Klappentext:
Ich ziehe mich in den Heizungskeller zurück, um Milchflaschen gegen die Wand zu deppern. Und mit jeder zerstörten Flasche, aus der die Flüssigkeit in die Freiheit entlassen wird, wird auch meine Wut in die Freiheit entlassen und darf sich ergießen über diese verkackte Welt.
Ich heiße Maja und ich hasse Bienen.
Ich knote eine Art Tragetuch um mich und den Raben. Mit dem schlaffen Körper vor der Brust fahre ich weiter. Wenn die Ampel jetzt auf Grün springt, dann heißt das: Alles wird gut, der Rabe überlebt. Und tatsächlich verpieselt sich das rote Licht in dem Augenblick, als ich die Kreuzung überqueren muss. Ich wusste es!
Ich heiße Klebe und ich liebe Raben.
Meine Meinung:
Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch zum einen durch den ungewöhnlichen Titel, der definitiv neugierig macht, und durch das Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium, das die Autorin für dieses Buch erhalten hat.
Der Titel ist eigentlich ziemlich schnell erklärt, wenn man sich ein bisschen mit den beiden Hauptfiguren beschäftigt:
Maja ist die perfekte Schülerin und Tochter, immer leise, immer brav und fleißig. Allerdings würde sie gerne mal ausbrechen, mal anders sein, um herauszufinden, wer sie eigentlich wirklich ist.
"Maja, das kluge Tierchen, das sich gern häuten würde. Oder mausern. Die Haare aus- und das Gesicht herunterreißen und zeigen, was für eine Fratze dahinter zu sehen ist. Das Problem ist nur: Ich habe keine Ahnung, wie die Fratze aussieht. Ich kenne mich nicht." (S. 6)
Und dann ist da noch Klebe, der unheimlich intelligent ist, seinen Lehrern aber mit abstrusen Fragen auf den Geist geht und eigentlich nichts von Maja, der Streberin, hält. Sein Ziel ist es, eine Formel zu finden, die einen durch das Leben lotsen kann. Er beschäftigt sich viel mit Zahlen und Buchstaben. Nach seiner Theorie steht der Rabe ebenso wie er selbst für die Acht.
Nachdem Klebe Maja an einem Nachmittag im Schulkeller dabei erwischt hat, wie sie volle Milchflaschen an die Wand wirft, kommen die beiden sich näher. Mit Klebe hat Maja das Gefühl, ein Stückchen mehr ausbrechen zu können, nicht immer nur lieb und angepasst zu sein. Die beiden verbringen viel Zeit zusammen und schmieden ein Plan - einen gefährlichen Plan...
Was mich an diesem Buch wirklich überzeugt hat, sind die Charaktere. Ich finde sie ziemlich authentisch und trotz der Extreme irgendwie glaubhaft. Auch ihr Zusammenspiel und die Entwicklung, die die beiden nehmen, während sie Zeit miteinander verbringen, fand ich absolut logisch.
Die Handlung an sich hat mich irgendwann allerdings etwas gestört. Ich fand sie zu übertrieben und nicht mehr nachvollziehbar. Insbesondere der Schluss war mir zu abgehoben. Schade, denn das hat meinen Gesamteindruck doch etwas getrübt.
Ich kann durchaus nachvollziehen, warum Frau Antelmann für "Der Rabe ist Acht" das Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium erhalten hat. Die grundsätzliche Idee und die Charaktere sind absolut gelungen. Das Buch ist sprachlich interessant und stellenweise recht literarisch. Mir persönlich hat leider die Entwicklung der Handlung nicht gefallen, weil ich sie nicht mehr nachvollziehen konnte. Das Ende der Geschichte gefiel mir gar nicht, weswegen es von mir insgesamt nur 6 von 10 Sternen gibt.