Bridgets und Joans Tagebuch. Verrückt nach dem Toyboy von Bridget Golightly und Joan Hardcastle

  • Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
    Verlag: Manhattan
    erschienen am 14. Juli 2014


    Über den Autor: Quelle Amazon
    Bridget Golightly ist neunundachtzig Jahre alt. Sie gewann den Hundertmeterlauf, den Achthundertmeterlauf, den Dreisprung und das Solosynchronschwimmen bei den Olympischen Spielen in Mexiko 1968. Zu den Höhepunkten ihrer glänzenden Theater- und Filmkarriere zählen zwei Oscars für die Beste Nebenrolle in Klein Dorrit und Rocky V sowie ihre hochgelobte Titania in Shakespeares Sommernachtstraum mit Sir John Gielgud in der Rolle des Zettel. Bridget ist Nobelpreisträgerin für Mathematik, außerdem gefeierte Lyrikerin und internationale Friedensaktivistin. 1959 vertrat sie Großbritannien beim Eurovision Song Contest mit „Boom-bang-a-ting-a-ling on a String“. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, der Welt Freude zu spenden, entspannt sie sich gern bei einer schönen Tasse Tee.


    Joan Hardcastle ist sechsundachtzig, stammt aus Yorkshire und glaubt kein Wort von dem, was Bridget erzählt. Bis auf das mit dem Tee.


    zum Inhalt:
    Bridget Golightly ist 89 Jahre alt. Sie schaut auf ein bewegtes Leben als Olympionikin und Schauspielerin zurück. Von diesen Ereignisse erzählt sie gern und viel und gibt auch gerne eine Kostprobe ihres Könnens. Joan Hardcastle ist drei Jahre jünger und bewohnt gleich das Zimmer nebenan in der Seniorenresidenz. Joan ist überaus pragmatisch und ihre nüchterne Denkweise verwirrt Bridget häufig. Beide führen Tagebuch, dem sie ihre privatesten Gedanken anvertrauen. So bekommt auch der Leser die Gelegenheit, sich ein eigenes Bild von den täglichen Ereignissen der Damen zu machen. Die zwei Perspektiven erzählen nicht immer dieselbe Geschichte.


    meine Meinung:
    Der Titel und auch das Cover erinnert stark an den dritten Band von Helen Fieldings Heldin, die ebenso Tagebuch führt und in London lebt. Während Bridget Jones schriftlich gerauchte Zigaretten und verpasste Telefonate festhält, schreiben die alten Damen zwischen Treppenlift und Stützstrümpfe ihre Gedanken nieder. Schon die Einleitung gibt Aufschluss, was den beiden an dem Tag wieder passiert ist. Über ein Jahr folgen wir ihnen zu Bingo-Abenden, Gesangsaufführungen oder zum Winterschlussverkauf bei Harrods. Die Parodie macht Spaß und lässt häufig laut auflachen. Kenntnisse der als Vorlage dienenden Trilogie bedarf ist nicht.


    Der britische Humor quillt aus jeder Zeile hervor. Allerdings tippe ich mal darauf, dass dieses Buch im Original noch besser funktioniert. Manche Witze verloren stark an Wirkung. Es ist hilfreich, wenn man sich dann in Erinnerung ruft, wie es ein Engländer sagen würde und über was auf der Insel im Allgemeinen gelacht wird. Natürlich spielt der Autor, dessen Pseudonym nicht gelüftet wurde, mit Klischees übers Altern. Die überzeichneten Figuren vertragen davon aber jede Menge, ohne dass es sich abnutzt. Das eBook ist mit 100 Seiten viel zu schnell gelesen. Im Alter von fast 90 Jahren werden wir aber vermutlich nicht allzu viele Fortsetzungen der Heldinnen erwarten dürfen.

  • Bridget und Joan - beide weit über achtzig, gefühlt aber maximal Mitte sechzig - leben gemeinsam im Zweitbesten Magnolia Seniorenheim und sind schon seit Ewigkeiten befreundet. Um Bridget dabei zu unterstützen ihre Gedanken zusammen zu halten und auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, schenkt Joan ihr ein Tagebuch. Sie selbst führt schon lange eins und findet diese Ausdrucksform recht praktisch.


    Bridget kann sich mit dem Gedanken anfreunden und trägt dort - wie Joan auch - ihre täglichen Erlebnisse im Seniorenheim ein. Ihre Wahrnehmung der Ereignisse ist jedoch häufig eine andere als die ihrer besten Freundin. Während Bridget ein eher "liderliches Frauenzimmer" ist, sich nach wie vor als Bühnenstar fühlt und eine eher rosarote Betrachtungsweise ihres Lebens hat, ist Joan solide und bodenständig. Zwei konträre Persönlichkeiten, die dennoch auf liebenswerte Art zueinander halten.


    "Pasta zum Abendessen. Joan sagt, die Nudeln heißen Tagliatelle. Ein echter Zungenbrecher!


    Pasta zum Abendessen. Es gibt Penne, aber ich habe Bridget gesagt, es sind Tagliatelle. Nur um zu sehen, wie ihr die Zähne herausfallen, wenn sie es auszusprechen versucht."


    Ich habe "Bridgets und Joans Tagebuch" an einem Nachmittag weggelesen. Die Tagebucheinträge der beiden alten Damen sind so köstlich, dass sich der Leser vor Lachen kringelt. Bridgets verschobene Wahrnehmung, in der sie immer noch von allen, der Männerwelt im besonderen, angehimmelt wird, sorgt für etliche Lacher. Vor allem dann, wenn sie mal wieder Joans Streichen auf den Leim geht und nicht merkt, dass diese ihr Sekundenkleber in die künstliche Hüfte gespritzt oder Wasser in ihre Wodkaflasche gefüllt hat. Ich mag ganz besonders Joans schwarzen Humor und ihre sarkastische Betrachtungsweise.


    Ich weiß nicht, wer hinter dem Pseudonym der beiden alten Damen steckt, aber er oder sie hat sich perfekt in sie hineinversetzt und einen Roman geschaffen, der perfekt unterhält. Ein verschenktes Reisetagebuch lässt darauf hoffen, dass wir weitere Geschichten des illustren Duos zu lesen bekommen. Darauf freue ich mich schon jetzt!