Dunkle Havel von Tim Pieper

  • Im Prolog erfährt man, wie Toni und seine Frau Sofie auf dem Baumblütenfest in Werder tanzen und Toni – nach Sofies plötzlichem Begehren nach einem Jahr Enthaltsamkeit – mit ihr an einem ruhigen Plätzchen Sex hat. Beide haben viel getrunken, ihr Sohn Aroon schläft noch nicht durch sie sind also müde und Toni schläft ein. Als er am Arm gerüttelt erwacht erfährt er, dass ein älteres Ehepaar von der Terrasse aus gesehen hat, wie eine Frau vor etwa eine halben Stunde nackt in die Havel gesprungen ist. Da sie die Frau hinterher nicht mehr gesehen haben, wollten sie nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Nichts ist in Ordnung, denn Sofies Kleider liegen fein säuberlich zusammengelegt auf dem Bootssteg und darauf ihr Ehering….
    Sofie ist damals gesucht worden, doch trotz dieser Suche wurde sie nicht gefunden. Das war jetzt sechzehn Jahre her. Toni hat seinen Sohn Aroon allein großgezogen und immer nach Sofie gesucht. Er war zur Polizei gegangen, weil er dadurch mehr Möglichkeiten hatte. Doch jede Spur erwies sich am Ende als Niete. Da geschieht ein Mord und das Opfer hat in seiner Tasche ein Bild von Sofie…
    Toni verschweigt seinen Kollegen und seinem Vorgesetzten, dass eben dieses Bild seine Frau darstellt – was er nicht tun dürfte - und sucht wieder nach Spuren…
    Was hat Sofie getan? Wollte sie sich in der Havel ertränken? Wo ist sie? Ihr Leichnam wurde nie gefunden, lebt sie vielleicht noch, wie Toni glaubt? Was hatte das Bild von Sofie in der Tasche des Opfers zu suchen? Welche Verbindung gibt es da? Alle diese Fragen beantwortet dieses Buch.
    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Ich mag Tim Piepers Schreibstil, den er ist unkompliziert, ich muss mich nicht dauernd fragen, was der Autor gerade meint. Das Buch fing mit dem Prolog schon sehr spannend an und Tim Pieper hat diese Spannung gehalten bis zum Schluss. Es wird ein Mörder gefunden – von Toni – mit dem ich nicht gerechnet hatte. Das Buch hat mich so sehr gefesselt, das ich es –fast – in einem Rutsch gelesen habe. Es hat mir wieder super gefallen.

  • Über das Buch:
    Als Hauptkommissar Toni Sanftleben in die Potsdamer Innenstadt gerufen wird, geht er zunächst von einem Routinefall aus. Doch dann findet er in den Sachen des Mordopfers das verblasste Foto einer weinenden Frau – es ist seine Frau Sofie, die vor sechzehn Jahren auf dem Baumblütenfest in Werder spurlos verschwand. Sanftleben ist wie elektrisiert. Wird er endlich herausfinden, was damals wirklich geschah?
    (Quelle: www.emons-verlag.de)


    Über den Autor:
    Tim Pieper, geboren 1970 in Stade, studierte nach einer Weltreise Neuere und Ältere deutsche Literatur und Recht. Mit seiner Familie lebt er im Südwesten von Berlin, nur wenige Kilometer vor den Toren Potsdams, und liebt es, die idyllische Landschaft Brandenburgs mit dem Fahrrad zu erkunden.
    www.timpieper.net
    (Quelle: www.emons-verlag.de)


    Über das Buch:
    Tim Piepers erster Kriminalroman in der Gegenwart lässt keine Wünsche für eingefleischte Krimi-Fans offen. Ein absolut genialer Plot überzeugt auf der der ganzen Linie und lässt den Leser am Ende des Romans atemlos und völlig gefangen zurück.
    Toni ist der Nachfahre des Dr. Otto Sanftleben den wir aus den historischen Kriminalromanen „Mord unter den Linden“ und „Mord im Tiergarten“ kennen. Toni steht aber seinem Ahne in nichts nach, er hat ebenso ein ausgeprägtes kriminalistisches Gespür und eine Menschenkenntnis auf die er sich verlassen kann. Als er bei dem Mordopfer eine Fotografie seiner Frau Sofie findet, ist es für ihn ein neuer Strohhalm nachdem er greifen muss, um endlich zu erfahren, was damals, vor sechzehn Jahren, passiert ist, als seine Frau von heute auf morgen aus seinem Leben und aus dem Leben des gemeinsamen Sohnes Aroon verschwunden ist.
    Toni ist aber auch ein Mann der gezeichnet ist von der unermüdlichen Suche nach seiner Frau, er ist zum Alkoholiker geworden und ist regelrecht besessen davon die Wahrheit herauszufinden, er kann nicht loslassen. Mit seinem Sohn lebt er zusammen auf einem Hausboot und hat außer seiner Arbeit keine sozialen Kontakte, er ist ein Einzelgänger der in seiner eigenen Welt lebt. So meint er zum Beispiel, dass sein Sohn nicht mitbekommt, dass er überall Alkohol auf dem Boot versteckt.
    Toni ist ein wunderbarer Protagonist, der beim Leser Gefühle weckt, dem Autor sei gedankt für diese herausragende Figur, die das Potential hat noch viele spannende Kriminalfälle lösen zu können.


    Die Story ist rasant erzählt, mit gut 250 Seiten ist der Krimi relativ kurz, aber die Spannung hat es in sich. Aus verschiedenen Sichtweisen wird der Roman erzählt, die Hauptsichtweise ist natürlich die von Toni. Die Kapitel sind teilweise nur ein oder zwei Seiten lang, was dem Tempo zusätzlich zu Gute kommt. Man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen, so spannend ist es mitunter.
    Der Sprachstil ist der heutigen Zeit angepasst und auch die Themen, die angesprochen werden, ob Drogen, Menschenhändler oder bestimmte Sex-Praktiken zeigen, dass der Autor eine umfassende Recherche geleistet hat.


    Am Ende kann ich sagen, dass ich auf diese Auflösung nie und nimmer gekommen wäre, als Leser rätselt man mit und macht sich seine eigenen Gedanken, wie der Mord und das Verschwinden von Sofie zusammenhängen könnte, doch die Lösung, die der Autor uns am Schluss präsentiert, ist so verblüffend wie logisch. Als das letzte Puzzelteil an seinem Platz ist, erscheint alles in einem anderen Licht und man muss erkennen, dass man sich hat täuschen lassen, ebenso wie die Polizisten sich damals bei Sofies Verschwinden und bei dem Mord haben täuschen lassen.
    Ein absolut lesenswerter Kriminalroman, bitte mehr davon, denn Toni hat das Zeug zum Serienhelden.

    10 Eulenpunkte