'Berlin Feuerland' - Seiten 001 - 072 (Kap. 01 - 06)

  • Mir ist der Einstieg in das Buch gut gelungen und es ist eine wahre Wohltat, nach einem nur mittelmäßigen historischen Roman (damit meine ich "Die Täuferin" von Jeremiah Pearson) in eine von Titus Müller erzählte Geschichte einzutauchen. :anbet


    Die Industrialisierung in Deutschland ist mir aus dem Geschichtsunterricht nur rudimentär bekannt, denke aber, dass die geschilderten Lebensumstände mit all ihrem Elend die damalige Situation gut widerspiegeln.


    Hannes ist eine starke Persönlichkeit und weiß sich zu helfen. Er ist nicht auf den Kopf gefallen, sondern durchschaut Zusammenhänge schnell. Es ist imponierend, wie gut er improvisieren und dies zu seinem Vorteil nutzen kann.
    Bei Kutte musste ich auch sofort an "Als wie unsterblich" waren denken. ;-) Das ist aber nicht weiter schlimm.


    Alice ist eine "Tocher aus gutem Hause", die jedoch stark mit der Arbeiterklasse sympathisiert, was sich schon in ihrer Lektüre zeigt. Sie ist einerseits in ihrem Denken naiv, wenn sie glaubt, die Armut in den Wohnhäusern lindern zu können - andererseits erkennt sie das Elend in seinem ganzen Ausmaß, während ihre Freundinnen den Ausflug nur als Abenteuer betrachten und die Einblicke schon bald danach vergessen haben. Alice ist in Konventionen eingezwängt, aus denen sie sicher ausbrechen will. An Victors Seite hätte sie keine Zukunft, da würde sie verkümmern und eingehen wie eine Primel. Victor selbst ist mir unsympathisch und auch Alices Bruder kann ihn nicht leiden (und das wird sicher nicht nur daran liegen, dass es sich um seinen Vorgesetzten handelt).


    Zum Cover, das hier schon viel Erwähnung gefunden hat: Ich finde es sehr ansprechend und es transportiert für mich genau die Stimmung, die ich in diesem Roman erwarte: Nüchtern, nicht verschönernd, aufwühlend. Mir gefällt's.

  • Ich konnte heute auch endlich mit dem Buch starten und da meine Jungs brav im Garten gespielt haben gleich den ersten Abschnitt beenden.


    Die Geschichte hat mich gleich von der ersten Seite an gepackt, sehr eindrucksvoll die Schilderungen der schier unvorstellbaren Lebensverhältnisse in den Armenvierteln.


    Bei Kutte musste ich auch direkt an Charlies "Als wir unsterblich waren" denken, stört mich aber nicht weiter, es ist nunmal ein üblicher Berliner Name.


    Dass der Spitzel Nepomuk der aus dem Prolog seinkönnte, daruf wäre ich von selbst mal wieder überhaupt nicht gekommen, dabei ist es echt naheliegend.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Dass der Spitzel Nepomuk der aus dem Prolog seinkönnte, daruf wäre ich von selbst mal wieder überhaupt nicht gekommen, dabei ist es echt naheliegend.


    Das ist mir auch erst während des zweiten Abschnitts aufgegangen. :keks

  • mir ist das durch das hängende Augenlid aufgefallen. Der wird noch Ärger machen der Nepomuk.
    Man kann sich nicht vorstellen das Menschen so gelebt haben wie die armen Leute in Feuerland. Grauenvoll...auch diese Auswegslosigkeit...
    Ich bin mir nicht sicher ob mir Alice symphatisch ist. Zumindest hat sie einen analytischen Verstand und eine gute Beobachtungsgabe...leider anscheinend nicht bei Viktor, der sie anscheinend betrogen hat und sie wohl nicht heiraten möchte..obwohl er mit ihr ausgegangen ist über ein Jahr.
    Wahnsinn...Hannes muss wohl jeden Pfennig gespart haben...hoffentlich klaut ihm Niemand sein Sparbuch...
    was mich echt etwas schockiert hat war der Satz das man wegen Majestätsbeleidigung und Erregung des MISSVERGNÜGENS angeklagt werden konnte...(S. 48). das ist doch echt unglaublich...
    Kutte macht mir auch Sorgen...das scheint einer zu sein der erst handelt und dann denkt und sich und andere in Gefahr bringt...


  • ich hatte das schon auf der Seite von Herrn Müller bei Fb eingestellt...aber hier nochmal..


    http://www.spiegel.de/reise/fe…and-travel-a-1026738.html


    und irgendwo im Hinterkopf geistert noch was anderes rum, irgendwo im Osten (meine ich) werden solche Führungen auch gemacht...aber es will nicht raus aus dem Hinterkopf...
    aber diese Armutsführungen sind wohl auch heute noch aktuell, so traurig wie das ist...