dass James und Alberta doch noch die Gelegenheit hatten eine Weile miteinander glücklich zu sein.
    Auch wenn ich nicht verstanden habe, warum sie nicht mitgegangen ist, als sich ihr die Gelegenheit geboten hat.


    Hannes mit seinem Gejammer, dass er nicht an die Front kann und dafür die Menschen, die zu seiner Familie zählen an das Regime ausliefert fand ich nur furchtbar. Keinerlei Verantwortung für sein Leben..... Immer sind ddie anderen Schuld. Gisel hat es ihm ja gesagt, dass er nicht machen müsste wsaaa sie von ihm wollen, aber dafür dann halt die Konsequenzen zu tragen häte.


    Gisels Figur fand ich im übrigen ganz stark. Er war sich wohl bewusst, was er getan hat, auch wenn es aus Liebe zu seiner Familie war. Dass er sich das Leben genommen hat fand ich da nur konsequent. Der stellte am Ende das Schicksal seiner Familie über sein eigenes Leben.
    Hannes hat dagegen die erst die Familie verraten um selber ungeschoren davon zu kommen. Sogar den eigenen Sohn (wobei ich mir nicht sicher war, ob ihm bewusst war, dass Fritze sein Sohn war.)
    Nachdem die beiden eine ähnliche Jugend ohne Liebe hatten sieht man mal wieder, wie unterschiedlich Menschen sein können.


    Ich fand das Buch ganz toll, hat es mir doch wieder deutlich gemacht, dass es einfach ist aus der Gegenwart heraus die Vergangeheit zu verteufeln. Wer weiss schon wie er selbst in dieser Zeit gehandelt hätte...Ich für mich kann nicht sagen, ob ich zu den tapferen oder den Feigen gehört hätte. Und ich hoffe das auch nicht herausfinden zu müssen.

  • Zitat

    Original von streifi
    Ich für mich kann nicht sagen, ob ich zu den tapferen oder den Feigen gehört hätte. Und ich hoffe das auch nicht herausfinden zu müssen.


    Aus Brechts "Galileo Galilei":


    "Armes Land, das keine Helden hat."
    "Glueckliches Land, das keine Helden braucht."


    Vielen Dank fuers Lesen, streifi!
    Ich freue mich sehr, dass du das Buch gemocht hast und finde dein Fazit dazu sehr schoen.
    Besonders freue ich mich ueber Deine Worte zur Figur des Gisel. Ich gebe jetzt mal etwas zu: Den Gisel habe ich in den Plan dieses Romans nachtraeglich eingefuegt (und eine andere Figur damit ersetzt), nachdem ein immens begabter Kollege (Holger Schmidt - bin ganz stolz darauf, dass der mein Buch gelesen hat) bei "Als wir unsterblich waren" kritisiert hat, dass ich mit dem fuerchterlich schwachen Antagonisten auch meinen Protagonisten schwaeche. Zitat (fuer mich unvergesslich): "Du kannst nicht grundsaetzlich Nazis in verschossenen Pullundern rumlaufen und Pickel haben lassen, auch wenn du dir das wuenschst."
    Habe ich eingesehen und Gisel erfunden.
    Wenn es funktioniert hat, freut es mich sehr.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von streifi
    Gisels Figur fand ich im übrigen ganz stark. Er war sich wohl bewusst, was er getan hat, auch wenn es aus Liebe zu seiner Familie war. Dass er sich das Leben genommen hat fand ich da nur konsequent. Der stellte am Ende das Schicksal seiner Familie über sein eigenes Leben.
    Hannes hat dagegen die erst die Familie verraten um selber ungeschoren davon zu kommen. Sogar den eigenen Sohn (wobei ich mir nicht sicher war, ob ihm bewusst war, dass Fritze sein Sohn war.)
    Nachdem die beiden eine ähnliche Jugend ohne Liebe hatten sieht man mal wieder, wie unterschiedlich Menschen sein können.


    Ich fand das Buch ganz toll, hat es mir doch wieder deutlich gemacht, dass es einfach ist aus der Gegenwart heraus die Vergangeheit zu verteufeln. Wer weiss schon wie er selbst in dieser Zeit gehandelt hätte...Ich für mich kann nicht sagen, ob ich zu den tapferen oder den Feigen gehört hätte. Und ich hoffe das auch nicht herausfinden zu müssen.


    :write :write
    Das kann ich nur unterschreiben. Das ist das, was mich an dem Buch so beeindruckt hat und auch der Grund, warum es mir noch besser gefallen hat, als der Vorgänger. Und es ist auch ein Hinweis dafür, dass nicht vergssen werden darf und man auch heute noch achtsam mit diesen Erinnerungen umgehen sollte.

  • Ich bin jetzt auch mit dem Buch durch und mir ging es so seit dem 3. Leseabschnitt so, dass ich mich nicht am Ende der Leseabschnitte unterbrechen konnte, um hier in der LR etwas zu schreiben. Ich musste einfach weiterlesen.


    Mir gefiel besonders gut die Szene, in der Hannes und James sich kennenlernten. Für deien Lesung empfehle ich diese auch, Charlie.


    Auch sehr beeindruckend fand die Albis Flucht und die Insel-Rettungs-Aktion. Dass Albi nicht mitgekommen ist, hat mir -, wie vielen anderen hier - natürlich gar nicht gefallen.
    Aber dann hätte es nicht die Szenen gegeben, wie Albi nach Berlin zurückkehrt und ihre Tochter mitten in den Trümmern zur Welt kommt. Starke Szene.
    Es gab noch viele Szene mehr, die ich stark fand, u.a. auch die, als die Meute das Kindermädchen und den Mann vor sich hertreibt - mit diesen Schildern und so brutal.
    Wie sich der Judenhass innerhalb der Bevölkerung immer mehr verbreitet, das wird an vielen Szenen deutlich gezeigt und rückte mir ganz nah auf den Pelz.

    James hatte es mir sofort angetan und ich finde, da ist dir eine tolle Figur gelungen.
    Wie Hannes, den ich anfangs sympathisch fand, sich immer mehr und mehr dem Druck fügt und sich verändert, das war so gut nachzuvollziehen, dass es schwer auszuhalten war.
    Dass ich am Schluss erfuhr, dass Hannes der Vater von Fritz/Fred war und ihn tatsächlich nach Bernau geschickt hat, das hat mich echt geschockt. Damit hatte ich nicht gerechnet.


    Sehr gern mochte ich auch Abe, schade dass er eine Randfigur war. Über ihn hätte ich gerne viel mehr gelesen.


    Zitat

    Original von streifi
    Gisels Figur fand ich im übrigen ganz stark. Er war sich wohl bewusst, was er getan hat, auch wenn es aus Liebe zu seiner Familie war. Dass er sich das Leben genommen hat fand ich da nur konsequent. Der stellte am Ende das Schicksal seiner Familie über sein eigenes Leben.Hannes hat dagegen die erst die Familie verraten um selber ungeschoren davon zu kommen. Sogar den eigenen Sohn (wobei ich mir nicht sicher war, ob ihm bewusst war, dass Fritze sein Sohn war.)Nachdem die beiden eine ähnliche Jugend ohne Liebe hatten sieht man mal wieder, wie unterschiedlich Menschen sein können.


    :write Das hast du gut auf den Punkt gebracht, Streifi.


    Zitat

    Ich fand das Buch ganz toll, hat es mir doch wieder deutlich gemacht, dass es einfach ist aus der Gegenwart heraus die Vergangeheit zu verteufeln. Wer weiss schon wie er selbst in dieser Zeit gehandelt hätte...Ich für mich kann nicht sagen, ob ich zu den tapferen oder den Feigen gehört hätte. Und ich hoffe das auch nicht herausfinden zu müssen.


    Ja, das hoffe ich auch!
    Als ich noch jung war, glaubte ich, dass ich zu den Widerständlern gehört hätte, wenn ich damals schon gelebt hätte. Doch je älter ich werde, desto weniger war ich mir dessen sicher. Wie oft im Leben ist an eher feige. Schon allein, wenn man Kinder hat, ändert sich so vieles. Und dann esrt unter solch einem Druck.


    Mir hat das Buch vom Inhaltlichen her gut gefallen, ich konnte es oft nur schwer aus der Hand legen.
    Den Nationalsozialismus einmal aus der Sicht junger Olympioniken mitzuerleben war für mich etwas Neues. Außerdem wird ein ganzes Panoptikum an Szenen und Charakteren entfaltet, ich fühlte mich oft mittendrin in in der damaligen Zeit.
    Sehr gefallen hat mir, dass du die Geschichte der Entstehung der Paralympics deutlich gemacht hast. Ich habe mich als Nicht-Sportbegeisterte damit bisher wenig beschäftigt und daher gar nicht die Verbindung hergestellt zwischen dem Euthanasie-Programm der Nazis und der Paralympics-Idee als "Gegengift".


    Auch dass der Schluss traurig, aber nicht ganz schlimm traurig ist, finde ich sehr passend. Ich habe die Vorstellung, dass sich Albi und James in den 15Jahren miteinander geborgen gefühlt haben. Und das scheint mir wichtiger als alles andere.


    Vom Sprachlichen her gesehen hat mir der Roman nicht immer gefallen. Es gab einerseits viele Passagen, die mich mitgerissen haben, andererseits auch solche, bei denen ich nicht so begeistert war. Schwierig, das genauer zu erklären - dazu müsste ich mehr Zeit haben um mir Gedanken machen zu können. Es waren eher Kleinigkeiten,
    Sätze, über die ich stolperte. Einmal fiel mir auf, dass ich den Genitiv (statt Dativ) verwendet hätte, weil ein Satz ganz merkwürdig klang.


    Irritiert haben mich hin und wieder Namen von Personen, die schon ewig lange nicht emhr aufgetaucht waren und an deren Funktion/Rolle ich mich nicht mehr richtig erinnern konnte. Rudi, Robert... Da musste ich mehrmals länger warten, bis meine Fragezeicheen im Kopf sich wieder auflösten.


    Aufgefallen ist mir auch, dass in den verschiedensten Szenen zwischen James und Albi sich immer wieder wiederholt, dass sie ihn boxt, knufft oder schlägt. Und noch viel öfter, dass sie sagt (oder denkt), dass sie ihm (oder jmd. anders) eins draufgeben wird, wenn... Hm, anfangs ja noch witzig, dass Albi so "unmädchenhaft" agiert. Doch irgendwann - gegen Ende in den Szenen mit James, fand ich das etwas nervig. Albi stelle ich mir nach all dem, was sie durchgemacht hat, ein bisschen reifer vor.


    Insgesamt war es für mich ein bewegender und sehr lesenwerter Roman mit ein paar kleinen Schwächen.

  • Zitat

    Original von streifi



    Ich fand das Buch ganz toll, hat es mir doch wieder deutlich gemacht, dass es einfach ist aus der Gegenwart heraus die Vergangeheit zu verteufeln. Wer weiss schon wie er selbst in dieser Zeit gehandelt hätte...Ich für mich kann nicht sagen, ob ich zu den tapferen oder den Feigen gehört hätte. Und ich hoffe das auch nicht herausfinden zu müssen.


    :write :write


    Das kann ich nur so unterschreiben....



    Ich bin seid heute auch durch, die letzten 100 Seiten hab ich in einem Rutsch durchgelesen.


    Letztendlich kamen James und Alberta also doch noch zusammen, aber viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Sie hatten 2 Kinder, aber kein gemeinsames. Und Fred ist wirklich der kleine Fritz. Darüber war ich unheimlich froh.
    Das Hannes letztendlich doch noch gestorben ist war zwar traurig, aber es hat mich nicht berührt. Wie wahrscheinlich die meisten Leser hab ich Albi von Anfang an mit James gesehen...



    Zitat


    Original von Charlie
    Besonders freue ich mich ueber Deine Worte zur Figur des Gisel. Ich gebe jetzt mal etwas zu: Den Gisel habe ich in den Plan dieses Romans nachtraeglich eingefuegt (und eine andere Figur damit ersetzt), nachdem ein immens begabter Kollege (Holger Schmidt - bin ganz stolz darauf, dass der mein Buch gelesen hat) bei "Als wir unsterblich waren" kritisiert hat, dass ich mit dem fuerchterlich schwachen Antagonisten auch meinen Protagonisten schwaeche. Zitat (fuer mich unvergesslich): "Du kannst nicht grundsaetzlich Nazis in verschossenen Pullundern rumlaufen und Pickel haben lassen, auch wenn du dir das wuenschst."
    Habe ich eingesehen und Gisel erfunden.



    Das ist interessant, ich denke dein Kollege hat absolut recht. Wieviele Gisels gab es wohl, die eigentlich nur ihre Familie schützen wollten. Eigentlich.... !



    Als Albi vor James Flugzeug steht und nicht mitfliegt hätte ich sie am liebsten geschlagen. Wie kann man nur so unvernünftig sein. Die folgende Zeit, und Albis Weg zurück, hochschwanger ins zerbombte Berlin war unglaublich, mir standen die ganze Zeit die Tränen in den Augen. Auch als inmitten der Trümmer dann immer noch Menschen sind die selber nichts mehr haben, und trotzdem noch helfen können und wollen.



    Alles in Allem hat mir "Als wir unsterblich waren" ein ganz kleines bisschen besser gefallen, aber beide Bücher haben mich wirklich auf eine Art umgehauen wie es schon lange nicht mehr der Fall war. Dafür ein großes Danke!!

  • Vielen Dank fuers Lesen und Kommentieren, Maharet und ginger ale.
    Ich freue mich, dass es euch im Grossen und Ganzen Spass gemacht hat.


    Deine Kritik werde ich ueberdenken, ginger ale. Mir selbst ist beim Jetzt-wieder-Ansehen aufgefallen, dass ich Teile meines Textes zu flapsig-umgangssprachlich finde, dass mir des oefteren die sprachlichen Doppelboeden fehlen. Ob dich dasselbe gestoert hat, weiss ich natuerlich nicht.
    Es gibt auch einfach Sachen, die ich besser schreiben kann als andere. Ich mag mich lieber, wenn ich Krieg, Sport und Maenner in der Kneipe als wenn ich Liebe schreibe (ausser bei Hatti und Ararat). Da fehlt mir einfach was.
    Meine eigene Lieblingsszene, die mit den Zetteln an den Truemmerwaenden, hat auch niemand erwaehnt, wie es mir ja oft geht, was wohl bedeutet, dass die so doll nicht gelungen ist. Schau ich mir nochmal an.


    Dieses Kallimarmaro-Stadion gehoert zu den grandiosesten Bauwerken, die ich je gesehen habe, es wirft mich jedesmal, wenn ich in Athen bin, absolut um, es ist ganz einfach wundervoll und voller Olympia (viel mehr als Olympia selbst - finde ich). Das haette ich auch gern staerker vermittelt.


    Die Beziehung zwischen Alberta und James wollte ich sehr physisch, balgend, angstfrei gestalten, ich habe ein bisschen an zwei Boxerwelpen gedacht und bin da wohl uebers Ziel hinaus geschossen bzw. habe es versaeumt, der Beziehung eine Entwicklung zu geben. Das ist natuerlich schade. Wie gesagt, mit meinen Liebesgeschichten (obwohl ich unbedingt welche schreiben will, das ist mir ganz wichtig, Eros und Thanatos, nichts Aufgezwungenes) ist dieses ja nicht das erste Problem - und da wo ich keines habe sondern hin und weg bin, haben die Leser noch viel mehr.


    Sehn' wir mal ...


    Euch jedenfalls vielen Dank, dass Ihr dabei wart!


    Herzlich,
    Charlie

  • Das mit dem Kalimarmaro kam sehr gut rüber, ich habe das noch von der Berichterstattung der Athener Olympischen Spiele in Erinnerung, war aber noch nie dort, mein Aufenthalt in Athen mit 24 Stunden reichte gerade aus um festzustellen, dass die Akropolis keine Gefühle mehr in mir auslöst.


    Die Szene mit den Zetteln war durchaus berührend, aber ohne dir zu nahe zu treten, schon hundertmal im Fernsehen gesehen. Sie gehörte dramaturgisch da genau hin, sie war gut geschrieben, aber nichts so neues, dass es einer Erwähnung bedurft hätte.


    Die Beziehung zwischen Alberta und James hast du zu Anfang genau so beschreiben, wie du es hier ausdrückst. Deshalb war mir von Anfang an klar, dass Alberta zu Hannes immer gehen wird, da er die in diesen Zeiten notwendige Stütze versprach, langfristig aber, wenn James erwachsen würde, Alberta zu James tendieren würde. Das Erwachsenwerden war dann auf die knallharte Art, aber das betraf ja beide.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von beowulf


    Die Szene mit den Zetteln war durchaus berührend, aber ohne dir zu nahe zu treten, schon hundertmal im Fernsehen gesehen.


    Ich versichere gerne nochmal: Ihr tretet mir nicht zu nahe.
    Wirklich nicht.

  • Jedenfalls zur Klarstellung nochmal: Die Szene ist glänzend gelungen. Auch die spätere Erwähnung, dass es gar nicht diese Familie war, aber die Projektion von Albi, die Vorstellung ganz Berlin mit Zetteln zuzupflastern- alle am Leben.

  • Zitat

    Original von Charlie


    Es gibt auch einfach Sachen, die ich besser schreiben kann als andere. Ich mag mich lieber, wenn ich Krieg, Sport und Maenner in der Kneipe als wenn ich Liebe schreibe (ausser bei Hatti und Ararat). Da fehlt mir einfach was.
    Meine eigene Lieblingsszene, die mit den Zetteln an den Truemmerwaenden, hat auch niemand erwaehnt, wie es mir ja oft geht, was wohl bedeutet, dass die so doll nicht gelungen ist. Schau ich mir nochmal an.


    Ich sollte vielleicht doch mal den inneren Schweinehund überwinden und mir beim Lesen in Leserunden Notizen machen. :lache
    Dann hätte ich Szene auch ohne "Denkanstoß" sicherlich erwähnt, hat mich sehr berührt und habe ich auch noch nicht hundertmal im Fernsehen gesehen, kann natürlich auch daran liegen, dass ich kaum fernsehe.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ich sollte vielleicht doch mal den inneren Schweinehund überwinden und mir beim Lesen in Leserunden Notizen machen. :lache
    Dann hätte ich Szene auch ohne "Denkanstoß" sicherlich erwähnt, hat mich sehr berührt und habe ich auch noch nicht hundertmal im Fernsehen gesehen, kann natürlich auch daran liegen, dass ich kaum fernsehe.


    :write Geht mir auch so. Diese Szene IST total schön, Charlie! Aber, wenn man das alles so in einem Rutsch liest, vergisst man leider, manche Kleinigkeiten (die doch eigentlich so große Momente für die Protagonistin sind) zu erwähnen.
    Außerdem bin ich, ehrlich gesagt, nicht so ein Freund davon, in den LR-Abschnitten wirklich alles Gelesene zu erwähnen. In Deinem Fall Charlie müsste ich dann nämlich das komplette Buch zitieren, so sehr hat es mich berührt. :-)
    Dieses Buch ist so intensiv, da kann ich vieles einfach nicht gleich in Worte fassen. Das ist der Grund, warum ich noch keine Rezi geschrieben habe. Die kommt noch, aber ich brauch' noch etwas Abstand zum Buch.


    Edit: Was die Sprache anbelangt, die fand ich für einen Schmöker wie diesen genau richtig. Es stimmt, Albi war bzw. ist mitunter sehr flapsig in ihrer Ausdrucksweise. ABER, sie ist ein typisches (und verwöhntes) Großstandkind und dazu ein junges selbstbewusstes Mädchen! Dazu passt genau diese Art.

    Outside our small safe place flies mystery. (A.S.Byatt)
    :lesend


    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von christabel ()

  • Danke, dass Du Dich nochmal gemeldet hast, christabel!
    Des war keinesfalls als Aufforderung gemeint: Bitte ueber jedem Furz, den Charlie gelassen hat ein Kreuz schlagen und hier im Thread mit rollenden Augen erwaehnen!
    Nur mache ich fuer mich natuerlich auch einen Abgleich: Was wird erwaehnt, was wird nicht erwaehnt welche Bombe hat eingeschlagen, welche ist verpufft? Die Leserunden hier sind viel zu wertvoll fuer mich, um das nicht zu machen, so viele richtig belesene Leute, die sich aufs Buch einlassen bereitwillig Auskunft geben, bekomme ich so schnell nicht wieder. Im Moment mache ich das vermutlich mehr denn je, weil ich mein fuer mich wichtigstes Buch schreibe, in den Endspurt, also die finale Fassung gehe und da hier noch enorm viel mitnehmen kann. Zumal der Roman in derselben Zeit spielt und an ein verwandtes Thema ruehrt. (Hier geht es um Sport, in meinem Roman Ararat geht es um Kunst. Die Frage ist aber sehr aehnlich: Was macht man, wenn man einen Traum und ein Talent hat in seinem einen einzigen Leben - aber die falsche Epoche dafuer erwischt und die Wahl hat, so ein Talent verfallen oder missbrauchen zu lassen.) Deshalb hake ich eben hier und da auch nochmal nach. Aber damit will ich nicht euch beeinflussen, sondern mich vergewissern!


    Zur Sprache:
    Nein, die Figurensprache meine ich nicht. Die finde ich, um ehrlich zu sein, schon angemessen. Ich finde den Erzaehlton im Fliesstext ab und an nicht originell, nicht couragiert, nicht scharf, nicht doppelboedig genug (ich wollt ja eigentlich keinen Schmoeker schreiben - jedenfalls nicht nur. Und ganz bestimmt moecht' ich jetzt gerade nicht nur einen Schmoeker schreiben.). Ich denke, das ist ein bisschen eine Ueberreaktion von mir, weil ich meine schwerbluetige, ueberladene, manieristisch-sperrige Erzaehlsprache irgendwann einfach nicht mehr ertragen habe. Das ist jetzt ein bisschen das andere Extrem - in der Mitte wird ein Schuh draus. Vor zwei Jahren haette ich noch gesagt: Ist jetzt zu spaet, wird nix mehr, und dann nehme ich tausendmal lieber die Sprache in diesem Buch als die alte. Aber im Moment bin ich ganz optimistisch und denke: Na komm, Alte. Ein bisschen nach der Decke kriegst du dich noch gestreckt.


    Auf deine Rezension freue ich mich sehr!
    Die, die du meiner Hatti geschrieben hast, liegt ausgedruckt in meinem Fuer-boese-Tage-Ordner.
    Mach dir damit aber bitte keinen Stress.
    Ich freu mich, dass ihr hier mitgelesen und mir eure vielfaeltigen, aufschlussreichen Eindruecke geschenkt habt. Wer eine Rezension schreiben moechte, bei dem bedanke ich mich sehr herzlich, das ist eine tolle Sache (auch wenn sie negativ ausfaellt - solange sie sich interessant liest und etwas zum Buch aussagt, tut sie dem Buch und mir gut) - aber es soll bitte keine Verpflichtung sein.
    Ihr habt euch hier ja schon sehr reingehaengt, was sehr hilfreich fuer mich war und ist!


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Zwergin
    und habe ich auch noch nicht hundertmal im Fernsehen gesehen, kann natürlich auch daran liegen, dass ich kaum fernsehe.


    Ich hatte die halt auch noch nie gesehen, weil ich auch nicht so das Fernseh-Talent bin. (Dafuer hat meine Familie aber ihren Spass mit mir, weil ich irgendwie, sobald der Fernseher an ist, zwanghaft einschlafe. Ich finde Fernsehen extrem anstrengend, ehrlich).
    Aber ich hatte eine ganz grosse Sammlung von Zitaten aus diesen Zetteln und bin darueber wirklich fast ausgeflippt, weil ich die so toll fand. Ich haette da noch hundert Zettel zitieren koennen.

  • Ich kenne die auch aus der Familiengeschichte. Meine Mutter ist im Ruhrgebiet aufgewachsen und war 1945 schon 23 Jahre alt, da sah es genauso aus. Straßen waren nicht mehr zu erkennen, Häuser oft nur noch ausgebrannte Fassaden und in Kellern unter diesen Fassaden- oder sollte man besser Löchern sagen?- da hausten die Überlebenden.

  • Nur nebenbei:
    Das ist etwas, das ich - wenn ich das irgendwie finanzieren koennte - gern machen wuerde:
    Die vielen Geschichten sammeln und aufschreiben, die mir Leser aus Familie und Freundeskreis erzaehlen, die das Buch gelesen haben.

  • Ich musste doch unbedingt gestern noch das Buch beenden, auf Kosten vom Abendessen habe ich es noch vor meinem Termin hinbekommen.


    Ich bin zufrieden mit dem Ende des Buches. Natürlich hätte ich gern noch weitergelesen und erfahren:
    - Wie verläuft der 10.000 Meter Lauf für Jennifer?
    - Albis „Onkel“ sagt, er wolle mit der Tante künftig in England leben. Bleibt Albis Vater etwa nach Kriegsende zurück in Berlin oder geht er mit der Familie nach England? Reist er vielleicht hinterher um in der Nähe der einzigen Tochter zu sein, nachdem klar ist, dass Albi in England bleibt?
    - James und Fritz gewinnen beide Medaillen im Bogenschießen bei den Mandeville-Games. Ich meine, beide goldene, d.h. es wurde damals schon in Schadensklassen unterteilt, wobei doch beide im Rollstuhl sitzen?


    Wie schön, dass Hanne-Lore, ihr Vater und auch andere Insulaner Albi auf ihrer Insel untertauchen lassen und auch ihr Fluchtplan gelingt. Albi reift im Roman von der kecken Göre, über die bewunderte Sportlerin zur reifen Frau, die immer wieder mehr Verantwortung zu übernehmen verspürt..


    Auch wenn James mit 50 stirbt und Albi seine Lebenszeit allein noch verbringt, werden sie bestimmt noch wertschätzende Jahre gemeinsam gehabt haben mit einer tollen Aufgabe. Bei Personen dieser Jahrgänge, die nahezu ein Jahrhundert leben, finde ich ohnehin bemerkenswert, was diese alles miterlebt haben.


    Ich hatte verstanden, dass Albi zwei Töchter hatte, Jennifers Großmutter, die früh an Krebs verstarb und dann wurde noch ein Vorname genannt. Habe ich da etwas falsch gedeutet/ mir gemerkt? „Kalli“ wurde dann also bei dem einen Wiedersehen zwischen Hannes und Albi gezeugt, na ja, das hätte ich jetzt nicht für meinen Geschmack in der Geschichte benötigt.


    Hannes ist also Fritzes Vater, welch ein persönliches Drama spielt sich ab, dass ihn zu Albis Schwester treibt, aus diesem einmaligen Beischlaf ein Kind entsteht, was er „großherzig“ mit Albi in seinem Potsdamer Haus nach der Ehe aufnimmt und für die Familie sorgt. War er womöglich blind zu erkennen, dass der kluge Fritz sein Sohn ist, entstanden aus dem Rachesex? Ist Hannes bewusst, was im Sanatorium passiert oder will er es einfach nicht wissen?


    James wird all die Jahre zu Unrecht verdächtigt, steht Albi so oft in ihrem Leben zur Seite und hält das grüne Tuch ihrer Schwester Guste in Ehren. Trägt dieses übrigens Albi mit den Medaillen um den Hals, als ihre Urenkelin sie in Mandeville besucht?


    Sehr gut hat mir das eine Kapitel gefallen (mein Buch liegt zuhause) in dem Albi als innerer Monolog ihre Gefühle zu James so wunderbar beschreibt und analysiert. Das ist ein schöner Abschnitt!


    Ich finde gut, dass Gisels Zyankali-Suizid nur angedeutet wird, man kann zwar davon ausgehen, dass er diesen Schritt macht, doch endet Charlies Erzählung von der Familie mit dem vermutlich letzten Kaffeetrinken der Eheleute. Im ersten Abschnitt des Buches gefiel mir Gisel, ich hatte Sympathien für ihn und seine Viola, leider lässt er sich von dem System so einspannen und auch vor den Karren spannen, dass man mal wieder wirklich froh ist, in der jetzigen Zeit zu leben.


    Für meinen Geschmack hätte ich auch gern noch mehr über sportliche Wettkämpfe gelesen, doch Charlie hat ja schon erklärt, dass sie 100 Seiten damit gefüllt hatte, die dann rausgekürzt wurden.


    Ich habe übrigens aufgrund des Buches mit meinem Vater über die Berliner Jahre seiner Eltern gesprochen. Sie lebten von 1935 – 1937 in Berlin und ich habe so auch erfahren, dass diese gewerkschaftlich organisiert waren und durchaus auch eine Meinung geäußert haben, die auch zu ihrer Festnahme immer mal wieder führte. Ich muss unbedingt auch mal wieder deren Briefe lesen, die sie sich während des Krieges und der späteren Flucht geschrieben haben, sowie ihr Wiedertreffen.



    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich danke Charlie und uns allen für den lebendigen Austausch. Es ist so schön ein Buch dieser Art gemeinsam zu lesen und zu besprechen.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ich sollte vielleicht doch mal den inneren Schweinehund überwinden und mir beim Lesen in Leserunden Notizen machen. :lache
    Dann hätte ich Szene auch ohne "Denkanstoß" sicherlich erwähnt, hat mich sehr berührt und habe ich auch noch nicht hundertmal im Fernsehen gesehen, kann natürlich auch daran liegen, dass ich kaum fernsehe.


    Auch wenn ich es schon im TV gesehn habe, um manche Filme kommt man nicht herum, war diese Szene keineswegs überflüssig oder wurde überlesen. nein, denn es hat ja dazu gehört und für Albi war es sozusagen die erste Anlaufstelle um ihre Familie zu finden, wie für viel andere auch. Es gehört also auf jeden Fall ins Buch um die Rückkehr nach Berlin authentisch rüberzubringen.
    Mir gehts da wie Dir Zwergin, ich mache mir auch meistens keine Notizen, denn die meisten guten Gedanken zu den Büchern hab ich nachts, wenn ich mal wach bin. Und früh bekomme ich die nicht mehr zusammen. :rolleyes :-(