Sabine Hering: Die unpäßliche Frau: Sozialgeschichte der Menstruation und Hygiene
Verlag: Mabuse 2002. 192 Seiten
ISBN-13: 978-3933050991. 19,90€
Verlagstext
In diesem reich illustrierten Buch beschreiben die Autorinnen die medizinischen Theorien, die Volksmeinungen und die die Menstruation betreffenden hygienischen Vorschriften von der Antike bis heute. Dabei zeigen sie, welche Mythen und absonderlichen Theorien über den natürlichsten Vorgang der Welt bis heute vorherrschen, so z. B. über die Giftigkeit des Blutes. Eine anschauliche und spannende Geschichte nicht nur für Frauen!
Inhalt
Die Geschichte der Menstruation und die der Hygiene-Artikel, in 2. Auflage erschienen, ermöglicht Einblicke in das von Angst vor Unreinheit und Bedrohung geprägte Frauenbild unserer Vorfahren. Alte Rituale können frauenfreundlich oder frauenfeindlich gedeutet werden: Wurden Frauen in Menstruationshütten verbannt, damit sie sich dort schonen konnten oder sollte die Ernte vor ihrem schlechten Einfluss geschützt werden? Aus heutiger Sicht ist erschreckend, wie lange manche Irrlehren überdauern konnten (Beispiel: das Menstruationsgift, das Blumen verdorren lässt).
Zahlreiche Abbildungen verdeutlichen, wie stark unsere Einstellung zur Menstruation von Werbetrends der Hygieneartikel-Industrie geprägt wird. Auf weiterführende Literatur, u. a. mehrere Dissertationen, und auf eine eigene Website wird im Anhang verwiesen.
Fazit
Besonders beeindruckt hat mich die Schilderung des Frauenlebens im Nationalsozialismus; denn gerade die Generation unserer Großmütter hielt sich mit Auskünften über ihren Unterleib ja sehr zurück, unsere Mütter tauschten in der Drogerie noch schamhaft einen Bestellzettel gegen ein neutral verpacktes Paket Binden. Nach Lektüre des Buches muss ich mein Urteil ändern, welches die größte Errungenschaft für Frauen ist. Nicht die Waschmaschine oder die Pille - nein, dass Frauen sich nicht mehr von selbst ernannten Experten rein reden lassen müssen, ob und wie viele Tampons sie benutzen dürfen, ist für mich der größte Fortschritt der letzten 50 Jahre.
9 von 10 Punkten