Marias letzter Tag - Alexandra Kui (ab 14 J.)

  • •Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
    •Verlag: cbt (2. März 2015)
    •Sprache: Deutsch
    •ISBN-10: 3570163172
    •ISBN-13: 978-3570163177
    •Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren


    Inhaltsangabe:


    Jeder hat Angst: vor der Euro-Krise, dem steigenden Flusspegel, dem Notendurchschnitt. Lous beste Freundin Maria hat Angst, wie ihre Mutter an Krebs zu erkranken. Als sie von einem Zug erfasst wird und nur knapp überlebt, sprechen alle von versuchtem Selbstmord. Daraufhin ruft Lou den Sommer ohne Angst aus. Ihr Plan: zu leben, als sei es ihr letzter Tag. Tun, wovor sie sich immer gefürchtet hat. Sich fühlen, wie Maria sich gefühlt hat. Ihre selbstgedrehten Videos postet Lou auf ihrem YouTube-Channel, dem sie den Titel »Marias letzter Tag« gibt. Rasant steigt die Zahl der Klicks, es entsteht eine Bewegung der Angstverweigerer. Die Mitschüler, Freunde und Fans übertrumpfen sich mit immer gefährlicheren Aktionen. Und irgendwann verliert Lou die Kontrolle ...


    Autoreninfo:


    Alexandra Kui wurde 1973 in Buxtehude geboren. Sie studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Sozialgeschichte in Hamburg und arbeitete für verschiedene Tageszeitungen, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben.


    Meine Meinung:


    Titel: Marias letzter Tag - ein Videoblog


    Dies ist mein erstes Buch von Alexandra Kui und ich wusste nicht genau was mich erwarten würde, aber was man hier als Jugendbuch geboten bekommt, hat mich vollends gepackt. So viel Tiefgang hatte ich nicht erwartet.


    Lou und Maria sind beste Freundinnen, die durch dick und dünn gehen. Während Maria das beliebteste Mädchen der Schule ist, steht Lou immer ein wenig in ihrem Schatten. Doch dann hat Maria einen schweren Unfall und nichts ist mehr wie es war. Was macht dieses Unglück aus Lou? Und vor allem: wird Maria wieder gesund? Und was passiert eigentlich, wenn man gar keine Angst mehr hat?


    Der Autorin gelingt es die jetzige Zeit einzufangen und die Jugend von heute darzustellen. Die Zielgruppe wird sich hier auf jeden Fall angesprochen fühlen. Und Erwachsene kommen auch auf ihre Kosten, denn sie können mal einen Blick in die Jugendlichen wagen.


    Thema der Geschichte ist nicht nur das Überwinden von Ängsten, sondern auch Freundschaften, Familienleben und ganz speziell das Videobloggen.


    Lou versucht durch den Videoblog „Marias letzter Tag“ Ordnung in ihr Leben zu bringen und die Ereignisse um Maria zu verarbeiten. Stattdessen bringt gerade dieser Blog ihr Leben total durcheinander.


    Trotz der wenigen Seiten und der recht großen Schriftgröße ist es Frau Kui gelungen einen als Leser direkt anzusprechen. Das Buch lässt einen gedanklich nicht mehr los, man gerät ins Grübeln und fragt sich wie man anstelle der Protagonisten reagiert hätte.


    Ich bin nach der Lektüre froh, dass ich meine Jugendzeit schon hinter mich gebracht habe.


    Fazit: Ein toller Jugendroman, der auf ganzer Linie überzeugt. Lou und Maria werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Klare Leseempfehlung!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • 'Kumulonimbus.' (Erster Satz)
    Lou hat kein leichtes Leben, denn wie ihre Familie hat sie vor so ziemlich allem Angst. Im Gegensatz zu ihrer Freundin Maria, die vor nichts Angst zu haben scheint. Doch dann wird diese von einem Zug erfasst und alle Sprechen von einem Selbstmordversuch und der Grund dafür soll die Angst vor Brustkrebs, unter dem ihre Mutter leidet, sein.
    Aus diesem Grund beschließt Lou sich ihren Ängsten zu stellen und es der ganzen Welt zu zeigen. Es schließen sich hunderte Jugendliche an, aber Lou verliert die Kontrolle über die Mutproben, die sich wie ein Lauffeuer im Netz verbreiten.



    Rezension
    Das Buch beginnt unglaublich spannend, den der Prolog ist durch seine Kulisse nicht nur aufreibend, sondern endet auch abrupt. Schon deshalb will mal unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, wie es zum Prolog kam und wie es danach weitergeht. Leider ist schon kurz danach nichts mehr von der Spannung übrig und man hat es plötzlich statt mit tosenden Gewittern mit Lous Alltag zu, oder auch mit ihren alltäglichen Sorgen und Ängsten, zu tun. Ein Ausgleich dazu ist natürlich die strahlende Maria, deren tollen Seiten man leider nicht kennenlernen kann.
    Aber auch Lous gute Seiten haben mir gefehlt, denn sie scheint von Anfang an so mit sich beschäftigt zu sein, dass sie nicht erkennt, dass ihre Freundin nicht so glücklich ist, wie es scheint. Aber das Problem ist hier wohl eher, dass Lou sich auch nicht auf ihre Gefühle einlässt oder einlassen kann. Sie ist natürlich zutiefst betroffen, als sie erfährt das Maria im Krankenhaus liegt, aber sie kann sich zu dem Zeitpunkt nicht wirklich damit auseinandersetzen. Und genau das macht sie unsympathisch, nicht etwa, dass sie viele Jugendliche zu dämlichen Mutproben animiert, sondern dass sie sich mit ihren eigenen Gefühlen nicht auseinandersetzen kann und in Selbstmitleid versinkt.
    Der Schreibstil dagegen ist sehr einfach gehalten und lässt sich daher relativ einfach und locker lesen. Dabei hätte ich mir gerade für die waghalsigen Sachen ein bisschen mehr Dramatik, was die Wortwahl und den Schreibstil angeht, gewünscht. Denn meiner Meinung nach kamen diese riskanten Momente für mich nicht so rüber, wie sie von der Autorin vielleicht beabsichtigt waren. Es schien gerade so, als würde Lou das alles gar nicht ernst nehmen, was mich, als Leser besonders nachdenklich gemacht hat.
    Insgesamt waren es meiner Meinung nach auch unterm Strich zu wenig Mutproben, für einen Haufen Ängste, die Lou zu Beginn des Buches angedeutet hat. So plätschert die Handlung, ohne Vorankommen, vor sich hin und es passiert, wider erwarten, fast nichts Schockierendes.
    Erst zum Schluss hin nimmt das Buch die Wendung mit eben den Reaktionen, die ich erwartet habe und voll und ganz nachvollziehen kann. Denn das Problem, welches die Autorin hier bewusst anspricht ist eines der Probleme, die zwar in der Gesellschaft präsent sind, aber dennoch in den Medien untergehen. Und trotz toller Beweggründe, seitens der Autorin, hätte ich mir einfach mehr als die wenigen Metaphern, von der Umsetzung dieser Idee gewünscht. Zudem hat mir einfach dieser entscheidende Punkt gefehlt, der mich zum aktiven Nachdenken über dieses Thema anstachelt, stattdessen sind meine Gedanken nur kurz an dem Problem vorbeigeglitten.



    Fazit
    Das Problem, das die Autorin anspricht, sollte auf jeden Fall mehr Beachtung bekommen, jedoch regte das Buch zumindest nicht wirklich zum Nachdenken an, da es an der Umsetzung happert. Zum einen gab es keinen Charakter, der mir von Anfang an sympathisch war. Auch die Spannung existiert praktisch nur im Prolog und flackert durch die wenigen dramatischen Szenen nur kurz immer mal wieder auf. ,
    Alles in allem hätte ich einfach mehr Gefühl, Spannung und mehr Tiefe erwartet, die meiner Meinung nach nicht geboten wurden.

  • "Es ging nie um Mutproben, das haben die meisten leider nie kapiert. Wir kämpften nicht darum, unsere Ängste zu überwinden, über diesen Punkt waren wir hinweg. Wir hatten einfach keine mehr.
    Bis wir begriffen, dass wir zu weit gegangen waren ..."


    Maria liegt im Koma. Die schöne, die beliebte, die immer fröhliche Maria. So kannte sie die Außenwelt. Aber was war in ihr drin? War das Unglück wirklich ein Unfall oder wollte Maria die Grenzen ihres eigenen Lebens austesten? Lou, die schon lange Zeit Marias beste Freundin ist, weiß es nicht genau. Obwohl sie so viel miteinander geteilt haben, scheinen sie ihr Innenleben voreinander verschlossen zu haben.


    "Die Erkenntnis sterben zu müssen, macht mich zu feige fürs Leben. Sophie Scholl wurde nur einundzwanzig Jahre alt. Aber die hat sie wenigstens genutzt."


    Um über den Schmerz, den Marias Unfall in ihr aufgeworfen hat, hinweg zu kommen, beginnt Lou einen Videoblog. Mehr und mehr kommt sie aus sich heraus, wird von dem Mädchen im Hintergrund zu einem Mädchen, dass sich ein bisschen aufdringlich, in den Vordergrund arbeitet. Und doch fehlt die Erfüllung, die sich Lou davon erhofft hatte, denn statt ihr eigenes Leben umzukrempeln, schlüpft sie in das ihrer Freundin Maria. Auf ihrem Weg in ein scheinbar besseres Leben, bemerkt Lou nicht, dass sie dabei ist sich zu verirren und zu verlieren. Das kann einfach nicht gut ausgehen.


    "Woran liegt es, dass man beim Fotografieren immer die glücklichen Momente einfangen will, während beim Tagebuchschreiben die traurigen ganze Seiten füllen? Wo liegt die Wahrheit, irgendwo dazwischen? Existiert sie überhaupt?"


    Der Einstieg ins Buch ist nicht so ganz leicht. Eine poetische Schreibweise, die sehr ungewohnt für ein Jugendbuch ist, fordert den Leser. Fordert ihn sich anzustrengen, selbst zu denken und auch zwischen die Zeilen zu blicken. Nicht ganz leicht wenn diese - fiktiv - aus den Gedanken einer Jugendlichen entspringen. Sprudelnd dort heraus schießen, manchmal scheinbar unsortiert. Hat man als Leser erst mal einen roten Faden gefunden und sich auf eine etwas andere Denkweise eingelassen, findet man sich in einem Roman wieder, der klug, mutig und interessant ist.