'Mit Rosen bedacht' - Seiten 240 - 320 (Kapitel 18 - Ende)

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  • Hier kann zu den Seiten 240 - 320 (Kapitel 18 - Ende) geschrieben werden.



    Für die Hörbuch-Eulen:


    "Hier ziemt es, jeden Argwohn zurückzulassen,
    jede Feigheit muss hier ersterben."
    Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie


    "Es ist nicht wahr", flüsterte ich. Tränen erstickten meine Stimme. "Nicht wahr, es darf nicht wahr sein." Doch der Zeitungsartikel vom 15. Mai 2004 sprach eine deutliche Sprache...

  • Gab es mit dem Lektorat/Verlag Diskussionen betreffend dem Schluss? Ich kann gut damit Leben aber ein paar Leser dürften diesen höchst wahrscheinlich ansprechen.


    Wenn ich jetzt schreibe das ich Wanda, da ich die Geschichte nun gelesen habe, hie und da etwas gar blauäugig, etwas zu vertrauensselig oder gar naiv empfunden habe trifft dich das oder habe ich ein klitzekleines bisschen recht mit dieser Empfindung? Kann die erste Phase der Verliebtheit und Schmetterlinge im Bauch tatsächlich alles erklären? :gruebel

  • @ Mulle: Also, ich kann zwar damit leben, dass ich nicht weiß, wer der Mörder war. Warte, weiß du, wer der Mörder war? Oder ist das in deinem Kopf auch ungewiss?


    Aber ich kann nicht damit leben, dass er einfach so stirbt. Neeeeeeeeiiiiiiiiin ... Nein, nein, nein. Der Fehler liegt ganz allein bei mir. Selbst nachdem du meine Lieblingsfigur umgebracht hast (damals, vor langer, langer Zeit), glaube ich immer noch an das HAPPY END. :cry


    Ansonsten hat es mir wirklich gut gefallen.


    Sapperlot, ich glaube, bei dieser speziellen Konstellation hat sie oft vielleicht einfach nicht gebohrt, weil sie sich denken konnte, dass das was mit Familie zu tun hat. Ich gebe dir allerdings Recht, vor der Hochzeit hätte ich sicher schon ein bisschen mehr nachgebohrt.

  • Oh, das ging jetzt flott in den letzten Abschnitt :grin


    sapperlot, es gab im ganzen Buch keine einzige Diskussion. Ich war ganz hingerissen von meiner Lektorin sowie meinem Außenlektorat, die haben das einfach so hingenommen, wie ich es aufgetischt habe und mochten das Ende.
    Die haben das aber ausnahmsweise auch mal so vorgestellt bekommen, ehe sie es eingekauft haben. Soll heißen, dass ich mit offenen Karten gespielt habe. :-)


    Dass Wanda etwas blauäugig ist ... also, mich trifft das nicht, keine Sorge. Es hat mich aber erstaunt, als ich es zum ersten Mal gehört habe - du bist also nicht der erste, der das sagt.
    Für Wanda besteht imA nicht soo viel Grund, an Karims Version der Geschichte zu zweifeln. Seine Eltern haben ihn im Stich gelassen (stimmt ja in gewisser Weise aus - wird von ihm glaubhaft rübergebracht) und er will nicht mehr daran denken/ darüber reden.
    Das ist ja eigentlich schon alles, was sie in der Vergangenheit verwundernswertes erfährt.
    Nun habe ich tatsächlich nicht bedacht, dass der Leser ja schon vom Klappentext an viel, viel mehr weiß als Wanda und dementsprechend skeptisch und misstrauisch ist. Wanda hatte dazu nicht den geringsten Grund und so kam ihr alles, was im Nachhinein komisch wirkt, unauffällig vor.


    Aber genau das war auch der Grund, warum ich mich für diese zwei Zeiteben entschieden habe, weil genau das eine sehr interessante Sache ist: Dieses Zurückblicken. Hinterher ist man immer schlauer. Der Leser ist "hinterher und schlauer". Wanda muss da erst hin.


    Sowas passiert ja ganz oft. Klassisches Beispiel: Ein Partner betrügt den anderen und der Betrogene merkt es nicht. Oder in einer platonischen Freundschaft verliebt sich einer und der andere checkt es nicht. Im Nachhinein schlägt man die Hände überm Kopf zusammen und denkt: Was hab ich alles falsch eingeschätzt! Wie konnte ich das übersehen?
    Aber das passiert den abgebrühtesten Leuten; Leuten, die immer sicher waren, dass ihnen das niiee passieren könnte - da muss man nicht mal besonders rosa getönte Brillengläser haben. Wenn man jemanden gern hat, zweifelt man nicht notorisch alles an, was er sagt (das wäre sehr lästig). Und wenn dein Gegenüber ein guter Lügner ist, hast du wenig Chance.
    Finde ich :gruebel


    Groupie, ich bin mir recht sicher, dass Wanda mit ihren letzten Vermutungen Recht hat.
    Das Ende ... tut mir leid :knuddel1
    Wobei ich es ja gar nicht so tragisch finde, muss ich zugeben. Sterben müssen wir ja alle mal und Sterben, nach der Gewissheit, dass einem von einzigen wichtigen Menschen verziehen wird ... das finde ich schon ziemlich schön. Irgendwie. :keks

  • Ich finde sie schlau.
    Sproede, vernuenftig, verliebt und schlau.


    Es ist doch nicht jeder junge Mensch, der sich verliebt und vertraut, ein naiver Idiot mit blauen Augen.
    Weltvertrauen ist eine Urerfahrung, die fuer Gesundheit - und vor allem fuer ein Aufwachsen ohne traumatisierende Erlebnisse - spricht. Nicht fuer Bloedheit.
    Wanda gibt weder ihren Job noch ihre Wohnung, ihren Freundeskreis, ihre Ueberzeugungen oder oder oder auf. Sie tut sich mit einem jungen Mann zusammen, der anziehend ist, ihren Freunden gefaellt, im Beruf offenbar seinen Mann steht, der sie reizend behandelt, mit dem sie aehnliche Zukunftsvorstellungen und sehr viel Spass hat und Stueck um Stueck etwas aufbaut.
    Wo ist das Problem?
    Wenn sie meine Tochter waere, wuerde ich ihr auf die Schulter klopfen und tief durchatmen.

  • Ja, ein wichtiger Punkt ist für mich auch, dass Karims Lügen sich in keinem Moment gegen Wanda richten. Er nutzt sie nicht aus, benutzt sie nicht und schadet ihr nicht.
    Sie macht nix Dummes mit ihm und ich bin sicher, hätte ich nicht anders entschieden, wären die beiden zusammen zufrieden alt geworden; Leiche im Keller hin oder her.


    Das, möchte ich aber kurz noch erklären, war nicht bloß Grausamkeit meinerseits. Tatsächlich wird ein komatöser Zustand (künstliches Koma ist nochmal ewas anderes) über längere Zeit nur in Einzelfällen überlebt. Die Einzelfälle gehen dann durch die Medien, daher wirken sie häufiger als sie sind, aber die meisten ... :-( )
    Ich wollte da nun keinen medizinischen Ausnahmefall schaffen, sonst heißt es "die kann nur Fantasy".

  • Mulle,
    ich finde es sehr barmherzig von Dir, dass Du Karim hast sterben lassen! Wir hatten hier einen Fall in der Nachbarschaft, wo eine Frau (Mutter von 2 Kindern) mit 40 nach einem Hirnschlag im Koma lag. Sie hat es nicht überlebt, aber selbst wenn, wäre sie für den Rest ihrer Tage ein Pflegefall im Gemüse-Stadium gewesen. :-( Sowas wünscht sich niemand und sowas kann man auch den Angehörigen nicht wünschen. Dann lieber ein Ende mit Schrecken und die Möglichkeit zu trauern und dann aber weiterleben zu können, eine neue Partnerschaft eingehen zu dürfen und wieder glücklich zu werden.


    Und auch Wanda wird wieder ins Leben zurückfinden, da bin ich mir sicher. Immerhin hat sie ja in Karims Schwester eine neue Freundin gefunden und sie wird sich auch wieder verlieben - nur hoffentlich nicht in diesen Hendrik... Wobei der ihr ja schon super geholfen hat, allerdings sicher nicht ganz uneigennützig - ich hatte immer das Gefühl, dass er hofft, Karim als Bösewicht outen zu können.


    Ich fand es auch gut, dass am Ende nicht explizit dasteht, wer nun der Mörder war. Man kann es sich ja ganz gut denken und ich glaube, auch Wanda weiß, wie es gewesen sein muss.


    Trotzdem finde ich im nachhinein, dass Wanda ein bisschen zuviel Rücksicht auf Karim und sein Einigeln genommen hat! Solange man "nur" zusammen ist, kann ich das vielleicht noch nachvollziehen. Aber ab dem Zeitpunkt, wo ich mich verlobe und damit feststeht, dass ich den Rest meines Lebens mit diesem Mann verbringen will, möchte ich schon auch Antworten auf meine Fragen!


    Mir jedenfalls hat das Buch supergut gefallen und ich war leider viel zu schnell fertig damit... (deswegen schreibe ich auch schon hier, weil ich an den anderen Abschnitten einfach vorbeigaloppiert bin... :schaem)


    LG, Bella

  • Bella, das freut mich, dass du so durchgaloppiert bist :grin Ist immer ein gutes Zeichen :lesend


    Du sprichst da etwas an, was ich einerseits auch denke. Vor allem für die Angehörigen ist das wirklich ganz, ganz schlimm; in einer Partnerschaft wirklich worst case. Denn plötzlich hast du niemanden mehr an der Seite, nur noch jemanden zu versorgen. Komm dann mal in die Situation, jemanden an deiner Seite zu brauchen ... Gänsehaut.
    Andererseits ist es auch unmöglich zu sagen, ab wann ein Leben nicht mehr lebenswert ist. Komapatienten träumen ja z.B. und ich habe von einigen gelesen, die nicht wussten, dass sie im Koma lagen, sondern sich .. träumend fühlten und es als angenehm und schön empfanden.
    Aber das sind wie schon gesagt absolute Ausnahmen. Meist sagt der Körper nach kurzer Zeit: Ende, nicht mehr meine Welt hier.


    Nein, keine Sorge, bei Hendrik sehe ich Wanda nicht :-) Aber neu verlieben wird sie sich, da bin ich sicher. Das kann sie einfach gut ;-)

  • Die letzten Seiten sind nur so geflogen... und ich bin ziemlich angetan.


    Die Auflösung zum Schluss fand ich sehr gut, so kann der Leser selber überlegen, wen er lieber zum Mörder haben möchte, Jaron oder Karim.


    Das Gespräch mit der Schwester fand ich sehr aufschlussreich und mich vieles noch mal klarer sehen lassen und auch die Situation von Karim noch mal verdeutlicht.


    Wanda hat mir auch sehr imponiert, sie hat die Brüder nicht verraten, aber dafür gesorgt, dass Jaron in seine Schranken gewiesen wird. Auch der klare Entschluss von ihr, Karim immer noch heiraten zu wollen, hat mir gut gefallen.


    Vielleicht könnte man sich hier auch mal die Frage stellen, wie gut kennen wir eigentlich unsere Partner und Freunde wirklich. Ich könnte mir vorstellen, dass es oft vorkommt, das der ein oder andere nicht alles von sich preis gibt.


    Mir hat das Buch auf jeden Fall gut gefallen.

  • Engel, es freut mich, dass es dir gefallen hat.
    Wie gut man jemanden wirklich kennt, ist eine gute Frage. Man stellt ja nicht alles, was einem ein lieber Mensch sagt, gleich infrage - das wäre ja auch schlimm. Ich glaube, Wanda hätte all das nie herausgefunden, wenn Karim die Möglichkeit gehabt hätte, sich rauszureden. Er hätte bestimmt für alles eine Erklärung auftischen können.
    Ich glaube nicht, dass er es ihr irgendwann erzählt hätte. Er hätte sie dann zur Mitwisserin gemacht, auch wenn sie ab der Verlobung natürlich das Aussageverweigerungsrecht gehabt hätte. Aber das nur rechtlich, nicht moralisch. Hm ... vielleicht hätte er es ihr doch erzählt. Aber sicher nicht so bald.



    Die Idee, Karim könnte ein Schläfer sein ... genau :-)
    Als ich das im ersten Abschnitt gelesen habe, war mein erster Gedanke: Verdammt. So nahe liegend. Warum - warum bin ich darauf nicht gekommen?! Was hätte man daraus machen können!?
    Dann habe ich ein bisschen intensiver darüber nachgedacht und festgestellt, dass ich ganz froh darum bin, diese Idee nicht gehabt zu haben. Es wäre ein politischeres Buch geworden, wenn ich damit gespielt hätte. Nein, es wäre gar kein Buch geworden, weil ich mir das noch nicht zutraue.
    Aber da könnt ihr mal sehen, wie festgefahren man als Autor an seiner Geschichte kleben kann - der so naheliegende Gedanke kam mir wirklich nicht ein einziges Mal in den Kopf; dabei hab ich echt viel nachgedacht, was Karims Geheimnis sein könnte: Ich wusste es ja selbst nicht *bewusst*, als ich zu schreiben begonnen habe, das Buch ist ein "Unplotling", d.h. ich wusste selten, was im nächsten Kapitel passieren würde, habe "ins Blaue geschrieben" und hinterher erstaunt festgestellt, dass irgendwie doch alles aufging. (Ist meine Lieblingsart , ein Buch zu schreiben, weil's spannend ist.)

  • Ich finde das nach wie vor so unglaublich mutig, dass ich das kaum fassen kann. Ich koennte vor Angst keine Zeile schreiben, wenn ich nicht wuesste, wer wann hustet.
    Dass eine Geschichte, die so komplex und stimmig gebaut ist, ohne Bauplan errichtet wurde, nimmt mir ziemlich den Atem.

  • Du, ich schreibe in permanenter Angst: Angst, morgen keine Worte mehr zu haben, alles leergeschrieben zu haben, keine Vergleiche mehr zu finden und keine neuen Figuren mehr. Das ist schon Panik genug für meinen Geschmack, irgendwo muss man auch mal entspannen.
    Um den Plot sorge ich mich nicht - man kann ja notfalls anpassen, ummodelieren, neu schreiben, sollte es nötig werden.
    Aufregend war das bei meinen ersten Büchern, die ja eine Trilogie darstellten. Die ersten beiden waren erschienen und voller Andeutungen und Hinweise und die Frage, ob und wie ich das im dritten Teil zusammenbekomme, hat mich so gestresst, dass das Buch in sechs Wochen fertig war :lache


    Ich habe großes Vertrauen in mein Unterbewusstsein; um ehrlich zu sei, plottet das idR besser als ich, wenn ich es bewusst mache. Es lässt sich nur nicht zuverlässig anzapfen. Manchmal ist da einfach geschlossen ?(


    Wenn ich auf diese Art aber versuche, irgendwo hin zu fahren oder ein IKEA-Regal zusammenzubauen, kommt immer eine mittelschwere Katastrophe dabei rum. :rofl

  • Ich finde das Ende schlüssig. Ich mag zwar Happy Ends aber hier wäre das doch unglaubwürdig gewesen. Karim der aufwacht und gesund ist, nee nie und nimmer.


    Wanda finde ich cool und ehrlich, bei so einem Mann, der so zu Dir steht und passt wie ein Knopf ins Knopfloch, wenn der sagt, mit der Familie bin ich fertig, da lass ich den in Ruhe. Ich will ja ihn heiraten und nicht die Familie.
    Wobei, neugierig ist man vielleicht schon und insistiert ab und an.


    Schuldig, ja aber wer??? Die Erzählung der Schwägerin ist mir etwas verworren vorgekommen, das muss ich nochmal nachlesen. Aber zu dem Kerl hätte ich vielleicht schon mal ein Messer mitgenommen also ohne Waffe wäre ich da nicht mehr rumgelaufen.


    Und dass da einer aus der Familie bei der Polizei ist, komisch, die Vergewaltigungen müssen doch sichtbar gewesen sein. Da hätte man ja mal in ein anderes Zuständigkeitsgebiet gehen können und das vorbringen.

  • Das Ende fand ich OK. Die wenigsten Menschen wachen wieder auf und sind gesund- wäre ein schöner Traum-


    Wanda hat damit abgeschlossen mit ihrer letzten Aktion "verbrennen des Zettels" .
    Der Auslöser war der Freund der Schwester. Ob Selbstjustiz die richtige Entscheidung war kann ich nicht ganz nachvollziehen. Diese ganze Geschichte war etwas konfus, da gibt es sicherlich andere Möglichkeiten.
    Karims Entscheidung ein völlig neues Leben zu beginnen, ohne etwas aus der Vergangenheit preiszugeben fällt ihm ziemlich schwer.


    Auf viele aktuelle Themen wurde kurz eingegangen, ob politisch oder sozial. Die Szene in Hamburg auf einen wehrlosen Menschen weiter einzuschlagen hat in der letzten Zeit leider zugenommen.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Du, ich schreibe in permanenter Angst: Angst, morgen keine Worte mehr zu haben, alles leergeschrieben zu haben, keine Vergleiche mehr zu finden und keine neuen Figuren mehr.


    Das koennte von mir sein ...
    Und das mal von jemandem zu hoeren, bei dem man das Gefuehl hat, da sprudeln die Worte nur so und die Figuren stehen fix und fertig vor dem Schreibblock Schlange, ist ziemlich erleichternd.


    Gerade deshalb finde ich den Mut, dem Unterbewusstsein zu trauen, beachtlich. Ich kann das gerade deshalb nicht, weil das Schreiben bei mir so angstbesetzt ist und mein Riesenstapel-Konzept, in dem jeder Furz eingetragen ist, traegt zu meiner Beruhigung bei.


    Was mich mein Leben lang faszinieren wird, ist die Tatsache, dass man den Unterschied nicht merkt. Gerade bei diesem Buch haette ich - haette ich raten muss - unbedingt auf "detailliert vorausgeplant" getippt und zwar wegen der vielen und beizeiten gestreuten Hinweise, die alle in die richtige Richtung fuehren. Und wegen der extrem hohen Kontiunitaet der Figuren, etwas, dessen Mangel mich bei den meisten modernen Unterhaltungsromanen so sehr nervt, dass ich nicht zu Ende lese.
    Du schreibst, Du koenntest zur Not anpassen. Darf ich dazu noch fragen, wie Du das machst, da ich es mir ganz schwer vorstellen kann? (Allein der Gedanke hat bei mir Panikpotential.) Wenn das aber zu viel Entzauberung ist, bitte die Frage unbedingt ignorieren!


    Ich vermute aber, dass die regelrecht quirlige Lebendigkeit der Figuren mit der Arbeitsweise zusammenhaengt, mit Deiner Faehigkeit, ihnen ihre Entwicklung einfach zuzutrauen und viel Leine zu lassen. Da ist so viel Neugier auf die Figuren spuerbar, die sich beim Lesen auf mich uebertraegt. Ich mag das furchtbar gern.


    Alles Liebe von Charlie

  • Findus, freut mich, dass du Wanda cool findest :-) Wie Knopf ins Knopfloch passt gut, das gefällt mir.


    jusch, die Selbstjustiz war natürlich nicht richtig - ganz im Gegenteil, man hat ja gesehen, wohin das geführt hat. Karim hat sich sicher die größte Mühe gegeben, aber immer, wenn er unter Stress stand, brach es doch aus ihm heraus und er hatte sich kaum noch im Griff. Der hat sein Trauma auch nie verarbeiten können.
    Aus sicherer Distanz betrachtet hätten Fariba und ihre Familie natürlich andere Wege offen gehabt.
    Ich hatte zunächst auch keinen Verwandten bei der Polizei angedacht, meine Testleserinnen meinten aber, dass es dann nachvollziehbarer wird, warum Fariba nicht zur Polizei gehen konnte. Für mich hätte es das nicht gebraucht.
    Als Opfer einer solchen Misshandlung ist man psychisch nicht unbedingt in der Lage, die richtigen - aber sehr, sehr schweren, kraftraubenden Schritte zu gehen. Sie war total eingeschüchtert und komplett allein. Das ganze geschah zu einer Zeit als noch nicht jeder Haushalt Internet hatte, damit war es viel schwieriger, sich über Opferschutz zu informieren. Vereine wie Wildwasser oder der Weiße Ring waren noch viel unbekannter.
    Bis heute ist es ein unermesslicher Kraftakt, eine Vergewaltgung anzuzeigen, besonders wenn es eine Beziehung mit dem Täter gab, der lässig behaupten kann, es wäre alles freiwillig geschehen. Bis heute sind vor Gericht die demütigsten Fragen zulässig, die das Opfer infrage stellen sollen. Bis heute entscheiden sich tausende Opfer gegen eine Anzeige, weil sie es nicht schaffen, das Ganze immer wieder und wieder zu durchleben.
    Fariba, Tochter einer alleinerziehenden Iranerin, und damit von allen Seiten nicht wirklich akzeptiert, hat niemandem vertrauen können außer ihren Brüdern. Und die waren beide komplett überfordert. Ich glaube wirklich, dass es ein Unfall gewesen war - aber wer hätte ihnen das geglaubt: Zwei auf Krawall gebürstete Araber gehen mit Messer bewaffnet einen Deutschen an - und am Ende war es ein Unfall?


    Charlie - sieh mich breit grinsen. Danke für die vielen Blumen.
    Das zur Not anpassen ist so ein Gedanke, den ich habe, ich habe das aber noch nie gemacht. Ich beruhige meine Nerven damit, dass ich es könnte.
    ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob unterbewusst vorher feststeht, was am Ende stehen wird. Vielleicht streue ich auch wahllos Hinweise und schau dann, wohin sie führen.
    Gefühlt ist es so, dass die Figuren irgendwas machen und ich mitschreibe. Die Szene mit dem Kätzchen z.B. sah so aus, dass ich Karim nass im Hoodie vor den Augen hatte mit Katzenwelpe in der Bauchtasche und erst noch dachte: Nä - du kannst jetzt kein Katzenbaby bringen - wie kitschig ist DAS DENN!? Das geht ja gar nicht, das ist nicht für 12-jährige Leser gedacht, das nehm ich dir nur ab, wenn du ... oh. Oh! Du hast einen Rentner verkloppt? Bist du bescheuert? Das klingt schon besser. Könntest du dir bitte auf die Lippe beißen, während du auf die Fußmatte tropfst? Ja, sehr hübsch. Gut, kauf ich, bring ihr halt die Katze, wer weiß, wofür sie noch gut ist.


    Mein Mann betrachtet mich immer mit einer gewissen Besorgnis im Blick, wenn ich dann hysterisch kichernd auf die Tastatur hacke und ich teile seine Besorgnis manchmal :bonk :rofl
    Aber so schreibe ich eben auch nicht immer, sondern nur, wenn ich Figuren so plastisch vor Augen habe, dass ich ihnen schon zutraue, mir die Hintergrundgeschichte und das Romanende früher oder später zu liefern.

  • Das war so toll beschrieben, davon koenntest Du gern noch mehr erzaehlen. (Ich hab ja zum ersten Mal Romanfiguren hier im Haus, ich finde das ganz unbeschreiblich aufregend, komm mir vor wie siebzehn, schon seit bald zwei Jahren, und das unmotivierte Loslachen kenn ich auch. Aber ihnen zu trauen und sie machen zu lassen, hab ich nicht drauf. Oder nur in sehr begrenztem Mass.)


    Ich habe die Szene mit der Katze ganz genau so gelesen: Nasser Mann mit geretteter Katze haette ich als Auf-Emotions-Knoepfe-druecken empfunden, dem haette ich mich entzogen. Katzenretter, der fast einen Rentner ersaeuft, kann ich wunderbar schlucken und schmeckt mir. Ich gebe zu, dass ich, sobald in Romanen ne Katze auftaucht, zu stoehnen anfange und Ach-nee-bitte-nicht-schon-wieder denke, weshalb mich das Ding so richtig reingelegt hat. Ich glaub, das war fuer mich die genialste Idee am ganzen Roman.


    Und dass Wanda darueber hinweggeht, kann ich mir auch vorstellen. Es gibt doch so viele Ereignisse, bei denen man denkt: Nee. DArueber komm ich nicht hinweg, damit kann ich nicht fertigwerden, dagegen muss ich was machen. Und dann verschiebt und verdraengt man's einen Tag, weil's zu viel ist, dann noch einen und noch einen, dann kommt die Steuernachzahlung, dann hat Tante Erna neunzigsten Geburstag, der Chef ist doof, in der Schule bricht Magen-Darm-Grippe aus, und ehe man sich's versieht, lebt man damit. Es zwickt vielleicht manchmal und man denkt: Ach, mann, da haett' ich doch. Aber dann kommt halt wieder ne Steuernachzahlung und der Klempner oder das Dach bricht ein.


    Hab ich schon gesagt, dass ich die Liebesgeschichte total schoen finde? Und dass ich es sehr schoen fand, eine Geschichte von zweien zu lesen, die einfach gut miteinander koennen, die Spass aneinander haben, denen zusammen ein Leben gelingt? Ich finde, so etwas liest man ueberraschend selten. Und dass es dabei sexy und spannend ist, noch seltener.

  • Ich bin auch nur so durch das Buch geflogen, dass ich es zwischendurch einfach nicht an den Computer geschafft habe.


    Der Zeitungsartikel mit dem Ehrenmord war im ersten Moment ein richtiger Schock :wow, dieses schrecklichew Klischee serviert zu bekommen, damit hatte ich nicht gerechnet, aber die Auflösung wie es wirklich war, hat mir sehr gut gefallen, natürlich war die Slebstjustiz der beiden Brüder der völlig falsche Weg, aber ich kann absolut nachvollziehen, wie es so weit kommen konnte, auch den Verwandten bei der Polizei hätte ich nicht gebraucht, um Fariba zu verstehen, dass sie nicht zur Polizei gegangen ist.


    Das Ende war auch das einzig passende, ein Happy End wäre der pure Kitsch gewesen und ich hätte es einfach nur unpassend gefunden.
    Als ich das Buch zugeklappt habe, war für mich allerdings klar, dass Karim den Typen getötet hat.

  • Zitat

    Original von Charlie


    Hab ich schon gesagt, dass ich die Liebesgeschichte total schoen finde? Und dass ich es sehr schoen fand, eine Geschichte von zweien zu lesen, die einfach gut miteinander koennen, die Spass aneinander haben, denen zusammen ein Leben gelingt? Ich finde, so etwas liest man ueberraschend selten. Und dass es dabei sexy und spannend ist, noch seltener.


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