Die geheimen Worte - Rebecca Martin

  • Taschenbuch: 432 Seiten
    Verlag: Diana Verlag (9. März 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3453357558
    ISBN-13: 978-3453357556


    Inhaltsangabe:


    Bad Kreuznach 1850: In der aufstrebenden Kurstadt verlieben sich die Schwestern Anne und Sophie in den englischen Gast James Bennett. Es ist für beide der Beginn einer heimlichen Leidenschaft: Anne ist verheiratet und Mutter einer kleinen Tochter, während die viel jüngere Sophie sich nicht traut, dem überaus charmanten jungen Mann ihre Gefühle zu offenbaren. Die Katastrophe ist unausweichlich, als James beide Schwestern zurückweist. Erst zwei Generationen später kommt ans Licht, was damals geschah …


    Autoreninfo:


    Rebecca Martin studierte Englisch und Deutsch in Frankfurt am Main und in Dublin, Irland. Ihre Leidenschaft gehört dem Reisen, der Geschichte und ihren Geschichten. Ihr Roman "Die verlorene Geschichte" gelangte sofort nach Erscheinen auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, gefolgt von ihrem zweiten Roman "Der entschwundene Sommer". Die Autorin lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf im Nahetal.


    Meine Meinung:


    Titel: Das Leben der Frauen unter Standesdünkeln


    Ich habe zwar schon viel Gutes über die Bücher von Rebecca Martin gehört, aber noch nie selbst gelesen, daher wurde es jetzt langsam mal Zeit.


    Die Autorin stellt uns in ihrem dritten Roman mehrere Frauenschicksale vor. Zum Einen bewegen wir uns in Bad Kreuznach um 1850 und begleiten dort die Schwestern Sophie und Anne. Die Beiden verlieben sich in denselben Mann, den charismatischen James Barrett. Ob das gut gehen kann? Zum Anderen wandeln wir durch Frankfurt in den goldenen Zwanzigern zusammen mit Marlene. Sie ist Tochter aus gutem Hause und soll ihren gut situierten Jugendfreund Albert ehelichen. Doch dann trifft sie den gutaussehenden Künstler Adrian und sie weiß nicht, ob sie den Wünschen ihrer Eltern Folge leisten kann.


    Die Handlungsstränge wechseln sich ab, so dass wir nach und nach über die jeweiligen Damen etwas erfahren, wobei mir der Part um Marlene um einiges besser gefallen hat.


    Die Ereignisse um die Schwestern sind durchaus spannend und man erfährt viel über sie und ihre Gefühlswelt. Allerdings war der Part in Bad Kreuznach auch des Öfteren etwas langatmig, der ein oder andere Spaziergang weniger wäre auch ok gewesen. Schade fand ich, dass der Charakter des James Barrett sehr blass blieb. Von ihm konnte ich mir nicht wirklich eine Meinung bilden. Das Gleichgewicht zwischen den Charakteren hätte hier besser ausgearbeitet sein können.


    Anders sieht es da bei dem Part um Marlene aus, der mich wirklich fesseln konnte. Vor allem merkte man hier genau wie Marlene sich im Verlauf der Handlung immer weiter entwickelt.


    Der Autorin gelingt es in jedem Fall die damalige Zeit dem Leser bildlich vor Augen zu führen.


    Fazit: Eine unterhaltsame Familiensaga, die ich gern gelesen habe und daher auch weiterempfehle.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Frankfurt am Main im Mai 1923. Marlene gerät während eines Sonntagsausflugs mit ihrer Familie in ein Gewitter. Sie schützt sich in einer Höhle im Wald und trifft dort auf den Maler Adrian, der ebenfalls vor dem Unwetter flieht. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, sodass Adrian Marlene zu seiner Ausstellung einlädt. Alles könnte so schön sein, wenn nicht gerade die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Verlobung mit dem wohlhabenden Albert getroffen würden. Marlene muss sich zwischen einem gesicherten Leben in einer arrangierten Ehe und ihrer Zuneigung zu einem Künstler entscheiden.


    Kreuznach im Mai 1855. Die Schwestern Anne und Sophie sehen als Töchter des Arztes einem sorgenfreien Leben entgegen. Anne ist bereits verheiratet und kümmert sich um ihre sechsjährige Tochter Ada. Sophie wohnt noch zu Hause und hofft noch auf eine gute Partie. Als sie den Engländer James Bennett kennenlernen, der in dem Kurort sein Leiden kuriert, verlieben sich beide in ihn. Anne ist sich bewusst, dass sie schon allein wegen ihrer Ehe diese Gefühle nicht zulassen darf. Sophie hofft im Stillen, dass James ihr Avancen macht. Doch dieser hat ebenfalls ein Geheimnis und weist beide zurück.


    Die unter dem Pseudonym Rebecca Martin schreibende Autorin versetzt ihre Leser wieder einmal in zwei verschiedene Zeitebenen, die lediglich über mehrere Generationen miteinander verbunden sind. Beide Zeiten haben ihre eigenen Merkmale genau wie die Menschen, die in ihr leben. 1855 fing der Umbruch in Deutschland gerade erst an. Die Gesellschaft folgte strengen ethischen Richtlinien. Eine Ehefrau und Mutter, die sich mit einem ausländischen Kurgast einließe, wäre ein lebenslanger Skandal gewesen. Ebenso konnte sich Sophie nicht ohne Anstandsdame mit James zeigen, ohne dass sie in Verruf geraten wäre. Auf das Geheimnis von James stand auch 50 Jahre später noch ein mehrjähriger Aufenthalt im Zuchthaus. So wagen sich alle drei Beteiligten auf eine Gratwanderung, die sie mit ihrem Gewissen vereinbaren müssen.


    1923 hingegen lockerten sich die Regeln nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs. Es wurde Neues ausprobiert und viele lösten sich von den alten Konventionen. So auch Marlene, die zwar durch den Vater in eine Ehe gedrängt werden soll, die sie nicht erfüllen würde, aber eben auch gesellschaftliche Sicherheit böte. Seinerzeit erreichte man die Volljährigkeit erst im Alter von 21 Jahren, sodass sie selbst wenig Einfluss auf ihr Leben nehmen konnte. Auch Marlene muss sich zwischen den Möglichkeiten entscheiden. Ihre Mutter erkennt das und überlässt ihr das Buch mit den geheimen Worten ihrer Vorfahrin. Damit schließt sich der Kreis der Familiengeschichte und rundet das Buch ab.


    Die Autorin versteht es, die vergangenen Zeiten näher zu bringen. Ihr inzwischen drittes Buch stellt die Situation der Frauen in der Vergangenheit dar und verdeutlicht, wie schwer es damals war, eigene Bedürfnisse und Träume zu verwirklichen. Diejenigen, die ihre Wünsche erkannt haben, sie aber denen des Vaters unterordnen mussten, lebten in ständiger Angst vor Entdeckung und Verstoß. Anna, Sophie und James sind bildhafte Beispiele für diese Situation. Das Umdenken in dieser Zeit ist für heutige Leser manchmal schwer nachzuvollziehen. Es lohnt sich aber, sich diese Reserviertheit ins Gedächtnis zu rufen, um dieses Buch mit den zum Teil recht spröden Figuren genießen zu können. (9 von 10 Punkten)

  • Ich habe dieses Buch auch gelesen und war Total begeistert. Ich kenne diese Ecke sehr gut wo die Geschichte spielt und sie hat die Orte und die Landschaft sehr schön Bildhaft beshrieben.



    Die Autorin Rebecca Martin, schafft es einem in die jeweilige Jahrhunderte zurück zu versetzen. Man bekommt Einblicke ins Bad-Kreuznach 1840 und um 1920 in Frankfurt, lernt die Gesellschaftlichen Ansichten und Spielregeln kennen. Ihre Protagonisten und die Umgebung kommen sehr real und Bildhaft herüber. Auch sind die einzelnen Charaktere ihrer Personen sehr klar und Präzise beschrieben, so das man sich sehr gut in ihre Gefühle und Emotionen hinein versetzen kann. Ihr Schreibstil ist Klar, Flüssig und mitreißend. Sie versteht es immer wieder die Leser in ihren Bann zu ziehen....


    " Ein mitreißendes Drama und ein großes Lesevergnügen "

  • Ich musste feststellen, dass die Richtung "Familiengeheimnis" nicht so ganz mein Genre ist.


    Zitat

    Original von Büchersally
    Die Autorin versteht es, die vergangenen Zeiten näher zu bringen. Ihr inzwischen drittes Buch stellt die Situation der Frauen in der Vergangenheit dar und verdeutlicht, wie schwer es damals war, eigene Bedürfnisse und Träume zu verwirklichen. Diejenigen, die ihre Wünsche erkannt haben, sie aber denen des Vaters unterordnen mussten, lebten in ständiger Angst vor Entdeckung und Verstoß. Anna, Sophie und James sind bildhafte Beispiele für diese Situation. Das Umdenken in dieser Zeit ist für heutige Leser manchmal schwer nachzuvollziehen. Es lohnt sich aber, sich diese Reserviertheit ins Gedächtnis zu rufen, um dieses Buch mit den zum Teil recht spröden Figuren genießen zu können.


    Ja, das ist hervorragend auf den Punkt gebracht.
    Den historischen Kontext hat Rebecca Martin bestens eingefangen. Für Marlene gab es in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bereits eher Möglichkeiten, die Entscheidung für ihr Leben in eigene Hände zu nehmen. Und sie war mutig genug, auf diesem nicht leichten Weg voranzugehen. In diesem Teil der Handlung war mehr Tempo und ein für mich spannenderer zeitgeschichtlicher Hintergrund.


    Die Ménage-à-trois mit Anne, Sophie und ihrem Engländer fand ich ein bisschen sehr in die Länge gezogen. Ihre inneren Nöte und die Enge der viktorianischen Vorstellungswelt, dazu noch in einer reichlich provinziellen Gegend, wurden wirklich gut dargestellt, aber mir fehlt da ein bisschen das Einfühlungsvermögen. Immer wieder hat mich das "Getue" ungeduldig gemacht ;-).


    Und ja, spröde Figuren kann die Autorin! So richtig nah komme ich denen nie, aber ich finde sie immer großartig :-).