Die Nacht träumt vom Tag - Ingvar Ambjörnsen

  • Die Nacht träumt vom Tag
    Ingvar Ambjörnsen


    Hardcover, Nautilus
    269 Seiten
    9783894017880


    Der Autor
    Ingvar Ambjörnsen ist in Norwegen geboren und lebt seit 1985 in Hamburg. Er hat in ganz verschiedenen Bereichen gearbeitet. Buchveröffentlichungen seit 1981, am erfolgreichsten sind seine Elling-Romane.


    Inhalt und meine Meinung
    Sune, der Ich-Erzähler des Romans, lebt in der Wildnis Nordnorwegens. Er hat seine Familie verlassen, weil er das geregelte Leben nicht mehr aushält. Er schlägt sich mit Fischen und Jagen durch, bricht in leer stehende Ferienhütten ein, wobei er genau darauf achtet, keine größeren Schäden anzurichten und die Türen wieder ordentlich zu verschließen. Er lebt von den Vorräten, nimmt auch mal einen brauchbaren Gegenstand mit.
    Er hat Kontakte zu einem bunten Völkchen von Aussteigern, Kleinkriminellen und gescheiterten Existenzen, manche verstecken Flüchtlinge und haben ein Netzwerk von Hilfswilligen aufgebaut. Gelegentlich übernimmt Sune kleinere Aufträge für sie.
    Im Wald begegnet ihm eine junge vietnamesische Frau mit schweren Verletzungen an den Händen. Er versorgt ihre Wunden und sie schließt sich ihm an. Zunächst möchte er sie lieber loswerden, nachdem ihm das nicht gelingt, nimmt er sie, zunächst widerwillig, auf seinen Streifzügen mit. Vale, wie er die Frau nennt, hat sich zweier Männer erwehrt und einen von ihnen getötet und den zweiten und sich selbst dabei schwer verletzt. Sie wird deshalb von der Polizei gesucht, ebenso wie Sune, der bei einem Diebstahl gefilmt wurde. Jetzt ist er auf die Hilfe seiner Freunde angewiesen, da er die Gegend schleunigst verlassen muss.
    Sune ist ein merkwürdiger Kauz, braucht die psychedelischen Pilze, die er gelegentlich verspeist, eigentlich gar nicht, um in einer anderen Wirklichkeit zu leben. Nur in der Einsamkeit ist er wirklich glücklich, er spricht zu mysteriösen Unsichtbaren und hat ein fast mystisches Verhältnis zur Natur.

    Die Schilderung der Natur, der Wildnis Nordnorwegens ist für mich die große Stärke des Romans.
    Es ist ein Buch, das sich nicht schnell liest. Man muss sich auf eine seltsam unwirkliche Welt einlassen, die manchmal wunderschön und fast idyllisch, dann wieder eher bedrohlich erscheint. Genauso erging es mir mit den Menschen, von denen da berichtet wird. Keiner ist so ganz sympathisch – kaum zeigt jemand freundliche Züge, ist er im nächsten Moment wieder barsch, mürrisch oder gar gewalttätig. Konsequente Entwicklungen gibt es nicht, jeder macht sein Ding, hat seine eigenen Motive, die nur manchmal nachvollziehbar sind.
    Insgesamt lässt mich das Buch ein wenig ratlos zurück – obwohl ich manche Stellen mehrfach gelesen habe, bleibt das Gefühl von: Und was soll das jetzt alles? Vielleicht fehlt mir auch nur der Sinn für die Absurdität des Ganzen? Wirklich empfehlen kann ich das Buch nur Leuten mit einem ausgeprägten Sinn für Freaks, absurde Situationen und ungewöhnliche Naturschilderungen.
    Insgesamt vergebe ich 6 Punkte.