'Ismaels Orangen' - Seiten 250 - 361

  • RUMMS! Salim wird immer mehr zu dem Mann, der er nie werden wollte. Ich finde die Entwicklung schrecklich traurig. Weil er sich ungerecht behandelt sieht, überwirft er sich mit alles und jedem. Selbst seine Frau hat ein wenig Angst vor ihm. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass Jude ihren Kindern nur heimlich die jüdischen Bräuche zeigt.


    Rafan hab ich ja gefressen. Der Typ ist einfach nur aalglatt und redet Salim in eine Sache, die dieser eigentlich gar nicht will. Aber nur dort findet er Bestätigung, meint er. Denn ich finde, dass Jude sich echt viel Mühe mit ihm gibt. Traurig, dass er das nicht sieht.


    Die Flucht von Jude kann ich verstehen. Und dennoch stimmt sie mich traurig, da hier wieder eine Familie auseinandergerissen wird.

  • Ein Abschnitt voller Dramatik und Traurigkeit.


    Salim wird von seinen Arbeitgebern aufgrund seiner Nationalität ständig in der Beförderung übergangen was seinem Selbstwertgefühl einen kräftigen Dämpfer gibt.


    Dass er das an seiner Familie auslässt und diese immer mehr auseinander bricht merkt er nicht. Sein Bruder Rafan benutzt ihn auch noch um Gelder an die PLO zu schmuggeln.
    Und da ist er zu schwach um nein zu sagen.


    Hier, 6 Jahre später, wird deutlich, was der Konflikt zwischen Juden und Arabern mit den Menschen macht. Sonst liest man das nur bedauernd in der Zeitung oder hört es am TV, aber wie Menschen damit leben müssen, was es bedeutet Familie und Heimat zu verlieren, das spürt man hier sehr deutlich.


    Jude sieht nur noch die Möglichkeit mit den Kindern nach England zurückzukehren.

  • Ich finde auch, dieser Abschnitt besticht durch Dramatik und Traurigkeit


    Salim ist durch die (vor allem für ihn gefühlte) Ungerechtigkeit im Beruf in meinen Augen sehr launisch geworden. Für seine Familie interessiert er sich nicht besonders. Vor allem die Entscheidung Schulaufführung oder Rafan war besonders traurig und dramatisch.


    Vielleicht resultiert auch daraus, daß Jude den Kindern die jüdischen Gebräuche heimlich zeigt. Rafan zieht Salim in eine Sache hinein, die nicht gut ausgehen kann.


    Leider, leider kann ich die Flucht von Jude und den Kindern verstehen, hier würde sie untergehen. Ich bin jetzt gespannt, ob das Salim zum Nachdenken bringt :gruebel

  • Jude und Sal hatten so viele Pläne und waren sicher, dass ihre Liebe ihnen über alle Probleme hinweghilft. Doch leider ist der Druck durch die Umstände doch zu groß. Zu allem Übel taucht nun auch noch Rafan auf, den ich absolut unsympathisch finde.


    Salim war zunächst gar nicht begeistert von Rafans Besuch und die Entwicklung, warum er ihn dann doch unterstützt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Das ging total unter. Stattdessen entfernt Sal sich immer weiter von seiner Familie. Jude tut mir leid, sie steht ziemlich allein da mit ihren Kindern und ich kann ihre Entscheidung verstehen.

  • Mir war Rafan von Anfang an unsympathisch, das ist einer, der geht über Leichen und in dem Fall sogar über die Familie.


    Jude ist ein viel stärkerer Mensch, und da gefällt mir sehr die Bedeutung des Wortes im jiddischen. Das versucht sie ja in all ihrem Handeln zu sein.

  • Ab diesem Leseabschnitt hat für mein Gefühl das Buch etwas nachgelassen. Mag sein, dass ich lediglich mit Salims Entwicklung und dem Einfluss Rafans hadere. Jude hingegen ist eine starke Frau geworden.


    Tortzdem ich schrieb, das Buch habe "nachgelassen", habe ich es doch in einem Stück zu Ende gelesen. Mir fehlt jetzt ein wenig das Eingehen auf aktuelle Ereignisse in Israel. Der irak-Iran-Krieg hat zwar auch spürbare Auswirkungen, aber so wie zu Beginn mit der Gründung Israels, dem 6-Tage-Krieg usw. so hatte ich mir das weiter vorgestellt und die direkten Auswirkungen auf beide Seide Seiten erwartet.

  • Ich habe noch nicht über diesen Abschnitt hinaus gelesen, aber ich empfinde es wie Karthause, dass das Buch nachgelassen hat. Allerdings überlege ich noch, inwiefern. Irgendwie wirkten die Personen auf mich "blutleerer" :gruebel

  • Zitat

    Original von Roma
    Ich habe noch nicht über diesen Abschnitt hinaus gelesen, aber ich empfinde es wie Karthause, dass das Buch nachgelassen hat. Allerdings überlege ich noch, inwiefern. Irgendwie wirkten die Personen auf mich "blutleerer" :gruebel


    blutleer würde ich nicht sagen aber leer. Das aber passt für mich zu der Beziehung der Beiden, die ja inzwischen auch völlig ohne Inhalt ist. Jude hat Erfolg in der Schule, Salim hangelt sich von einem Job zum andern und ist mit nichts zufrieden und verliert völlig den Kontakt zur Familie.


    Dass die Kämpfe zwischen den Palästinensern und den Israeli nicht stärker herausgearbeitet sind, stört mich nicht, denn ich glaube die Autorin legt mehr Wert darauf zu zeigen, wie sich der Konflikt innerhalb der Beziehungen und auf die Menschen direkt auswirkt.


    In "Exodus" von Leon Uris wird das stärker mit einbezogen allerdings ist das ja auch schon alt und aktuelle Konflikte kommen da nicht drin vor.

  • Jude sieht nun keinen anderen Ausweg mehr, als Kuweit mit den Kindern zu verlassen.
    Salim fühlt sich im Beruf ständig übergangen und wird daher unausstehlich, was sein Sohn Marc am meisten zu spüren bekommt.
    Und hier ist mir der Zeitsprung zum vorherigen Abschnitt zu groß, gerade war er noch Student in England, und jetzt arbeitet er in Kuweit. Da stellt sich doch die Frage, ob er in England beruflich auch schlechte Erfahrungen gemacht hat, darüber habe ich aber nichts gelesen. So stellt er sich mir nun als der, in seinem Stolz gekränkte Araber dar, der meint ständig unterschätzt zu werden.


    Dass Jude eine Jüdin ist spielt, glaube ich, nur eine untergeordnete Rolle, für mein Empfinden hätte Salim mit einer anderen europäischen Frau, egal welchen Glaubens, dieselben Probleme, einfach weil er als Araber ganz anders erzogen wurde und eine völlig andere Mentalität hat. Dass sie mit den Kindern heimlich jüdische Rituale abhält, macht es für Rafan nur noch einfacher, Salim zu manipulieren.

  • Zitat

    Original von Findus


    In "Exodus" von Leon Uris wird das stärker mit einbezogen allerdings ist das ja auch schon alt und aktuelle Konflikte kommen da nicht drin vor.


    Vielleicht sollte ich mir "Exodus" wirklich mal vornehmen :gruebel


    Edit: Ich habe gerade gesehen, dass das Buch auch verfilmt wurde. Kennt jemand den Film und kann dazu was sagen?


    Liebe Grüße,


    Roma :wave



    ~~Versäume nicht das kleine Glück, um auf das Große zu warten.~~

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  • Für mich ging es in dem Abschnitt auch zu schnell.


    Gerne hätte ich mehr über den beruflichen Werdegang in England und später in Kuwait von Salim gelesen, dann hätte ich auch seinen Ärger und seine Enttäuschung eher nachvollziehen können.


    Auch hat der Zeitsprung die Entwicklung der Beziehung und die Geburt der Kinder ausgelassen, was ich sehr bedauerlich finde.


    Die Verbindung zwischen Salim und Rafan wurde mir auch zu schnell abgehandelt. Mir hat übrigens Salim auch von Anfang an nicht gefallen!


    Tja, ein paar Seiten mehr hätten der Geschichte gut getan.

  • Salim lässt sich von Rafan vereinnehmen. Den kann ich überhaupt nicht ausstehen.


    Gerade dachte ich Salim berappelt sich, als er nachts mit Marc spricht und ihm verspricht seine Vorstellung anzusehen. Da fährt er doch trotzdem mit Rafan los.


    Kein Wunder das Jude mit den Kindern nach London fliegt.

  • Zitat

    Original von Roma


    Vielleicht sollte ich mir "Exodus" wirklich mal vornehmen :gruebel


    Edit: Ich habe gerade gesehen, dass das Buch auch verfilmt wurde. Kennt jemand den Film und kann dazu was sagen?


    Den Film finde ich ziemlich kitschig und es fehlen viele Details unter anderem Hintergrundgeschichten zu den Leuten, die dort auf dem Schiff sind. Typisch amerikanischer Schinken der 60er


    Aber wenn Du das Buch nicht kennst mag es gehn. Ich finde ihn oberflächlich, er erzählt nur einen Querschnitt des Buches.


    edit hat RSF gefunden

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Der Film wird mE dem Buch bei weitem nicht gerecht, aber es gab schon wesentlich schlimmere Verfilmungen, finde ich. Die Liebesgeschichte zwischen Paul Newman und Eve-Marie Saint nimmt sehr viel Raum ein, die Engländer kommen fürt meinen Geschmack zu gut weg und wenn ich mich richtig erinnern kann, stimmt auch irgendetwas beim Ende von Abu Yesha nicht.
    Roma, ich würde, wenn es Deine Zeit erlaubt, auf jeden Fall das Buch dem Film vorziehen. Allerdings ist der Anfang auf Zypern etwas zäh. Man erkennt erst später die Zusammenhänge.
    Wenn der Vergleich erlaubt ist, auch bei "Vom Winde verweht" geht es erst seitenweise um die Slatterys, Tarletons, Fontaines... und doch sollte man sich da wenigstens einmal "durcharbeiten", um die Atmosphäre zu erfühlen.


    Ja, die große Politik wird hier sehr stark auf das Schildern der Probleme unserer Hauptfiguren reduziert. Das wiederum gelingt der Autorin mE jedoch wirklich gut. Es hat mich sehr traurig gemacht, wie Träume zerbrechen. Unsympathisch ist Ranan mir ebenfalls, aber auch er ist irgendwie ein Produkt der Umstände.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Danke für eure Meinung zu Exodus (Buch/Film) :knuddel1
    Da ich das Buch damals schon lesen wollte und irgendwie nie den Dreh zu dem dicken Schinken gefunden habe, ist es wohl jetzt mal fällig.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ja, die große Politik wird hier sehr stark auf das Schildern der Probleme unserer Hauptfiguren reduziert. Das wiederum gelingt der Autorin mE jedoch wirklich gut. Es hat mich sehr traurig gemacht, wie Träume zerbrechen. Unsympathisch ist Ranan mir ebenfalls, aber auch er ist irgendwie ein Produkt der Umstände.
    :wave


    :write
    Das sehe ich alles genauso.
    Ich denke auch nicht, dass es in dieser Geschichte um die große Politik geht, sondern nur darum, was sie aus einzelnen Menschen machen kann. Das erzählt sie einfach gut.
    Wird Salim im Berufsleben unterdrückt oder steigert er sich nur dort hinein? Es ist wohl beides der Fall. Hätte er die Stelle als stellvertretender Geschäftsführer nicht annehmen können? Vielleicht wäre daraus ja noch etwas geworden. Er trifft Entscheidungen, die seine Freu und seine Kinder unmittelbar betreffen, ohne ihnen irgend etwas zu erklären, und zwar in allen Bereichen. Genau das sagt ihm sein Sohn ja auch. Und als er entdeckt, dass Judith sich nach Schulen in England erkundigt hat, entscheidet er sich wieder, ohne nachzufragen. Das ist traurig, aber so muss er nun damit leben, dass seine Frau dies auch für sich in Anspruch genommen hat. Ich hoffe, sie kann den Kindern, vor allem Marc, genug Halt geben. Der Prolog spricht allerdings nicht dafür. Je weiter ich bei dem Buch komme, desto trauriger finde ich Marcs Brief an seine Schwester.
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht, was aus Marc wird und ob Salim bewusst wird, was für ihn richtig ist.

  • Zitat

    Original von Roma
    Danke für eure Meinung zu Exodus (Buch/Film) :knuddel1
    Da ich das Buch damals schon lesen wollte und irgendwie nie den Dreh zu dem dicken Schinken gefunden habe, ist es wohl jetzt mal fällig.


    Vom selben Autor könnte ich dir noch "Mila 18" empfehlen.

  • In diesem Abschnitt kommt deutlich zu Tage wie unsicher und beeinflussbar Salim ist.
    Egal ob es sein Vorgesetzter Mr. Meyer, der entfernte Cousin Adnan, dessen Sohn Omar oder Rafan ist, stets genügt ein Satz von demjenigen um Salim zutiefst zu verunsichern und ihn gerade an den Personen zweifeln zu lassen, die ihn vorbehaltlos lieben - Jude und die Kinder.
    Traurig finde ich vor allem Salims Verhältnis zu Marc. Auch hier verunsichern ihn die dummen Sprüche der Freunde/Kollegen bzgl. Marcs blonder Haare und hellem Teint.


    Ein sehr trauriger Abschnitt. Aber es war ja vorhersehbar, dass vor allem Salim Probleme hat, beide Kulturen vorbehaltlos zu akzeptieren.


    Ich habe auch erwartet, dass der Konflikt bzwischen Palästinensern und Juden einen größeren Raum im Roman einnehmen würde. Dass es nicht so ist, hat mich zwar überrascht, stört mich im Nachhinein jedoch nicht.

  • Zitat

    Original von Karthause
    Ab diesem Leseabschnitt hat für mein Gefühl das Buch etwas nachgelassen. Mag sein, dass ich lediglich mit Salims Entwicklung und dem Einfluss Rafans hadere. Jude hingegen ist eine starke Frau geworden.


    Tortzdem ich schrieb, das Buch habe "nachgelassen", habe ich es doch in einem Stück zu Ende gelesen. Mir fehlt jetzt ein wenig das Eingehen auf aktuelle Ereignisse in Israel. Der irak-Iran-Krieg hat zwar auch spürbare Auswirkungen, aber so wie zu Beginn mit der Gründung Israels, dem 6-Tage-Krieg usw. so hatte ich mir das weiter vorgestellt und die direkten Auswirkungen auf beide Seide Seiten erwartet.


    Ja, mir gehts auch so, dass es irgendwie nachlässt. Bin allerdings noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt...
    Rafan... Den Typ hab ich ja schon bei der ersten Begegnug als Erwachsener gefressen! :-(


    Zitat

    Original von Bücherfreund


    Dass Jude eine Jüdin ist spielt, glaube ich, nur eine untergeordnete Rolle, für mein Empfinden hätte Salim mit einer anderen europäischen Frau, egal welchen Glaubens, dieselben Probleme, einfach weil er als Araber ganz anders erzogen wurde und eine völlig andere Mentalität hat. Dass sie mit den Kindern heimlich jüdische Rituale abhält, macht es für Rafan nur noch einfacher, Salim zu manipulieren.


    ja, das seh ich genauso!
    Es könnte auch eine Christin sein oder eine, die nicht gläubig ist, aber Nicht-Araberin...
    Vielleicht hätte Salim ja doch gerne eine Frau, die mehr "ja und amen sagt" (haha auch wenn dieser Ausdruck hier nicht so ganz passt).


    Was mir übrigens nicht so sehr gefallen hat war er große Zeitsprung hier. Salim kommt zurück, entschuldigt sich und schwupp sind die verheiratet, haben Kinder und sind umgezogen!? Auch wie sie nun mit ihren Familien in der Hinsicht klarkommen wurde nicht mehr Thema...