"Diese Heimlichkeit ist spannend. Und sie ist notwendig. Das ist schließlich nicht unser Ort. Wir haben unseren eigenen Ort, den Raum zwischen den Fenstern."
Er beobachtet sie täglich. Von Fenster zu Fenster schaut er zu dem Mädchen, das sich die Haare ausreißt. Er hat sie Maud getauft, denn ihren richtigen Namen kennt er nicht. Er weiß nur, dass sie sich nah sind. Irgendetwas gibt es, das sie beide verbindet, obwohl ihre Eltern sich auf den Tod nicht ausstehen können. Beiden fällt es schwer sich mitzuteilen. Er flüchtet in Bücher, sie zeichnet sich ihre Probleme von der Seele.
"Ich mag's hier drin. In meinem Kopf, meine ich. Es sind die anderen, die sich Sorgen machen, was da drinnen vorgeht. Ich hab beschlossen, nicht aus meinem Kopf rauszukommen."
Durchs Fenster sehen sie die Geheimnisse des jeweils anderen. Den Vater, dessen Berührungen sie nicht ertragen kann und seine Mutter, die sich in schwierigen Situationen "ein Schlückchen" genehmigt. Sie sehen sich wirklich an, nicht so wie die Menschen in ihrem Umfeld, die nur das sehen, was sie sehen wollen. Sie machen sich die Mühe tiefer in ihren Gegenüber hineinzuschauen. Doch Ehrlichkeit wird bestraft.
"Er beobachtet mich durch ein Fernglas. Er sieht mich von näher, als ich mich je gesehen habe."
Diane Touchell benutzt in ihrem Debüt "Zwischen zwei Fenstern" schöne Worte, um hässliche Dinge zu beschreiben, die auf diese Art noch eindringlicher auf den Leser wirken. Irgendwie philosophisch und sehr schockierend schreibt sie die Geschichte zweier Außenseiter, die sich ihre eigene Welt aufbauen, weil sie gnadenlos von der Realität ausgeschlossen werden. Poetisch verziert und doch ganz ohne Schnörkel trifft den Leser die volle Wucht. Es gibt nur ganz wenige Kritikpunkte, die ich im wieder sehr schön gestalteten Buch aus dem Königskinderverlag anzukreiden habe und die vielleicht auch persönliches Empfinden sind. Letztendlich ist "Zwischen zwei Fenstern" ein lesenswerter Roman, der bedrückend und doch hoffnungsvoll ist.