Sternschnuppenstunden - Rachel McIntyre (ab 14)

  • Inhalt (lt. amazon.de):
    Wie wehrt man sich gegen fiese Sprüche und gemeine Angriffe? Aus bitterer Erfahrung weiß Lara: gar nicht. Denn alles, was sie versucht hat, hat ihre Lage nur noch schlimmer gemacht. Deswegen hält sie still, zieht den Kopf ein und fragt sich, ob sie nicht doch schuld ist an der ganzen Misere. Das ändert sich, als sie Ben trifft. Die Stunden mit ihm sind bald die einzigen Lichtblicke in Laras Leben. Durch seine Augen sieht sie sich in einem neuen Licht: Sie ist klug, witzig und hübsch, und was ihr passiert, ist Mobbing der übelsten Sorte. Gemeinsam suchen sie einen Ausweg aus Laras Situation. Und es könnte ihnen gelingen, wäre da nicht ein Problem: Ben ist Laras Lehrer.



    Meine Meinung
    Lara war noch nie besonders beliebt in ihrer Schule, aber als sich schließlich auch noch ihre beste und einzige Freundin von ihr abwendet und sich nur noch mit ihrer Erzfeindin Molly trifft, steht Lara ganz alleine dar. Wenn der neue Englisch-Lehrer nicht wäre, dann wäre das Leben schwer zu ertragen, denn seitdem ihr Dad seinen Job verloren hat und das Geld mehr als knapp ist, läuft auch zu Hause überhaupt nichts mehr rund. Als ihre Schulkameraden Lara immer schlimmer mobben und die Zustände fast schon unerträglich werden, ist Mr. Jagger das einzige, was Lara noch Halt gibt…


    Wie von den bisherigen Büchern aus dem Magellan-Verlag bereits gewohnt, fällt auch bei “Sternschnuppenstunden” zunächst einmal die Optik positiv ins Auge. Die Gestaltung ist einfach nur super schön und total passend, denn äußerlich ist es ein wenig wie ein Tagebuch gestaltet, sogar mit Titelaufkleber versehen. Einfach nur schick!


    Die Geschichte wird in Tagebuchform erzählt. Unsere Protagonistin Lara erzählt uns auch gleich in ihrem ersten Eintrag, von wem sie dieses Tagebuch erhalten hat und warum sie es führt. Der Schreibstil ist entsprechend frech und flapsig und könnten wohl genau so von einer fünfzehnjährigen stammen.
    Durch diese Form war mir direkt klar, dass ich mich sehr leicht in dieses Buch verlieben würde. Der Einstieg war dahingehend einfach nur total klasse und sehr fesselnd. Ich mochte Lara auf Anhieb.


    Zu Beginn des Buches kommen die Tagebucheinträge noch sehr energisch und witzig rüber. Sie sprühen nur so vor Lebensfreude, auch wenn sich Lara bereits zu diesem Zeitpunkt mit mehr Problemen rumschlagen muss, als für einen Teenager in ihrem Alter gesund ist. Für diese Stärke habe ich sie über große Strecken auch sehr bewundert und konnte total nachvollziehen, wie sich ihre Beziehung zu Mr. Jagger so schnell entwickeln konnte. Im späteren Verlauf werden ihre Einträge dann immer beschwerlicher, obwohl sie selbst die schlimmsten Mobbing-Attacken noch mit einer gehörigen Portion Ironie beschreibt. Aber ehrlich, wie sollte man so etwas auch sonst aushalten können? Sehr sympathisch fand ich zwar, dass Lara sich nicht selbstmitleidig bedauert, aber ganz ehrlich, selbst wenn sie es getan hätte, hätte ich es total verstehen und ihr nicht übel nehmen können. Für eine fünfzehn- bzw. sechszehnjährige meistert sie die Situation ziemlich eindrucksvoll.
    Über die weiteren Figuren kann ich gar nicht so viel sagen. Natürlich sind alle Personen aus Laras Sicht beschrieben worden, so sind ihre mobbenden Mitschüler natürlich das reine böse, was man bei den geschilderten Taten auch beinahe glauben könnte.
    Ebenso konnte ich Mr. Jagger ebenso wie Lara als den bestaussehenden und tollsten Typen auf der Welt betrachten. Ich war teils selbst ein wenig verliebt in ihn, so sehr habe ich mich in Lara hineinfühlen können, aber trotzdem blieb an vielen Stellen immer noch der bittere Nachgeschmack, dass er als Lehrer besser anders handeln sollte, auch wenn in dieser entsprechenden Situation die Handlung gerade einfach passend scheint.


    Genau das fand ich im Buch auch ziemlich interessant dargestellt. Neben dem schlimmen Thema Mobbing klingt nämlich auch noch ein Thema an, das Lara selbst im Buch recht gut zusammen fasst mit den Worten: “Nur weil sich etwas richtig anfühlt, muss es nicht richtig sein.”.
    Und genau das ist auch die Stelle, an der auch junge Leser ins Grübeln kommen und hinterfragen sollten, was genau dahinter steckt.


    Obwohl das Buch in Tagebuchform geschrieben ist, bekommen wir einen umfassenden Eindruck von Laras Leben. Mehr noch, wir erfahren aus erster Hand, was sie denkt und fühlt und können so total gut nachvollziehen, wie es überhaupt zu allem kommen konnte. Das hat mir wirklich gut gefallen, denn selbst ich habe zwischendurch einfach vergessen, was wirklich richtig ist, weil es sich einfach gut angefühlt hat.


    Das Buch endet mit einem Brief und keinem Tagebucheintrag. Zunächst einmal dachte ich, dass es nicht sein könne, dass an dieser Stelle alles endet, aber mit dem Brief wurde ich dann absolut besänftigt und fand das gewählte Ende schließlich doch gut und sehr passend. Anders hätte es nicht sein dürfen, mehr wäre wohl zu viel gewesen.


    Fazit
    Sternschnuppenstunden hat mir total gut gefallen. Das Buch hat einfach alles, die Optik stimmt, es lässt leicht und fließend lesen, hat eine fesselnde Geschichte und hinterlässt wirklich einen bleibenden Eindruck. Außerdem regt es noch zum Nachdenken an. Mit hat es sehr gut gefallen, ich konnte mit Lara lachen, weinen, froh sein und leiden. Nicht nur für Jugendliche eine ideale Mischung!

  • Vielen Dank für diese ausführliche Rezi. Ich wäre anhand des Covers da sicher nicht bei einem zweiten Blick gewesen und hätte das auch nicht als Jugendbuch verortet, daher immer gut "Eulenrezis" zu haben. :-) Das Buch ist direkt auf meine Wunschliste gewandert.

  • Das ist farblich so dezent und dann auch ohne "Menschen" drauf und ohne richtig starke Schnörkelschrift oder besser gesagt so großer "auffälliger" Schrift, die sofort ins Auge hüpft...hätte das eher bei Belletristik gesehen. Find ich aber schön, gerade weil es nicht so krass ist. :grin

  • „Sternschnuppenstunden“ von Rachel McIntyre ist ein sehr realistisches und authentisches Buch. Die Autorin versteht es wirklich sehr gut und überzeugend aus der Sicht eines sechzehnjährigem Mädchen zu schreiben. Da das Buch in Form von Tagebucheinträgen geschrieben wurde, erhält der Leser klare Einblicke in die Gedankenwelt von Lara. Dennoch gab es ein paar Kleinigkeiten, die mich persönlich nicht zu hundert Prozent überzeugt haben.


    Die Thematik des Buches wiegt sehr schwer und befasst sich eigentlich mit mehreren überaus wichtigen Themen. Das Thema Mobbing ist wohl der größte Punkt und ich es ist wirklich erschreckend, wie realitätsnah die Autorin es in „Sternschnuppenstunden“ dargestellt hat. Ich habe unheimlich mit Lara mitgelitten, sodass es mir sogar stellenweise auch zu viel wurde, da ich einfach nicht eingreifen konnte.


    Es ist ein unglaubliches wichtiges Thema über das unbedingt viel mehr gesprochen werden muss! Mobbing kann einen Menschen drastisch verändern und es können lebenslange Schäden davon zurück bleiben. Hier in diesem Fall hat es die Autorin authentisch und nachvollziehbar gelöst, wenn auch mit einem Schrecken. Aber wie sagt man so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.


    Der andere Punkt bezieht sich auf das Schüler-Lehrer-Verhältnis. Ebenfalls ein sehr wichtiges Thema, was aber in meinen Augen der Autorin nicht ganz gelungen ist. Ich persönlich konnte diese Liebe, die zwischen Lara und Ben entstanden ist, nicht nachvollziehen. Beziehungsweise hat es Frau McIntyre es in diesem Punkt nicht geschafft die Gefühle zu transportieren. Ich muss sogar soweit gehen und sagen, dass es mir stellenweise sogar ein wenig unrealistisch erschienen ist. Insbesondere die Figur Ben ist irgendwie nichts Halbes aber auch nichts Ganzes.


    Das Ende ist ein logisches Ende, welches ebenfalls sehr realitätsnah gehalten wurde. Aber auch hier hatte ich ein paar Schwierigkeiten, insbesondere wie das Verhältnis der Beiden angeht. Da mir aber der komplette Handlungsstrang nicht so recht gefallen hat, war dies nicht ganz überraschend.


    Fazit:
    „Sternschnuppenstunden“ von Rachel McIntyre ist eine sehr authentische Geschichte, die zum einen sehr aufwühlend ist und definitiv zum Nachdenken anregt. Ein Buch, das eine klare Leseempfehlung verdient!


    8/10

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • "[...] Gut, mich hat vielleicht noch nie ein Model-Scout angesprochen, aber genauso wenig zerspringen Spiegel in tausend Stücke, nur weil ich reingucke. Ich bin kein Monster, kein Freak und auch keine hässliche Schlampe, ganz egal was sie sagen."


    Lara ist fast 16 Jahre alt, hat die längsten Beine ihrer Klasse, womit sie sogar einige der Jungs aus der Nachbarschule überragt, rote Haare und ist eine sehr gute Schülerin. All dies scheinen für ihre Klassenkameradinnen der Mädchenschule Gründe zu sein, Lara aufs übelste zu mobben. Ihr Nachname Tittle tut sein Übriges dazu. Dabei ist es Zuhause eigentlich schon schlimm genug, seit Dad arbeitslos ist, das Geld immer knapper wird. Selbst Mums Job als Putzfrau bei der Familie von Laras ärgster Peinigerin bringt eher Negatives mit sich, als irgendetwas zu beheben. Einziger Lichtblick in Laras Leben ist der junge neue Lehrer Mr. Jagger. Er scheint Laras Potential zu erkennen und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.


    "Als Beweis dafür, dass das Leben alles andere als fair ist, muss man sich mittlerweile bloß mal Mum und Dad angucken - ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Antimärchen noch ein Happy End findet.
    Oder meines.
    Eher gründe ich eine WG mit den sieben Zwergen, als dass ich jemals einen Prinzen kriege."


    Autorin Rachel McIntyre lässt ihre Protagnoistin Lara ganz schön leiden. Als Opfer von Mobbing, das sich nicht nur verbal, sondern auch in Gewalt ausdrückt, nimmt ihr Selbstbewusstsein mehr und mehr Schaden. Durch die häusliche Situation, die Probleme der Eltern miteinander und dem Kampf darum, überhaupt die Familie ernähren zu können, bleibt keine Zeit, ja nicht mal ein Blick für Laras Probleme. Sie ist ein Einzelkämpfer, was es schier unmöglich macht, aus der Situation wieder herauszukommen.


    "Langsam wird mir klar, dass das Schlimmste am Armsein nicht die ollen Klamotten sind, sondern der Schaden, den die Familie dabei nimmt. Die vielen Streits und das Unglücklichsein, die schwindende Hoffnung, das ist es, was Mum und Dad fertigmacht. Und ich fürchte, selbst wenn wir morgen im Lotto gewinnen würden , hätten wir uns alle schon zu tief im Sumpf verirrt, um jemals wieder zurückzufinden."


    Erzählt wird aus Laras Perspektive, in leicht sarkastischem und lockerem Ton. Das führt dazu, dass man regelrecht durch die Geschichte hindurchfliegt, unterstreicht aber auch noch mal die Brutalität der anderen Jugendlichen. Laras Leidensweg ist - leider - sehr realistisch und wird von der Autorin auch mit all seinen Facetten geschildert. Wie leicht wird Mobbing übersehen, wie viele sehen aber auch gewillt weg, ohne zu erkennen, dass der Jugendliche nicht nur einen direkten Schmerz erfährt, sondern für sein Leben geprägt ist.


    "Sternschnuppenstunden" ist ein Roman, der den Leser auf verschiedensten Wegen schockiert. Der Augen öffnen kann und trotz seiner Schmerzlichkeit ein sehr schönes Buch ist. Die Geschichte der sehr sympathischen Protagonistin Lara, die ihre eigene Schönheit und Wertigkeit gar nicht erkennen kann, weil man ihr immer Gegenteiliges einredet, ist nah an der Realität konzipiert, was sich am Ende des Romans noch einmal verstärkt. Ein Roman, der Jugendliche wie auch Erwachsene für Mobbing sensibilisiert und trotz seiner Härte sehr schön zu lesen ist.

  • Minny, du hast mit deinem Review schon alles geschrieben, was mir auch so durch den Kopf ging. Auch pepperann spricht mir da zum Mobbing-Teil aus der Seele.


    Das Thema Mobbing fand ich extrem gut dargestellt und auch die Art, wie die Lehrer und die anderen Mitschüler damit umgehen war sehr realistisch. Die Komponente Internet und Social Media macht das Thema ja heute noch schlimmer, weil es einen in jeden Winkel seines Lebens verfolgen kann und das beschreibt die Autorin einfach großartig. Für den Strang würde ich glatte 10 Punkte vergeben.


    Die Lehrer-Schüler-Beziehung war für mich auch schwächer dargestellt. Ben als Figur gefiel mir auch nicht so, er pendelte auch sehr stark zwischen versuchter Souveranität als Lehrer beim Mobbing und Naivität bei der Beziehung...insbesondere gegen Ende der Geschichte und da gefiel mir der gesamte Teil einfach leider gar nicht mehr. Das Ende in sachlicher Hinsicht, klar, das war so unausweichlich - aber wie es transportiert wurde (von Lara) gefiel mir einfach nicht.


    Das Buch hat aber auch neben Ben ein paar schöne Momente für Lara parat, so fand ich insbesondere die drei Cambridge-Mädels sehr gut im Hinblick auf die Thematik Freundschaften. :-)


    Der Schreibstil gefiel mir anfangs sehr gut (gerade wegen dem Sarkasmus), gegen Ende fühlte sich das für mich dann beim lesen so an, dass Lara da eine Reifung durchmachen sollte und das eher ernst-erwachsen wirken sollte...


    8 Punkte.