Hab ich selbst gemacht: 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte von Susanne Klingner

  • Selbermachen ist ein Thema, das mich fesselt. Ich verfolge diverse DIY-Blogs und mache gern viel selbst. Egal ob es dabei um Kochen und Backen geht oder auch um Nähen, Häkeln oder Stricken. Und mit einem kleinen Garten hinterm Haus, gehört natürlich auch gärtnern mit dazu.
    So hat mich Susanne Klingners Selbstversuch "365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte" direkt angelacht.


    Durch die chronologischen Berichte über einzelne Tage, wirkt es wie ein Buch zum Blog, allerdings steht nirgends, dass es einen entsprechenden Blog gibt.


    Die Autorin beschreibt ihren Start in ihr Selber-Mach-Jahr mitreißend, auch wenn ich ein bißchen überrascht bin, wie wenig sie zuvor selbst gemacht hat. Ebenso wie ich etwas unstimmig fand, dass sie einerseits sehr Öko-bewusst ist und Brot bei der Hofpfisterei kauft und dann aber Billig-Shirts einer Billig-Modekette trägt.


    Wir begleiten die Autorin sehr oft beim Brot backen und es war mir ein echtes Rätsel, wie man 4 Monate lang ein mittelmäßiges Brot immer wieder backen kann, ohne den Willen, das Brot zu verbessern. Sollte ja kein Problem sein, mal andere Rezepte zu testen oder mal Ursachenforschung zu betreiben. Aber auf die Idee kommt sie erst nach dieser endlosen Zeitspanne.
    Das Thema Brot ging mir beim Lesen wirklich auf die Nerven, die Nähversuche fand ich da interessanter. Da hätte ich gern Bilder gesehen, besonders von dem Cocktailkleid. Und bei der selbstgenähten Damenbinden hätte ich gern mehr über den wirklichen Einsatz erfahren.


    Ansonsten ging es noch um Gärtnern und ums Seifensieden. Ein kleines bißchen Heimwerken mit Holz- und Streicharbeiten. Und um Käse und Zahnpasta.
    Beim Thema Garten wird gefühlte 127 Mal das Buch "Alys im Gartenland" erwähnt, was ich beim ersten Mal noch ganz amüsant fand, weil ich das Buch seit Jahren auf meiner Wunschliste stehen habe, aber auf die Dauer war es eher anstrengend. Aber die selbstgezogenen Kartoffeln will ich evtl. auch mal ausprobieren.


    Absolute Garnienicht-Selbermacher erfahren im Buch vielleicht den ein oder anderen Tipp. Ich habe zwischendurch eher den Kopf geschüttelt über so viel Unwissenheit. Gleichzeitig habe ich den angepriesenen Humor vermisst, sonderlich kurzweilig oder amüsant fand ich die Lektüre nicht.


    Von mir bekommt das Buch 6 Punkte.

  • Mich konnte das Buch weitaus mehr begeistern. Gleich nach dem Auspacken habe ich sofort darin geblättert und mich mal hier und mal da festgelesen. Mittlerweile habe ich es zwar ganz klassisch von vorn nach hinten gelesen, doch es blieb für mich trotzdem ein Buch, dass ich sehr gerne nur für ein paar Minuten Lesegenuss zwischendurch in die Hand genommen habe. Durch die kurzen, fast immer abgeschlossenen Kapitel kann man perfekt ein, zwei oder drei davon lesen und es dann auch getrost wieder weglegen. Schließlich erzählt die Autorin zwar ihre Erlebnisse während eines Kalenderjahrs, aber wie in einer Kolumne oder einem Blog bauen die meist nicht direkt aufeinander auf. Es ist mehr ein Tagebuch als ein Roman.


    Ganz wichtig: es ist ein Erfahrungsbericht, kein Anleitungsbuch. Buchbeschreibung, Cover und Titel sind da nicht eindeutig und auch ich wusste das erst nach dem Blick ins Buch. Wer Anleitungen sucht, der wird enttäuscht sein! Klar, es gibt das ein oder andere Rezept, auch so manche Skizze von Genähtem oder Gebastelten, aber ein klassisches Do-it-yourself-Werk ist es trotzdem nicht. Sondern die Erfahrungen einer jungen Stadtfrau, die sich vorgenommen hat, ein Jahr möglichst viel selbst zu machen.


    Dabei kommt sie auf naheliegendes wie Backen oder Gärtnern, aber auch auf ganz Außergewöhnliches wie Schuhe herstellen oder Damenbinden nähen. Diese große Abwechslung macht das Buch interessant. Dazu kommt der sehr lockere und meiner Meinung nach ehrliche und unverblümte Schreibstil, der die Berichte sehr leicht lesen lässt. Am besten finde ich aber die tolle Mischung: aus gelungenen Projekten und Misserfolgen, aus eigenem Erleben, aber auch immer wieder mit Berichten über besuchte „Experten“, aus eigenen Gedanken und Philosophieren über das Selbermachen und den Austausch mit anderen „Selbermach-Frauen“. Das Buch motiviert, selber (wieder einmal) etwas „selbst“ zu machen und dabei auch neue Ideen anzupacken. Hilfreich ist dabei die Link- und Tippsammlung für weitere Infos am Ende des Buches (wobei mancher Link schon wieder veraltet ist).


    Fazit: Eine gelungene Mischung zu einem Jahr Erfahrung rund ums Selbermachen. Die Blog-ähnlichen Beiträge lesen sich amüsant und leicht – ein perfektes Buch zum Zwischendurch-Lesen. Mir hats sehr gut gefallen und so gibt es 9 Punkte.


    Zitat

    Original von chiclana
    Wir begleiten die Autorin sehr oft beim Brot backen und es war mir ein echtes Rätsel, wie man 4 Monate lang ein mittelmäßiges Brot immer wieder backen kann, ohne den Willen, das Brot zu verbessern. Sollte ja kein Problem sein, mal andere Rezepte zu testen oder mal Ursachenforschung zu betreiben. Aber auf die Idee kommt sie erst nach dieser endlosen Zeitspanne.


    Das Thema Brot ging mir beim Lesen wirklich auf die Nerven, die Nähversuche fand ich da interessanter. Da hätte ich gern Bilder gesehen, besonders von dem Cocktailkleid. Und bei der selbstgenähten Damenbinden hätte ich gern mehr über den wirklichen Einsatz erfahren.


    Thema Brot: Ich habe es so verstanden, dass sie zwar unterschiedliche Brotsorten bäckt, aber nicht so ganz zufrieden ist damit. Vor allem nicht mit der langen Gehzeit und sich dann sehr dankbar auf das neue Brot stürzt, das hier Abhilfe schafft. Bei den Damenbinden gebe ich dir recht - da hätte mich der praktische Einsatz auch sehr interessiert!

    „Wer nur Menschen um sich herum haben will, die einem in allen gleichen, lebt bald schon in einer verdammt kleinen Welt.“ Nicole Wellemin, Das Echo der Moore, Piper 2025

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Thema Brot: Ich habe es so verstanden, dass sie zwar unterschiedliche Brotsorten bäckt, aber nicht so ganz zufrieden ist damit. Vor allem nicht mit der langen Gehzeit und sich dann sehr dankbar auf das neue Brot stürzt, das hier Abhilfe schafft.


    Ah, ok... mag auch sein. :lache Vielleicht sollte sich die Dame mal das Hefteteig-Backbuch aus unserer Leserunde letztes Jahr zulegen, da waren lauter leckere und gelingsichere Brote drin.. :grin

  • Da hast du recht! Vielleicht hat sie hier über ihre Vorliebe für amerikanische Bücher vergessen, dass das Gute manchmal so nah liegt. :grin Aber gerade beim Brotbacken hab ich mir öfters gedacht: Mädel, warum machst du dir das Leben so schwer? Kauf dir eine gute Küchenmaschine und Brot backen ist echt einfach.

    „Wer nur Menschen um sich herum haben will, die einem in allen gleichen, lebt bald schon in einer verdammt kleinen Welt.“ Nicole Wellemin, Das Echo der Moore, Piper 2025

  • Meine Meinung zu diesem Buch:


    Die Erwartungen, die ich aufgrund der Leseprobe hatte, haben sich im Buch bestätigt. Wer hier jedoch erwartet, dass er eine Art Bastelbuch oder Anleitungen zu den 66 Projekten, die vorne auf dem Cover angesprochen werden, findet, der wird enttäuscht. Damit sollte man nicht rechnen. Ich habe auch nicht damit gerechnet.


    Es ist ein Selbstversuch der Autorin in einem Jahr, so viel wie möglich selbst herzustellen. Sie wollte wissen, warum der Hype des Do-it-yourselfs bzw. dieser Trend des Selbermachens so wichtig geworden ist in unserer Gesellschaft. Vor 100 Jahren waren alle froh, dass es endlich mehr und mehr Maschinen gab und entwickelt wurden, damit die Menschen nicht mehr so schwer körperlich arbeiten müssen. Es gibt fast nichts, was man nicht fertig kaufen könnte heutzutage. Mir hat das Buch sehr gefallen, zumal Susanne Klingner nicht nur Projekte in Angriff nimmt, die super laufen. Es werden auch Fehlversuche geschildert. Ein paar Rezepte und Anleitungen findet man allerdings in dem Buch und auch im hinteren Teil des Buches finden sich jede Menge Verweise auf andere Sachbücher, Links zu Blogs und interessanten Websites im Netz. Ich habe auf jeden Fall jetzt schon beschlossen, den erwähnten Quarkstollen auszuprobieren.


    Wer gerne Sachen selber macht, wird sich auch an der ein oder anderen Stelle in dem Buch selbst wiederfinden. Bei einigen Dingen musste ich daher sehr schmunzeln, da ich die gleichen oder sehr ähnliche Erfahrungen gemacht habe. Das Buch motiviert, so einen Versuch ein Jahr lang mal so viel wie möglich selbst herzustellen durchzuführen.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Ich habe dieses Buch vor etwa 2 Jahren gelesen und mich dabei ziemlich amüsiert.


    Erstaunt hatte mich, wie wenig DIY-Erfahrungen die Autorin vor ihrem Selbstversuch gesammelt hatte. Ich halte mich selbst nicht für ein Selbstmach-Genie, aber ein paar Sachen sind für mich selbstverständlich - z. B. dass man mit einer Nähmaschine umgehen kann etc. Aber ich stamme auch noch aus einer anderen Generation, vielleicht liegt's daran.


    Sehr genau kann ich mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern, aber zwei Rezepte habe ich behalten und schon diverse Male nachgebacken:

    das Topfbrot und der Quarkstollen - der ist wirklich DER HAMMER, und bald ist wieder Weihnachten ... :P