Mord ahoi!: Ein Kreuzfahrt-Krimi - Frida Mey

  • Elfie Ruhland, die 63-jährige, selbstständige Office-Managerin mit dem Hang, bei bösen Menschen Selbstjustiz zu üben, wird beauftragt, finanzielle Mauscheleien auf einem Kreuzfahrtschiff aufzudecken. Auch die Kriminalkommissarin Alexandra von Lichtenstein und Mops Amadeus sind mit an Bord. Nachdem Elfie sich das Spielcasino und seine Mitarbeiter näher angeschaut hat und vom Chefcroupier Spielberg bedroht wird, verschwindet dieser plötzlich. Eine Aktion Elfies oder steckt da doch jemand anders dahinter?..


    Der Roman ist unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Die Figuren sind in ihren Motivationen größtenteils gut nachvollziehbar und überzeugend (wenn ich auch Elfies Marotten manches Mal schon etwas schrullig fand, aber das gehört ja auch dazu). Die Handlung war überwiegend spannend und interessant, vor allem die Aufklärung des Mordes, die mich dann doch überrascht hat.


    Fazit: Alles in allem ein gelungener recht unblutiger Krimi mit älterer Dame ala Miss Marple (mit Dexter-Ambitionen), den man gut zur Unterhaltung und Entspannung lesen kann und daher von mir weiterempfohlen wird.

  • Frida Mey: Mord ahoi! Ein Kreuzfahrt-Krimi, Berlin 2015, Aufbau Verlag, 978-3 7466 3054 0, Softcover, 301 Seiten, Format: 11,6 x 2,7 x 19 cm, Buch: EUR 8,99, Kindle Edition: EUR 6,99.


    „Ich bin gespannt, welche Leichen wir im Keller dieses Luxusliners finden. Hoffentlich keine verwesten Ratten.“ Sie schüttelte sich. „Wobei das in den besten Häusern vorkommt.“ (Seite 258)


    MORD AHOI ist der dritte Band mit der Heldin Elfriede „Elfie“ Ruhland. Elfie, 62, ist selbstständige Office-Managerin und bringt die Unterlagen der auftraggebenden Unternehmen in Ordnung. Eine freundliche, biedere, etwas altjüngferlich wirkende Bürokraft, die kurz vor der Rente steht und manchmal ein bisschen schräg drauf ist. Kann man so sehen … In der Tat hat Elfie nie geheiratet. Sie besucht immer noch treu und brav das Grab ihres vor 30 Jahren verstorbenen Verlobten Ludwig, erzählt ihm von ihren Freuden und Sorgen und interpretiert seine Antworten in das Flackern des Grablichts hinein.


    Was außer ihr niemand weiß: Zu den Fehlern, die Elfie bei ihrer Arbeit gnadenlos ausmerzt, gehören nicht nur organisatorische Unzulänglichkeiten und Falschbuchungen, sondern auch fiese Vorgesetzte. Wer seine Mitarbeiter schikaniert, tut weder der Firma noch der Menschheit einen Gefallen und muss weg. Ein kleiner Treppensturz oder der Abflug über einen schlecht gesicherten Balkon, und schon ist das Problem erledigt. „Projekte“ nennt Elfie diese sorgsam arrangierten Unfälle.


    Die junge Kriminalkommissarin Alexandra „Alexa“ von Lichtenstein, eine von Elfies Bekannten, hegt mittlerweile einen gewissen Verdacht. Es ist ja schon seltsam, dass es in Elfies beruflichem Umfeld immer wieder zu plötzlichen Todesfällen kommt. Elfie hat fest vor, mit den Projekten aufzuhören. Nicht, dass Alexa ihr noch auf die Schliche kommt. Die junge Polizistin versteht ihr Handwerk, und man soll sein Glück ja nicht überstrapazieren.


    Als Elfie von Reeder Cord Claaßen III den Auftrag bekommt, wegen finanzieller Ungereimtheiten die Bücher und Arbeitsabläufe auf seinem Kreuzfahrtschiff Aphrodite zu überprüfen, will sie zunächst ihren langjährigen Bekannten Paul-Friedrich als Reisegefährten mitnehmen. Doch als dieser sich vehement weigert, auch wenn die Kreuzfahrt kostenlos ist, lädt sie kurzerhand Alexa als Begleitperson ein. Deren geplanter Skiurlaub ist geplatzt, weil ihrem Freund Hubert wieder mal eine superwichtige Geschäftsreise dazwischengekommen ist. Sogar Mops Amadeus, den Alexa derzeit in Pflege hat, darf mit aufs Schiff.


    Wo an Bord des Luxusliners die Einnahmen versickern, findet Elfie schnell heraus. Dass Kreuzfahrtdirektor Max A. Kaiser ein projektverdächtiger Armleuchter ist, der seine Untergebenen mobbt, merkt sie auch bald. Aber mit dem Verschwinden des schmierigen Croupiers Leo Spielberg hat sie wirklich nichts zu tun! Sie hilft sogar Kommissarin Alex bei den Ermittlungen. Ihr energischer Versuch, Mops Amadeus als Spürhund einzusetzen, scheitert allerdings grandios an dessen phlegmatischer Natur. Eine herrliche Szene!


    Croupier Spielberg kann nicht unbemerkt von Bord gegangen sein. Wer hat ihm etwas angetan? Kreuzfahrtdirektor Kaiser? Die beiden können einander nicht ausstehen. Jemand, der in die finanziellen Mauscheleien an Bord verwickelt ist? Eine eifersüchtige Frau? Wer ist der alte Bekannte, den Leo laut Auskunft des Fotografen Sigi Schurike überraschend an Bord wiedergetroffen hat? Was verbirgt Thomas Winkler, der nicht standesgemäße Freund der Bankierstochter Patrizia Herrndorf? Auch die lebenslustige Gloria Vandertrost weiß sicher mehr über Leo Spielberg als sie erzählt. Außerdem steht da noch die Frage im Raum, welchem Offizier der goldene Uniformknopf gehört, den Stewart Liberato an unerwarteter Stelle gefunden hat. Und ob der Mitpassagier Konrad Odenfels tatsächlich der Gentleman ist, als der er auftritt.


    Alexa und Elfie ermitteln im Auftrag des Kapitäns. Kurz vor Lissabon machen sie eine schockierende Entdeckung. Doch die Sache kann sich unmöglich so abgespielt haben, wie sie sich darstellt. Da stimmt etwas nicht …


    Man rätselt die ganze Zeit mit Elfie und Alexa mit. Was wirklich mit dem Croupier geschehen ist und wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen, liegt nicht von vornherein auf der Hand. Wir Leser wissen nicht mehr als die beiden ermittelnden Frauen. Erst nachdem sie alle relevanten Informationen zusammengetragen haben, können auch wir unsere verblüffenden Schlüsse ziehen. Und Elfie überrascht uns alle.


    Als „Miss Marple mit Dexter-Ambitionen“ hat Amazon-Rezensentin „Mondscheinleser“ die Romanheldin Elfriede Ruhland bezeichnet. Das trifft die Sache sehr gut. Eigentlich dürfte man Elfie ja gar nicht mögen. Man müsste ihre Taten aufs Schärfste verurteilen. Aber sie ist ja so reizend und man kann sie so gut verstehen!


    MORD AHOI ist der dritte Band mit der mordenden Office-Managerin. Ich bin bei Band 2, RADIESCHEN VON UNTEN, eingestiegen und habe damals relativ lange gebraucht, um die vielen Andeutungen zu verstehen und zu durchschauen, dass Elfie nicht nur Akten in Ordnung bringen will sondern auch die Welt. Im vorliegenden Band spricht die Autorin von vornherein deutlich an, was Elfie macht. Das erleichtert die Sache enorm. Man muss keine Anspielungen deuten, sondern kann sich auch als Serienneuling voll auf den Vermisstenfall bzw. auf Elfies „Projekte“ konzentrieren und das schwarzhumorige Vergnügen rundum genießen.


    Der Name der Heldin ist gut gewählt: Elfriede Ruhland. Sehr passend für eine Dame ihrer Profession. Ob es noch andere Leser gibt, die beim Namen der fiktiven Bankiersfamilie Herrndorf an Alfred Herrhausen denken müssen und bei der mondänen Gloria Vandertrost an Gloria Vanderbilt? Die bei dem Namen Spielberg nicht den schönen Leo vor Augen haben sondern den leicht zotteligen Regisseur Steven? Okay – irgendwie müssen die Leute ja heißen, und für die Assoziationen des Publikums sind Autoren nur bedingt verantwortlich.


    Dass sich gegenüber den beiden Vorgängerbänden etwas an der Autorenschaft geändert hat, das wäre mir jetzt nicht aufgefallen. MORD AHOI empfand ich als geradliniger und unterhaltsamer als RADIESCHEN VON UNTEN. Ob das am ansprechenderen Ambiente liegt, daran, dass ich die Romanfiguren nun schon kannte oder daran, dass es kein Zweierteam mehr an dem Roman gearbeitet hat sondern eine einzelne Autorin, Friedlind Lipsky, fällt in den Bereich der Spekulation.


    Die Autorin
    Frida Mey ist ein Pseudonym. Zunächst stand es für Friedlind Lipsky (Frida) und Ingeborg Struckmeyer (Mey), inzwischen nur noch für Friedlind Lipsky. Die ersten beiden Bände um Elfie Ruhland und Mops Amadeus haben Friedlind Lipsky und Ingeborg Struckmeyer gemeinsam verfasst. Anschließend haben sich ihre Wege getrennt. Der dritte Band "Mord ahoi!" stammt aus der Feder von Friedlind Lipsky. Sie arbeitet als Journalistin und lässt sich von den Abgründen ihres Umfelds zu ihren tödlichen Einfällen inspirieren.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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