Zur Vorgeschichte:
Viele Miteulen erinnern sich sicher noch an die Leserunde zu "Dienstags bei Morrie" von Mitch Albom... ein Buch, über das wir absolut geteilter Meinung waren.
Ich fand fand das Buch desaströs und hätte es bereits nach 1/3 dem Altpapier überantwortet, wenn es ich es nicht in einer Leserunde gelesen hätte... Dennoch hat mich eigentlich interessiert, was dieser Morrie selbst zu sagen hat - und ob er wirklich dieser unerträgliche Gutmensch ist, als den Mitch Albom ihn hinstellt.
Sehr schnell stellte sich raus, daß es auch von Morrie ein Buch gibt. Leider war es mir bislang zu teuer. Nun aber habe ich es für 2,95 EUR bei Jokers als Schnäppchen entdeckt und mitgenommen.
Inzwischen ist es allerdings auch als normale Taschenbuchausgabe für 7 EUR erhältlich.
Zum Inhalt:
1994, im Alter von 77 Jahren erfährt der Soziologie-Professor Morrie Schwartz von seiner unheilbaren Krankheit ALS, einer Nervenkrankheit, die zu Muskelschwäche und schließlich zum Tod durch Ersticken führt. Vor die Wahl gestellt, das Leben bis zum Ende auszuschöpfen oder aber leise aufs Sterben zu warten, beschließt Morrie, aus der ihm verbleibenden Lebenszeit ein heiteres Fest zu machen, eine Huldigung seines eigenen Lebens und des Lebens ganz allgemein.
Meine subjektive Meinung:
Das Buch besteht aus Kapiteln mit Platitüden à la "Akzeptieren Sie sich so, wie Sie gegenwärtig sind. Akzeptieren Sie Ihren momentanen körperlichen Zustand. Nehmen Sie Ihr Schicksal an, so wie es im Augenblick ist". Dem schließt sich dann ein Kapitel mit Erläuterungen hierzu an.
Morries Weisheiten sind eigentlich derart platt, daß jeder sie intus haben sollte - auch ohne dieses Buch zu kennen. Daher wollte ich eigentlich erst ziemlich destruktiv werden...
ABER...
... das Buch wurde von einem Menschen geschrieben, der - wenn auch in einem Alter, in dem andere schon längst das Zeitliche gesegnet haben - an einer schweren Krankheit leidet und weiß, daß er immer mehr verfallen wird, bis er daran sterben wird.
Aus dieser Situation heraus ist dieses Buch entstanden - und eigentlich ist das richtige Zielpublikum für dieses Buch jemand, der ebenfalls schwer erkrankt ist und damit nicht umgehen kann. Oder jemand aus dessen Umgebung, der sich hilflos in dieser Situation fühlt.
Ich halte bekanntlich nichts von Ratgeberbüchern... und wenn ich ganz ehrlich bin, hat mir Morrie in diesem Buch zuviele Plattitüden geschwafelt.
Dennoch könnte ich mir vorstellen, daß dieses Buch kranken Menschen und ihren Angehörigen oder anderen Betroffenen eine Hilfestellung sein könnte, weil es Einblick zuläßt in die Gedankenwelt eines Betroffenen. Viele schotten sich ja in so einer Situation gedanklich ab ("Mir kann eh keiner helfen") und machen sich diese Zeit - womöglich ihre letzte Zeit auf Erden - unnötig schwer.
Mir persönlich hat es nicht gefallen, doch für die o.g. Gruppe Betroffener könnte es hilfreich sein.
Interessant fand ich übrigens, daß Mitch Albom in Morrie's Buch mit keiner Silbe namentlich erwähnt wurde. Am Ende bewertete der gute (?) Mitch seine Rolle in Morrie's Leben doch etwas über?